


Auf einen Blick
Wohin tendieren die Zinsen für Baugeld? Ist eine Wende in Sicht oder hält die Niedrigzinsphase an? Für Sie als Verbraucher sind diese Fragen vor allem dann von Bedeutung, wenn es darum geht, sich für fünf, zehn oder 15 Jahre an ein Institut vertraglich zu binden. Ein Zinsvergleich lohnt sich, da die Banken unterschiedliche Strategien verfolgen, die direkten Einfluss auf die Konditionen haben.
Während die meisten Institute für eine langfristige Bindung von zehn Jahren höhere Zinsen im Vergleich zu fünf Jahren berechnen, sind die Konditionen bei den nachfolgenden Kreditanbietern genau umgekehrt: Die kurze Bindung ist teurer als eine mittelfristige. So das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des Verbraucherportals biallo.de.
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Die Zinsen der Postbank beispielsweise liegen für einen Kreditzeitraum von fünf Jahren bei effektiven 1,59 Prozent. Bei einer zehnjährigen Festschreibung zahlen Sie pro Jahr aber nur 1,19 Prozent pro Jahr.
"Die weniger attraktiven Sollzinsen bei fünfjähriger Zinsbindung im Vergleich zu zehn Jahren sind das Ergebnis diverser Einflussfaktoren", sagt Norbert Geiser, Baufinanzierungsexperte bei der Postbank.
So spiele eine Rolle, dass trotz laufzeitbedingt niedrigerer Refinanzierungs-Sätze im Rahmen der Produktkalkulation unter anderem gleiche Kostenpositionen wie Akquisitions-, Prüf- und Bearbeitungs- sowie Wertermittlungsaufwand in der halben Zinsbindungszeit berücksichtigt werden müssten.
Geiser hält einen Zinsanstieg in absehbarer Zeit für unwahrscheinlich: "Die Zinsen für Hypothekendarlehen dürften sich auf Jahressicht im Bereich ihrer aktuellen Niveaus bewegen und längerfristig auf niedrigem Niveau verharren." Er schließt Negativzinsen für Baufinanzierungen nicht grundsätzlich aus, erwartet diese jedoch nicht für 2020.
Die Commerzbank berechnet für eine fünfjährige Zinsbindung effektiv 0,81 Prozent und ruft bei zehn Jahren 0,61 Prozent pro Jahr ab. Falko Schöning, Leiter Baufinanzierung der Commerzbank AG, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich auch die Preisunterschiede zwischen einer fünf- und zehnjährigen Bindung im Laufe des vergangenen Jahres deutlich reduziert haben.
Von einem kurz- oder mittelfristigen Zinsanstieg bei Baugeld geht auch Eva Grunwald, Leiterin Immobiliengeschäft für Privat- und Firmenkunden in Deutschland bei der Deutschen Bank, nicht aus: "Aufgrund der von der Europäischen Zentralbank im vergangenen September angekündigten weiteren Anleihekäufe fielen die Kapitalmarktzinsen und in der Folge auch die Hypothekenzinsen auf neue Allzeittiefstände."
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Die Neuvergabe von Hypothekenkrediten sei daher deutlich angestiegen. Im Jahr 2020 dürften sich die fünf- bis zehnjährigen Hypothekenzinsen auf einem Niveau von 1,2 Prozent seitwärts bewegen, so die Deutsche-Bank-Expertin: "Es ist aus unserer Sicht eher unwahrscheinlich, dass die Hypothekenzinsen in absehbarer Zeit wieder auf über zwei Prozent ansteigen", so Grunwald.
Die Deutsche Bank stellt derzeit 1,16 Prozent für eine fünfjährige Bindung und 0,82 Prozent pro Jahr für zehn Jahre in Rechnung. Das Institut begründet dies damit, dass die mit der Gewährung eines Baudarlehens verbundenen Kosten anteilig auf die Dauer der Zinsfestschreibung in den Darlehenszins einkalkuliert werden. In der aktuellen Niedrigzinsphase sei es ohnehin für die meisten Kunden ratsam, sich für eine Zinsbindung von 15 Jahren oder länger zu entscheiden.
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Die Allianz Baufinanzierung als Teil der Allianz Lebensversicherungs-AG hat sich auf besonders lange Laufzeiten bis zu 40 Jahren spezialisiert und ruft für eine fünfjährige Bindung 0,73 Prozent, für eine zehnjährige 0,65 Prozent effektiv pro Jahr ab.
"Wir legen die Gelder, die uns unsere Kunden für ihre Altersvorsorge anvertrauen, auch in Hypotheken an. Je länger die Laufzeiten bei einer Baufinanzierung sind, desto besser können wir langfristig planen. Davon profitieren unsere Kunden, erklärt Stefan Kohler, Leiter Allianz Baufinanzierung.
Die Allianz rechnet ebenfalls nicht mit Veränderungen bei der Zinsentwicklung. "Momentan gehen wir von einem gleichbleibenden Zinsniveau aus – mit leichter Tendenz nach oben", so Kohler.
Er rät Kunden, die eine Finanzierung planen, die persönliche Finanzstrategie im Auge zu behalten. Bei einer guten Finanzierungslösung bleibe dem Kunden genügend finanzieller Spielraum, um auch eine Autoreparatur oder eine neue Waschmaschine bezahlen zu können.
Wer ein Volltilgerdarlehen wählt, kenne bereits zu Beginn der Finanzierung die Höhe von Zins- und Tilgungsraten für die gesamte Laufzeit, erklärt der Allianz-Experte und fügt hinzu: "Entscheidet sich ein Kunde für eine kürzere Zinsbindung, sollte er sicher sein, dass ihn bei der Anschlussfinanzierung auch ein deutlicher Zinsanstieg nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringt."
Auch Thomas Hein, Experte Baufinanzierung bei der ING, sieht für das laufende Jahr keine Anzeichen eines Zinsanstieg: "Die Bauzinsen werden auch in 2020 auf einem weiterhin niedrigen Niveau verharren. Dies gilt insbesondere für kurze Zinsbindungen, also fünf Jahre Laufzeit."
Abhängig von den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erwarte man allerdings – wie auch 2019 – deutliche Schwankungen innerhalb des Jahres.
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Die Experten sind sich einig, dass kurz- und mittelfristig bei Baugeld nicht mit Zinserhöhungen zu rechnen ist. Sie sollten bei Ihrem Finanzierungsmodell auf die persönliche Strategie achten und Konditionen vergleichen. Da bei den genannten Instituten eine zehnjährige Zinsfestschreibung attraktiver ist als eine fünfjährige, bieten sich zehn Jahre an. Das garantiert Ihnen auch Planungssicherheit.