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Indexfonds

So wichtig ist die Liquidität bei ETFs

Andreas Jalsovec
Redakteur
Veröffentlicht am: 21.09.2020

Auf einen Blick

  • Je liquider ein ETF ist, desto einfacher lässt er sich kaufen und verkaufen. Das ist vor allem in turbulenten Börsenzeiten wichtig.
  • Ein Maß für die Liquidität ist der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs des Papiers: je geringer dieser „Spread“, desto liquider der ETF.
  • Gerade bei ETFs auf spezielle Märkte oder Branchen, sollten Anleger auf die Spreads achten. Je höher sie sind, desto geringer fällt am Ende die Rendite des ETF aus.
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Es ist der Albtraum vieler Anleger: An der Börse kommt es zu Turbulenzen, man möchte seinen ETF verkaufen, um nicht zu starke Verluste zu erleiden. Doch es finden sich keine Käufer.

Ist eine solche Situation überhaupt wahrscheinlich? Sie ist zumindest nicht unvorstellbar. So hat der Absturz der Börsen während der Corona-Krise gezeigt, dass es durchaus auch am ETF-Markt zu Situationen kommen kann, in denen Anleger Schwierigkeiten haben, ihre Papiere loszuwerden. Dies galt etwa für ETFs auf Unternehmensanleihen.

Ob es zu einem solchen Engpass für die Verkäufer kommt, hängt vor allem von der Liquidität eines ETFs ab. Sie gibt – vereinfacht gesagt – an, wie leicht man ein Wertpapier kaufen oder verkaufen kann. Je einfacher das möglich ist, desto liquider ist der ETF.

Wie man Liquidität messen kann

Messen lässt sich die Liquidität unter anderem daran, wie häufig ein ETF oder ein Wertpapier in einem bestimmten Zeitraum gehandelt wird. Verschiedene Kennzahlen für diese „Transaktionshäufigkeit“ werden oft als Liquiditätsmaße herangezogen. Auch Umsatzgrößen können dazu dienen.

Aussagekräftiger ist jedoch ein anderes Maß: der Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis eines ETF, die sogenannte „Geld-Brief-Spanne“ oder der „Spread“. Lässt sich ein ETF leicht kaufen und verkaufen, ist der Unterschied zwischen Ankaufspreis (Geldkurs) und Verkaufspreis (Briefkurs) gering. Klaffen dagegen die Kauf- und Verkaufswünsche der Anleger weit auseinander oder gibt es einfach zu wenige Käufer, ist auch dieser Spread hoch – und damit die Kosten die Anlegern bei An- und Verkauf entstehen.

„Eine hohe Liqudität ermöglicht es Marktteilnehmern, zu geringen Kosten eine gewünschte Portfoliostruktur zu erreichen“, schreibt daher die Deutsche Börse in einer Analyse zur Liquidität im deutschen Wertpapierhandel. Sie hat mit dem Xetra Liquiditätsmaß (XLM) einen eigenen Indikator entwickelt, mit dem sich die Liquidität von Wertpapieren abschätzen lässt.

Je liquider der Markt, desto liquider der ETF

Der XLM-Wert gibt dabei die Kosten wieder, die bei einem sogenannten „Round Trip“ für ein Wertpapier anfallen. Gemeint ist mit dieser „Rundreise“ der Kauf und spätere erneute Verkauf des Papiers – also der Aufbau und Abbau einer Wertpapier-Position. Je geringer die Kosten und damit auch der XLM-Wert bei dieser Rundreise sind, desto liquider ist das entsprechende Papier.

Ein Beispiel: Für die Volkswagen-Aktie weist das Xetra-Liquiditätsmaß derzeit einen Wert von 3,5 aus. Die Kosten für den Aufbau und Abbau einer Position für das Wertpapier liegen damit bei 3,5 Basispunkten – das sind 0,035 Prozent der gesamten Transaktion. Für den Dax-ETF des Anbieters iShares liegt der XLM-Wert derzeit bei 3,4 Basispunkten.

Diese vergleichsweise geringen Transaktionskosten zeigen, dass beide Werte sehr liquide sind. Grundsätzlich gilt: Je liquider der Markt ist, den ein ETF abdeckt, desto liquider ist auch der ETF – und entsprechend gering ist die Handelsspanne des Papiers. Die Spreads von ETFs, die etwa europäische oder US-Aktienmärkte abdecken, sind daher meist gering. Bei ETFs auf die Märkte von Schwellenländern oder auch auf spezielle Branchen kann der Unterschied zwischen An- und Verkaufspreisen dagegen deutlich höher sein.

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Werden ETFs außerbörslich gekauft und verkauft, also bei Fondsplattformen oder Direktbanken, werden sie nur einmal täglich zum sogenannten Nettoinventarwert (NAV) gehandelt. Dadurch entstehen "Additional Trading Costs" (ATC). Diese Zusatzkosten sind mit dem Spread an der Börse vergleichbar. Die Spanne reicht dabei von 0,01 bis 3,0 Prozent.

Liquidität lässt sich über Spreads abschätzen

Über die An- und Verkaufskurse eines ETF können Anleger die Liquidität eines ETF abschätzen. Je geringer die Geld-Brief-Spanne ausfällt, desto einfacher ist der ETF handelbar. Gleichzeitig bedeutet ein geringer Spread auch geringere Transaktionskosten – und damit eine höhere Nettorendite bei Kauf und Verkauf des ETF. Umgekehrt schmälern hohe Spreads den Gewinn, der sich mit dem Papier erzielen lässt. Anleger sollten das insbesondere beim Kauf von Spezial-ETFs bedenken.

Überdies kann es bei solchen ETFs durchaus passieren, dass Anleger sie in turbulenten Marktphasen  nur schwer verkaufen können. So warnte bereits im Jahr 2018 die Bundesbank in einer Analyse des ETF-Marktes davor, dass es etwa bei ETFs auf Schwellenländer oder Unternehmensanleihen zu solchen Problemen kommen könne.

Der Hintergrund: ETFs bilden als Indexfonds einen Wertpapierkorb ab. Dieser enthält in der Regel Einzelwerte des Index in einer bestimmten Zusammensetzung. Kaufen Anleger neue ETF-Anteile, so werden dafür auch entsprechende Einzelwerte gekauft. Umgekehrt werden solche Einzeltitel veräußert, sobald die Anleger ETF-Anteile verkaufen.

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Corona-Krise ließ Handelskosten steigen

Daher gilt: Ein ETF ist in der Regel liquide, wenn es auch die ihm zugrunde liegenden Wertpapiere sind. Basieren ETFs hingegen auf wenig liquiden Wertpapierkörben, „kann es bei Marktstress schnell zu einem Verkaufsdruck kommen“, heißt es in der Analyse der Bundesbank.

Bei gängigen ETFs auf den MSCI World, den S&P 500 oder auch den Dax ist dieses Risiko eher gering. Allerdings hat die Corona-Krise gezeigt, dass auch in einem liquiden Markt der Spread deutlich steigen kann, wenn sehr viel mehr Anleger ETFs verkaufen als kaufen möchten.

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So lagen die XLM-Werte für MSCI-World ETFs am Höhepunkt der Corona-Krise im März dieses Jahres zwischen 16 und 135 Basispunkten. Das ist das Drei- bis Sechsfache der normalen Werte. Bei ETFs mit geringerer Liquidität wurden sogar die zehn- bis 50-fachen Werte gemessen. Handeln ließen sich die Indexfonds dann noch immer – allerdings zu deutlich höheren Kosten als in ruhigen Börsenzeiten.

Über den Redakteur Andreas Jalsovec

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hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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