Steigende Nachfrage, sinkende Förderung
Die Investment-Logik ist einfach: So steigt die Nachfrage, vor allem von der Schmuckindustrie getrieben, stetig an. Immer mehr Menschen können sich kostbares Geschmeide leisten – und tun das auch. Das gilt im Besonderen für Käufer aus den aufstrebenden asiatischen Ländern, in denen das Pro-Kopf-Einkommen kontinuierlich ansteigt. Hier wird der neue Wohlstand ganz offen und selbstverständlich zur Schau gestellt.
Anders stellt sich die Entwicklung auf der Angebotsseite dar. Hier sinken oder stagnieren die Fördermengen. Zugleich müssen die Vorkommen mit einem höheren Aufwand erschlossen werden, was die Preise antreibt.
Die Fundamentaldaten, wie man an der Börse zu sagen pflegt, stimmen also. Aber: Das Investment in naturbelassene Farbedelsteine ist mit der Geldanlage in Aktien oder Anleihen nicht im Ansatz zu vergleichen. Ein solcher Schritt sollte besonders gut durchdacht sein – und vor allem sollten sich Interessenten professionelle Hilfe holen, um etwaige Fallstricke zu umgehen.
Regeln für das Edelstein-Investment
Nur in nur geschliffene, naturbelassene Edelsteine investieren
Eine Behandlung der Edelsteine wirkt sich aus Investmentsicht wertmindernd aus. Bei Rubinen und Saphiren beispielsweise ist das Brennen verbreitet. Hierbei handelt es sich um eine Erhitzung des Steins, durch welche die Farbe verbessert wird und die Reinheit des Steins steigt. Farbdiamant und auch Topas können durch radioaktive Bestrahlung in der Farbe verbessert werden. Der Wert der Steine hingegen verschlechtert sich durch diese Kosmetik signifikant.
Derzeit sind laut FSI mehr als 85 Prozent der verkauften Edelsteine bearbeitet. Sie erzielen deutlich geringere Preise als die naturbelassenen Varianten – werden aber oder gerade deswegen weiterhin den Markt dominieren, schreiben die Autoren der Studie. Qualitäts- und statusbewusste Käufer hingegen fragen immer stärker qualitativ hochwertige, naturbelassene Edelsteine nach.
Edelstein ist nicht gleich Edelstein
Für die Geldanlage eignen sich naturbelassene Farbedelsteine wie Rubine und Saphire, aber auch "Fancy Diamonds", also farbige Diamanten. Rubine haben in den letzten Jahren einen Wertzuwachs zwischen vier und sechs Prozent, Saphire zwischen drei und fünf Prozent verzeichnet.
Weiße Diamanten sind wenig interessant, da der Markt von zwei großen Unternehmen dominiert wird. In den letzten Jahren haben sie von der Wertentwicklung her mäßig bis schlecht abgeschnitten.
Der Markt für Farbedelsteine hingegen ist nicht zentral gesteuert und anbieterseitig stark fragmentiert. So stammen die Diamanten beispielsweise aus Namibia und Südafrika, Rubine hingegen aus Myanmar, Afghanistan, Pakistan und Mosambik. Saphire werden ebenfalls in Myanmar gefördert, aber auch in Madagaskar und Sri Lanka. Seltene Stücke sind aus der indisch-pakistanischen Provinz Kaschmir. Smaragde kommen in Kolumbien, Äthiopien, Afghanistan und Sambia vor.
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Auf das Gewicht achten
Wichtigste Voraussetzungen sind darüber hinaus ein Steingewicht ab einem Karat (0,2 Gramm) bei Farbedelsteinen und ab 0,5 Karat (mit Brillantschliff) bei Diamanten. Leichtere Exemplare sind nur schwer handelbar.
Niemals ohne Zertifikat kaufen
Das Vorliegen eines Zertifikats einer international anerkannten Prüforganisation, das Echtheit und wesentliche Charakteristika sowie die Naturfarbe und die Naturbelassenheit des Edelsteins bestätigt, sind wesentlich für die Eignung als Geldanlage. Ein solches Papier ist als quasi obligatorisch zu betrachten – ohne sollten Edelsteine niemals gekauft werden. Weltweit anerkannt sind Zertifikate von GIA, IGI, HRD, SSEF und Gübelin.
Durch die Zertifikate kann auch die Herkunft der Edelsteine nachgewiesen werden. Eine Ausnahme gibt es bei den größeren Edelsteinen, die oft schon vor 30, 60 oder gar 200 Jahren gefunden wurden. Frisch und ethisch korrekt geförderte Steine kommen beispielsweise aus Sri Lanka, wo der Ursprung bis zur Mine und den dortigen Arbeitsbedingungen nachgewiesen werden kann.
Nur ein Baustein für das diversifizierte Portfolio
In der Gesamtschau bieten naturbelassene Farbedelsteine einen wichtigen Baustein zur Diversifizierung des eigenen Portfolios, das so weniger anfällig wird für die Schwankungen an den klassischen Kapitalmärkten. Außerdem bieten sie als Sachwertinvestment einen Schutz gegen Inflation, vereinen nicht zuletzt hohe Werte auf kleinem Raum– sind also einfach zu lagern und zu transportieren.
Ein Investment in naturbelassene Edelsteine ist vor diesem Hintergrund grundsätzlich zu empfehlen. Sie sollten einen Anteil von rund zehn Prozent eines diversifizierten Gesamtportfolios ausmachen. Hier gilt: Kurzfristige Spekulationen machen keinen Sinn, ein Investment ist erst ab einem Anlagehorizont von fünf Jahren und einer Mindestanlagesumme von 5.000 Euro sinnvoll.
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Vereinfachter Einstieg in den Markt
Der Zugang zum Markt der naturbelassenen Farbedelsteine ist für Anleger deutlich vereinfacht worden. Die Edelsteine können mittlerweile auch online gekauft werden, was vom Prinzip her ähnlich abläuft wie bei einem klassischen Online-Shop. Je nach Größe der Anlage ist jedoch eine individuelle Beratung zu empfehlen.
Hinweis: Die Inhalte dieses Beitrags dienen lediglich der allgemeinen Information und stellen keine Finanz- oder Anlageberatung dar. Die geäußerten Ansichten geben allein die Meinung des jeweiligen Autors wieder und bilden keine Grundlage für eine Anlageentscheidung. Insbesondere berücksichtigen die Inhalte nicht die individuellen Anlageziele oder finanziellen Umstände des einzelnen Investors.
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