





Auf einen Blick
Am 10. Oktober 1989 war es soweit: Die Goldmünze "Wiener Philharmoniker" wurde erstmals im Handel angeboten und avancierte in kürzester Zeit zur meistverkauften Anlagemünze in Europa. Wer gleich zu Beginn zuschlug, hat alles richtig gemacht. Denn während Sparbuchzinsen in den folgenden Jahrzehnten zur Talfahrt ansetzten, hat der Goldpreis eine entgegengesetzte Entwicklung genommen.
Doch nicht nur der Materialwert einer Münze ist für die Wertsteigerung entscheidend. Denn neben den klassischen Anlagemünzen (Bullioncoins) erfreuen sich auch Sammlermünzen immer größerer Beliebtheit.
Münzen sammeln ist nicht nur ein spannendes Hobby, sondern kann in Zeiten von Mini- und Negativzinsen als Geldanlage auch eine interessante Renditechance bieten. Wie bei allen Anlagen müssen Sie dabei aber das Risiko eines Verlusts in Kauf nehmen, denn eine verlässliche Aussage über die zukünftige Wertentwicklung von Münzen kann niemand treffen. In jedem Fall gehören zum Münzensammeln eine Menge Fachkenntnisse und manchmal auch eine gute Portion Glück. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Grundlagen.
Beim Sammeln von Münzen müssen Sie zunächst einmal zwischen Anlage- und Sammlermünzen unterscheiden. Letztere können, wie im Fall der deutschen Fünf-Euro-Münze "Blauer Planet Erde", große Wertsteigerungen erreichen, weil sich der Preis aus der Balance aus Angebot und Nachfrage auf dem Sammlermarkt ergibt.
Eine Prognose, welche Münzen Potenzial haben, ist extrem schwierig: Wichtige Faktoren sind in der Regel aber eine möglichst niedrige Auflage, das Münz-Thema, höchste Qualität und mögliche technische Innovationen bei der Münzprägung, wie der erstmalige Einsatz eines Polymerrings beim "Blauen Planet Erde". Zum Ausgabe- beziehungsweise Materialwert kommt bei Sammlermünzen also je nach Marktnachfrage noch der Aufpreis für den Sammlerwert hinzu.
Das ist bei Anlagemünzen – auch als Bullionmünzen bezeichnet – anders. Die meist jährlich in einem ähnlichen Design erscheinenden Münzen werden mit geringen Aufschlägen zum Preis des enthaltenen Metalls (vorwiegend Gold oder Silber, Platin) gehandelt. Eine Unze Gold kostet derzeit etwa 1.700 US-Dollar, eine Ein-Euro-Anlagemünze aus purem Gold sollte demnach nur unwesentlich mehr kosten.
Chancen auf eine Wertsteigerung gibt es hier auch, wenn der Preis des enthaltenen Metalls steigt. So kostete im August 2020 eine Feinunze zwischenzeitlich mehr als 2.000 US-Dollar. Dieses Beispiel zeigt, dass Sie mit Anlagemünzen auch Verluste machen können – schließlich liegt der Preis derzeit deutlich niedriger als beim Allzeithoch.
"Ich würde immer in Krügerrand investieren, auch weil es die geringsten An- und Verkaufskosten hat", empfiehlt Goldexperte Martin Siegel, Geschäftsführer der Stabilitas GmbH. Die südafrikanische Anlagemünze hat den größten Marktanteil unter den Goldmünzen.
Weitere bekannte Gold-Anlagemünzen sind Maple Leaf (Kanada), Philharmoniker (Österreich), Panda (China), American Eagle (USA), American Buffalo (USA), Britannia (Großbritannien), Kangaroo / Nugget (Australien) oder Lunar (Australien). Anlagemünzen gibt es auch in Silber oder Platin.
Biallo-Tipp: Goldschmuck oder eine Goldmünze sind ein schönes Urlaubssouvenir. Es können jedoch Zoll-Abgaben für Anlagegold anfallen. Mehr dazu erfahren Sie in einem gesonderten Artikel.
Goldmünzen haben einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie können sie in der Regel mehrwertsteuerfrei erwerben. Bei Platin oder Silber ist das nicht so – und 19 Prozent Mehrwertsteuer machen einen deutlichen Unterschied. Allerdings ist der Preis bei Silber wesentlich volatiler als bei Gold. Derzeit kostet eine Unze etwa 23 US-Dollar (rund 20 Euro). Das Allzeithoch lag allerdings bei etwa 50 US-Dollar – also mehr als dreimal so hoch. Wer auf steigende Edelmetallpreise setzt, könnte bei Silber höhere Gewinne erzielen. Allerdings drohen im umgekehrten Fall auch höhere Verluste.
Sammlermünzen gibt es neuerdings auch in anderen seltenen Metallen wie Titan. Viele der historischen Münzen wurden dagegen aus Kupfer geprägt. Gold und Silber bleiben jedoch auch in diesem Bereich die mit Abstand beliebtesten Metalle. Für Goldmünzen spricht die wegen des höheren Preises oft niedrigere Auflage. Silbermünzen sind deutlich erschwinglicher – deshalb ist auch der Markt an Sammlern größer.
Als Anlage in Krisenzeiten eignen sich Münzen und Barren. Für manche Anleger könnte auch Papiergold interessant sein. Ob physisches Gold, ETF oder ETCs: In einem weiteren Ratgeber von uns zeigen wir, welche Goldanlage sich wirklich lohnt und wie Sie richtig in Gold investieren.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Münzen und ihrer Geschichte wird als Numismatik (Münzkunde) bezeichnet. Oft wird allerdings auch das Sammeln von Münzen als Hobby ebenfalls Numismatik genannt. Münzsammler spezialisieren sich üblicherweise auf ein bestimmtes Themengebiet.
Münz-Sammelgebiete gibt es wie Sand am Meer. In Deutschland besonders beliebt sind einheimische Münzen: aus dem Kaiserreich, über die Epoche des geteilten Deutschland mit Exemplaren aus der DDR und der BRD, bis zu den aktuellen Euro-Münzen mit Polymerring. Euro-Münzen aus allen Mitgliedsstaaten gehören auf dem ganzen Kontinent zu den Rennern unter den aktuellen Münzen. Weitere wichtige Sammelgebiete sind Sportereignisse wie Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften, antike Münzen aus dem römischen Kaiserreich oder China, Porträts, Tiermotive oder Spezialthemen wie Raumfahrt.
Generell empfehlen Experten, als Sammler mit modernen Münzen zu starten. Und sich dann bei Interesse und steigender Fachkenntnis an ältere Münzen heranzutasten.
Neben einem attraktiven Thema ist besonders die Auflage wichtig für die künftige Wertentwicklung von Sammlermünzen: Je geringer die Stückzahl, umso größer ist die Chance, dass man sein Exemplar künftig teurer verkaufen kann. Einige Goldmünzen erschienen zum Beispiel in Kleinstauflagen von nur 50 bis 150 Stück weltweit.
Potenziell begehrter ist in der Regel auch die erste Ausgabe neuer, innovativer Münzen. Kürzlich kam zum Beispiel die erste Hybrid Gold Bitcoin-Münze, eine Kombination aus einer Unze des Edelmetalls mit einem 1/50-Anteil der bekanntesten Kryptowährung, mit einer Auflage von nur 100 Stück auf den Markt (Thema Four Guardians). Diese Münze könnte etwas für jene sein, die daran glauben, dass der Bitcoin den Durchbruch schafft und künftig deutlich an Wert gewinnen wird.
Ebenfalls wichtig ist die Münzqualität: Polierte Platte (Spiegelglanz) ist hochwertiger als Stempelglanz. Damit die Qualität erhalten bleibt, sollte man wertvolle Münzen speziell schützen (zum Beispiel in Hartplastik-Hüllen aufbewahren) und nicht mit den bloßen Händen anfassen.
In der Regel sollte man Münzen nicht selbst reinigen – die Patina ist bei historischen Exemplaren ein Echtheitsmerkmal. Modernere Münzen kommen meist mit einem Echtheitszertifikat. Dieses sollte man unbedingt für einen möglichen Weiterverkauf aufbewahren.
Für den reinen Materialwert ist die Reinheit des verwendeten Metalls entscheidend: Goldmünzen gibt es zum Beispiel in 99,99 Prozent Reinheit, genauso wie mit deutlich geringeren Anteilen von Gold.
Hinweis: Gegenständen von hohem Wert wie Gold, Schmuck, Münzen, Dokumente gehören in ein Bankschließfach oder einen Tresor. Doch das ist oft leichter gesagt als getan. Wie Sie Geld, Gold und Schmuck günstig im Bankschließfach unterbringen, erklären wir Ihnen in einem weiteren Artikel.