Über den Tellerrand...

Was Prinz Charles und Iron Maiden haben, Angela Merkel jedoch nicht

Norbert Breuer
Autor
Veröffentlicht am: 22.10.2018

Auf einen Blick

  • Berufstests im Internet sind vor allem dann unterhaltsam, wenn man statt seiner eigenen Person Prominente testet.
  • Unser Autor Norbert J. Breuer hat es ausprobiert und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
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Ich weiß nicht, ob es Ihnen zuweilen so ergeht wie mir: Wenn mein Chef keine drohenden Schatten wirft und eine gewisse nachmittägliche Schlaffheit mich umfängt, klicke ich unlustig querbeet im Internet herum.

Heute beispielshalber habe ich siebzehn Botschaften von Mailerinnen wie Frau Eleni Noe, wohnhaft Wiesendamm 20 in Berlin, erhalten, die vorgeblich einen tiefen und bestürzten Einblick in meine Krankenversicherungsstruktur genommen und mich in fieberhafter Wohlwollenheit für irgendetwas weit Besseres gewinnen möchten.

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Immerhin dreizehn Mails stammen von tiefsündigen Damen, die sich nur mit Vornamen vorstellen und mir zuflüstern: "Hey, so ein attraktiver Mann ist bestimmt nicht gegen Dating. Willst Du mich ... (hier Auslassung, da nicht seniorenfrei ...)? – oh komm zu mir!" Nicht nur Elke ("Hallo Hubscher"), Grit und die hemmungslose Ilse schreiben mir ganz ähnlich. Ich schaue in den Bürospiegel: Nein, die E-Mails können unmöglich für mich sein.

Wir hatten hier wieder eine wochenlange Internet-Störung; womöglich erklärt dies, dass ich mit den E-Mails anderer Zeitgenossen beschickt werde. So erklärt sich wohl auch eine Nachricht von Engineer Mohammed Haitham Hilal aus Al-Hal Souk, der mich und meine Familie grüßt und Millionen in Immobilien hier bei mir vor der Haustür investieren will, wofür ihm mein Ministerpräsident sicher die Füße küssen wird.

Auch Dr. Thabu Zulu aus Johannesburg schreibt mir ganz unverhofft. "Ich habe Sie kontaktiert um Ihnen dabei zu assistieren Anspruch auf einen Betrag von 6,5 Millionen US Dollar, hinterlassen von der Verstorbener Herr Strauss, zu erheben, bevor es von Old Mutual Versicherung Firma konfeziert wird", (sic). Das ist ne Menge Bimbes. Doch angesichts der postkommunistischen Erbschaftsteuersätze hierzulande mochte ich das Anerbieten denn doch nicht weiter vertiefen. Ich muss ihm abschreiben.

Gelangweilt klicke ich weiter herum. Und stoße auf einen Berufstest mit dem Titel: "Erkenne Dein wahres Ich." Meine Trance ist wie weggeblasen. Kurz vor der Pensionierung ist es besonders interessant zu erfahren, was aus einem wohl geworden sein könnte – wenn. Eigentlich mochte ich ja Förster werden oder Ornithologe. Außer Waldspaziergängen und einem kriminell lauten Bürovogel wurde daraus aber weiter nichts.

Den Test selbst, über 70 holzschnittartige Fragen umfassend, fülle ich beherzt aus. Eine Frage lautet, ob ich lieber mit a) vernünftigen oder b) einfallsreichen Menschen zusammen sei und ob ich a) ernsthaft oder b) lässig sei. Selbiges ist bei mir allerdings tageszeitabhängig. Nehmen wir einfach mal zehn Uhr morgens, dann setze ich gemeinhin mein Dienstgesicht mit Abschreckungsgrad I auf.

Nach all der Mühe stellte sich dann auch noch heraus, dass ich exakt jenen Beruf ausübe, der zu mir passt. Enttäuschend. Schließlich hätte ich mich ja auch als Raumpilot oder Chefarzt entpuppen können. Gut, ich habe Höhenangst und kann kein Blut sehen. Dann muss ich das akzeptieren (aber fair ist es nicht, bei meinem IQ – falls denn der betreffende Test in Ordnung war).

Eigentlich hätte ich mich nun wieder meiner Arbeit zuwenden können. Aber ich hatte Feuer gefangen. Beispielshalber habe ich eine Nachbarin, die als speziellste Tratschbase weithin gilt. Ich füllte nun mit großem Einfühlungsvermögen und unter sonorem Gekicher den Fragebogen einfach stellvertretend für sie aus.

Wie sich zu meiner Verblüffung herausstellte, wäre sie am besten Kontrabassistin oder Konteradmiralin geworden. Aha, ich hätte ja eher auf Wiesn-Bedienungs-Oberaufseherin getippt. Was in den Leuten alles so drinsteckt.

Meine Freundin ist diplomierte Ökotrophologin – also in echt – und da schaute ich doch mal nach, was sie beruflich hätte werden sollen. Ergebnis: Kammerzofe. Soso. Dann werde ich das Spülen, Bettenmachen und Salatputzen mal gleich wieder zurückfahren, um ihr bei der Selbstverwirklichung behilflich zu sein. Ich bin ja nicht so.

Meine Schwester, eine gleichfalls durchaus dezent-kultivierte Zeitgenossin, umsorgt Menschenkinder apothekerisch. Eine völlig missglückte Berufswahl, denn wie sich mir jetzt auftat: Sie wäre besser Posaunistin oder Klempnerin geworden. Ich habe sie spornstreichs darüber unterrichtet, doch war mit ihr kein sachlicher Austausch möglich.

Natürlich kann ich den Test seriös nur für Menschen durchführen, die ich in- und auswendig kenne. Da alle Leute, außer mir, in Tests mogeln, sind meine durchweg objektiven Eingaben wahrheitsgemäßer. Mein Trick, wie ich in beruflichen Fragebogen Wahrheitsliebende von Lügenbolden unterscheide, ist simpel: Ich stelle so beiläufig die Frage, ob sie mitunter in der Nase bohren oder aber nicht. Wer "Nein" ankreuzt, fliegt.

Ich habe den Test – mein Chef ist immer noch nicht da, prima – dann auch, aus purem Amüsement, für bekannte Politiker gemacht. Das ist spaßig.

Bei Angela Merkel kommt immer nur Physikerin oder Pfarrerin heraus, nie Bundeskanzlerin. Ich prüfe mit Horst Seehofer hart gegen: auch nix von Bundeskanzler, Hufschmied hätte er also werden sollen, Respekt. Heiko Maas Brillendesigner, Claudia Roth Vize-Präsidentin einer Frauenreitergilde, Peter Altmaier Chefkoch, von der Leyen keinesfalls Büchsenmacherin, eher "Nachtschwester Ingeborg". Gauland brilliert als potentieller Balalaika-Zupfer im Chor der Don Kosaken. Bei Andrea Nahles kam jetzt nur Politikerin, durchweg, sonst gar nix. Vielleicht spinnen da die Test-Algorithmen.

Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac (1799 - 1850) warnte früh: "Ein verfehlter Beruf verfolgt uns durch das ganze Leben." Insofern sollte man endlich einen alternativen Test ausarbeiten, der die Talente zum Zweitberuf erspürt. Dann könnte man doch den womöglich ungeliebten alten beibehalten und sich flankierend etwas spannendem Neuen zuwenden.

Bruce Dickinson, der Frontmann von Iron Maiden, ist zum Beispiel Frachtpilot, das heißt, er arbeitete lange auch als solcher. Das finde ich beides ebenso löblich wie lärmend. Donald Trump spielt im Hauptberuf Golf und ein bisschen Playboy, wie's in dem Alter eben noch so hinhaut, ist aber nebenher auch Präsident. Das scheint mir etwas heikel. Golfballtaucher wäre hingegen optimal zum Erhalt der mentalen Fitness, denke ich, aber da muss man früh mit anfangen.

Wenn Prinz Charles einen Berufstest absolviert hätte, würde da immer "Prinz Charles" dringestanden haben. Er hatte ja nie eine Wahl. Er hätte sich sonst um den Job als Ravenmaster (= Rabenhüter) am Tower of London bewerben können; so hätte er der Monarchie ebenfalls eminent dienen können, denn der Legende nach geht die Monarchie zugrunde, wenn die Kolkraben den Tower verlassen (weswegen sie auch eingekäfigt werden). Doch aufgemerkt: Prinz Charles hat ja schon einen Zweitberuf – ist er doch der größte Ökobauer Großbritanniens und vertreibt zudem Bio-Kekse der noblen Marke "Duchy Originals".

Jetzt kommt gerade unsere junge, blonde Putzperle Agnetha ins Büro. Sie ist die meistumhegte Mitarbeiterin, denn wenn sie uns verließe – gottbewahre, eine neue ist schwerer zu finden als eine "Vorstandsmitgliedin" bei Großbanken – dann gingen wir im Gekrümel unter. Für sie mache ich den Test jetzt lieber nicht, am Ende kommt noch heraus, dass sie Facility Managerin – aufblähdeutsch für "Hausmeisterin" – werden sollte. Morgen schenke ich ihr eine Plakette mit der Aufschrift "Bei Ihnen ist es immer sauber" nebst einer Schachtel "Mon chéri" – Küsschen!

ist seit 1995 als internationaler Managementberater mit Schwerpunkt Deutschland/Frankreich tätig. Er bahnt auf Basis einer breitgefächerten Dienstleistungspalette Unternehmens-Zusammenarbeiten im Exportbereich an. Lange Jahre war er als Lehrbeauftragter (Univ. Metz, DFHI/HTW Saarbrücken, FH Trier) und bundesweit als IHK-Dozent tätig. Im staatlichen Auftrag war er als Deutscher Konsulent für Wirtschaftsförderungen der Schweiz und Österreichs delegiert. Schon früh ist Breuer als Buchautor – u.a. in den Verlagen CAMPUS und ULLSTEIN – hervorgetreten. Seine ausnehmend vielseitigen publizistischen Beiträge erscheinen im In- und Ausland. Mehr Information finden Sie unterwww.breuer-exportmarketing.de.

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