Der Berliner Juraprofessor Lars Klöhn ist auf die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nicht gut zu sprechen. Er wirft ihr vor, sie veröffentliche Schreiben ohne verbindliche Regeln aufzustellen. Die Banken nähmen diese Empfehlungen für bare Münze, da sie mit ihr keinen Ärger haben wollten. Doch unsere neueste Untersuchung zeigt: Die Mehrzahl der Genossenschaftsbanken machen das, was sie für richtig halten.
VR-Banken pfeifen auf die Empfehlung der Bafin
Auf einen Blick
- Nur ein Drittel folgte 2020 den Empfehlungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), wegen der Corona-Pandemie die Dividende zu streichen.
- Die Genossenschaftsbanken orientierten sich eher am Ergebnis, als an der Empfehlung der Bafin.
- Und mehr noch: Einige VR-Banken haben sogar die Dividende erhöht.
- Einige Genossenschaftsbanken gehen sogar bundesweit auf Kundenfang – etwa die Raiffeisenbank im Hochtaunus oder die Volksbank Dortmund-Nordwest.
Im April vergangenen Jahres bekräftigte die Finanzaufsicht ihre Auffassung, dass Banken keine Dividenden ausschütten sollten. Im Frühjahr 2020 wurden wegen Corona die meisten Vertreterversammlungen abgesagt, auf denen über die Ausschüttung entschieden wird. Die meisten wurden ab Herbst 2020 in der Regel virtuell nachgeholt.
Wir haben kürzlich mehr als 800 Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda- und PSD-Banken und die übrigen genossenschaftlich organisierten Institute befragt, ob eine Dividendenzahlung beschlossen wurde. Die Mehrzahl scheut die öffentliche Darstellung. Aus gutem Grund?
219 Institute gaben jedoch bereitwillig Auskunft. 61 Genossenschaftsbanken folgten der Empfehlung der Bafin. Typisch hierfür ist die Aussage von Danja Reiter von der VR-Bank Hunsrück-Mosel: "Wir haben nichts ausgeschüttet entsprechend der nachdrücklichen Empfehlung der Bankenaufsicht".
Und eine ganze Reihe von Banken, die sich an die Bafin-Empfehlung hielt, handelte so wie Raiffeisenbank Rastede: "Für 2019 haben wir, der Empfehlung der Bafin folgend, keine Dividende gezahlt. Allerdings wurde ein Gewinnvortrag gebildet, aus dem in 2021 eine Nachholung der ausgefallenen Dividende 2019 erfolgen kann", sagt Siegfried Chmielewski, Mitglied des Vorstandes. Einige andere schütteten keine Dividende aus, zahlten dafür aber einen Bonus. So wie die Volksbank Gescher oder die Volksbank Bad Oeynhausen.
Die große Mehrheit von 158 Geldhäusern hat sich jedoch um die Empfehlung der Bafin nicht geschert. Sie haben ihre Entscheidung wie eh und je von der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung abhängig gemacht und zugunsten ihrer Mitglieder und Anteilseigner entschieden.
Während die Mehrzahl der Banken zumindest eine stabile Dividende zahlte, belohnten vier erfolgreiche Geldhäuser ihre Genossen mit höheren Prozentsätzen.
Auffälligstes Beispiel ist die Raiffeisenbank im Hochtaunus*, die 2,50 statt 1,00 Prozent zahlte, bei einem Höchstbetrag von aktuell 25.000 Euro. Sie gehört zu einer Handvoll Banken, die bundesweit nach Investoren suchen und bei der man auch kein Girokonto führen muss.
"Wir erfreuen uns ungebrochener Nachfrage aus dem Bereich der gewerblichen Investoren- und Projektfinanzierung im Immobilienbereich", sagt deren Vorstand Achim Brunner und erläutert: "Das bilanzielle Kundenkreditvolumen verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 23,8 Prozent. Um dieses Segment weiter ausbauen zu können und damit unseren wichtigsten Wachstumstreiber weiter voranzubringen, ist eine gute Eigenkapitalquote die Grundvoraussetzung, man könnte sagen unser Lebenselixier." Und dazu dienen die Einlagen der vielen neuen Mitglieder, die in diesem und vergangenen Jahr bundesweit gewonnen wurden.
Ein sehr gemischtes Bild geben drei Banken (s. Grafik l.), die für 2018 noch die höchst möglichen Beträge ausgeschüttet haben und bei denen natürliche Personen aus dem gesamten Bundesgebiet Anteile zeichnen können.
In einem Brief an die Mitglieder schreibt die Münchener Hyp, dass sie gerne eine Dividende bezahlt hätte. "Doch die Corona-Pandemie und ihre bankaufsichtlichen Auswirkungen" erlaubten ihr dies leider nicht.
Die VR-Bank Bad Salzungen muss schon deshalb ihre Eigenkapitalbasis nicht weiter stärken, weil die von ihr an Fußball-Champions-Vereine vergebenen Kredite wegen Corona nicht mehr so stark nachgefragt werden.
Die Volksbank Dortmund-Nordwest* hingegen hat ein stabiles Kreditgeschäft in der Baufinanzierung und zahlt ihren bundesweit lebenden Mitgliedern weiterhin 3,0 Prozent bei einem Höchstbetrag von 6.000 Euro pro Person.
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