Es ist längst mehr als nur ein Trend: Ökologische Investments sind für viele Anleger mittlerweile ein fester Bestandteil des Portfolios. So floss nach einer Analyse der Ratingagentur Morning Star im vergangenen Jahr in Europa jeder dritte Euro in Fonds oder ETFs, die Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen.
Rund 120 Milliarden Euro investierten Anleger demnach 2019 in in solche Fonds. Das ist ein Marktanteil von gut einem Drittel. Insgesamt stieg das in nachhaltige Fonds investierte Vermögen auf knapp 670 Milliarden Euro – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte. Etwa ein Fünftel dieses Geldes ist laut Morningstar in ETFs angelegt. Die Ratingagentur schätzt die Zahl der angebotenen Öko-Fonds derzeit auf über 2400. Allerdings: Die Fonds legen durchaus unterschiedliche Kriterien an den Begriff "Nachhaltigkeit" an.
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Biallo-Tipp
Nachhaltigkeit: Was ist das?
Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit. Wie im "normalen" Alltagsleben wird der Begriff auch von Finanzexperten abhängig von der jeweiligen politischen, gesellschaftlichen oder sogar religiösen Einstellung auf die eine oder andere Art betrachtet. Generell gilt auf dem Finanzsektor, dass nachhaltige Publikumsfonds sogenannte ESG-Kriterien erfüllen sollten. Hinter der Abkürzung verbirgt sich "environmental, social and corporate governance", was so viel bedeutet wie: Umweltschutz, soziale Belange und eine für die Gemeinschaft vorteilhafte Unternehmensführung.
Diese Kriterien werden allerdings von Fondsgesellschaften oder Fondsmanagern jeweils unterschiedlich interpretiert. So kann es durchaus sein, dass ein "nachhaltiger" Fonds oder ETF die Aktien von Öl- oder Kohlekonzernen enthält, von Atomkraftbetreibern oder sogar von Firmen, die Regenwälder abholzen. Ein Grund dafür ist das "Best-in-Class"-Prinzip, nach dem viele Ökofonds konstruiert sind.
Dabei werden etwa aus jeder Branche die "nachhaltigsten" Unternehmen herausgefiltert. Daraus ergibt sich dann die Zusammensetzung eines Fonds. Dieser enthält damit aber nicht zwangsläufig wirklich nachhaltige Aktien – sondern in erster Linie diejenigen, die am wenigsten schädlich in einer möglicherweise gar nicht nachhaltigen Branche sind. Vor allem bei den passiven ETFs kann das öfter auftreten. Bei aktiven Fonds besteht hingegen eher die Möglichkeit, ungewünschte Titel auszusortieren.
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Anleger, die sich für ein nachhaltiges Investment interessieren, sollten daher das Verkaufsprospekt des jeweiligen Finanzprodukts und das Portfolio eines Fonds genau studieren, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Schließlich reicht die Bandbreite der angebotenen Nachhaltigkeitsfonds von Finanzprodukten, die lediglich Alkohol- und Tabakproduzenten ausschließen, bis hin zu islamisch-religiös geprägten Sharia-konformen Publikumsfonds. Gerade bei ETFs müsse man dabei zum Teil "in den letzten Winkel der ETF-Bilanzen schauen", rät etwa der Branchendienst "Ecoreporter", der regelmäßig ökologische Finanzanlagen unter die Lupe nimmt.
Auch bei ökologischen Fonds zählt die Rendite
Anleger, die sich für nachhaltige Produkte interessieren, legen auf der einen Seite Wert darauf, dass der Fonds sein Geld tatsächlich in nachhaltige Geschäftsmodellen investiert – also etwa in erneuerbare Energien und Energieeffizienz, in nachwachsende Rohstoffe (Wald, Landwirtschaft, Wasser etc.), in Produkte, die Kinderarbeit vermeiden oder in soziale, kulturelle und bildungsrelevante Projekte.
Die andere ist aber immer auch: Investmentfonds werden an ihrer bislang erzielten und der zu erwartenden Rendite gemessen. Nachhaltige Fonds müssen sich da nicht verstecken. Das zeigt sich insbesondere in Krisenzeiten. So hat etwa die Rating-Agentur Scope untersucht, wie sich nachhaltige Fonds im ersten Quartal dis Jahres 2020 geschlagen haben. In diesen Zeitraum fällt der Höhepunkt der Corona-Krise an den Aktienmärkten. Ergebnis: Auch die grünen Aktienfonds haben an Wert verloren – jedoch weniger als ihre konventionellen Mitbewerber. Das gilt laut Scope für alle Regionen weltweit. Auch ihren Vergleichsindex schlugen nachhaltige Fonds in der Regel, während herkömmliche Fonds häufig hinter der Benchmark zurückblieben.
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Hintergrund für diese Krisenresistenz ist nach Angaben von Scope eine eher defensivere Ausrichtung der Fonds. Unternehmen mit einer starken ESG-Orientierung wiesen oft auch in Krisenzeiten stabile Erträge auf. Die defensive Zusammensetzung muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Rendite auf der Strecke bleibt. So zeigt der Biallo-Vergleich von Fonds mit Schwerpunkt Ökologie und Ethik: Trotz der Corona-Krise gibt es etliche nachhaltige Fonds, die für die vergangenen zwölf Monate eine stattliche Rendite aufweisen. Dies gilt auch Fonds, die sparplanfähig sind – bei denen Anleger also jeden Monat einen bestimmten Betrag investieren können. In der Tabelle haben wir drei der renditestärksten sparplanfähigen Ökofonds aufgeführt.
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Drei Beispiele für erfolgreiche aktiv gemanagte Nachhaltigkeitsfonds
Fonds |
ISIN |
Anlageziele |
Performance 1 Jahr |
Performance 3 Jahre |
Performance 5 Jahre |
AT0000705660 |
Aktien weltweit, für die ein "besonderer Umweltnutzen" identifiziert" wurde. Die Titel stammen aus den Bereichen Wasser, erneuerbare Energien Energieeffizienz, Mobilität oder Recycling. |
39,60 % |
75,89 % |
90,37 % |
|
IE0005895655 |
Aktien weltweit, die im sogenannten "Natur-Aktien-Index" (NAI) enthalten sind. Die größten Positionen stammen dabei aus den Bereichen Ökologie, Ethik, Recycling und Windkraft. |
34,74 % |
46,91 % |
66,61 % |
|
DE000DK0ECS2 |
Aktien weltweit von Unternehmen, die ihr Jahresergebnis überwiegend in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Wasserwirtschaft und/ oder erneuerbare Energien erzielen. |
27,14 % |
36,98 % |
80,04 % |
Anleger, die aus den unterschiedlichsten Gründen lieber in ETFs investieren möchten, können ebenfalls auf dem Sektor Nachhaltigkeit fündig werden (siehe Tabelle unten). Sie sollten dabei allerdings die Zusammensetzung des Fonds beachten. So funktioniert etwa der unten genannte iShares MSCI World ESG nach dem "Best-in-Class"-Prinzip. Der Ende 2018 aufgelegte Fonds schließt diejenigen Aktien aus dem weltweiten Index MSCI World aus, die etwa in Waffen, Tabak oder Kraftwerkskohle investieren. Die übrigen Unternehmen sind demnach jedoch nicht unbedingt besonders "grün". Die größten Positionen stammen vorwiegend aus dem Technologiebereich. Es sind also Firmen wie Apple, Microsoft oder Amazon.
Zwei Beispiele für rentable Nachhaltigkeits-ETFs
ETF |
ISIN/WKN |
Benchmark |
Performance 1 Jahr |
Performance 3 Jahre |
Performance 5 Jahre |
LU0629459743 |
MSCI World Socially Responsible Index |
12,72 % |
32,70 % |
67,42 % |
|
iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF | IE00BFNM3K80 | MSCI World ESG Screened Index | 12,41 % | – | – |