Ein Wohnmobil kostet in der Anschaffung eine Stange Geld – 50.000 Euro sind schnell ausgegeben, dazu kommen Fix- und Betriebskosten, die pro Jahr ebenfalls einen gut vierstelligen Betrag ergeben. Aber selbst wenn man das Wohnmobil intensiv für sämtliche Urlaubsreisen im Jahr nutzt und auch noch an einigen Wochenenden auf Kurztrips geht: Von den 52 Wochen im Jahr steht es mindestens 40 Wochen ungenutzt herum. Warum in dieser Zeit nicht durch Vermietung Geld verdienen, um die Kostenbelastung zu reduzieren?
Das Wohnmobile auf eigene Faust zu vermieten, ist allerdings eher mühsam: Man muss Interessenten für sein Fahrzeug finden, Zahlung und Vermietung abwickeln und außerdem aufpassen, dass der Versicherungsschutz stimmt, damit man nach einem Unfall nicht auf den Kosten sitzen bleibt. An diesem Punkt kommen Sharingportale ins Spiel: Vergleichbar mit dem Haus- und Wohnungsvermittler Airbnb, bringen Portale wie Paulcamper, Yescapa, Campanda oder Goboony Miet- und Vermietinteressenten zusammen. Buchung, Bezahlung und Versicherungen werden vom Portal erledigt, Übergabe und Rückgabe des Fahrzeugs und Klärung aller Sonderwünsche und Details erfolgt direkt zwischen Mieter und Vermieter.
Wohnmobil kaufen oder (ver)mieten
Wer ein Wohnmobil nur gelegentlich für zwei, drei Wochen Urlaubsreisen nutzen will, ist aus rein finanzieller Sicht besser bedient, wenn er sich einen Camper mietet. Selbst wenn in der Hochsaison eine Woche rund 1.000 Euro Miete kostet, liegt das weit unter den Kosten für ein eigenes Fahrzeug – vor allem, wenn man den Wertverlust mitrechnet.
Anders sieht die Sache aus, wenn man häufiger im Jahr auf Reisen gehen will oder vor allem spontan zu Wochenendtouren aufbricht. Dann ist Mieten umständlich oder gar nicht möglich, weil die Mindestmietdauer den Preis in die Höhe treibt – oder die Vermieter ausgebucht sind. Für Vielnutzer ist also das eigene Wohnmobil erste Wahl. Und dann können Sie die Kosten deutlich senken, wenn sie Ihr Wohnmobil vermieten.
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Wohnmobil über ein Wohnmobil-Sharingportal vermieten – wie funktioniert das?
Wer schon einmal bei eBay etwas verkauft hat, findet sich auch bei den Portalen schnell zurecht. Nach der Anmeldung ist es die wichtigste Aufgabe, eine Verkaufsanzeige für sein Fahrzeug zu gestalten. Dabei helfen aussagekräftige Bilder, durch die der Interessent einen guten Eindruck vom Wohnmobil und seiner Ausstattung erhält, sowie eine ausführliche Beschreibung.
Den Tagesmietpreis legt der Vermieter selber fest. Dabei kann man Saisonzeiten definieren mit unterschiedlichen Miethöhen. Beim geforderten Mietpreis kann man sich an den Mieten für vergleichbare Fahrzeuge im Portal oder bei professionellen Vermietern orientieren.
In diesem Preis sind für den Mieter alle Kosten, vor allem die Versicherungen, enthalten. Er zahlt, wenn die Buchung zustande kommt, an das Portal. Dieses leitet das Geld an den Vermieter weiter – zieht aber Provision und Versicherungsprämien ab. Die Kaution – meist in Höhe von 1.500 Euro – zahlt der Mieter direkt bei Abholung an den Vermieter und erhält sie von dem auch wieder zurück, wenn bei der Rückgabe keine Schäden festgestellt werden.
Wie viel Geld bringt es, sein Wohnmobil privat zu vermieten?
Wie viele Tage ein Wohnmobil vermietet wird, hängt von vielen Faktoren ab: Wie intensiv nutzt der Besitzer das Fahrzeug selber – gerade in den Hochsaisonzeiten –, wie attraktiv ist das Wohnmobil, stimmt der Preis?
Bei Paulcamper, dem führenden Portal in Deutschland, unterscheidet man klar zwischen zwei Gruppen: Gelegenheitsvermietern, die der Sharing-Idee anhängen und sich als Teil einer Community verstehen, und Vermietern, die möglichst viel Geld verdienen möchten. Wer das Vermietgeschäft nur nebenbei betreibt, um einen Teil seiner Kosten wieder hereinzuholen, lässt es häufig bei vier oder fünf Vermietungen pro Jahr. Weil die Durchschnittsbuchung zehn Tage beträgt, wären das 40 bis 50 Vermiettage im Jahr.
Allerdings hat Paulcamper auch Vermieter, die auf 160 Vermiettage kommen – und etliche, die dann ein zweites oder drittes Fahrzeug anschaffen. 160 Tage im Jahr bedeuten dabei noch keine grundlegenden Einschränkungen für die Eigennutzung. Einmal mit einem Durchschnittspreis von 100 Euro am Tag kalkuliert, sind das bei Gelegenheitsvermietern 4.000 oder 5.000 Euro Einnahmen im Jahr, bei 160 Tagen sind es 16.000 Euro. Allerdings ist das nur ein Teil der Wahrheit.
Das schmälert Ihre Mieteinnahmen
Von den Bruttomieten kommen aber nur rund 60 bis 70 Prozent beim Vermieter an. Bei Paulcamper zum Beispiel wird für die Vermittlung eine Provision von 15 Prozent berechnet. Für das Versicherungspaket, das für die Zeit der Vermiettage Haftpflicht- und Vollkaskorisiko übernimmt und auch einen Schutzbrief umfasst, werden ebenfalls 15 Prozent berechnet, je nach Fahrzeugwert sogar bis zu 30 Prozent.
Für Gelegenheitsvermieter ist diese pauschale Versicherung auf jeden Fall die bessere Wahl. Wer mehr als 100 Tage Vermietung im Jahr anpeilt, ist mit einer eigenen Selbstfahrervermietversicherung besser bedient. Die kostet je nach Fahrzeugwert um die 2.200 Euro im Jahr.
Auf diesen Portalen finden Sie einen Mieter
Mit mehr als 12.000 angebotenen Fahrzeugen ist Paulcamper (paulcamper.de) in Deutschland das größte Portal. Europäisch ausgerichtet ist Yescapa (yescapa.de). Das französische Portal hat Anfang 2021 das deutsche Start-up Share-a-Camper übernommen. Aus den Niederlanden stammt Goboony (goboony.com). Campanda (campanda.de) wirbt mit mehr als 26.000 Mietfahrzeugen europaweit.
Die internationalen Anbieter sind vor allem interessant für Mieter, die zum Beispiel in Frankreich oder England auf Wohnmobiltour gehen, aber die lange Anreise mit dem eigenen Auto, Bahn oder Flugzeug erledigen wollen. Die potenziellen Mieteinnahmen stellen alle Portale durchaus optimistisch, aber nicht unrealistisch dar.