Schließfach, Safe und Sockenschublade
Bankenkrise, Eurokrise, Coronakrise: Das Vertrauen von Sparern und Privatanlegern in die Finanzmärkte ist strapaziert. Viele haben Gold gekauft oder andere Sachwerte, viele horten Bargeld.
Einer Erhebung der Berliner Steinbeis-Hochschule zufolge haben die Goldreserven deutscher Privathaushalte mit insgesamt rund 8.900 Tonnen einen neuen Höchststand erreicht. Mehr als die Hälfte des Edelmetalls in Privatbesitz waren Barren und Münzen (4.900 Tonnen), alles andere steckte in Schmuck. Zum Vergleich: Die Deutsche Bundesbank sitzt auf gut 3.400 Tonnen.
Augenfällig zudem der Trend bei Bargeld: Die Bundesbank schätzt die "Hortungsbestände" an Euro-Banknoten im Jahr 2018 auf 94 Milliarden Euro. Statistisch betrachtet sind das rund 1.364 Euro je Einwohner.
Doch die deutsche Liebe zum Bargeld stellt Sparer vermehrt vor Problemen. Denn immer mehr Banken verlangen von ihren Privatkunden Negativzinsen von minus 0,50 Prozent, meist bei Beträgen ab 100.000 Euro. Wer also 200.000 auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto hat, zahlt 500 Euro pro Jahr. Wie Sie später sehen werden, können Sie sparen, indem Sie das Geld abheben und ins Bankschließfach legen. Daher kann ein Bankschließfach eine Möglichkeit sein, dem sogenannten Verwahrentgelt aus dem Weg zu gehen, ohne gleich die Bank wechseln zu müssen.
Welche Geldhäuser haben freie Kapazitäten?
Wie viele Schließfächer es in Deutschland gibt, weiß niemand. Fraglich ist, wie sich das Angebot insgesamt entwickelt. Einerseits hält das Filialsterben von Banken, Sparkassen und Genossenschaftsinstituten an – Tresorräume verschwinden. Gab es im Jahr 2005 deutschlandweit noch 44.100 Bankfilialen, waren es Ende 2019 nur noch 26.677, stellte die Bundesbank im April dieses Jahres fest. Dieser Trend dürfte sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich verstärkt haben, denn viele Banken und Sparkassen haben während des Lockdowns unzählige ihrer Filialen geschlossen – viele für immer.
Andererseits gehen Schließungen nicht selten mit Umbauten an anderer Stelle im Filialnetz einher, Tresor-Kapazitäten werden erweitert. Und es wächst das Angebot außerhalb der Geldhäuser. Große Goldhändler betreiben an mehreren Standorten Schließfach-Anlagen, sie wollen weitere eröffnen. Auch andere Anbieter wie Pfandleihhäuser stocken auf. All das zielt nicht allein darauf ab, Lücken zu schließen, die das Filialsterben reißt.
Vielmehr stellen sich Anbieter auf eine höhere Nachfrage ein. Eine Nachfrage, die getrieben ist von der Angst vor Wohnungseinbrechern – zwischen 2008 und 2015 nahm die Zahl der Delikte um mehr als 50 Prozent zu, seither nimmt sie ab, ist aber nach wie vor höher als vor zehn Jahren. Nicht überall wird die Nachfrage abgedeckt.
Eine ganze Reihe von Geldinstituten bietet überhaupt keine Schließfächer an. Dazu gehören zum Beispiel die Postbank, Targobank, Santander Bank und Denizbank. In manch kleinen Niederlassungen von Sparkassen oder genossenschaftlichen Häusern stehen dem bauliche oder andere Gründe entgegen.
Wie knapp sind die freien Kapazitäten?
Die allermeisten Banken und Sparkassen bieten Schließfächer ausschließlich ihren Kunden an. Vielerorts sind sie auch schon komplett ausgebucht, sodass es zu Wartelisten kommt. Finden Verbraucher bei ihrer Volks- und Raiffeisenbank oder Sparkasse kein freies Fach mehr, sollten sie es bei einer der überregionalen Geldhäuser versuchen, also beispielsweise Deutsche Bank, Commerzbank oder Hypovereinsbank.
Für Volksbank-Kunden lohnt es sich, manchmal auch bei der anderen regionalen Bank – also der Sparkasse – nachzufragen und umgekehrt. Die Sparkassen in Hamburg, Frankfurt und Köln-Bonn vermieten ihre Boxen an Verbraucher, die bisher nicht ihre Kunden sind.
Größe, Preise und K.o.-Kriterium
Schließfach-Angebote lassen sich miteinander nicht so leicht vergleichen. Denn der Mietpreis hängt davon ab, wie groß das Fach ist, und die Fachgrößen sind nicht normiert. Auch die Staffelung variiert. Kleinere Fächer haben Volumen von etwa 3,5 bis zehn Litern. Die Volumen der größten beginnen bei ungefähr 30 Litern und reichen teils weit darüber hinaus. Die Deutsche Bank beispielsweise differenziert neun verschiedene Größen, in die kleinsten Fächer passen neun Liter, die größten fassen 144 Liter – so viel wie eine Badewanne - und mehr.
Was den Vergleich außerdem erschwert, ist die Frage des Versicherungsschutzes. Es gibt Anbieter, bei denen eine Versicherung im Mietpreis enthalten ist. Die Versicherungssummen unterscheiden sich jedoch teils deutlich (siehe Tabelle). Unterschiedlich geregelt ist überdies, in welchen Fällen die Police greift. Die Volks- und Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck deckt Schäden bis zu einer Höhe von 5.000 Euro ab, die Commerzbank bis zu 26.000 Euro – bei doppelt so hoher Miete. Bei einem Großteil der Geldhäuser ist kein solcher Basisschutz in der Miete eingeschlossen. Alle bieten zusätzlich Assekuranzen an.
Was gehört in ein Schließfach?
Sicher verwahren sollte man nicht nur Gold, Schmuck, Münzen oder Kunstgegenstände. Zu Dingen, die in einem Bankfach oder Tresor deponiert sein sollten, zählen auch Sparbücher, Dokumente wie Versicherungsurkunden oder Quittungen von Wertsachen. Ebenso digitale Dokumente, gespeichert auf USB-Stick oder externer Festplatte sind so gut aufgehoben.
So viele Anbieter es gibt, die Mehrzahl der Sparkassen und Banken haben eines gemein, das ist ein Ausschlusskriterium: Sie setzen voraus, dass man bereits Kunde ist. Häufig ist die Vermietung eines Schließfachs an ein Girokonto geknüpft. Ausnahmen bilden zum Beispiel die Sparkassen Frankfurt, Köln-Bonn und Hamburg.
Wer als Nicht-Kunde in einem Geldhaus anfragt, muss allerdings womöglich hintanstehen. "Bevorzugt werden Schließfächer an unsere Kunden und Mitglieder vergeben. Insbesondere, wenn Schließfächer vor Ort knapp sein sollten. Aber es spricht grundsätzlich auch nichts gegen einen reinen Verwahrvertrag", erklärt der Sprecher der Volksbank Stuttgart, Matthias Layher. Nicht unüblich sind dann etwas höhere Mietpreise.