Auf einen Blick
  • Das Coronavirus hält die Welt in Atem. Die Finanzmärkte stürzen ab, vielerorts stehen die Regale in den Supermärkten leer. 

  • In Krisenzeiten sind üblicherweise sichere Häfen gefragt. Doch nichtsdestotrotz will der Goldpreis noch nicht so richtig in die Gänge kommen. 

  • Für Fondsmanager und Rohstoff-Experte Ronald-Peter Stöferle ist indes die Trendwende nur noch eine Frage der Zeit. 

  • Im Biallo-Interview erklärt Stöferle, warum der Goldpreis zu einem neuen Höhenflug ansetzen könnte und welche Minenaktien Anleger im Auge behalten sollten.
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Die Welt befindet sich wegen des Coronavirus Ausnahmezustand: Die internationalen Finanzmärkte stürzen ab, vielerorts werden die Geschäfte von panischen Bürgern leer gekauft. In Zeiten wie diesen sind "sichere Häfen" bei Anlegern gefragt. Doch obwohl sich die Welt im Krisenmodus befindet, will die Krisenwährung schlechthin – nämlich Gold – nicht so richtig in die Gänge kommen.

Ronald-Peter Stöferle, Fondsmanager und Rohsto f-Analyst beim Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum AG, ist sich allerdings sicher: Bald könnte der Goldpreis zu einem neuen Höhenflug ansetzen, wovon auch die Minenaktien profitieren sollten.

Herr Stöferle, die Corona-Krise hält die Welt in Atem. Börsen-Beben, Ausgangssperren, Produktionsstopp. Wie heftig trifft uns diese Krise?

Es ist in der Tat eine Situation historischen Ausmaßes. Es hat in der Geschichte der amerikanischen Aktienmärkte noch nie so eine rasche Korrektur gegeben. Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass wir in unserem letzten Buch "Die Nullzinsfalle" bereits beschrieben hatten, dass sich die Rezessionswolken verdichten und die Notenbanken kaum mehr Spielraum für Zinssenkungen haben und deshalb zu sehr aggressiven Maßnahmen werden greifen müssen. Dass eine Pandemie jedoch der schwarze Schwan sein würde, hätten wir uns nicht erwartet.

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Zuletzt musste sogar der Goldpreis deutlich Federn lassen. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Kurzfristig ist das schwer zu sagen, da muss man vorsichtig sein. Was wir aber jetzt im Moment sehen ist, dass wir durchaus eine vergleichbare Situation wie in den schwärzesten Tagen der Lehman-Krise im Jahr 2008 haben. Da wurde Gold verkauft, weil viele Finanzmarktteilnehmer einen großen Bedarf an Liquidität hatten. Von daher ist es für mich nicht verwunderlich, dass der Goldpreis im Moment tiefer tendiert. Sieht man sich aber beispielsweise den Kaufkraftgewinn von Gold im Vergleich zu Aktien an, die sogenannte Gold/Dow-Ratio, so sieht die Sache schon wieder anders aus.

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Kling paradox, denn in der Krise suchen doch Anleger eigentlich nach "sicheren Häfen".

Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Zum einen hat sich Gold seit Oktober 2018 schon stark bewegt. Seitdem ist der Goldpreis 30 Prozent im Plus. Dazu gibt es noch eine Sell-on-News-Mentalität. Das bedeutet, man nimmt einfach Gewinne mit. Sieht man sich die Zahlenlage an, so ist die Entwicklung seit Jahresbeginn durchaus in Ordnung. Auf Euro-Basis liegt Gold noch ein Prozent im Plus, im australischen Dollar sind es 18 Prozent und in Pfund Sterling etwa 11,6 Prozent. Man darf nicht vergessen, dass wir zuletzt eine massive Stärke des US-Dollars gesehen haben, dies ist naturgemäß ein starker Gegenwind für Gold.

Dazu kommt noch die Natur des Geldmarktes. Ich habe in den vergangenen Tagen mit vielen physischen Goldhändlern gesprochen, die komplett ausverkauft sind. Die Händler bekommen auch in ein bis zwei Wochen keine neue Ware, weil natürlich die ganzen Logistik-Ketten total überfordert sind. Zudem sind die Produzenten mit der extremen Nachfrage derzeit überfordert und die größten Raffinerien in der Schweiz, die für knapp 50 Prozent der Barrenproduktion verantwortlich sind, sind geschlossen

Auf der anderen Seite sehen wir auch, dass am derivativen Markt ein Abverkauf stattfindet, weil viele stark gehebelte Marktteilnehmer einfach Liquidität benötigen. Man darf auch nicht vergessen, dass zuletzt der US-Dollar wieder gestiegen ist sowie auch sehr viel Kapital in die US-Anleihenmärkte geflossen ist.

Die US-Anleihen befinden sich auf einem absoluten Allzeithoch, da hat es zuletzt eine enorme Trendbeschleunigung gegeben. Insofern sucht man natürlich nach sicheren Häfen – und Gold ist sicher einer davon. Aber ich glaube, der Welt gehen langsam die sicheren Häfen aus.

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Das heißt, Sie sind trotz der jüngsten Rücksetzer für Gold positiv gestimmt.

Genau. Ich mache mir mittel- und langfristig keine Sorgen um den Goldpreis. Wenn wir wieder in das Jahr 2008 zurückdenken, da war es auch so, dass die initiale Reaktion schwächer war und gegen Jahresende haben dann der Goldpreis, aber auch die Minenaktien ordentlich zugelegt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die aktuellen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen bis Jahresende dem Goldpreis und den Minenaktien zugutekommen.

Wie sieht es aktuell bei den Minenaktien aus?

Wir weisen immer daraufhin, dass Minenpapiere ein inhärentes Aktienmarktrisiko in sich tragen. Das hat man ganz massiv in den vergangenen Tagen gesehen, ein absolutes Blutbad im Bereich der Minenaktien. Aber man muss bedenken, dass deren Fundamental-Daten sich in den letzten Tagen massiv verbessert haben. Der Goldpreis ist gestiegen beziehungsweise war stabil. Auf der anderen Seite sind die Ölpreise kollabiert. Nun ist Öl, sprich die Energie, für 54 Prozent der Gesamtkosten bei den Produzenten verantwortlich. Daher werden die Margen vieler Produzenten in den kommen Monaten deutlich nach oben zeigen. Das – in Kombination mit teilweise signifikant niedrigeren Kursen – ist eine sehr spannende Entwicklung.

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Also ein klares Kaufsignal für Minenaktien?

Ich würde jetzt niemanden raten, ins fallende Messer zu greifen. Ich würde sagen, es macht sicherlich Sinn, gestaffelt einzusteigen – beispielsweise ein Drittel jetzt, ein Drittel in einem Monat und ein Drittel etwas später, wenn sich die Gewitterwolken lichten. Mittel- bis langfristig gesehen ist das eine hervorragende Kaufopportunität. Denn auch die Minenaktien werden sich nicht komplett vom fundamentalen Bild entkoppeln und dieses hat sich zuletzt deutlich verbessert.

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Welchen Rat haben Sie für Anleger, die jetzt erstmals in Minenpapiere einsteigen möchten?

Grundsätzlich: Die Korrektur bei den Minenaktien war und ist brutal. Aber wenn wir noch einmal die Analogie zu 2008 bemühen, da waren Gold und Minenaktien die ersten Sektoren, die die Korrektur beendet haben und nach oben tendierten, weil sie eben schon zukünftige Notenbank-Maßnahmen und fiskalpolitische Maßnahmen diskontiert haben. Das heißt, es kann gut sein, dass jetzt die Minenaktien vergleichsweise früh aus der Korrekturphase herauskommen. Wo allerdings die Tiefststände sein werden, kann ich nicht prognostizieren. Aber ich glaube auch hier, wenn Anleger sukzessiv und gestaffelt Positionen aufbauen, macht das durchaus Sinn, vor allem wenn man langfristig höhere Goldpreise erwartet.

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Können Sie ein paar Einzeltitel nennen, mit denen Anleger langfristig sicher fahren?

Interessant könnten tendenziell die großkapitalisierten Produzenten wie etwa Newmont Mining sein, die zuletzt auch sehr die Dividenden erhöht haben und deren Bilanzqualität solide ist. Aber auch bei Agnico Eagles Mines und Barrick Gold kann man langsam wieder zugreifen beziehungsweise nachkaufen. Im Bereich der kleineren, gefällt uns auf diesem Niveau eine Equinox oder Teranga. Bei den Developern und Explorer-Titeln würde ich jetzt unmittelbar noch vorsichtig sein. Wenn da Momentum in die Minenaktien kommt, wird das Kapital erst einmal in die großkapitalisierten Produzenten fließen. Aber auch hier gibt es solide geführte Unternehmen mit starken Bilanzen, die ausreichend finanziert sind.

Sind Gold-ETCs auch eine Alternative?

Wenn man den Goldpreis abbilden möchte, dann physisch. Wenn man einen Hebel draufhaben möchte, in Form von Perfomance-Gold, tendieren wir zu Minenaktien. "Papiergold" kann man natürlich schon wagen, ich würde jedoch sehr aufmerksam Prospekt und Gegenpartei-Risiko prüfen. Da muss man sich einfach anschauen, ob man der Gegenpartei gerade in Crash-Zeiten vertraut. Und der Crash ist eben auch immer ein Test für das Vertrauen in die Gegenpartei. Das ist es im Endeffekt auch, was physisches Gold so besonders macht. Es gibt keine Gegenpartei, es ist purer Besitz.

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Wie hoch sollte der Goldanteil im Depot sein?

Das lässt sich kaum pauschal beantworten. Das hängt etwa vom Alter und der Risikopräferenz des Anlegers ab. Ich denke, je jünger der Anleger, desto höher sollte der Aktienanteil im Depot sein. Weil man dann eben solche Phasen wie jetzt besser durchtauchen kann und das natürlich auch für günstigere Zukäufe nutzen kann. Aber grundsätzlich sollten es schon mindestens zehn Prozent Gold im Depot sein.

Wo sehen Sie den Goldpreis Ende 2020?

Ich kann mir gut vorstellen, dass wir zum Ende des Jahres wieder einen Goldpreis in der Region von 1.700 oder 1.800 US-Dollar sehen werden, längerfristig wird es sicher auch neue Höchststände geben. Bei den zu erwarteten extrem aggressiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen wird Gold einer der ganz wesentlichen Profiteure sein, vor allem wenn die Inflationsdynamik plötzlich nach oben dreht.

Herr Stöferle, vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person

Mag. Ronald-Peter Stöferle ist Partner der Incrementum AG und zuständig für Research und Portfolio Management. Nach seinem Studium Betriebswirtschaftslehre und Finance in den USA und an der Wirtschaftsuniversität Wien arbeitete er bei der Erste Group im Research, wo er 2007 erstmals den " In Gold we Trust"-Report publizierte. Im Laufe der Jahre avancierte die Goldstudie zu einer Standardpublikation zum Thema Gold, Geld und Inflation.
Seit 2013 ist er Lektor am Scholarium in Wien sowie Vortragender an der Wiener Börse Akademie. 2014 veröffentlichte er "Österreichische Schule für Anleger" und 2019 "Die Nullzinsfalle". Zudem ist er Berater für Tudor Gold, einem kanadischen Explorationsunternehmen mit Projekten im Golden Triangle (British Columbia) und Mitglied des Advisory Boards von Affinity Metals.
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Über den Autor Kevin Schwarzinger
Jahrgang 1988, studierte Geschichte und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und war währenddessen bereits als Werkstudent bei biallo.de angestellt. Seit 2016 ist er Mitglied der Redaktion und verfasst dort überwiegend Artikel zu Geldanlagethemen. Daneben publiziert er regelmäßig in Tageszeitungen, wie Münchner Merkur, Rhein Main Presse, Frankfurter Neue Presse oder Donaukurier.
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