





In einer gemeinsamen Studie haben die Digitalbank N26, das Ifo Institut und die Technische Universität München untersucht, wie die Inflation die Finanzlage der Menschen in Deutschland verändert hat. Grundlage waren anonymisierte Transaktionsdaten von rund 20.000 N26-Kundinnen und -Kunden, die ihr Konto im Zeitraum von Januar 2021 bis Dezember 2024 durchgehend als Hauptkonto genutzt haben.
Die Untersuchung liefert einen datenbasierten Blick auf Gehaltsentwicklungen, Konsumausgaben und die Nutzung von Dispokrediten – und unterscheidet dabei nach Geschlecht, Altersgruppen und Wohnort.
Zwischen 2021 und 2023 legten die variablen Konsumausgaben der Verbraucherinnen und Verbraucher um 23,8 Prozent zu. Die Gehälter stiegen im gleichen Zeitraum lediglich um 20,3 Prozent. Um die höheren Lebenshaltungskosten zu stemmen, griffen viele Menschen auf ihre Ersparnisse oder den Dispokredit zurück. Die Sparquote sank deutlich.
Erst im Jahr 2024 entspannte sich die Lage leicht: Die durchschnittlichen Gehälter stiegen um 8,4 Prozent, die variablen Ausgaben legten dagegen nur noch um 5,6 Prozent zu. Dennoch bleiben insbesondere einkommensschwache Haushalte finanziell angespannt.
Trotz eines geringeren Einkommenszuwachses haben Frauen die Inflation besser bewältigt als Männer. Während Männer, die das N26-Konto als Hauptkonto nutzten, zwischen 2021 und 2024 ein durchschnittliches Gehaltsplus von 27,4 Prozent verzeichneten, waren es bei Frauen nur 24,4 Prozent. Gleichzeitig stiegen bei Frauen die Ausgaben für den Alltag zwar stärker, blieben aber insgesamt unter dem Niveau der Männer.
Ein besonders deutliches Signal: Frauen nahmen 34,2 Prozent seltener den Dispokredit in Anspruch als Männer. Die Studienautorinnen und -autoren deuten dies als Zeichen für einen bewussteren und stabileren Umgang mit Geld.
Die höchsten Gehaltszuwächse verzeichneten junge Verbraucherinnen und Verbraucher: In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen stiegen die Einkommen zwischen 2021 und 2024 im Schnitt um 41,8 Prozent. Allerdings zogen auch die variablen und fixen Ausgaben deutlich an. Die Generation profitierte von einem guten Arbeitsmarkt, passt aber auch ihren Lebensstil schnell an steigende Einnahmen an.
Weniger dynamisch verlief die Entwicklung bei Menschen zwischen 50 und 60 Jahren. Ihr durchschnittlicher Gehaltszuwachs lag bei lediglich 15,7 Prozent. Die Belastung durch Wohnkosten, Ausgaben des Alltags und die Nutzung des Dispokredits nahm dennoch stetig zu. Hier fehlte es laut Studie oft an finanzieller Flexibilität.
Auch der Wohnort beeinflusste, wie gut Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Lebenshaltungskostenkrise zurechtkamen. Zwar stiegen Einkommen und Ausgaben sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen ähnlich stark an. In der Praxis zeigte sich aber ein deutlicher Unterschied: Außerhalb von Großstädten griffen Menschen deutlich länger auf den Dispokredit zurück.
Im Jahr 2024 waren Verbraucherinnen und Verbraucher in Metropolregionen im Schnitt zu 35,6 Prozent seltener im Überziehungsrahmen als Menschen in ländlichen Gegenden.
Laut Studie ist die finanzielle Lage vieler Menschen heute wieder etwas stabiler – auch, weil Einkommen gestiegen sind und Verbraucherinnen und Verbraucher aktiv auf die veränderte Lage reagiert haben. Viele passten ihre Ausgaben an.
Trotzdem bleibt die finanzielle Flexibilität eingeschränkt. Die Konsumausgaben liegen weiter auf hohem Niveau und der Dispokredit wird häufiger genutzt als vor der Inflationsphase.
Die Studienautorinnen und -autoren fordern gezielte Maßnahmen, um besonders belastete Gruppen zu entlasten. Dazu zählen Maßnahmen zur moderaten Entwicklung von Wohnkosten, Unterstützung beim Aufbau von Rücklagen sowie der Zugang zu günstigen Krediten.
"Trotz einer Erholung sind vor allem ältere Menschen und Verbraucherinnen und Verbraucher mit hohen Mietbelastungen nach wie vor finanziell unter Druck", sagt Sebastian Wichert vom Ifo Institut.