Was sind Nachhaltigkeitssiegel?
Nachhaltigkeitssiegel gibt es für Nahrungsmittel, Kleidung – aber auch für Finanzanlagen. Sie kennzeichnen Produkte, die nachhaltig hergestellt werden oder nachhaltige Eigenschaften besitzen. Nachhaltigkeit umfasst dabei verschiedene Aspekte – etwa, dass bei der Herstellung eines Produktes Einflüsse auf die Umwelt berücksichtigt werden. Aber auch soziale und wirtschaftliche Wirkungen können zur Nachhaltigkeit gehören.
Nachhaltigkeitssiegel werden von Staaten, Verbänden oder Firmen vergeben. Diese legen jeweils eigene Kriterien fest, die ein Produkt oder eine Organisation erfüllen muss, um das Siegel zu bekommen. Die Siegel haben deswegen auch unterschiedliche Aussagekraft.
Welche Bedeutung haben Nachhaltigkeitssiegel für die Geldanlage?
Wer sein Geld nachhaltig anlegt, fördert im Idealfall damit eine umwelt- und sozialverträgliche Wirtschaftsweise. Nachhaltigkeitssiegel sollen dabei garantieren, dass das Geld der Anleger auch wirklich nachhaltig eingesetzt wird und nicht etwa in die Herstellung von Produkten fließt, die dem Klima schaden oder unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt werden.
Die Siegel-Anbieter legen daher Mindeststandards fest, die ein Finanzprodukt erfüllen muss, um das Siegel zu bekommen. In der Regel sind das Ausschlusskriterien: Ein Investmentfonds etwa darf keine Unternehmen enthalten, die mit Kohle- oder Ölproduktion in Verbindung stehen, Waffen herstellen oder Atomkraftwerke betreiben. Hinzu kommen Positivkriterien: Fördert ein Unternehmen etwa aktiv den Klima- oder Umweltschutz, entwickelt es neue Umwelt-Technologien oder stellt es Produkte her, die die Umwelt schützen?
Je strenger die Vergabe eines Siegels, desto mehr Kriterien legt das Siegel an ein Finanzprodukt an – und desto eher können sich Anleger darauf verlassen, dass mit ihrem Geld wirklich nachhaltig gewirtschaftet wird. Die Siegel basieren dabei oft auf bekannten Nachhaltigkeitsstandards der Geldanlage, etwa dem ESG-Standard. Das Kürzel steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung). Nachhaltige Geldanlagen werden dann danach bewertet, wie sehr sie diese Kriterien berücksichtigen. Weitere Nachhaltigkeitsstandards sind der SRI-Standard (Socially Responsible Investing) oder der SDG-Standard, der für die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals = SDG) der Vereinten Nationen steht.
FNG-Siegel
Das FNG-Siegel ist eines der bekanntesten Nachhaltigkeitssiegel für Finanzprodukte. Es wird vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergeben. Dem Fachverband gehören über 200 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen.
Das FNG-Siegel zeichnet Investmentfonds aus. Dabei werden die im Fonds enthaltenen Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeit geprüft. Tabu sind etwa Investitionen der Fonds in die Bereiche Atomkraft, Kohle, Fracking, Waffen oder Rüstung. Zum Mindeststandard gehört aber auch die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung.
Der Anlagestil eines Fonds wird mit über 80 Fragen untersucht. Je nach Qualität des Nachhaltigkeits-Ansatzes kann ein Fonds zusätzlich zum reinen Siegel ein bis drei Sterne erhalten. Drei Sterne bekommen "hochwertige Nachhaltigkeitsfonds". Sie legen strenge Kriterien an Titelauswahl und Glaubwürdigkeit der Unternehmen im Fonds an. Zu jedem Fonds gibt es ein Nachhaltigkeitsprofil. Damit können Anleger nachprüfen, welche Kriterien der Fonds berücksichtigt.
Ecoreporter-Siegel
Ecoreporter ist ein Branchendienst für die nachhaltige Geldanlage. Seit 2013 vergibt das Unternehmen ein eigenes Nachhaltigkeitssiegel. Damit werden vor allem Finanzprodukte ausgezeichnet. Aber auch Banken oder institutionelle Anleger wie etwa Versicherungen können das Siegel tragen.
Grundvoraussetzung für die Vergabe: Das Kerngeschäft des Anbieters muss nachhaltig sein. Bei Finanzprodukten etwa bedeutet das, dass der Anbieter selbst ein Nachhaltigkeitskonzept hat und überwiegend nachhaltige Produkte anbietet. Dabei gelten Mindeststandards. So müssen etwa Banken bei ihren Krediten oder Eigenanlagen Investitionen in Atomenergie oder Waffen ebenso ausschließen wie etwa ausbeuterische Kinderarbeit. Auch für Investitionen in Aktien oder Anleihen gelten Ausschlusskriterien: Kohle, Öl, Gentechnik, Tierversuche oder Glücksspiele sind tabu.
Ecoreporter prüft vor Ort, ob die Anbieter ihre Versprechen einhalten. Dazu werden Unterlagen gesichtet und Interviews geführt. Das soll einerseits dem sogenannten "Greenwashing" vorbeugen, also falschen Nachhaltigkeitsversprechen. Andererseits garantiert es auch Vielfalt bei den Ansätzen zur Nachhaltigkeit: Man lasse "Eigenheiten bei der Wertorientierung" bewusst zu.
ISS ESG Fund Rating
Institutional Shareholder Service (ISS) ist ein Unternehmen, das Investoren, Vermögensverwalter und Firmen bei der Umsetzung nachhaltiger Investitionsstrategien unterstützt. Der Anbieter verfügt dabei über das ISS ESG Fund Rating, das Investmentfonds mit Blick auf ihre Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) bewertet. Die Bewertung greift dabei nach Angaben von ISS auf mehr als 1.000 Datenpunkte zurück. Basis dafür ist sind die ESG-Ratings von Unternehmen und Ländern, in die der Fonds investiert. Fonds erhalten schließlich eine Einstufung auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen – 5 Sterne stehen für eine besonders nachhaltige Ausrichtung. Zusätzlich gibt es einen ESG-Score von 0 bis 100, der die Nachhaltigkeitsleistung genauer darstellt.
Seit 2024 wurde das Rating um neue Themen erweitert, darunter ein spezielles Screening für Fonds mit Fokus auf Biodiversität. Zudem werden nun auch Dachfonds analysiert, sodass insgesamt über 44.000 Fonds bewertet sind. Anlegerinnen und Anleger können die Bewertungen über verschiedene Plattformen abrufen und so Fonds identifizieren, die ihren Nachhaltigkeitszielen entsprechen.