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Gebrauchtes E-Auto kaufen

ADAC im Interview: „Häufig liegt beim Sparen das E-Auto vorne.“

Kerstin Weinzierl
Redakteurin
Aktualisiert am: 11.12.2022

Auf einen Blick

  • Mit einem E-Auto, ob neu oder gebraucht, kauft man kein Produkt, sondern ein System aus Lademöglichkeiten, Förderung und Kfz-Versicherung etc.
  • Das Angebot von Elektroautos am Gebrauchtwagenmarkt wächst.
  • Gebrauchte E-Autos sind wegen den geringeren Kosten zur Wartung und zum Service attraktiv.
  • Der ADAC bietet mit seiner E-Auto Finanzierung Sonderkonditionen – attraktive Zinsen inklusive.
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Immer mehr werden in Deutschland die Fahrverbote für Dieselfahrzeuge drastisch verschärft. So gelten die Verbote in den Umweltzonen zahlreicher Innenstädte. Nur Diesel-Autos mit einer grünen Plakette dürfen dort derzeit hineinfahren. Doch damit nicht genug: Ab dem 1. Februar 2023 wird die Umweltzone beispielsweise in München erweitert. Hier sind dann auch Diesel-Autos der Schadstoffklasse Euro 4 verboten. Für manchen Autobesitzer und manche Autobesitzerin ein Grund, sich nach einem E-Auto umzuschauen. 

Das Gute vorweg: Gebrauchte Elektrofahrzeuge verteuerten sich in den letzten beiden Jahren weniger stark als Autos mit Verbrennungsmotor. Zudem werden sie mit Zuschüssen vom Staat subventioniert. Wenn auch Sie planen, ein gebrauchtes Elektroauto zu kaufen und zu finanzieren, dann haben Sie sicherlich einige Fragen. Im Interview verrät Ihnen Dr. Christian Buric, Unternehmenssprecher und Experte für Elektromobilität bei ADAC SE, viele Tipps zum Kauf und zur E-Auto Sonderfinanzierung*, wissenswerte Regeln und stellt Ihnen hilfreiche Dokumente zur Verfügung, damit der elektrische Gebrauchtkauf gelingt.

Herr Dr. Buric, was empfehlen Sie generell, beim Kauf eines gebrauchten E-Autos zu beachten?

Dr. Christian Buric: Der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Autos ist immer noch im Entstehen. Es gibt einfach noch nicht die Erfahrungswerte wie sie auf dem Verbrenner-Markt vorhanden sind. Dennoch: die ersten Leasing-Rückläufer, also Autos, die vor drei Jahren geleast wurden, oder auch Fahrzeuge von Elektroautofahrern, die ein Fahrzeug einer früheren Generation hatten und sich jetzt mit einem neuen Modell „updaten“, kommen immer mehr auf den Markt.

Auch zu bedenken: Online-Plattformen gibt es viele und die Händler sind nicht immer optimal geschult beim Thema „Elektro“. Daher ist es wichtig, sich über sein gebrauchtes Wunschauto ganz genau zu informieren – und zwar auch bei Experten.

Das heißt, ich sollte mich als Käuferin eines E-Autos im Vorfeld gut vorbereiten?

Buric: Wie bei jedem Autokauf auch, sollten Sie sich vorweg Gedanken über Ihre persönlichen Vorlieben wie Größe, Ausstattung etc. machen. Beim E-Auto kommt hinzu, welche Reichweite und Ladetechnologie auf der Wunschliste steht.

Studien belegen, dass Deutsche im Schnitt 40 Kilometer täglich mit ihrem Auto zurücklegen. Dafür ist ein E-Auto – auch ein gebrauchtes – auf jeden Fall ausreichend. Es braucht hierzu nicht mal eine besonders große Batterie. Bei Berufspendlern sieht es etwas anders aus: Diese schaffen mit einem Elektroauto auch leicht Strecken von mehreren hundert Kilometern am Tag. Für E-Autos der neueren Generation ist das kein Problem.

Dass das E-Auto ein reines Stadt-Auto ist, ist ein Mythos, der oft von E-Auto-Gegnern vorgebracht wird. Aber, bei E-Autos der ersten Generation sollte man einen guten Überblick haben, was diese an Pendlerstrecke schaffen, wie der Fitnessgrad der Batterie ist und ob man beim Arbeitgeber laden kann. Lademöglichkeiten Zuhause und beim Arbeitgeber halte ich insbesondere beim Thema „Pendeln“ für unerlässlich. Nur öffentlich zu laden, treibt die Betriebskosten eines E-Autos in die Höhe. Der Strompreis hat sich, auch wenn er nicht so volatil ist wie fossiler Brennstoff, außerdem stark erhöht in den letzten Wochen. Dennoch ist der „Heimstrom“ günstiger als das Energiezapfen an öffentlichen Ladestationen.

Dr. Christian Buric, Unternehmenssprecher bei der ADAC SE

Dreh- und Angelpunkt beim E-Gebrauchtkauf ist demnach die Batterie?

Buric: Genau. Da ihre Ladeleistung und -technologie maßgeblich sind, wie Sie Ihr E-Auto letztlich einsetzen. DC-Gleichstrom-fähige E-Autos sind schnell wieder aufgeladen und auch für den längeren Streckeneinsatz einsetzbar. Während Batterien, die nur mit AC-Wechselstrom geladen werden können, einige Stunden oder sogar die ganze Nacht benötigen, um wieder für die gewünschte Reichweite verfügbar zu sein.

Interessant im Gebrauchtwagenmarkt: ein Renault Zoe in der entsprechenden Ausstattung kann für ein E-Auto relativ schnell AC laden, auch wenn er keinen DC-Anschluss hat. Hier lohnt es sich nachzufragen.

Und auch beim AC-Laden muss man genau hinschauen. Fragen Sie den Verkäufer auch nach dem Bordladegerät im gebrauchten Wunschstromer. Das Auto muss zur Lademöglichkeit passen. Die möglichen Ladeleistungen variieren von 3,7 bis 22 Kilowatt.

Interessant ist in puncto gebrauchter Batterie ein Erfahrungswert aus der Tesla-Welt. Schließlich sind diese Autos am längsten auf dem Markt. Die Universität Eindhoven hat festgestellt: Im Durchschnitt liegt die Restkapazität von Li-Ionen-Batterien (Tesla) nach 240.000 Kilometern bei circa 92 Prozent. Entsprechend hoch ist der Restwert.

Nun altern Batterien bekanntermaßen mit ihren Ladezyklen. Gibt es Herstellergarantien, die auch für gebrauchte greifen?

Buric: In der Regel geben die meisten Hersteller eine Garantie von acht Jahren beziehungsweise etwa 160.000 Kilometern und mehr. Auf diese Bedingungen haben sich viele Hersteller geeinigt. Danach sollte auch der potenzielle Käufer eines gebrauchten E-Autos unbedingt fragen.

Und was passiert, wenn dieses Garantieversprechen nicht eingehalten wird?

Buric: Ganz einfach. Erreicht beispielsweise ein Akku nach sechs Jahren Betrieb 70 Prozent Kapazität nach einer Vollladung nicht mehr, könnte ein Garantiefall geltend gemacht werden. Wichtig zu bedenken: Falls nach einigen Jahren der Akku einen Fehler hat, muss in den meisten Fällen nicht gleich die ganze Traktionsbatterie getauscht werden. Es können oft auch Module oder einzelne Zellen getauscht werden, was weniger kostspielig ist.

Dennoch empfiehlt der ADAC Käuferinnen und Käufern, den Akku prüfen zu lassen. Wichtig ist ein sogenannter SOH-Check (State of Health) der Batterie. Diesen sollte der Verkäufer des Pkws nachweisen können. Denn bei regelmäßigen Wartungen und Checks in der Herstellerwerkstatt werden die Antriebsbatterien auf ihren Zustand überprüft. Können die Prüfprotokolle zusammen mit dem Scheckheft vorgezeigt werden, ist das gut, wenn nicht, lieber Vorsicht walten lassen.

Wichtig generell: Das E-Auto kann mit den Jahren zwar an Reichweite verlieren, die Batterie ist aber robuster als allgemein angenommen. Und ebenso wichtig für das Verständnis beim E-Auto: Reichweiteneinbußen sind mit den Jahren zwar möglich, aber das heißt nicht, dass das E-Auto auch Leistungseinbußen hat.

Kann ich mich zu einem solchen Batterie-Gesundheitscheck an den ADAC wenden?

Buric: Ja, klar. Hier lohnt es sich, beim ADAC in der Umgebung zu fragen. Der ADAC ist ja regional organisiert und man erfährt vor Ort mehr über ein Batterie-Check-Angebot des Clubs.

Empfehlen Sie neben dem SOH-Check eine Untersuchung des Gebrauchtwagens durch einen Sachverständigen?

Buric: Einen Sachverständigen für die Gesamtkonstitution des Autos hinzuzuziehen, ist nie verkehrt, auch wenn beim E-Auto die Batterie das wichtigste und teuerste Teil ist.

Nach SOH-Check, zusätzlicher Untersuchung und Probefahrt kommt es zur Kaufentscheidung. Wie können sich die Vertragsparteien bei Mängeln absichern?

Buric: Es kommt natürlich immer auch darauf an, wie jemand sein Auto gefahren und gepflegt hat, auch beim E-Auto. In puncto Kaufvertrag für elektrische Autos kann ich noch den Vordruck des ADAC empfehlen. Er gibt rechtliche Orientierung und ist von den ADAC-Juristen gecheckt.

Sollten Käuferinnen und Käufer eines E-Autos mit zusätzlichen Kosten kalkulieren?

Buric: Es ist sinnvoll und wirtschaftlich auch das gebrauchte E-Auto zu Hause zu laden und wenn möglich auch beim Arbeitgeber. Die Investition einer Wallbox ist notwendig. Die Kosten dafür belaufen sich etwa zwischen 300 und 2.500 Euro. Wichtig: Es muss keine Wallbox mit 22 kW Ladeleistung sein. Eine 11-kW-Wallbox reicht in den allermeisten Fällen völlig aus.

Wenn man erstere will, muss man außerdem wissen, dass diese genehmigungspflichtig ist, und zwar durch den lokalen Energieversorger. Und auch Mieter brauchen eine Wallbox. Rein rechtlich ist deren Position gestärkt worden. Dennoch sollte man unbedingt mit der Hausverwaltung sprechen und sich gemeinsam auf eine Wallbox-Lösung einigen.

Die Stromkosten für einen Pendler zu kalkulieren, ist aufgrund der jeweils individuellen Strecken, individueller Fahrzeuge und aufgrund des Strompreises nicht pauschal möglich. Hier lohnt es sich, wenn die eigenen Anforderungen ans E-Auto und die Strecke klar ist, mit Experten zu sprechen und diese mit dem heimischen Strompreis und den Ladekosten beim Arbeitgeber abzugleichen.

Zudem kann das Aufladen beim Arbeitgeber kostenlos sein.

Buric: Richtig. Viele Arbeitgeber bieten Ladestrom gratis an. Vor allem, wenn Unternehmen die Elektromobilität fördern wollen. Hat man ein Eigenheim lohnt es sich auf jeden Fall auch den Strom selbst zu produzieren. In dem Fall ist eine Solaranlage als Investition eine Option, wofür es eine staatliche Förderung gibt.

Das E-Auto, auch der Gebrauchtstromer, ist demnach kein Produkt, sondern ein System. Wallbox, sonstige Ladearten und -notwendigkeiten, Bezahlmöglichkeiten, Förderungen, Kfz-Versicherung etc. sollten beim Kauf immer mitbedacht werden.

Kann man aktuell überhaupt sagen, mit welchem Antrieb man günstiger fährt? Schließlich sind weder Sprit- noch Strompreise alles andere als günstig.

Buric: Ein wesentlicher positiver Punkt, neben der lokalen Emissionsfreiheit, ist beim E-Auto, dass im Vergleich zu fossil betriebenen Fahrzeugen vorausschauend bei Wartung und Service sogar gespart werden kann. Unsere Spezialisten rechnen stets genau nach und vergleichen Kosten von Benzinern, Diesel-Pkw und Elektroautos. Häufig liegt beim Sparen das E-Auto vorne.

Aber auch der staatliche Umweltbonus trägt zur Kostenersparnis bei. Diese wird allerdings heruntergefahren. Und Plug-in-Hybride werden nächstes Jahr gar nicht mehr gefördert. Der staatliche Anteil für neue reine Elektroautos bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro wird ab dem kommenden Jahr voraussichtlich auf maximal 4.500 Euro sinken – bis zu 65.000 Euro netto auf 3.000 Euro. Dazu kommt dann noch der Herstelleranteil. Umso wichtiger wird es, auf die Autokosten insgesamt zu schauen.

Apropos Kosten: Für Benziner und Diesel hat sich die Kfz-Steuer seit dem Jahr 2021 deutlich erhöht. Und für E-Autos?

Buric: Da die Bundesregierung die E-Mobilität fördert, damit mehr Elektrofahrzeuge auf die Straßen kommen, sind voll elektrisch betriebene Autos von der Kfz-Steuer befreit. Die Steuerbefreiung für vollelektrische Autos gilt noch einige Jahre und nicht, wie oft zu hören, zehn Jahre ab Kaufzeitpunkt.

Vielmehr ist es so: Elektroautos sind bis 31.12.2030 von der Kfz-Steuer befreit. Keine Kfz-Steuerbefreiung gibt es für Plug-in-Hybride. So werden klimaschädliche Fahrzeuge, also solche mit einem hohen CO2-Ausstoß, werden vom Staat höher, solche mit niedrigem Ausstoß geringer besteuert. E-Autos sind lokal emissionsfrei und somit steuerbefreit. Ein immer noch wichtiger Einsparfaktor, der die nächsten acht Jahre bleibt.

Der ADAC bietet bei seinem Autokredit speziell für E-Autos Sonderkonditionen. Ist ein Abschluss für jeden möglich?

Buric: Richtig. Mitglieder – und ganz wichtig, auch Nicht-Mitglieder – können mit dem ADAC ihre elektrischen Fahrzeuge, Plug-in-Hybride sowie Hybride mit einem effektiven Jahreszins in Höhe von 4,49 Prozent über alle Laufzeiten ab 12 bis 96 Monate finanzieren. Finanziert werden können nicht nur Neufahrzeuge, sondern auch gebrauchte elektrische und teilelektrische Pkws aller Hersteller und Marken.

Der ADAC Autokredit ist somit ein Angebot für alle Verbraucherinnen und Verbraucher. Können Ihre Mitglieder von besonderen Vorteilen profitieren?

Buric: ADAC Mitglieder können kostenlos sondertilgen. Sondertilgungen sind Rückzahlungen, die ein Kreditnehmer zusätzlich zu den regelmäßigen Rückzahlungen leisten kann, für die aber in der Regel eine Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen ist. Diese entfällt für Mitglieder.

Sind bei der Kfz-Versicherung für E-Autos zusätzliche Dinge zu beachten?

Buric: Eine gesonderte Autoversicherung ist wichtig. Die Kfz-Versicherung sollte einen speziellen Akku-Schutz enthalten, Kabel sollten extra versichert sein. Im Fall eines Brandes empfiehlt sich auch, dass die Versicherung auch die Kosten für ein Containerbad des Autos übernimmt. Denn ein E-Auto brennt zwar nicht häufiger als ein fossil betriebenes Auto. Aber wenn es brennen sollte, ist es ein chemischer Brand, der einen speziellen Umgang benötigt.

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Wie bewertet der ADAC die aktuelle Ladeinfrastruktur in Deutschland?

Buric: Der ADAC äußert sich dahingehend, dass die öffentliche Ladeinfrastruktur zum Hochfahren der Elektromobilität ausgebaut werden sollte. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass über 80 Prozent der bisherigen Ladeaktionen zuhause oder beim Arbeitgeber stattfinden. Mobilität und der heimische Bereich wachsen also zusammen. Das sieht man beim Thema Wallbox, aber auch beim Thema Photovoltaik beziehungsweise autarke Stromerzeugung.

Die Frage zum Schluss: Sind Sie bereits auf ein E-Auto umgestiegen?

Buric: Ich habe die Möglichkeit, seit vielen Jahren immer wieder E-Fahrzeuge zu fahren. Schon vor zehn Jahren bin ich ganz ohne Infrastruktur mit dem E-Auto auf einer langen Tour gewesen, damals für das ADAC-Reisemagazin.

Privat fahre ich mit meiner Familie noch einen Benziner. Ich suche immer noch das familienfähige E-Auto, das auch preislich passt. Insofern befinde ich mich leider schon seit längerem im Dilemma zwischen Warten und Starten. Was mich neben der lokalen Emissionsfreiheit und der Steuerfreiheit zum E-Auto treiben wird, ist der THG-Bonus. Der ADAC übernimmt hier den Zertifikatshandel. Als ADAC Mitglied mit E-Auto erhält man hier 350 Euro plus 20 Euro als Mitglied – in Summe jährlich 370 Euro.

Vielen Dank, Herr Dr. Buric, für das Gespräch.

Über die Redakteurin Kerstin Weinzierl

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"Back-to-the-Roots", dieses Motto war ausschlaggebend, dass Kerstin Weinzierl sich 2018 bei biallo.de bewarb. Zuviel "IT-Gedöns" prägten ihre berufliche Vorgeschichte. Dabei vermisste sie die Kreativität, das Schreiben und die journalistische Arbeit. Die Themen von biallo.de sind schlichtweg spannend und dieser Meinung ist sie heute noch. Guter Content ist für Kerstin nicht nur trendig, sondern auch immer vorausschauend. Daher fühlt sie sich in den Themenwelten der Digitalisierung und Nachhaltigkeit besonders wohl. Somit weckten auch die Robo-Advisor und Fintechs sofort ihr Interesse und in diesen Bereichen konnte sie schnell ihre Expertise ausbauen. Privat verbiegt sich Kerstin beim Yoga oder ist mit ihrer Familie gerne auf dem heimischen Ammersee mit dem SUP Board.

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