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Grüne Geldanlage

Grüne und nachhaltige ETFs – Was ist das?

Thomas Öchsner
Autor
Veröffentlicht am: 28.09.2021

Auf einen Blick

  • Nachhaltige ETFs können Anleger an bestimmten Kürzeln im Fondsnamen erkennen.
  • Nicht überall, wo nachhaltig draufsteht, ist allerdings auch Nachhaltiges drin.
  • Biallo.de erklärt, was bei der Auswahl hilft und nennt die Testsieger.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Was sollen nachhaltige ETFs überhaupt sein? 
  2. Wie gehen die Anbieter von nachhaltigen ETFs vor? 
  3. Wie erkennt man, ob ein ETF als nachhaltig angeboten wird? 
  4. Wer bewertet und testet die Nachhaltigkeit von ETFs? 
  5. Welche nachhaltigen ETFs schneiden besonders gut ab? 
  6. Was sind die Nachteile von nachhaltigen ETFs? 
  7. Was sind die Vorteile von nachhaltigen ETFs? 

Vielleicht geht es Ihnen auch so: Sie wollen Geld anlegen – und am liebsten noch ein gutes Gewissen dabei haben. Und möglichst günstig soll das Ganze auch noch sein. So denken immer mehr Menschen und setzen deshalb auf nachhaltige ETFs (Exchanged Traded Funds). Ständig kommen neue ETFs auf den Markt, die sich nachhaltig nennen und in denen die Aspekte Umweltschutz, Soziales und gute Unternehmensführung eine besondere Rolle spielen sollen. 

Und täglich fließen weltweit Millionen in diese Produkte, weil Anleger und Anlegerinnen nicht nur gut verdienen, sondern auch „was fürs Klima“ oder „die Menschenrechte“ tun wollen. Aber vielleicht fragen Sie sich auch: Wie finde ich einen nachhaltigen ETF? Und sind in solchen Fonds, die einen bestimmten Aktienindex abbilden, auch wirklich nachhaltig wirtschaftende Unternehmen drin? Biallo.de gibt Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen. 

 

Was sollen nachhaltige ETFs überhaupt sein? 

ESG – die drei Buchstaben kennen Sie vermutlich schon. Sie werden mit nachhaltiger Geldanlage stets verbunden. E steht dabei für environmental, S für social und G für governance. Auch in nachhaltigen ETFs sollen also vor allem Aktien von Unternehmen stecken, die die Umwelt möglichst wenig schädigen, sich sozial vorbildlich verhalten, zum Beispiel bei den Arbeitsbedingungen, und auf eine gute Unternehmensführung Wert legen, etwa was Frauen in Führungspositionen angeht. 

Video: Grüne MSCI World ETFs: Besser als das Original?

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Wie gehen die Anbieter von nachhaltigen ETFs vor? 

Auch nachhaltige ETFs folgen einem bestimmten Börsenindex. Häufig handelt es sich dabei um Aktien-ETFs. Dafür werden meist nach einem bestimmten, vom Anbieter abhängigen System aus einem konventionellen Index die zum Beispiel 25, 50 oder 80 Prozent nachhaltigsten Aktien jeder Branche herausgesiebt, deren Kursentwicklung der ETF dann nachbildet. Bekannt ist dieses Prinzip als „Best-in-Class-Ansatz“. 

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Wie erkennt man, ob ein ETF als nachhaltig angeboten wird? 

In der Regel finden Sie in den Namen der Fonds Abkürzungen wie ESG, SRI oder Namenszusätze wie Sustainability, Enhanced oder Socially Responsible. „Die Anglizismen und Abkürzungen stehen für einen bestimmten Auswahlprozess, der für den ETF gilt. Herauszufinden, was genau dahintersteckt, ist allerdings selbst für interessierte Anleger recht aufwendig“, sagt Werner Hedrich, Deutschlandchef des Vermögensverwalters Globalance Invest, der sich auf nachhaltige Anlagen spezialisiert hat. 

Ein Beispiel: Der bekannte Weltindex MSCI World umfasst die Aktien von 1.557 Unternehmen (Stand: 31. August 2021) aus 23 Industriestaaten. Die Variante ESG Screened schließt gut 80 Firmen aus, bei ESG Enhanced Focus sind es mehr als 90. Am strengsten ist die SRI-Variante. Von den 1.557 Aktien bleiben hier nur 373 übrig. „Nur wer genau hinschaut, wird am Ende wissen, ob der jeweilige ETF mit dem Etikett nachhaltig zumindest einigermaßen dem persönlichen Wertekanon entspricht“, sagt Hedrich. 

 

Wer bewertet und testet die Nachhaltigkeit von ETFs? 

Die Zahl der Anbieter ist in Deutschland noch sehr überschaubar – und jeder hat seinen eigenen Bewertungsmaßstab. Dazu zählen neben der Stiftung Warentest das auf nachhaltige Geldanlage spezialisierte Internetportal Ecoreporter.

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergibt ein FNG-Siegel, das tragen bislang aber nur gemanagte Fonds. Auch die Ratingagentur Morningstar hat ein Nachhaltigkeitsrating entwickelt.

Dabei wird das Rating in fünf Globen dargestellt, fünf ist die Bestnote, eins die schlechteste Note. Unter globalanceworld.com können Anleger nachschauen, wie einzelne Unternehmen zur Klimaerwärmung beitragen. 

 

Welche nachhaltigen ETFs schneiden besonders gut ab? 

Die Stiftung Warentest hat im September 2021 einen Testbericht veröffentlicht. Darin schneiden am besten ab, der

  • Amundi MSCI World SRI
  • BNP Easy MSCI SRI S-Series 5% Capped
  • i-Shares MSCI World SRI
  • Lyxor MSCI World ESG Leaders Extra
  • UBS MSCI World Socially Responsible
  • UBS MSCI ACWI Socially Resonsible, der auch in Schwellenländer investiert.

Ecoreporter empfahl hingegen den Warburg Invest Global Challenges Indexfonds. Hier überprüft – wie bei vielen aktiv gemanagten nachhaltigen Fonds – sogar ein Beirat das strenge Nachhaltigkeitskonzept. Hinter Warburg Invest steht allerdings die Hamburger Privatbank M.M. Warburg – und die ist in die krummen Cum-Ex-Steuerspargeschäfte verwickelt. Am zweibesten schneidet bei Ecoreporter der Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit ETF von der Fondstochter der deutschen Sparkassen ab.

Für Biallo.de hat der Vermögensverwalter Hedrich, früher Deutschland-Chef der Ratingagentur Morningstar, eine Tabelle mit nachhaltigen ETFs zusammengestellt. Ein Teil der von anderen Testern ausgewählten ETFs finden Sie hier wieder. Eine Anlageempfehlung ist damit aber nicht verbunden. Entscheiden müssen Sie schon selbst – dabei sollten Sie zunächst schauen, welche nachhaltigen ETFs Sie bei Ihrem Broker, bei Ihrer Bank überhaupt bekommen, am besten ohne Kaufgebühren.

Eingeschränkt wird Ihre Wahl von vorneherein womöglich auch dadurch, dass Sie vielleicht einen Sparplan abschließen wollen – nicht immer sind die ETFs aber „sparplanfähig“. 

Name des Fonds / ISIN

Laufende Kosten in Prozent

Rating für Nachhaltigkeit von Morningstar

Wertentwicklung jährlich in Prozent 1 Jahr

Wertentwicklung jährlich in Prozent 3 Jahre

Globalance Footprint

Klimaerwärmungs-potential in Grad

iShares MSCI World SRI ETF USD Dist / IE00BDZZTM54

0,20

5

31,12

17,15

64,00

3,00

UBS(Lux)FS MSCI World SRI USD Adis / LU0629459743

0,22

5

32,36

16,29

64,00

2,90

Xtrackers MSCI WORLD ESG ETF 1C / IE00BZ02LR44

0,20

4

34,53

16,28

63,00

2,70

UBS(Lux)FS MSCI EMU SRI EUR Adis / LU0629460675

0,22

5

30,97

11,69

67,00

3,10

Amundi IS Amundi MSCI Wld SRI ETF DR / LU1861134382

0,18

5

31,70

16,38

64,00

3,10

iShares MSCI World ESG Enh ETF USD Dist / IE00BG11HV38

0,20

4

33,37

62,00

3,10

iShares MSCI Europe ESG Enh ETF EUR Dist / IE00BHZPJ676 

0,12

3

29,86

62,00

3,50

iShares Dow Jones Glb Sust Scrn ETF $Acc / IE00B57X3V84

0,60

4

29,50

13,67

62,00

3,10

Lyxor MSCI Wld ESG Ld Ext DR ETF Acc / LU1792117779

0,18

4

34,17

15,58

62,00

2,90

Quellen: Morningstar, Globalance. Stand: 17.09.2021. Morningstar-Rating von 1 (schlecht) bis 5 (gut). Globalance Footprint von 0 bis 100 Punkte. Globalance Klimaerwärmungspotential: So tragen die Unternehmen in den Fonds langfristig zur Klimaerwärmung bei von 1,3 bis 10 Grad laut www.globalanceworld.com  

 

Was sind die Nachteile von nachhaltigen ETFs? 

Nach wie vor fehlen weltweit einheitliche klare Mindeststandards für Geldanlagen, die sich nachhaltig nennen. Auch existiert keine ausreichend überwachte gesetzliche Kennzeichnungspflicht oder gar ein weltweit anerkanntes, allgemein verbindliches Gütesiegel für Nachhaltigkeit. „Daran haben auch die neuen Vorgaben der EU nichts Entscheidendes geändert. Das führt leider dazu, dass immer noch manche Anbieter Greenwashing betreiben, also sich und ihre Produkte nachhaltiger darstellen, als sie tatsächlich sind“, sagt Experte Hedrich. 

Das Internet-Portal Ecoreporter hat bereits 57 ETFs getestet, die sich nachhaltig nennen. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: „In angeblich grünen ETFs stecken oft Aktien von Unternehmen, die nachhaltigen Anlegerinnen und Anlegern Bauchschmerzen bereiten dürften“, heißt es bei Ecoreporter. So fanden sich selbst Klimasünder wie Kohlekonzerne, Ölmultis oder sogar Kreuzfahrtanbieter in vermeintlich nachhaltigen Aktien-ETFs – nach dem Motto: Sie sind zumindest weniger schädlich als die schlimmsten Schmutzfinken. Was ökologisch, ethisch oder sozial ist, ist außerdem Auslegungssache. 

Beispiel: Atomkraft. Für die einen ist Kernenergie umweltschädlich, darf also in einem nachhaltigen ETF auf keinen Fall drin sein. Für die anderen aber schon, weil ja mit Atomkraft keine Treibhausgase ausgestoßen werden. Hinzu kommt: Während die Fondsmanager von aktiv gemanagten nachhaltigen Aktienfonds im Idealfall in Dialog mit den Unternehmen treten und mit einem Aktienverkauf drohen können, wenn die Firmen nicht nachhaltiger wirtschaften, fällt dies bei den ETFs weg. Das kostet Geld, das die Anbieter der ETFs nicht ausgeben wollen – sie wollen ja ihre ETFs weiter möglichst günstig unters Volk bringen. 

 

Was sind die Vorteile von nachhaltigen ETFs? 

Die Auswahl ist leichter, weil das Angebot bislang noch nicht ganz so groß ist wie bei den gemanagten Fonds. Die Kosten sind deutlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds. Mit diesen haben Sie zwar die Chance, den Markt zu schlagen. Alle Untersuchungen zeigen aber, dass dies nur wenige Fondsmanager dauerhaft schaffen. Wer auf nachhaltige ETFs setzt, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass dabei häufig ein Kompromiss herauskommt – grüne Puristen dürfte das nicht wirklich zufriedenstellen. Man kann nachhaltige ETFs aber auch nach positiven Kriterien auswählen. Meist stoßen Anleger dann auf bestimmte Themenfonds. 

Diese bilden einen spezielleren Aktienindex nach, oft mit Unternehmen, die im Bereich Erneuerbare Energien tätig. Bei solchen ETFs schwanken die Kurse stärker und das Risiko, Geld zu verlieren, ist höher. Dafür sind höhere Renditen möglich. „Solche speziellen nachhaltigen ETFs sollten allenfalls einen kleinen Anteil im Wertpapierdepot haben, und auch nur dann, wenn man trotz Kursschwankungen ruhig schlafen kann“, rät Hedrich.

Übrigens: Ab dem 2. August müssen Anlageberater ihre Kunden fragen, ob sie ihr Geld auch in nachhaltige Produkte stecken wollen. Das schreibt eine neue EU-Richtlinie vor.

Thomas Öchsner, Jahrgang 1961, ist seit 1991 Wirtschaftsjournalist. Bei der Münchner Abendzeitung hat er als stellvertretender Ressortleiter für das Ressort „Geld“ gearbeitet. 1999 wechselte er zur Süddeutschen Zeitung. Dort war er zunächst Redakteur für Finanzen in der Wirtschaftsredaktion in München, später neun Jahre Korrespondent für Sozial- und Arbeitsthemen in der Parlamentsredaktion in Berlin. Wieder zurück in der Münchner Zentrale leitete er das Finanzteam in der Wirtschaftsredaktion. Für die SZ hat er den wöchentlichen Newsletter „SZ Geld“ und das Magazin „GELD“ entwickelt. Seit Juni 2021 arbeitet Öchsner als selbständiger Autor für die SZ, biallo.de und andere Medien. Aktuelles Buch: Ihr Vermögensturbo ab 50, Geldanlage für eine bessere Rente.

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