Noch immer verzichten Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland auf ihre vermögenswirksamen Leistungen (VL oder VWL). Dabei gibt es beim VL-Sparen nicht nur bis zu 40 Euro im Monat vom Arbeitgeber, sondern auch bis zu 80 Euro im Jahr zusätzlich vom Staat als Arbeitnehmersparzulage obendrauf. Klar, reich werden Sie damit nicht. Aber aus so kleinen Beträgen können Sie ein kleines Vermögen machen, wenn Sie es richtig anstellen. So kommen Sie an das Geld – die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was sind vermögenswirksame Leistungen?
Vermögenswirksame Leistungen (VWL oder VL) sind zusätzliche Geldleistungen des Arbeitgebers, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beim Vermögensaufbau zu unterstützen. Sie bekommen die VL von Ihrem Arbeitgeber stets zusätzlich zum Bruttogehalt. Meist gibt es zwischen sechs und 40 Euro im Monat. Das Geld plus den Betrag, den Sie eventuell dazu legen, wird auf der Gehaltsabrechnung extra ausgewiesen und dann eins zu eins in einen VL-Vertrag automatisch überwiesen. Allerdings sind vermögenswirksame Leistungen steuer- und sozialabgabenpflichtig, weil sie das Gehalt erhöhen. Dadurch verringert sich Ihr Nettogehalt aber nur minimal. Wie Sie die VL anlegen, in einem Fondssparplan, einem Banksparplan oder einem Bausparvertrag, müssen Sie selbst entscheiden. Liegt Ihr Verdienst unter bestimmten Einkommensgrenzen, gibt es obendrauf einen staatlichen Zuschuss.
Ist der Arbeitgeber verpflichtet, vermögenswirksame Leistungen zu zahlen?
Ob es VL vom Arbeitgeber gibt, hängt davon, ob das im Tarifvertrag, per betrieblicher Vereinbarung oder im Arbeitsvertrag so vorgesehen ist. Wenn dies in irgendeiner Form vereinbart ist, muss der Arbeitgeber auch zahlen. Es gibt aber keine grundsätzliche rechtliche Verpflichtung, dass Unternehmen VL für ihre Mitarbeiter zahlen müssen, so wie es zum Beispiel bei den Sozialabgaben der Fall ist. Näheres weiß der Betriebs- oder Personalrat, die Personalabteilung oder der Chef oder die Chefin selbst.
Unser Tipp: Haben Sie noch keinen Vertrag? Dann fragen Sie einfach mal nach, ob Ihr Arbeitgeber Geld für die VL locker macht und wie viel das ist.
Wer wie viel VL zahlt
Arbeitgeber, die sich nicht an Tarifverträge halten, zahlen oft keine VL. In vielen Branchen sind die vermögenswirksamen Leistungen aber weit verbreitet. 6,65 Euro im Monat erhalten zum Beispiel die meisten Angestellten im öffentlichen Dienst. Banken und Versicherungen zahlen häufig bis zu 40 Euro. Auch Beamte, Richter oder Soldaten und Auszubildende können VL bekommen.
Kann ich den VL- Sparbeitrag selbst aufstocken?
Den Zuschuss des Arbeitgebers können Sie bis zur gewünschten Höhe aufstocken. Meist üblich sind insgesamt 40 Euro im Monat, es können aber auch mehr oder weniger sein. Sollte Ihr Arbeitgeber keinen Cent für die VL herausrücken, haben Sie als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer ein Anrecht darauf, ohne Hilfe vom Betrieb einen VL-Vertrag abzuschließen und selbst monatlich Geld zurückzulegen. Der mögliche Vorteil: Sie sichern sich so einen möglichen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage.
Was ist die Arbeitnehmersparzulage?
Mit der Arbeitnehmersparzulage will der Staat dazu beitragen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Vermögen bilden. Basis dafür ist das Fünfte Vermögensbildungsgesetz.
- Die Zulage beläuft sich für Aktienfonds und Aktien-ETFs auf 20 Prozent der angelegten VL, aber nur bis zu einer Grenze von 400 Euro jährlich. Das sind maximal 80 Euro im Jahr.
- Für die Anlage in Bausparverträgen oder die Rückzahlung von Baukrediten gibt es neun Prozent bis zu einem Anlagebetrag von 470 Euro im Jahr. Das sind aufgerundet 43 Euro im Jahr.
- Für Banksparpläne gibt es keine Zulage.
Wie hoch sind die Einkommensgrenzen für die Arbeitnehmersparzulage?
Die Voraussetzung für den Erhalt der Zulage wurde gerade verbessert. Die Arbeitnehmersparzulage gibt es für Alleinstehende seit 1. Januar 2024, wenn ihr Einkommen die Grenze von 40.000 Euro nicht überschreitet. Für Verheirate liegt die Grenze bei 80.000 Euro. Damit können nun auch Durchschnittsverdiener von der Zulage profitieren.
Bei den Einkommensgrenzen ist nicht das Bruttoeinkommen relevant. Vorsorgeaufwendungen, Werbungskosten, Freibeträge und andere steuermindernde Ausgaben sind davon abzuziehen. Entscheidend ist das zu versteuernde Einkommen. Wie hoch das ist, steht in Ihrem Steuerbescheid. Einen Anhaltspunkt liefern die Richtwerte in der Tabelle. Wie hoch das zu versteuernde Einkommen unterm Strich ausfällt, ist jedoch individuell verschieden:
Bruttoarbeitslohn 1 | keine Kinder | 1 Kind | 2 Kinder | 3 Kinder |
---|---|---|---|---|
Alleinstehende | 51.200 € | 61.800 € | 67.000 € | 72.300 € |
Verheiratete (1 Arbeitnehmer) | 96.000 € | 104.900 € | 114.100 € | 123.200 € |
Verheiratete (2 Arbeitnehmer) | 102.400 € | 113.100 € | 124.200 € | 134.100 € |
Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall
Wie kann ich staatliche Förderungen kombinieren?
Sie können mit zwei Verträgen beide Anlageformen bedienen, also einen Sparplan mit einem Aktienfonds oder Aktien-ETF und einen Bausparvertrag. Dann können Sie die Zulage zweimal kassieren. Das Bundesfinanzministerium rechnet vor:
400 Euro x 20 Prozent | 80,- Euro |
470 Euro x 9 Prozent | + 43,- Euro |
Summe | 123,- Euro |
Es sind also bis zu 123 Euro im Jahr an Zulagen drin. Dafür müssen Sie aber jährlich 470 Euro in einen Bausparvertrag überweisen oder für die Abzahlung eines Baukredits verwenden und weitere 400 Euro in den VL-Fondssparplan stecken.
Welche Angebote lohnen sich für vermögenswirksame Leistungen?
Die Verbraucherzentralen und die Stiftung Warentest empfehlen Aktienfonds-Sparpläne für die vermögenswirksamen Leistungen. Dabei können Sie zwischen aktiv gemanagten Fonds oder ETFs wählen.
- Die jährlichen Verwaltungs- und Managementkosten sind bei den gemanagten Varianten mit häufig zwischen 1,5 und zwei Prozent des ersparten Geldes relativ hoch. Nicht zu vergessen die Kaufgebühr, der sogenannte Ausgabeaufschlag. Ohne Rabatt, den es bei Direktbanken, Neobrokern und Fondsplattformen gibt, sind für eine VL-Anlage in Höhe von 40 Euro beim Kauf schon mal zwei Euro weg. Angelegt werden also nur 38 Euro. Zwei Euro weniger im Monat summieren sich auf die Dauer aber auf eine Menge Geld, das keine Erträge für Sie abliefert.
- Deutlich günstiger kommen Sie mit Aktien-ETFs weg. Hier können Sie mit laufenden Kosten von jährlich 0,2 bis 0,3 Prozent rechnen und minimalen Kaufgebühren.
Es gibt allerdings ein Problem: Der Fondsverband BVI führt zwar knapp 200 Fonds auf seiner „Liste der angebotenen VL-Fonds“ auf. ETFs sind jedoch nicht darunter. Fragen Sie einmal bei Ihrer Bank oder Sparkasse nach! Meist lautet die Antwort auf die Frage: VL in einen ETF sparen? Geht bei uns nicht. Wenn Sie auf einen ETF bestehen, müssen Sie dann für Ihre VL-Anlage zu einer anderen Bank wechseln.
VL-Sparpläne mit ETFs
Ein Wertpapierdepot für einen ETF, in den Sie VL stecken können, offerieren folgende Anbieter:
- die Direktbank Comdirect*
- der Depotanbieter Finvesto*
- die Investmentgesellschaft Fidelity*
- die digitalen Vermögensverwalter Oskar* und Ginmon*. Hier müssen Sie allerdings in ein vorgegebenes ETF-Portfolio investieren. Ein Erhalt der Arbeitnehmersparzulage ist deshalb nicht möglich.
Geeignete ETFs für vermögenswirksame Leistungen
Prüfen Sie als Erstes, welche ETF für VL überhaupt geöffnet sind. Eine Liste der VL-fähigen ETFs gibt’s im Internet zum Beispiel beim Finanzportal ExtraETF. Eine kleine Auswahl, bei der es sich um keine Anlageempfehlung handelt, finden Sie in unserer Tabelle.
Klassische, marktbreite ETFs
Anbieter | Nachgebildeter Index / Isin | Wertentwicklung in % 1 Jahr / 3 Jahre / 5 Jahre | Kosten pro Jahr in % |
---|---|---|---|
Invesco | MSCI World / IE00B60SX394 | 22,38 / 43,71 / 83,82 | 0,19 |
Xtrackers | MSCI World / IE00BJ0KDQ92 | 21,05 / 43,19 / 81,75 | 0,19 |
Ishares | MSCI World / IE00B4L5Y983 | 22,29 / 43,53 / 83,16 | 0,20 |
Amundi | MSCI World / LU1781541179 | 22,28 / 43,03 / 82,14 | 0,12 |
UBS | MSCI World / IE00BD4TXV59 | 22,26 / 42,82 / - | 0,10 |
Vanguard | FTSE All World / IE00BK5BQT80 | 19,15 / 35,76 / - | 0,22 |
Ishares | MSCI All Country World / IE00B6R52259 | 20,54 / 36,61 / 72,98 | 0,20 |
Nachhaltige, marktähnliche ETFs
Anbieter | Nachgebildeter Index / Isin | Wertentwicklung in % 1 Jahr / 3 Jahre / 5 Jahre | Kosten pro Jahr in % |
---|---|---|---|
Xtrackers | MSCI World Low Carbon SRI Leaders / IE00BZ02LR44 | 25,72 / 46,17 / 91,79 | 0,23 |
UBS | MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped / IE00BK72HJ67 | 24,98 / 43,43 / - | 0,30 |
Alle dargestellten ETFs sind thesaurierend, Erträge wie Dividenden werden also automatisch wieder angelegt. Alle ETFs sind börsennotierte Indexfonds, die bei der Stiftung Warentest als „1. Wahl“ beziehungsweise „dauerhaft gut“ gelten. Auswahl: Stiftung Warentest; kumulierte Performance in Euro laut Fondsweb.com zum Stichtag 29. Februar; Angaben ohne Gewähr.