Kryptowährungen

ICO: Teufelszeug oder sinnvolles Investment?

Tim Stockschläger
Autor
Veröffentlicht am: 27.06.2018

Auf einen Blick

  • Technologie-Unternehmen finanzieren sich immer häufiger über sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs).
  • Eine einheitliche europäische oder weltweite Regulierung scheint noch in weiter Ferne zu liegen.
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In Folge der steigenden Beliebtheit von Kryptowährungen macht seit rund 24 Monaten noch ein anderer Begriff die Runde: "ICO". Hinter dem Akronym verbirgt sich der Begriff "Initial Coin Offering", was sich auf Deutsch etwas sperrig als "Erstes Angebot von Münzen" beschreiben lässt. Der Begriff ist dabei angelehnt an ein anderes populäres Akronym aus der Welt der Aktien und Finanzen: "IPO" (Initial Public Offering).

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Das "Initial Public Offering" bezeichnet den Börsengang von Aktiengesellschaften, wenn Unternehmen also erstmals Geld am Kapitalmarkt einsammeln und dafür Aktien herausgeben. Bis es soweit ist, bedarf es allerdings jahrelanger Vorbereitung und der Unterstützung von teuren Investmentbanken. Das IPO bleibt damit meist nur den größeren Unternehmen eines Landes vorbehalten.

Im Gegensatz zum Börsengang richtet sich das Initial Coin Offering an ein viel breiteres Publikum. In erster Linie an alle Unternehmen, die sich auf Blockchain-Anwendungen spezialisieren. Das ist die Schlüsseltechnologie hinter den Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum. Diese Unternehmen sammeln über das Internet bei Investoren Geld im Gegenzug für Münzen, auch Token genannt, ein. Diese Token sind vom Grundeher mit Bitcoins und ähnlichen Kryptowährungen vergleichbar. Es sind digitale Währungen. Nutzen und Wert der Münzen schwanken dabei sehr stark.

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Wie Sie den Wert eines Token erkennen

Die Ausgestaltung der Münzen obliegt einzig dem ausgebenden Unternehmen. Zum einen können die Münzen an tatsächliche Anteile oder der Wertsteigerung des Emittenten gebunden sein. Viel häufiger sind diese Münzen allerdings komplett abgekoppelt vom Erfolg des Unternehmens. Im ersten Fall sind die Parallelen zu einem Börsengang besonders deutlich und die Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) knüpft höhere Anforderungen an einen ICO.

In den meisten Fällen gilt für ICOs jedoch, dass sie wenig bis gar nicht reguliert sind, während der reguläre Kapitalmarkt streng und länderübergreifend überwacht ist. Es gibt umfangreiche Reporting- und Kontrollsysteme für gelistete Unternehmen, Banken und Händler. Dieser hohe Sicherheits-, oder anders gesagt Überwachungsstatus, fehlt bei ICOs.

Viel Skepsis gegenüber Initial Coin Offerings

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist aus diesem Grund sehr skeptisch und warnt: "Sie geben Ihr Geld ohne eine Aussicht auf Beteiligung an dem Unternehmen, tragen aber dennoch ein Totalverlustrisiko. Daher kann ich nur sehr ausdrücklich davor warnen, hier Geld zu investieren", mahnt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken und Kredite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Doch die rasante Entwicklung der Initial Coin Offerings geht ungebrochen weiter. Noch in den ersten Monaten des Jahres 2017 gab es praktisch keine größeren ICOs. Danach änderte sich das Bild schlagartig. Seit Mai vergangenen Jahres steigt das Volumen stark an. Im Dezember 2017 knackte der Markt erstmals die Marke von einer Milliarde US-Dollar. Der starke Aufschwung verlief parallel zu der überschwänglichen Kursentwicklung von Bitcoin und vielen weiteren Kryptowährungen.

Doch auch wenn diese Kryptowährungen Anfang 2018 einen starken Rücksetzer erfuhren, blüht das ICO-Volumen weiter auf. Den Rekord für die größte Platzierung hält bislang die Instant Messaging-App "Telegram" mit einem Volumen von rund 850 Millionen Euro. Ein gewaltiger Wert für einen gänzlich unregulierten Markt. Das zeugt davon, dass Verbraucher sehr stark auf die Angaben der Unternehmen vertrauen. Doch eine alte Redewendung besagt: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." Wann zählt das mehr, als wenn es um Ihre Finanzen geht?

Auf freiwilliger Basis Vertrauen schaffen

Einige unabhängige Plattformen experimentieren mit freiwilligen Bewertungsportalen. Experten geben ihre Einschätzungen zur Qualität des Gründerteams, der Gründungsidee und Umsetzbarkeit ab. Außerdem stehen freiwillige KYC-Verfahren (Know Your Customer) zur Verfügung. Gründer können ihre Identität bestätigen lassen und somit auf etwas mehr Vertrauen hoffen.

Diese freiwilligen Verfahren erinnern natürlich insgesamt sehr an alle Prozeduren, die der Staat der Finanzbranche vorschreibt. Denn ganz ohne Kontrolle funktioniert auch dieser Markt offensichtlich nicht. Es bleibt abzuwarten, ob Staaten stärker regulieren müssen oder sich eine freiwillige Lösung durchsetzt. Zum Schutz des Verbrauchers ist eine nachhaltige Lösung jedoch dringend notwendig. Über 1.300 junge Unternehmen weltweit, aus ganz unterschiedlichen Branchen, befinden sich gerade auf dem Weg zu ihrem Initial Coin Offering.

Das deutsche Start-up Savedroid konnte sein ICO gerade erfolgreich beenden. Der Geschäftsführer Yassin Hankir zeigt sich im Interview sehr zufrieden: "Der Savedroid-ICO hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir sind glücklich und sehr stolz darauf, dass wir weit mehr als 35.000 internationale Token-Käufer für Savedroid gewinnen konnten."

Ein Spiel mit dem Feuer?

Nun verbrennen sich Anfänger auch am Kapitalmarkt oftmals die Hände mit den ersten Aktien. Viele Experten sehen das als Investition in die Zukunft. Private Investoren müssen "Lehrgeld" bezahlen und Erfahrungen sammeln. Die Verbraucherzentrale befürchtet allerdings, dass im Fall von ICOs wenig Sinnvolles zu lernen bleibt: "Man kann durch die Anlage in ICOs nichts lernen, das in irgendeiner Form vorteilhaft wäre. Anders als bei einem Initial Public Offering erhalten Käufer eines ICO keinerlei Rechte an einem Unternehmen. Sie geben ihr Geld ohne eine Aussicht auf Beteiligung an dem Unternehmen", erläutert Nauhauser.

Savedroid-Chef Hankir sieht das naturgemäß differenzierter kann aber die Beweggründe der Verbraucherzentralen durchaus nachvollziehen, "da der ICO-Markt aktuell sehr intransparent ist". Das muss jedoch nicht so bleiben. ICOs sieht er als "Schlüssel für innovative deutsche Start-ups und Mittelständler", die eine gravierende Lücke bei der Risikokapitalfinanzierung schließen könnten.

Derzeit plagen die Branche jedoch zahlreiche betrügerischen Aktivitäten und nur, wenn "wir es gemeinsam schaffen, höhere Qualitätsstandards zu etablieren und damit den ICO-Markt nachhaltig zu gestalten", sieht Hankir eine langfristige Chance für den Markt.

Aller Kritik zum Trotz setzt sich der Erfolg von Initial Coin Offerings ungebremst fort. Das zieht auch größere Investoren auf die Bühne. Family Offices, also Vermögensverwaltungen von reichen Familien, suchen auf dem jungen Markt Alternativen zum klassischen Kapitalmarkt. Sie investieren deutlich höhere Summen. Während Schätzungen zufolge Privatinvestoren 100 bis 500 Euro pro Person und ICO auf den Tisch legen, reichen die Beträge von Family Offices in die Millionen.

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Eine Art Selbstschutz auf dem jungen Markt

Ein bisschen schützt der Markt die Verbraucher dennoch vor sich selbst. Die ersten Trades erfordern eine steile Lernkurve. Viele neue Begriffe, verschiedene Anbieter und Methoden erschweren den Erwerb der ersten Token. Viele unerfahrene Investoren könnten diese anfänglich komplizierten Schritte bereits abhalten.

Der größte Kritikpunkt bleibt, dass oft Millionenbeträge ohne eine sinnvolle Gegenleistung fließen. Die Investoren vertrauen auf den Erfolg der Gründer und die damit verbundene Wertsteigerung der Coins. Wenn jedoch etablierte Unternehmen an die Börse gehen, verfügen sie zumeist über ein ausgereiftes, wenn auch noch nicht profitables Geschäftsmodell. Viele ICOs befinden sich noch einen Schritt davor.

Die Gründer verkaufen ihre Idee, erprobt und umgesetzt haben sie diese jedoch meistens noch nicht. Investoren begeben sich damit in ein deutlich höheres Risiko. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat Südkorea als eines der ersten Länder im Herbst vergangenen Jahres ICOs verboten. Als Grund nannten die Regulatoren neben dem hohen Verlustrisiko auch die häufigen Betrugsversuche und Hackerangriffe. Bei jeder "seriösen” ICO versuchen zahlreiche Betrüger mit ähnlichen Namen und gefälschten Internetseiten Gelder zu erbeuten. Inzwischen denken die Koreaner allerdings über eine Lockerung des Verbots nach.

Der Ruf nach Regulierung wird lauter

Der große Nachbar China steht dem Thema zunehmend skeptisch gegenüber und hat alle ICOs verboten. Die Liste der Staaten mit vollständigen Verboten ist kurz, allerdings sehen viele Regierungen das Thema sehr kritisch. Aufgrund der explosionsartigen Entwicklung kommt die Politik mit der Regulierung kaum hinterher. Viele europäische Länder geben sich gegenüber ICOs vergleichsweise offen. Die USA sind hingegen kurz davor, ICOs analog zu den Börsengängen streng zu regulieren. Japan, Australien, Kanada und selbst finanzliberale Zentren wie Hongkong und das Vereinte Königreich planen ebenfalls eine straffere Regulierung.

Privatinvestoren bleibt nur abzuwarten und den Markt zu beobachten. Noch ist die zukünftige Entwicklung völlig offen. Wie auf vielen jungen Märkten versprechen frühe Investitionen beachtliche Gewinne. Das hohe (Totalverlust-)Risiko sollte Ihnen dabei stets bewusst sein. Auf einen langfristigen Erfolg setzt Verbraucherschützer Nauhauser allerdings nicht: "Bei allem Verständnis für eine gewisse Skepsis, was die Stabilität unseres Geld- und Finanzsystems betrifft: Eine Privatisierung von Geld ist nun wirklich keine Lösung.”

Wären Sie reingefallen?

Auf der Webseite "www.howeycoins.com" vermarkten die Gründer ihre Innovationen in der Reiseindustrie. Sie als Investor können über die Howeycoins am Erfolg des Unternehmens und der Token profitieren. Die Internetpräsenz zeigt eine nette Story und viele schöne Bilder.

Wer sich auf der Seite durchklickt und wirklich investieren will, landet bei der SEC (Security Exchange Commision), der amerikanischen Börsenaufsicht. Sie hat die Seite ins Leben gerufen, um zu zeigen, wie leicht sich potenzielle Privatinvestoren von Geschichten und Bildern täuschen lassen. Leser werden statt eines Kaufs auf die offizielle Seite der SEC weitergeleitet und lesen in Fettschrift "You Could Have Been Scammed” – "Sie hätten betrogen werden können”.

Über den Autor Tim Stockschläger

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Tim Stockschläger ist im Münsterland aufgewachsen und hat in Augsburg, Leipzig und Binghamton (New York State) Wirtschaftswissenschaften und Finanzen studiert. Schon im Studium haben ihn die internationalen Aktienmärkte und Produkte gereizt. Er ist seit 2007 Consultant und freiberuflicher Journalist für diverse Medien und Magazinen, insbesondere zu Finanz- und Blockchain Themen. Er arbeitete bis Ende 2017 als Analyst bei der Deutschen Bank. Seit 2018 berät und unterstützt er insbesondere Startups beim Marketing und bei der Finanzierung mit Security Token Offerings und Crowdfunding. Tim Stockschläger hat 2018/19 einen der ersten Security Token Sales in Europa begleitet und die Erfahrung davon inzwischen in einem Buch veröffentlicht. 

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