Auf einen Blick
  • Der Goldpreis ist so hoch wie seit Herbst 2011 nicht mehr. Damals erreichte das Edelmetall seinen bislang höchsten Stand. Grund für den derzeitigen Anstieg ist die zunehmende Angst vor Inflation.
  • Auch der Silberpreis geht stark nach oben. Das Edelmetall profitiert dabei von der Hoffnung auf eine Erholung der Wirtschaft.

  • Wer die Edelmetalle kaufen möchte, sollte vorsichtig vorgehen. Am besten ist es, in Teilbeträgen zu investieren. Den Depotanteil von Gold und Silber sollten Anleger begrenzen.

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Bei solchen Preisen sollte man eigentlich erwarten, dass die Anleger einen Teil ihres Goldes verkaufen, meint Robert Hartmann – doch das Gegenteil sei derzeit der Fall: „85 Prozent unserer Kunden befinden sich aktuell auf der Käuferseite“, sagt der Chef des Münchner Edelmetallhändlers Pro Aurum. Das sei erstaunlich, meint Hartmann, denn in der Vergangenheit hätten die Goldbesitzer Preisanstiege eher zu Verkäufen genutzt. Diesmal ist das nicht so. Der Grund: Viele Anleger entedecken den Markt für Gold und Silber gerade ganz neu, berichtet Hartmann: „Sehr viele Neukunden steigen zum ersten Mal in den Edelmetallmarkt ein.“

Das verwundert nicht, denn die Corona-Pandemie hat den Goldpreis in den vergangenen Wochen in immer neue Höhe getrieben. Seit dem Beginn der Krise an den Finanzmärkten Ende Februar legten die Notierungen für das Edelmetall in US-Dollar gerechnet um gut 18 Prozent zu, seit Jahresanfang um fast ein Viertel. Am Freitag erreichte der Preis zwischenzeitlich mehr als 1890 US-Dollar je Unze. Er war damit fast so hoch wie im September 2011: Damals stieg Gold auf ein Allzeithoch von knapp 1909 US-Dollar. Wenn es so weiter geht, dürfte diese Marke bald fallen.

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Inflationsangst treibt den Preis

Hauptgrund für die Rally am Goldmarkt ist die Unsicherheit der Anleger wegen der Corona-Pandemie – und die damit einhergehende Angst vor Inflation. Um den Einbruch der Wirtschaft abzufedern, haben die Notenbanken weltweit die Finanzmärkte mit Geld überschwemmt. Dies könne „mittelfristig für einen Anstieg der Inflation sorgen – hiervon profitiert Gold traditionell“, sagt Alexander Zumpfe vom Edelmetall-Handelshaus Heraeus.

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Hinzu kommt der Mangel an Anlagealternativen. So dürften die Zinsen in Europa und den USA für lange Zeit auf ihrem Niedrig-Niveau verharren. Und dem jüngsten Aufwärtstrend an den Aktienmärkten trauen offenbar viele Anleger nicht mehr: „Die Einbahnstraße nach oben an den Aktienmärkten wird von vielen unserer Kunden infrage gestellt“, meint Robert Hartmann. Auf der Suche nach Alternativen landen sie dann bei Gold – und zuletzt auch bei Silber.


Silber steigt noch stärker als Gold

Denn im Zuge des jüngsten Gold-Aufschwungs haben auch die Notierungen für Silber deutlich zugelegt. Der Preis stieg sogar noch stärker als bei Gold – um fast 30 Prozent seit Jahresanfang. Erstmals seit 2016 habe Silber damit die Marke von 20 US-Dollar je Unze durchbrochen, stellt Edelmetallhändler Zumpfe fest. Zuletzt erreichte der Preis fast 23 Dollar. Ein Grund dafür sei die „zunehmende Hoffnung auf einen Anstieg der industriellen Nachfrage“, meint Zumpfe.

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Hintergrund: Im Gegensatz zu Gold wird Silber vergleichsweise häufig in der Industrieproduktion verwendet. So kommt das Edelmetall etwa in Batterien, Leiterplatten oder Photovoltaikanlagen vor. Zieht die Konjunktur an, steigt damit meist auch der Silberpreis. Von der Aussicht auf eine rasche Erholung der Konjunktur nach dem Corona-Absturz könnte daher auch Silber profitieren.


Anleger sollten Kursrückschläge nutzen

Die Abhängigkeit des Edelmetalls von der konjunkturellen Entwicklung macht eine Anlage in Silber allerdings riskant. Der Preis schwankt zum Teil noch stärker, als dies bei Gold der Fall ist. Anleger sollte daher vorsichtig sein – gerade in Zeiten einer Kurseuphorie. So zeigt eine Umfrage des Online-Anbieters von Edelmetallen „BullionVault“: Fast 90 Prozent der Edelmetallanleger rechnen derzeit damit, dass der Goldpreis bis zum Jahresende noch einmal deutlich steigen wird. Beim Silberpreis sind es immerhin drei von vier Anlegern.

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Bei so viel Optimismus kann ein wenig Zurückhaltung nicht schaden. Wer in Gold oder Silber investieren will, sollte es daher am besten in Teilbeträgen machen. Auf diese Weise lassen sich mögliche Kursrückschläge für Zukäufe nutzen. Hinzu kommt: Die Aufschläge der Händler zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis bei physischem Gold und Silber sind derzeit wegen der großen Nachfrage relativ hoch. Auch deshalb kann es sich lohnen, günstigere Kauf-Kurse abzuwarten. Ohnehin sollten Anleger bei einem Investment in die Edelmetalle stets das gesamte Depot im Blick haben: Gold oder gar Silber sollten immer nur einen begrenzten Anteil daran ausmachen. Bei Gold raten Experten zu einem Anteil von fünf bis maximal zehn Prozent des gesamten Anlagebetrags. Bei Silber sollte es eher weniger sein. Als Beimischung zum Depot halten viele Experten die Edelmetalle jedoch durchaus für sinnvoll.


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Über den Autor Andreas Jalsovec

hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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