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Wirkungsorientiertes Investieren

Experte zu Impact Investing: "Es besteht die Gefahr von Greenwashing"

Manfred Fischer
Autor
Veröffentlicht am: 19.07.2019

Auf einen Blick

  • Impact Investing sind Geldanlagen, die sozialen oder ökologischen Mehrwert bieten und Rendite abwerfen. Dabei soll der Mehrwert direkt messbar sein.
  • Der Markt für sogenannte wirkungsorientierte Investments wächst rasant. Dabei ist allerdings nicht jede Anlage wirklich nachhaltig.
  • Dr. Martin Vogelsang, Koordinator der Bundesinitiative Impact Investing (BII), erklärt im Biallo-Interview, worauf Anleger achten sollten und woran sie ein richtiges Impact Investing erkennen.
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Die Nachfrage nach ethisch-ökologischen Geldanlagen steigt. Besonders stark wächst das Marktsegement für Impact Investing. Doch wirkungsorientiertes Investieren (WI), so die deutsche Übersetzung, steckt hierzulande noch am Anfang.

Bei Fonds etwa macht WI einer neuen Markterhebung zufolge gerade einmal zehn Prozent aller nachhaltigen Anlagen aus.

Dr. Martin Vogelsang ist Koordinator der Bundesinitiative Impact Investing. Er verfolgt die Entwicklung dieses Investitionsansatzes seit vielen Jahren im In – und Ausland.

Biallo News

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Herr Dr. Vogelsang, der Markt für wirkungsorientiertes Investieren ist in Deutschland nach wie vor sehr klein. Sind Anleger dafür nicht so aufgeschlossen wie in den USA und Großbritannien?

Martin Vogelsang: Ich glaube in Deutschland gibt es einfach eine andere Tradition als in den USA oder Großbritannien, was die Finanzierung sozialer Dienstleistungen betrifft. Dazu kommt, dass in den USA und Großbritannien der Sozialstaat vor allem seit den 1980er Jahren stark abgebaut wurde. Von daher herrscht dort ein größerer Bedarf an marktnahen Lösungen.

Wir haben dagegen einen noch immer relativ gut funktionierenden Wohlfahrtsstaat. Doch um in unserer alternden Gesellschaft soziale Probleme zu lösen, wird in Zukunft mehr privates Kapital nötig sein. Die öffentliche Hand wird nicht alles leisten können. Deshalb ist es wichtig, jetzt die Strukturen für wirkungsorientiertes Investieren zu schaffen und neue finanzielle Ressourcen zu erschließen, damit sich Impact Investing bei uns weiterentwickelt.

Wie entwickelt sich der Markt aktuell?

Vogelsang: Ob "Fridays for Future", Dieselskandal oder Plastikmüll in den Meeren – wir haben im Moment diverse Themen in der öffentlichen Diskussion. Da und dort löst der Druck der Öffentlichkeit Nervosität aus. Nicht wenige Banken und andere Finanzdienstleister versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Es kommt zu unterschiedlichen Ausprägungen.

Fondsanbieter, die – weil es Kunden so von ihnen gewohnt sind – gleichzeitig hohe finanzielle Returns bieten wollen, bringen Produkte heraus, die nicht unseren Vorstellungen von Impact Investing entsprechen. Die Gefahr besteht, dass die Entwicklung durch Greenwashing eine falsche Richtung nimmt, wenn der soziale beziehungsweise ökonomische Mehrwert nicht gemessen wird.

Das klingt eher nach Wildem Westen.

Vogelsang: Was den Aufbau eines Marktes betrifft, auf dem Angebot und Nachfrage zusammenkommen sollen, befinden wir uns noch in einer frühen Phase, getrieben von Pionieren im Feld. Der nächste Schritt hin zu einer Integration von Impact Investing in das Finanzierungssystem der Sozialwirtschaft erfordert Pilotprojekte in mehreren ausgewählten Feldern der Sozialwirtschaft, wie es zum Beispiel derzeit bei Social Impact Bonds geschieht.

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Bei welchem Anlagekriterium ist Greenwashing am leichtesten möglich?

Vogelsang: Das Problem ist, dass es für den sozialen oder ökologischen Erfolg des Investments derzeit noch keine einheitlichen Messstandards gibt. Wer herkömmliche Aktien oder Fonds kauft, orientiert sich üblicherweise an Finanzkennzahlen. Für sozialen und ökologische Return existieren keine solchen einheitlichen quantitativen oder qualitativen Kriterien. Ein Vergleich ist schwierig und mit großem Aufwand verbunden.

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Aber es lässt sich doch zum Beispiel leicht erfassen, wie viele Megawatt Ökostrom oder wie viele Hektar Bio-Ackerland durch ein Projekt hinzukommen?

Vogelsang: Auch der rein quantitative Ansatz hat seine Gefahren. Es kann durchaus sein, dass man zum Beispiel mit einer bestimmten Technologie auf dem Papier für sozialen oder ökologischen Mehrwert sorgt, aber nicht alle möglichen Konsequenzen – etwaige negative Entwicklungen – von vornherein berücksichtigt hat.

Nur ein Beispiel von vielen: Ich erinnere mich noch an ein Telemedizin-Pilotprojekt in Indien. Menschen sollten über das Internet Kontakt zu Ärzten haben. Nach einiger Zeit hat sich herausgestellt, dass die meisten die Technik nicht nutzen, weil sie direkt mit einem Arzt reden wollen.

Welche Renditeerwartungen sind realistisch?

Vogelsang: Meine Erfahrung ist, dass man für einen nachhaltigen sozialen Mehrwert gewisse Abstriche beim finanziellen Return machen muss.

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Welcher Entwicklungsbedarf besteht hinsichtlich der Marktstruktur für wirkungsorientiertes Investieren?

Vogelsang: Wir haben zum einen Mangel an investierbaren Sozialunternehmen, also Start-Ups, die Dienstleistungen zur Lösung sozialer Probleme kreieren. Zum anderen fehlt es an Unternehmen und Organisationen – wir sprechen von Intermediären – die nicht nur Geld von Investoren einsammeln und in Start-Ups leiten, sondern auch Organisationsentwicklung leisten. Vor allem weil solche Scharniere zwischen Kapital und Sozialunternehmen fehlen, hakt die Entwicklung. Diese Schaniere müssen passgenau sein.

Im Jahr 2015 zum Beispiel hat die KfW eine Co-Finance Facility für Sozialunternehmen aufgebaut. Es gab Kredite bis 250.000 Euro. Das Programm ist nach zwei Jahren eingestellt worden, weil die Nachfrage gering war. Das lag möglicherweise auch daran, dass viele Start-Ups so viel Geld gar nicht absorbieren können, für sie braucht man kleinere Ticketgrößen.

Welche Anlagemöglichkeiten kommen für Privatanleger in Betracht?

Vogelsang: Die Bandbreite ist inzwischen etwas größer geworden. Es hängt davon ab, was jemand mit dem Geld bewirken möchte. Und natürlich von der Renditeerwartung, der Risikobereitschaft und dem Anlagevolumen. Für Privatkunden bieten sich unter anderem Mikrofinanzfonds an.

Aber auch die haben zwei Seiten: Der Vorteil ist, dass es sich um ein reifes Marktsegment handelt, das es seit bald 40 Jahren gibt. Andererseits ist Mikrofinanz vielerorts nicht mehr das, was man sich darunter vorstellt, das alte romantische Bild sieht man längst nicht mehr überall.

Mikrokredite sind mehr und mehr zu Konsumentenkrediten geworden. Außerdem sind die laufenden Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Aktien- oder Anleihenfonds teilweise recht hoch. Der Grund: Die Anbieter arbeiten teilweise in kaum erschlossenen Märkten. Entscheidungsrelevante Informationen sind oft nur vor Ort verfügbar. Der Personalaufwand ist entsprechend groß.

Herr Dr. Vogelsang, vielen Dank für das Gespräch.

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