Das erwartet Sie in diesem Artikel
Nirgendwo werden Stereotypen so perfekt bedient wie in Hollywood. Zum Beispiel in Oliver Stones Klassiker "Wall Street", der in den 1980er-Jahren eine ganze Anlegergeneration geprägt hat. Der skrupellose Börsen-Tycoon Gordon Gekko – gespielt von Michael Douglas – zieht den anfangs noch unerfahrenen jungen Börsenmakler Bud Fox (Charlie Sheen) in seine krummen Investmentgeschäfte. Doch schnell leckt Fox bei explodierenden Kursen Blut, wird innerhalb kurzer Zeit sehr reich und scheitert moralisch wie sein Mentor.
Zugegeben, der Film ist ein cineastisches Meisterwerk. Er hinterlässt jedoch das klassische Bild des "moralisch verwerflichen" Kapitalmarktes und darüber hinaus ganz erhebliche Missverständnisse, die auch heute noch zu großen Fehlern bei unerfahrenen Börsenneulingen führen und Einzelaktionäre wie auch passive Anleger betreffen.
Die drei wichtigsten ETF Anlagestrategien im Vergleich
Aktien bedeuten nämlich keineswegs automatisch nur schnelle, einfache Rendite. Wer an die Börse geht, braucht stattdessen einen guten Plan. Wir stellen Ihnen die drei wichtigsten Anlagestrategien und ihre Unterschiede vor, auf die Anleger von Anfang an genau achten sollten.
Growth-Strategie (Wachstumsstrategie)
Die Vorstellung von der Börse besteht oftmals aus der zuvor genannten falschen Grundauffassung, dass man innerhalb kürzester Zeit viel Geld verdienen kann, wenn man nur das richtige Unternehmen "erwischt". Blenden wir einfach mal aus, dass es im Film Wall Street auch gar nicht um Investieren, sondern um Daytrading ging – nur sehr wenige Anleger verdienen viel Geld mit Wachstumsaktien.
Der Grund dafür ist auch relativ einfach: Man kann nicht in die Zukunft schauen. Wer hätte zum Beispiel zu Beginn der 1990er Jahre erwarten können, dass der damals noch völlig unbekannte Internet-Buchladen Amazon einmal zum größten Handelskonzern der Welt mutiert? Selbst ein Starinvestor wie Warren Buffett ahnte dies nicht und ärgert sich noch heute, damals nicht bei Amazon eingestiegen zu sein. Kurz gesagt, wer in Wachstumsunternehmen investiert, spielt auf Risiko und schließt quasi eine Wette ab. Nämlich die, dass das Unternehmen auch in Zukunft langfristig steigende Gewinne einfährt.
Prominente Beispiele für Wachstumsaktien sind darüber hinaus US-Internetunternehmen wie aktuell Netflix oder der Google-Mutterkonzern Alphabet. Sie locken mit rasantem Wachstum und Kursgewinnen und zahlen selten bis nie eine Dividende. Wer passives Investieren primär als langfristige Altersvorsorge mit möglichst geringem Risiko betrachtet, sollte also eher die Finger von ETFs lassen, die sich aus einem Index von Growth-Unternehmen zusammensetzen. Denn damit ist die Rente alles andere als sicher. Wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob es ein Unternehmen wie Netflix in 20 Jahren überhaupt noch gibt?
ETFs als Baustein für die Altersvorsorge? Diese Frage beantwortet Ihnen unser separater Ratgeber. In einem weiteren Artikel erfahren Sie mehr zum den Vor- und Nachteilen privater Altersvorsorge auf der Basis von Fonds. Dafür stehen zwei Produkte zur Wahl: der klassische ETF-Sparplan oder die fondsgebundene Rentenversicherung.
Sicher investieren: Genossenschaftsanteile als Geldanlage
Value-Strategie
Wer hingegen im Wochenprospekt des örtlichen Discounters nach Schnäppchen sucht, ist in gewisser Weise schon ein Value-Investor. Kurzum: Man möchte ein Produkt mit erwiesenermaßen hoher Qualität erwerben, dafür aber möglichst wenig zahlen. In der Börsensprache bezeichnet man Unternehmen mit hohem nachhaltigen Wert aber aktuell niedrigem Aktienkurs als unterbewertet. Warren Buffett hat sich darauf spezialisiert, bei eben solchen Unternehmen als langfristiger Investor einzusteigen.
ETFs zu kaufen, die sich aus Value-Aktien zusammensetzen, ist ein guter Plan für langfristig orientierte Privatanleger. Ob ein Unternehmen nämlich unterbewertet ist, lässt sich anhand der Quartalszahlen und des Aktienkurses viel einfacher herausfinden, als potenzielle Kursgewinne bei Startups aus der Kategorie Wachstumsaktie. ETFs auf Value-Basis sind weniger volatil und finden sich oftmals in traditionellen Branchen mit nachhaltig guten, vorhersehbaren Wachstumsaussichten, wie Konsumgüter oder spezielle Industriesektoren.
Growth-ETF | Value-ETF | Dividenden-ETF | |
---|---|---|---|
Produkt |
iShares EURO Total Market Growth Large UCITS ETF |
Xtrackers MSCI World Value Factor UCITS ETF 1C |
Amundi MSCI Europe High Dividend Factor UCITS |
Replikation |
physisch |
physisch |
synthetisch |
Währung |
EUR |
USD |
EUR |
Gesamtkostenquote |
0,40% pro Jahr |
0,25% pro Jahr |
0,23% pro Jahr |
Quelle: justETF / eigene Recherche
Dividendenstrategie
Die dritte Strategie ist wohl gleichzeitig auch eine der beliebtesten und sichersten, wenn man an den Aktienmarkt geht. Investoren der Dividendenstrategie achten besonders auf Unternehmen, die über Jahrzehnte erfolgreich am Markt tätig sind und jährlich steigende Dividenden an ihre Anleger auszahlen. ETFs auf Dividendenbasis zahlen dem Anleger gewissermaßen ein passives Einkommen, ohne dabei das angelegte Kapital zu verzehren. Und gerade diese Strategie ist natürlich für langfristig orientierte Investoren zur Altersvorsorge besonders interessant.
Auf der Suche nach interessanten Dividendenaktien lohnt sich oft der Blick über den großen Teich. Insbesondere US-Unternehmen zahlen Dividenden nämlich quartalsweise, bei Real Estate Investment Trusts (REITs) sogar oftmals monatlich aus. Und dies ist natürlich im Hinblick auf spätere Rentenzahlungen im Gegensatz zu deutschen Unternehmen mit jährlicher Ausschüttung besonders attraktiv. Gerade bei Dividenden-ETFs gibt es eine besonders breite Auswahl von Produkten zu attraktiven Konditionen. Ein genauer Vergleich lohnt sich hier in jedem Fall.
ETF, ETC, ETC – was sind die Unterschiede? Wir stellen die Funktionsweise der genannten Produkte kurz vor und zeigen, wie sie sich voneinander unterscheiden.
Fazit
Im aktuell niedrigen Zinsumfeld haben es klassische private Rentenversicherungen mit Garantiezins schwer. Wer ein neues Vorsorgeprodukt abschließen möchte, sollte sich die Chancen des Aktienmarktes nicht entgehen lassen. Selbst konservative, passive Investments weisen aktuell deutlich höhere Renditen als Versicherungen auf.