Immer wieder erreichen die Redaktion von biallo.de unzählige E-Mails, Anrufe und Kommentare. Der Grund: Die unseriösen Geschäftspraktiken einiger CFD-Trading-Plattformen. Den Anlegerinnen und Anlegern wurden hohe Gewinne versprochen. Doch statt Rendite war das Geld am Ende weg und der vermeintlich kompetente Berater nicht mehr zu erreichen. Dabei handelt es ich nicht um Einzelfälle, wie Sie unserer Warnung entnehmen können.
"Wir bearbeiten derzeit mehr als hundert Fälle", erklärt Sarah Wagner-Arendt, Anwältin bei der Kanzlei Herfurtner, die solche Fälle schwerpunktmäßig betreut. Der Schaden belaufe sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr. Doch was sind eigenltich CFDs, wie funktionieren sie und wo lassen sich diese Differenzkontrakte handeln?
Was sind CFDs und was ist mit CFD-Trading oder CFD-Handel gemeint?
Mit CFDs (contract for difference = Differenzkontrakt) können Anlegerinnen und Anleger auf die Entwicklung eines bestimmten Basiswertes (Underlying) – etwa einer Aktie oder einer Kryptowährung – spekulieren. Im Unterschied zu Optionen oder Futures haben CFDs keine Laufzeit. Als Kapitaleinsatz dient die sogenannte Margin – eine Sicherheitsleistung (in der Regel ein bis zehn Prozent der Gesamtposition).
Mit einer Margin von einem Prozent kann der Anleger seinen Einsatz um den Faktor 100 hebeln. Kosten die Aktien zum Beispiel 100.000 Euro, muss er nur 1.000 Euro als Einsatz beisteuern. Den Rest übernimmt der Handelspartner des CFD-Anbieters. CFDs sind nicht börsengehandelt, sondern der jeweilige Broker fungiert als Handelspartner und bildet den Kurs ab. Dieser außerbörsliche Handel wird auch als "Over the Counter", kurz OTC, bezeichnet.
Vorteil: Steigt die Position um ein Prozent, macht der Anleger 100 Prozent Gewinn (vor Gebühren). Aus 1.000 Euro Einsatz werden somit 2.000 Euro. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Gegenrichtung: Fällt der Wert der Aktien um ein Prozent, ist der komplette Einsatz verloren. Verbraucherschützer warnen Anleger eindringlich davor, in ein solches Produkt zu investieren. Bis Mai 2017 gab es sogar CFDs mit Nachschusspflicht, die die Bafin allerdings verboten hat.
Zur Berechnung des Hebels gilt diese einfache Formel: 100 / Marginsatz = Hebel. Um den Hebelfaktor zu errechnen, braucht es also den Marginsatz. Dieser abhängig vom Basiswert.
Angenommen: Es soll eine Position im Wert von 1.000 Euro bewegt werden. Wenn von Seiten des Traders nun ein Kapitaleinsatz von 200 Euro erfolgt, dann übernimmt der Broker beziehungsweise der Handelspartner die restlichen 800 Euro. Hier gilt es zu beachten, das es sich dabei um Fremdkapital handelt, dass vom Handelspartner geliehen wird. Der Marginsatz liegt in diesem Beispiel bei 20 Prozent. Eingesetzt in die Formel: 100/20 = 5, also ein Hebel von 5.
Wie werden CFDs gehandelt?
Bei einem CFD können Anleger in unterschiedliche Anlageklassen wie Rohstoffe, Devisen, Aktien oder Kryptowährungen investieren. Der Handel findet, wie bereits erwähnt, nur außerbörslich statt. Dabei übernimmt der jeweilige Broker die Rolle des Handelspartners, mit dem Anleger auf steigende (Long-Position) oder fallende Kurse (Short-Position) setzen können. Die Differenz zwischen dem Kurs beim Einstieg und Ausstieg entscheidet über die Höhe des Gewinns beziehungsweise Verlusts – natürlich nach Abzug der anfallenden Gebühren.
Kosten beim CFD-Trading
Die Höhe der Kosten sind von Broker zu Broker unterschiedlich. Neben Handelskosten berechnen einige Anbieter zusätzliche Gebühren für die Kontoführung, für die Bereitstellung von Daten und verlangen nicht selten eine Mindesteinlage. Zudem können auch sogenannte Overnight-Kosten, also für das Halten offener CFD-Positionen über den Handelstag hinaus, anfallen.
Risiken bei Differenzkontrakten
Der Handel mit CFDs ist hochspekulativ, im schlimmsten Fall droht gar der Totalverlust. Daher sind CFDs nur für erfahrene Anleger geeignet. Immerhin: Die Nachschusspflicht wurde im Mai 2017 durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) verboten. Deshalb können Anleger maximal ihre hinterlegte Sicherheitsleistung, die Margin, verlieren – und das kann schnell passieren.
Vor- und Nachteile von CFDs
Vorteil: Mit CFDs lassen sich mit geringem Eigenkapital hohe Summen bewegen. Nur ein Bruchteil des Aktienpreises wird auch tatsächlich bezahlt. Zudem haben Anleger die Möglichkeit, sowohl von steigenden als auch fallenden Kursen zu profitieren – und das mit einem Hebeleffekt. Außerdem sind Anleger nicht an die Börse gebunden, das bedeutet: Trades können zu jeder Zeit getätigt werden.
Nachteile: Es handelt sich um ein hochspekulatives Investment, das sich nur für erfahrene Anleger eignet. Im schlimmsten Fall kann sogar der Totalverlust drohen. Zudem tummeln sich in der Branche etliche schwarze Schafe. So berichten Verbraucherschützer von Fake-Portalen, die ihre Anleger um hohe Summen prellen.
Das ist bei der Steuer zu beachten
Auch für Gewinne aus CFDs fällt in Deutschland die Abgeltungsteuer von 25 Prozent inklusive eventueller Kirchensteuer an. Diese wird auch direkt vom Broker dem Finanzamt zugeführt. Wobei jedem Anleger in Deutschland ein jährlicher Freibetrag in Höhe von 801 Euro (bei Verheirateten 1.602 Euro) für Kapitalerträge zur Verfügung. Um von diesem Freibetrag Gebrauch zu machen, müssen Anleger ihrem Broker beziehungsweise der depotführenden Bank rechtzeitig einen Freistellungsauftrag erteilen.
Verlustrechnung bei CFDs
Alle Verluste, die ein Anleger beim CFD-Handel erleidet, können mit Gewinnen aus allen Arten von Kapitalerträgen verrechnet werden, also auch Gewinne aus Aktien, Anleihen, Dividenden oder Zinszahlungen. Dadurch ergibt sich ein steuerlicher Vorteil. So können Aktiensparer etwa ihre Verluste nur mit Gewinnen aus Aktienverkäufen verrechnen.
Wichtig: Da nicht selten die Geschäfte oftmals über einen international tätigen CFD-Broker erfolgen, müssen Anleger ihre Gewinne in der Steuererklärung angeben. Gewinne sowie Verluste können dabei in der Regel verrechnet werden, sodass nur der tatsächliche Gewinn versteuert wird.
Wo lassen sich CFDs handeln?
CFDs lassen sich sowohl über klassische Wertpapier-Broker als auch über vergleichsweise junge Anbieter abwickeln. So bieten etwa etablierte Größen, wie Comdirect, Consorsbank, S-Broker und Flatex – aber auch über auf CFDs spezialisierte Broker wie Etoro und Lynx die Produkte an.
Ausgewählte CFD-Broker
Anbieter
Orderentgelt Dax-CFD Volumen 1.000 €
Marketmaker
Handelbare CFDs
Admiral Markets
0,80 € pro Dax-CFD
Metatrader
Über 4.000 handelbare CFDs auf Währungen, Energie, Agrarrohstoffe, etc.
0,01 % vom Handelswert (mind. 8,99 €/ max. 54,99€)
Société Générale
über 1.200 verschiedene CFDs
XTB
0,25 € (Entgelt abhängig von Volumen)
Direkthandel xstation5
über 4.000 CFDs auf Devisen, Rohstoffe, Indizes, Aktien, ETFs, Kryptos sowie echte Aktien und ETFs
Angaben der Anbieter / Stand 14. April 2021.
Verbraucherschützer warnen vor schwarzen Schafen
Die Masche der CFD-Betrüger ist meist überall identisch. Anleger werden mit einem vergleichsweise geringen Startkapital von 250 Euro geködert und gleichzeitig aufgefordert, im Bekanntenkreis die Werbetrommel für den CFD-Broker zu rühren. Nach einem anfänglichen Gewinn werden Anleger im Anschluss aufgefordert, noch mehr Geld in die Anlage zu pumpen. Danach herrscht Funkstille und das Depot lässt sich nicht mehr öffnen. Wir warnen vor den unseriösen Trading-Portalen und erklären, was Sie als Opfer tun können.
"Häufig werden unbedarfte Verbraucher so unter Druck gesetzt, dass sie sich nicht die Zeit nehmen, die Anbieter zu recherchieren", schildert Jörn Rehren, Experte für Verbraucherpolitik bei den Marktwächter Finanzen, die Vorgehensweise. "Die Berater geben sich seriös und werfen mit hochtrabenden Begriffen um sich – mit dem Ziel, Vertrauen zu schaffen", sagt Rechtsanwältin Sarah Wagner-Arendt. Dabei würden viele Anbieter die Anrufe mittels Voice-Over-IP tätigen, um so einen falschen Standort angeben zu können.
Fazit: Nichts für Börsen-Neulinge
CFD-Trading verspricht hohe Gewinne bei niedrigeren Investitionen im Vergleich zum Direkt-Handel an der Börse. Jedoch sind Basiswissen, der passende Broker und eine geeignete Strategie empfehlenswert, um Totalverluste zu vermeiden. Daher sollten Anleger viel Erfahrung mitbringen und gut informiert sein, um die Risiken dieses Finanzinstruments realistisch einschätzen zu können.
Jahrgang 1988, studierte Geschichte und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und war währenddessen bereits als Werkstudent bei biallo.de angestellt. Seit 2016 ist er Mitglied der Redaktion und verfasst dort überwiegend Artikel zu Geldanlagethemen. Daneben publiziert er regelmäßig in Tageszeitungen, wie Münchner Merkur, Rhein Main Presse, Frankfurter Neue Presse oder Donaukurier.