Nachhaltige ETFs haben im vergangenen Jahr weltweit ein Wachstum von mehr als 220 Prozent erzielt. Das zeigt eine Erhebung des ETF-Portals Track Insight.
Die Bandbreite bei Nachhaltigkeitsfonds ist immens. Anleger sollten sich daher genau informieren, ob der jeweilige Fonds oder ETF tatsächlich ihren Vorstellungen von Nachhaltigkeit entspricht.
Es ist längst mehr als nur ein Trend: Ökologische Investments sind für viele Anleger mittlerweile ein fester Bestandteil des Portfolios. So haben nachhaltige Indexfonds laut ETF-Portal Track Insight im Jahr 2020 einen Rekord beim verwalteten Kundenvermögen (AuM) erzielt. Weltweit stieg das Volumen nachhaltiger ETFs, die sich nach sogenannten ESG-Kriterien richten, auf 189 Milliarden US-Dollar – das entspricht gut einer Verdreifachung.
Der deutliche Zuwachs rührt nicht zuletzt daher, dass der ESG-Sektor 2020 zu den Top-Performern zählte und die Marktkapitalisierungen der betreffenden Aktien deutlich stiegen. Kritische Experten sprechen bereits von einer ESG-Blase. Die Zuflüsse allein machten 97 Milliarden US-Dollar aus.
Im Vergleich zum gesamten ETF-Markt macht das Volumen von nachhaltigen ETFs allerdings nur einen Bruchteil aus. Schließlich lagen die gesamten Assets under Management (AuM), die Ende 2020 weltweit in ETFs angelegt waren, bei 7,6 Billionen US-Dollar. Somit beläuft sich der Anteil der ESG-ETFs am gesamten Indexfonds-Markt auf lediglich 2,5 Prozent.
Nichtsdestotrotz gehen die Experten von Tracking Insight davon aus, dass das starke Wachstum anhalten, wenn nicht sogar zulegen wird. "Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um möglicherweise Billionen US-Dollar an neuen ESG-Vermögenswerten erwarten wir, dass im Jahr 2021 mehr Emittenten in den ESG-ETF-Markt eintreten werden", sagt Anaelle Ubaldino, Leiterin ETF-Research und Anlageberatung bei Track Insight.
Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit. Wie im "normalen" Alltagsleben wird der Begriff auch von Finanzexperten abhängig von der jeweiligen politischen, gesellschaftlichen oder sogar religiösen Einstellung auf die eine oder andere Art betrachtet. Generell gilt auf dem Finanzsektor, dass nachhaltige Publikumsfonds die bereits erwähnten ESG-Kriterien erfüllen sollten. Die Abkürzung ESG steht für "Environmental, Social and Governance", was so viel bedeutet wie: Umweltschutz, Soziales und eine für die Gemeinschaft vorteilhafte Unternehmensführung. In unserem Ratgeber erfahren Sie mehr zu nachhaltigen Geldanlagen.
Diese Kriterien werden allerdings von Fondsgesellschaften oder Fondsmanagern jeweils unterschiedlich interpretiert. So kann es durchaus sein, dass ein "nachhaltiger" Fonds oder ETF die Aktien von Öl- oder Kohlekonzernen enthält, von Atomkraftbetreibern oder sogar von Firmen, die Regenwälder abholzen. Ein Grund dafür ist das "Best-in-Class"-Prinzip, nach dem viele Ökofonds konstruiert sind.
Dabei werden etwa aus jeder Branche die "nachhaltigsten" Unternehmen herausgefiltert. Daraus ergibt sich dann die Zusammensetzung eines Fonds. Dieser enthält damit aber nicht zwangsläufig wirklich nachhaltige Aktien – sondern in erster Linie diejenigen, die am wenigsten schädlich in einer möglicherweise gar nicht nachhaltigen Branche sind. Vor allem bei den passiven ETFs kann das öfter auftreten. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds besteht hingegen eher die Möglichkeit, ungewünschte Titel auszusortieren.
Anleger, die sich für nachhaltige Investments interessieren, sollten daher das Verkaufsprospekt des jeweiligen Finanzprodukts und das Portfolio eines Fonds genau studieren, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Schließlich reicht die Bandbreite der angebotenen Nachhaltigkeitsfonds von Finanzprodukten, die lediglich Alkohol- und Tabakproduzenten ausschließen, bis hin zu islamisch-religiös geprägten Sharia-konformen Publikumsfonds. Gerade bei nachhaltigen ETFs müsse man dabei zum Teil "in den letzten Winkel der ETF-Bilanzen schauen", rät etwa der Branchendienst "Ecoreporter", der regelmäßig ökologische Finanzanlagen unter die Lupe nimmt.
Auch bei ökologischen Fonds zählt die Rendite
Anleger, die sich für nachhaltige Produkte interessieren, legen auf der einen Seite Wert darauf, dass der Fonds sein Geld tatsächlich in nachhaltige Geschäftsmodellen investiert – also etwa in erneuerbare Energien und Energieeffizienz, in nachwachsende Rohstoffe (Wald, Landwirtschaft, Wasser etc.), in Produkte, die Kinderarbeit vermeiden oder in soziale, kulturelle und bildungsrelevante Projekte.
Auf der anderen Seite werden Investmentfonds immer auch an ihrer bislang erzielten und der zu erwartenden Rendite gemessen. Nachhaltige Fonds brauchen sich da nicht zu verstecken. Das zeigt sich insbesondere in Krisenzeiten. So hat etwa die Rating-Agentur Scope untersucht, wie sich nachhaltige Fonds im ersten Quartal des Jahres 2020 geschlagen haben. In diesen Zeitraum fällt der Höhepunkt der Corona-Krise an den Aktienmärkten. Ergebnis: Auch die grünen Aktienfonds haben an Wert verloren – jedoch weniger als ihre konventionellen Mitbewerber. Das gilt laut Scope für alle Regionen weltweit. Auch ihren Vergleichsindex schlugen nachhaltige Fonds in der Regel, während herkömmliche Fonds häufig hinter der Benchmark zurückblieben.
Auch im Gesamtjahr 2020 haben sich viele nachhaltige Fonds besser geschlagen als ihre konventionellen Pendants. So hat zum Beispiel der iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF eine Jahresperformance von 17,50 Prozent erzielt, während hingegen der klassische iShares Core MSCI World UCITS ETF für den gleichen Zeitraum einen Wertzuwachs von 15,95 Prozent ausweist.
Anleger, die aus den unterschiedlichsten Gründen lieber in ETFs investieren möchten, können ebenfalls auf dem Sektor Nachhaltigkeit fündig werden (siehe Tabelle unten). Sie sollten dabei allerdings die Zusammensetzung des Fonds beachten. So funktioniert zum Beispiel der unten genannte iShares MSCI World ESG nach dem "Best-in-Class"-Prinzip. Der Ende 2018 aufgelegte Fonds schließt diejenigen Aktien aus dem weltweiten Index MSCI World aus, die etwa in Waffen, Tabak oder Kraftwerkskohle investieren. Die übrigen Unternehmen sind demnach jedoch nicht unbedingt besonders "grün". Die größten Positionen stammen vorwiegend aus dem Technologiebereich, wie etwa Apple, Microsoft oder Amazon.
Zwei Beispiele für rentable Nachhaltigkeits-ETFs
ETF
Performance 1 Jahr
Performance 3 Jahre
Performance 5 Jahre
UBS MSCI World Socially Responsible
29,57 %
47,84 %
76,13 %
iShares MSCI World ESG Screened
32,28 %
–
–
iShares Dow Jones Global Sustainability Screened
34,28 %
49,38 %
99,48 %
Quelle: Biallo.de / Performance laut onvista.de und finanzen.net zum Stichtag 10. Juli 2021 / Angaben ohne Gewähr.
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