In diesem sogenannten Sicherheiten- oder Träger-Portfolio ("Substitute Basket") können Aktien des betreffenden Index enthalten sein. Das muss aber nicht sein. In der Regel befinden sich in dem Wertpapierkorb liquide Aktien von großen Unternehmen, sogenannte Blue Chips, und Staatsanleihen. Unterschiede in der Wertentwicklung von Index und Sicherheiten-Portfolio gleichen die Partner regelmäßig aus. Das nennt man den Swap.
Ein Beispiel: Ein Sicherheiten-Portfolio hat einen Wert von 100 Millionen Euro. Wenn der zugrunde liegende Index um vier Prozent, das Basisportfolio im gleichen Zeitraum allerdings nur um zwei Prozent steigt, dann muss der Swap-Partner dem ETF die Differenz von zwei Prozentpunkten zahlen. Macht in dem Fall zwei Millionen Euro. Entwickelt sich das Basisportfolio dagegen besser als der Index, streicht die Bank die Überrendite ein.
Die synthetische Nachbildung ist vor allem bei Indizes sinnvoll, die eine große Zahl an Werten enthalten oder bei denen die entsprechenden Aktien nur schwer zu bekommen sind. Bei Rohstoff-Indizes kommen fast ausschließlich synthetisch replizierende ETFs zum Einsatz, da es für den Emittenten viel zu aufwendig wäre, alle betreffenden Rohstoffe physisch einzulagern.
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Kontrahentenrisiko bei synthethischen ETFs
Ein Risiko entsteht bei der synthetischen Replikation jedoch in einer möglichen Pleite der Partnerbank, wenn diese ihrer Zahlungsverpflichtung nicht mehr nachkommen und die Indexrendite nicht mehr liefern kann. Der ETF-Anbieter muss dann auf das Sicherheiten-Portfolio zurückgreifen und es zu Geld machen. Liegt der Wert dieses Aktienkorbs jedoch unter dem Wert des Index, entsteht den Anlegern ein Verlust.
Dieses sogenannte Kontrahentenrisiko darf bei einem ETF nicht mehr als zehn Prozent des Fondsvermögens betragen. Das schreibt die OGAW-Richtlinie ("Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren"; engl. UCITS) vor. Oder anders ausgedrückt: Der Wert des Trägerportfolios darf nicht unter 90 Prozent des Nettoinventarwertes (NAV) des Index fallen.
Viele Anbieter bauen aber von sich aus einen Sicherheitspuffer ein, indem sie den Swap-Anteil beispielsweise auf fünf Prozent oder weniger begrenzen. Außerdem kann das Bonitätsrisiko auf mehrere Kontrahenten verteilt werden.
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Synthetische Replikation mit (vollständiger) Besicherung
Das Kontrahenten- beziehungsweise Ausfallrisiko lässt sich auch dadurch reduzieren, dass der Swap-Partner selbst Sicherheiten einbringt. Bei den "Fully Funded Swaps" (vollbesicherten Swaps), einer besonderen Form der synthetischen Replikation, investiert der ETF ausschließlich in einen Swap und erhält gegen Cash die Indexrendite. Ein Trägerportfolio gibt es nicht mehr. Der Kontrahent stellt den Sicherheitskorb zusammen und hinterlegt ihn bei einer separaten Depotbank.
Die hinterlegten Sicherheiten können die Zahlungsverpflichtungen, die sich aus dem Swap-Vertrag ergeben, um bis zu 30 Prozent übersteigen. Bei Zahlungsausfall des Kontrahenten kann der ETF auf die hinterlegten Wertpapiere zugreifen und diese veräußern.