


Fünf, zehn oder 15 Jahre – wie lange soll ich mich bei meiner Baufinanzierung binden? Vor dieser Frage stehen fast alle Immobilienkäufer. Und derzeit entscheiden sie sich offenbar im Zweifel lieber für eine kürzere Laufzeit. Denn die durchschnittliche Zinsbindung bei Baudarlehen ist so gering wie seit 14 Jahren nicht mehr. Das geht aus Daten des Kreditvermittlers Dr. Klein hervor. Welche Gründe es für den Rückgang gibt – und wie Immobilienkäufer die beste Zinsbindung für sich finden.
Nach den Zahlen von Dr. Klein lag die durchschnittliche Zinsbindung im April 2025 bei zehn Jahren und sieben Monaten – der niedrigste Stand seit 2011. Mit der Zinsbindung – oder auch Sollzinsbindung – ist dabei der Zeitraum gemeint, in dem der Kreditzins festgeschrieben ist. Noch vor einem Jahr betrug diese Zeitspanne mehr als elf Jahre (siehe Grafik).
Grund für den Rückgang ist die Unsicherheit der Kreditnehmer darüber, wie es mit den Bauzinsen weitergeht. Die Bauzins-Entwicklung sei in den ersten Monaten 2025 „sehr volatil“ gewesen, sagt Henning Ludwig, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein, „was zur Unsicherheit bei den Darlehensnehmern führte und kürzere Zinsfestschreibungen hervorbrachte“.
Auch längerfristig zeigt den Daten zufolge der Trend bei der Zinsbindung nach unten. So schrieben 2019 die Darlehensnehmer ihre Zinsen im Durchschnitt noch 14 Jahre lang fest. Im vergangenen Jahr waren es elf Jahre. Für 2025 geht es nun eher Richtung zehneinhalb Jahre.
Welche Zinsbindung Immobilienkäufer beim Baukredit wählen, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Einer davon ist die Höhe der Kreditzinsen. Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Laufzeit des Kredits, desto geringer der Zins und damit die Kreditkosten. Derzeit stimmt das aber nur bedingt: Denn die Höhe der 5- und 10-jährigen Bauzinsen ist aktuell fast gleich. Das zeigt der Biallo-Baugeldindex, der den Durchschnittszins von knapp 60 Anbietern widerspiegelt:
Sich mit einem Baudarlehen nur für fünf Jahre zu binden, lohnt sich daher aktuell kaum. Denn beim zehnjährigen Darlehen bekommt man für dieselben Konditionen einen deutlich längeren Zeitraum, in dem die Zinsbelastung planbar ist. Nur wer in den nächsten Jahren mit sinkenden Zinsen rechnet, sollte kürzere Zinsbindungen in Betracht ziehen.
Und wie sieht es mit längeren Zeiträumen aus – etwa 15 Jahre? Hier spielen die höheren Zinskosten durchaus eine Rolle. Das zeigt die folgende Tabelle:
Zinsbindung | Durchschnittszins² | Günstiges Angebot | Günstigstes Angebot Banken³ |
5 Jahre | 3,64% | 2,95% | 3,19% |
10 Jahre | 3,64% | 3,05% | 3,31 % |
15 Jahre | 3,92% | 3,33% | 3,57 % |
Demnach sind 15-jährige Baudarlehen im Durchschnitt knapp 0,3 Prozentpunkte teurer als Kredite mit zehn Jahren Laufzeit. Bei einer Darlehenssumme von 300.000 Euro und einer Anfangstilgung von 1,5 Prozent macht das über einen Zeitraum von 10 Jahren gut 7.000 Euro mehr an Kreditzinsen aus.
Ähnliches gilt für die Top-Zinsen, die es laut Biallo-Baufinanzierungsvergleich bei den jeweils günstigsten Baukreditvermittlern und Banken gibt. Diese liegen in der Regel deutlich unter dem Durchschnittszins. Zehnjährige Baudarlehen etwa sind derzeit im günstigsten Fall für 3,05 Prozent zu haben (siehe Tabelle). Dabei liegt zwischen der zehnjährigen und der 15-jährigen Zinsbindung ebenfalls ein Unterschied von knapp 0,3 Prozentpunkten – und eine entsprechend hohe Differenz bei den Zinskosten.
Die Entscheidung für die Länge der Zinsbindung sollte aber "nicht nur vom aktuellen Bauzins abhängen", sagt Henning Ludwig von Dr. Klein. So bringe eine kürzere Bindung zwar mehr Flexibilität. Eine längere Laufzeit könne jedoch davor schützen, "womöglich nach kurzer Zeit eine Anschlussfinanzierung zu deutlich schlechteren Konditionen abschließen zu müssen", meint der Experte.
"Wichtig ist, eine Rate zu wählen, die auch langfristig gut zu stemmen ist."
Henning Ludwig, Dr. Klein, Quelle: Dr. Klein
Ähnlich sehen es einige der Fachleute die biallo.de Anfang des Jahres zum Thema Bauzinsen und Baufinanzierung befragt hat. Eine längere Zinsbindung bedeute Planungssicherheit "ohne sich latent Sorgen über Zinsschwankungen machen zu müssen", sagt etwa Stefan Kohler, Leiter Baufinanzierung bei der Allianz.
Für Darlehensnehmer, denen Planbarkeit wichtig ist, können daher längere Laufzeiten beim Baukredit eine gute Lösung sein. Sie sollten sich jedoch den Zins-Unterschied zwischen den verschiedenen Laufzeiten genau anschauen. Wichtig sei es, "die eigenen finanziellen Möglichkeiten zu kennen und eine Rate zu wählen, die auch langfristig gut zu stemmen ist", sagt Hennig Ludwig.
Wer dann die längere Laufzeit wählt, kann sich später immer noch entscheiden, ob er den bestehenden Kredit beibehält oder sich einen neuen sucht. Denn nach zehn Jahren haben Kreditnehmer ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht: Sind die Zinsen am Markt dann günstiger, lässt sich der langlaufende Kredit ohne Zusatzkosten auflösen.