In Finanzmedien stößt man auf eine Reihe von Namen großer Investoren. Einer davon: Peter Lynch. Aber wer genau ist das, und was unterscheidet ihn von den anderen? Die Kurzbeschreibung auf Wikipedia lautet: Philanthrop und Fondsmanager. Gut. Das ist der Hedgefondsmanager George Soros auch. Trotzdem sind beide ganz unterschiedliche Investoren und Persönlichkeiten.
Der legendäre Magellan-Fonds
Um mit dem Fondsmanagement anzufangen: Das US-Magazin „Fortune“ wählte Lynch zu einem der vier „Giants of the 20th Century“ unter den Investoren. Die anderen drei waren Warren Buffett, George Soros und John Bogle, der „Erfinder der Indexfonds“. Und dieser John Bogle verwendet in seinem „Kleinen Handbuch des vernünftigen Investieren“ einen ganzen Abschnitt auf Lynchs Fonds („Fidelity Magellan“). Grob gesagt, möchte Bogle in seinem Standardwerk zeigen, dass das passive Anlegen dem aktiven überlegen ist. Beim Magellan-Fonds trifft Bogle auf Schwierigkeiten in seiner Argumentation, und er zieht seinen Hut vor „Starfondsmanager Peter Lynch“.
Ein Argumentationsproblem für passive Anleger
Die Zeit von Anfang der 70er- bis Anfang der 80er-Jahre gilt als „lost decade“: ein Jahrzehnt, das Aktionären keinen Gewinn bescherte. Das mag man im Kopf haben, um Lynchs enorme Leistung einzuordnen. Denn in diesem Jahrzehnt übernimmt Lynch den Magellan-Fonds (Fidelity Investments), im Jahr 1977. Der Fonds ist damals weitgehend unbekannt und verwaltet 18 Millionen US-Dollar. Bis 1983 (also etwa das Ende der „lost decade“) steigert Lynch das Fondsvermögen auf eine Milliarde US-Dollar. 1990, als Lynch das Fondsmanagement abgibt, sind es sage und schreibe 14 Milliarden US-Dollar.
Als Fondsmanger des Magellan-Fonds erzielte Lynch für seine Anleger eine annualisierte Rendite von 29,2 Prozent. Das bedeutet: Wer 1977 etwa 10.000 US-Dollar anlegte, konnte sich 1990 über ein Vermögen von 280.000 US-Dollar freuen – eine Performance von 2.700 Prozent. Das ist bis heute unerreichter Rekord. Der Index S&P 500 legte in dieser Zeit etwa 560 Prozent zu.
Entwicklung der Rendite des „Magellan“ unter Lynch
Bestseller-Autor Jeremy Siegel ist in seinem Buch „Langfristig investieren“ („Stocks for the long run“) ebenso skeptisch wie John Bogle gegenüber aktiv verwalteten Fonds. Er hält die Performance von Fonds mit ausgewählten Werten in vielen Fällen für Zufall – nicht jedoch beim Magellan-Fonds und erst recht nicht unter dem Management von Peter Lynch. Siegel bezeichnet ihn als „legendären Stock-Picker“ und als „unsterblichen Depotverwalter“: „Er schnitt jedes Jahr um unglaubliche 13 Prozent besser ab als der Gesamtmarkt.“ (Damit bezieht Siegel sich auf den Wilshire 5000, der alle Aktiengesellschaften der USA enthält.) Siegel weiter: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fonds in einem Zeitraum von 14 Jahren um jährlich 13 Prozent besser abschneidet als der Wilshire 5000, liegt bei 1 zu 500.000!“
Nun ein Blick auf die Performance des „Magellan“ unter Lynch im Vergleich zum S&P 500:
Jahr | Magellan | S&P 500 | Differenz Magellan |
---|---|---|---|
1977 | 14,5% | -11,5% | +26,0% |
1978 | 31,7% | 1,1% | +30,6% |
1979 | 51,7% | 12,3% | +39,4% |
1980 | 69,9% | 25,8% | +44,1% |
1981 | 16,5% | -9,7% | +26,2% |
1982 | 48,1% | 14,8% | +33,3% |
1983 | 38,6% | 17,3% | +21,3% |
1984 | 2,0% | 1,4% | +0,6% |
1985 | 43,1% | 26,3% | +16,8% |
1986 | 23,7% | 14,6% | +9,1% |
1987 | 1,0% | 2,0% | -1,0% |
1988 | 22,8% | 12,4% | +10,4% |
1989 | 34,6% | 27,3% | +7,3% |
1990 | -4,5% | -6,6% | +2,1% |
durchschnittliche Differez | +19% |
Quelle: Investing.com.
Das Innenleben des „Magellan“ - Portfolio
Fidelity Investments gründet den Fonds 1963 als „Fidelity International Fund“. Er hat 1966 ein Volumen von 20 Millionen US-Dollar und sinkt bis 1976 auf 6 Millionen US-Dollar. Peter Lynch übernimmt den „Magellan“ mit einem Volumen von 18 Millionen Dollar. Der Fonds ist zunächst für Käufer gesperrt.
„Der Börse einen Schritt voraus“ – Einblick ins Fondsmanagement
„Ich bin davon überzeugt, dass die Verborgenheit, in der ich in den ersten vier Jahren gewirkt habe, mehr einen Segen als einen Fluch darstellt", berichtet Lynch über seine Anfänge. "Ich hatte dadurch die Möglichkeit, das Geschäft kennenzulernen und Fehler zu machen, ohne dabei im Rampenlicht zu stehen.“ In seinem Klassiker „Der Börse einen Schritt voraus“ schreibt Lynch: „Das Portfolio bestand aus 40 Aktien und Ned Johnson, Fidelitys oberster Chef, empfahl mir, die Anzahl der Werte auf 25 zu reduzieren. Ich hörte mir das in aller Höflichkeit an, ging und erhöhte die Anzahl der Werte auf 60, sechs Monate später auf 100 und bald danach auf 150. Ich tat dies nicht, um ihm Kontra zu geben. Ich tat es, weil ich einer attraktiven Aktie nicht widerstehen konnte.“
Ab 1981 ist der „Magellan“ wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Er durchbricht die Volumengrenze von 100 Millionen US-Dollar. Der Fonds investiert zu dieser Zeit in 200 Aktien und liegt mit seinem Kapital im unteren Fünftel aller Aktienfonds. Ende 1982 sind aus den 100 Millionen Dollar 450 Millionen Dollar Fondsvermögen geworden. Lynch setzt bei neuen Investitionen auf Automobilwerte, vor allem Chrysler. Im April 1983 ist der „Magellan“ 1 Milliarde Dollar schwer und enthält rund 450 Aktien. Es geht rasant weiter: Ende 1983 liegt das Volumen bei 1,6 Milliarden Dollar, die in über 900 Aktien investiert sind. 1984 knackt der „Magellan“ die Zwei-Milliarden-Dollar-Marke.
Auslandsaktien als Erster seit John Templeton
Lynch investiert zunehmend nicht nur in US-Werte, sondern international. (Insofern ist der US-Aktienmarkt ab Mitte der 80er nicht mehr die 100-prozentige Benchmark.) Beispiele sind Electrolux, Esselte, Kinki Nippon Railway, Norsk Hydro, Peugeot, Skandia und Volvo. Lynch: „Abgesehen von John Templeton war ich der erste amerikanische Fondsmanager, der stark in Auslandsaktien investierte.“
Das Vermögen des „Magellan“ wächst immer weiter. 1986 verwaltet Lynch mehr als fünf Milliarden Dollar. Ein Fünftel des Fonds besteht aus ausländischen Aktien. Im nächsten Jahr hat sich das Fondsvermögen auf zehn Milliarden Dollar verdoppelt; im Herbst 1987 enthält das Fonds-Portfolio 1.500 Aktien. (Mit dieser Anzahl an Positionen kommt er schon in den Bereich des Weltaktienindex MSCI World.) Im Oktober 1987 kommt es dann zum „Schwarzen Montag“, bei dem die Kurse weltweit abstürzen. In den beiden Folgejahren erzielt Lynch wieder saftige Gewinne (siehe Tabelle). Lynch ist jedoch müde: „Ich war aber auch von den Anstrengungen erschöpft und sehnte mich danach, mehr Zeit mit meiner Frau als mit Fannie Mae (US-Hypothekenbank; Anm. d. Red.) zu verbringen.“ Als Lynch 1990 das Management abgibt, hat der „Magellan“ ein Volumen von 14 Milliarden Dollar. Er ist der größte Fonds der USA.
Peter Lynchs Investment-Strategie
Lynchs Anlagephilosophie ist schlicht. In seinen Büchern wendet er sich an Privatanleger und begründet, warum und wie Laien gegenüber Profis im Vorteil sind. In „Der Börse einen Schritt voraus“ schreibt er: „Regel Nr. 1 in meinem Buch lautet: Hören Sie nicht immer auf die Profis! 20 Jahre in diesem Geschäft haben mich davon überzeugt, dass jeder normale Mensch, der die üblichen drei Prozent seines Gehirns benutzt, bei der Aktienwahl mindestens genauso gut, wenn nicht besser liegen kann als der durchschnittliche Börsenexperte.“ Kein Anleger brauche mehr als Mathematik der 4. Klasse, um erfolgreich zu sein.
Sapere aude!
Wage es, Deinen eigenen Verstand zu benutzen! Laut Lynch unterschätzen sich Privatanleger häufig. Sie lassen sich von Medien und „Finanzpornographie“ beeinflussen. So kommt es, dass Privatanleger Aktien auf Empfehlung Dritter kaufen. Heute sieht man das etwa in sozialen Netzwerken. Der jüngste Fall Gamestop spricht Bände. Stattdessen sollte sich jeder Aktienkäufer vorab informieren, vergleichen und sich selbst ein Urteil bilden.
Im Fahrstuhl: Warum habe ich die Aktie?
Viele Aktionäre können laut Lynch nicht kurz erklären, warum sie eine Aktie besitzen. Weil sie steigt? Oder steigen sollte? Wer so denkt oder keine Erklärung geben kann, sollte die Aktie nicht besitzen, sagt Lynch. Entscheidend ist: Verstehe ich das Geschäft des Unternehmens? Lynchs Test ist: Bin ich in der Lage, einem Fünftklässler die Investition schnell und vollständig zu erklären, sodass er sich nicht langweilt? Kenne ich also ein Unternehmen und kann neue Nachrichten dazu einschätzen?
Denke langfristig!
Peter Lynch hält nichts von Market-Timing: „Das ist, wie im Casino auf ‚Rot‘ oder ‚Schwarz‘ zu setzen.“ Er empfiehlt die langfristige Anlage: „Einen Aktienfonds für ein oder zwei Jahre zu kaufen, ist verrückt.“ Außerdem sagt er: „Die Zeit ist auf Ihrer Seite, wenn Sie Aktien von überlegenen Unternehmen besitzen.“
Aktien sind Anteile an Unternehmen
„Klick!“ - viel mehr ist nicht nötig heute, und man ist Aktionär. Man kauft damit aber keinen Duschvorhang bei Amazon, sondern wird Anteilseigner eines Unternehmens. Eines Organismus. Mit einer Geschichte, einer Philosophie und Menschen, die dort arbeiten. Trotzdem traden viele hin und her wie bei eBay. Dadurch ändern sich aber nicht die fundamentalen Daten der Unternehmen. Lynch sagt: „Aktien sind kein Lotterieticket, sondern eine Unternehmensbeteiligung.“ Die Kurse folgen langfristig der Qualität der Firmen.
Versuche nicht, den Aktienmarkt vorherzusagen!
Marktvorhersagen sind beliebt, aber nutzlos. Wirtschaftsprognosen zum Wachstum im nächsten Jahr sind ohne Wert. Laut Lynch soll man sich auf Fakten konzentrieren, nicht auf Glaskugeln. „Offensichtlich muss man nicht in der Lage sein, den Aktienmarkt vorherzusagen, um mit Aktien wirklich Geld zu verdienen.“
Mach nicht das Geschäft mit Angst und Krisen mit!
An den Aktienmärkten sind Kursrückgänge, Volatilität, Korrekturen und Börsencrashs vollkommen normal und passieren so sicher wie das Amen in der Kirche. Mit solchen Krisen und der Angst davor verdient die „Finanzpornographie“ jedoch gutes Geld. Rational gesehen ist es aber oft am besten, bei Rücksetzern nachzukaufen, wenn das Unternehmen gesund ist. Die Geschäftemacherei mit der Angst ist nur „Noise“, viel Lärm um Nichts. Denn niemand kann Krisen am Aktienmarkt vorhersagen.
Diversifiziere Dein Depot!
Wie erwähnt, enthielt der Magellan-Fonds ab 1987 fast so viele Werte wie der MSCI World. Lynch schreibt in „Der Börse einen Schritt voraus“: „Bald darauf nannte man mich den Will Rogers des Aktienmarktes, einen Mann, der niemals eine Aktie sah, die er nicht mochte. Im Barron’s (Finanzzeitung; Anm. d. Red.) reißen sie immer ihre Witze darüber, zum Beispiel: ‚Können Sie einen Aktienwert nennen, den Lynch nicht besitzt?‘“ Lynch glaubt einerseits stark an die Diversifikation – die Verteilung nach Branchen, Unternehmensgröße und Wachstumspotential. Ihm geht es andererseits nicht nur darum, das Risiko zu reduzieren. Das nennt er „diworseification“ (von ‚worse‘ – schlechter). Sein Ziel ist, ein Portfolio zu erstellen, das gestreut ist, aber nur mit attraktiven Aktien
Kategorisiere Deine Aktien!
Ein Zitat Lynchs lautet: „Unterteile Aktien in Kategorien und bewerte sie entsprechend. Wenn du Aktien in Kategorien teilst, weißt du besser, was du von ihnen erwarten kannst.“ Dabei geht es darum, die Unternehmen und ihre Aktien besser zu verstehen. Zuerst beurteilt Lynch die Größe eines Unternehmens im Vergleich zu anderen derselben Branche. Dann folgen sechs grundlegende Aktienkategorien: wachstumsschwache, stetig wachsende, wachstumsstarke, zyklische, substanzspekulative und Turnaround-Werte.
Drei der sechs Kategorien beschäftigen sich mit dem Wachstum:
- wachstumsschwache Werte: Das sind große, alte Unternehmen, die etwas schneller wachsen als das Bruttosozialprodukt. Früher waren sie wachstumsstarke Werte, aber dann ging ihnen die Puste aus. Oft haben sie eine großzügige, regelmäßige Dividende und ein eher niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).
- stetig wachsende Werte: Das sind etablierte Unternehmen – keine Raketen, aber gut und solide und immer noch schneller als die wachstumsschwachen. Sie bieten eine gute Absicherung in schlechten Zeiten, etwa in der Branche Basiskonsum. (Lynch: „Cornflakes essen die Leute immer.“)
- wachstumsstarke Werte: Lynchs bevorzugte Investments – kleine aggressive, neue Unternehmen, die mit 20-25 Prozent pro Jahr wachsen und ein eher hohes KGV haben. Sie sind allerdings auch risikoreich.
- zyklische Werte: Das sind Unternehmen, die stark von der Konjunktur abhängen. Die Charts sehen laut Lynch aus wie Aufzeichnungen eines Lügendetektors: In guten Phasen verdient man, in Rezessionen verliert man stark. Am Anfang eines Aufwärtstrends können sie wie schnell wachsende Werte aussehen. Beispiele sind Autohersteller oder Bauunternehmen.
- substanzspekulative Werte: die sogenannten Asset Plays – „ein Betriebsvermögen, das die Börsenmeute übersehen hat“ (Lynch). Ihr Substanzwert ist höher als der Börsenwert. Der Film „Das Geld anderer Leute“ (Other People’s Money) mit Danny de Vito präsentiert so einen Fall.
- Turnaround-Werte: die „Lazarus-Aktien“. Das sind Unternehmen in starker Krise, bei denen aber erkennbar ist, dass eine Wende gelingen könnte. Das Risiko ist hoch, gerade wenn das Unternehmen mit der Insolvenz ringt, das Rendite-Potential aber auch.
Passt Lynchs Strategie zu einer Anlage mit ETFs?
Zu Lynchs aktiver Zeit beim „Magellan“ spielen ETFs noch keine Rolle. Aber passt seine Strategie auch zu Indexfonds? Ja, allerdings! ETFs entfalten ihre Stärke mit einem langfristigen Horizont, und sie setzen voraus, dass man den Verlauf des Marktes nicht vorhersagen kann, erst recht nicht den Verlauf einzelner Aktien. Dazu diversifizieren sie breit, in den Weltmarkt, so man will. Dadurch ist der Privatanleger gegenüber dem professionellen Manager aktiver Fonds im Vorteil, auch wegen der geringeren Kosten.
Lehrreiche Zitate Peter Lynchs:
- „Nur weil eine Aktie fällt, heißt das nicht, dass sie nicht noch weiter fallen kann.“
- „Sie müssen wissen, wenn sie schief liegen. Dann müssen Sie verkaufen.“
- „Verliebe Dich nie in eine Aktie, bleibe immer aufgeschlossen.“
- „Jeder kann Geld mit Aktien verdienen, wenn er nur seine Hausaufgaben macht.“
- „Versuchen Sie nicht, eine Bodenbildung ‚abzufischen‘.“
- „Niemand war je in der Lage, die Börse vorherzusagen. Es ist eine totale Zeitverschwendung. In der von Forbes veröffentlichten Hitparade der Reichen der Welt war noch nie ein Börsentiming-Experte vertreten.“
- „Wir müssen verstehen, dass unsere Kapitalanlage – immer –auch von einem Unterbewusstsein beeinflusst wird. Nicht der Kopf, sondern der Bauch bestimmt über das Schicksal des Anlegers.“
- „Große Gewinner benötigen in der Regel 3 bis 10 Jahre.“
- „Um als Investor erfolgreich zu sein, benötigst du ein paar wenige große Gewinner. Sie werden die Verluste der Verlierer überragen.“
- „Investieren Sie niemals in eine Idee, die Sie nicht mit einem Stift illustrieren können.“
- „Meide Unternehmen mit hohen Schulden oder steigenden Vorräten.“
- „Auch ich lebte mit einer Sucht – der Sucht nach Aktien“
Peter Lynchs Biographie
Lynch schreibt im Kapitel „Der Weg zum Aktienprofi“ von „Der Börse einen Schritt voraus“: „Über meiner Wiege hing weder ein Lochstreifen noch zeigte ich ein frühreifes Interesse für den Aktienteil der Zeitungen, etwa so wie Pelé schon als Baby den Fußball kickte.“ Stattdessen galt in seinem Umfeld: „Nachdem sie 1929 den schwarzen Freitag hautnah miterleben mussten, wollte niemand in unserem Familienkreis mehr etwas von Aktien wissen.“
Der Golfplatz als Sprungbrett zur Börse
Lynch wird 1944 geboren, in Newton bei Boston, Massachusetts. Als er sieben Jahr als ist, erkrankt sein Vater an einem Hirntumor und stirbt drei Jahre später. (Sein Vater ist 46 Jahre alt. In diesem Alter gibt Peter später das Management des „Magellan“ ab.) Seine Mutter arbeitet jetzt in einer Fabrik, und Peter arbeitet aushilfsweise als Caddy in einem Golfclub. Dort schnappt er auch viele Gespräche über die Börse auf. Mit 19 Jahren kauft er seine erste Aktie: Flying Tiger Airlines. Es ist das Jahr 1963 und sein zweites Jahr am Boston College. Durch den Vietnam-Krieg wird Flying Tiger zu Lynchs erstem „Tenbagger“ (Verzehnfacher). Lynch finanziert sein Studium damit („Flying-Tiger-Stipendium“).
Er studiert Geisteswissenschaften: Geschichte, Religion und Philosophie. Mathematik, Rechnungswesen und Ökonomie meidet er. Er geht nach seinem Abschluss in Boston zur Wharton School of Finance in Philadelphia. Außerdem erhält er ein Praktikum bei Fidelity Investments. Am Wharton College lernt er seine spätere Frau Carolyn kennen. 1969 wird Lynch Analyst bei Fidelity. 1977 vertraut ihm Fidelity den „Magellan-Fonds“ an. Er leitet den Fonds 13 Jahre bis 1990, als er 46 Jahre alt ist. In dem Alter, in dem sein Vater gestorben ist, gibt der bis heute erfolgreichste Fondsmanager der Welt seine Arbeit ab. Er hat in den 13 Jahren eine wöchentliche Arbeitszeit von 60 bis 80 Stunden hinter sich, als Einzelkämpfer mit nur zwei Assistenten.
Lynch als irischstämmiger Katholik und Philanthrop
Peter Lynch entstammt einer irischen Familie und ist bekennender Katholik. In „Der Börse einen Schritt voraus“ schreibt er: „Als sich am 22. November 1963 die Meldung auf dem Campus verbreitete, dass auf Präsident Kennedy geschossen worden war, legte ich gerade an der Universität eine Prüfung ab. Zusammen mit meinen Studienkollegen ging ich in die Kirche, um zu beten.“ Er gründet mit seiner Frau Carolyn 1988 die Lynch-Stiftung, die sich um die Förderung von Bildungseinrichtungen für Kinder kümmert. Er war auch 20 Jahre lang Präsident der Catholic Schools Foundation in Boston, die Schüler mit Stipendien unterstützt.
Mit der Leitung des „Magellan“ hat Lynch mehrere Millionen US-Dollar im Jahr verdient, als einer der bestbezahlten Fondsmanager der Welt. 2006 führte das Boston Magazine ihn auf Platz 40 der Reichsten im Großraum Boston, mit einem Vermögen von 352 Millionen US-Dollar. Er hat einen großen Teil seines Vermögens in seine Stiftung eingebracht und in Immobilien angelegt. 2015 stirbt Lynchs Ehefrau Carolyn, mit 69 Jahren. Peter Lynch ist Mitglied in der „Akademie der angesehensten Bostoner“ und Ehrendoktor des Boston College.
Fazit:
Peter Lynchs enormer Erfolg ist ohne eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten und scheinbaren Wahrheiten nicht zu denken. Er ist ein unabhängiger Geist mit viel Witz, dessen Bücher jedem zu empfehlen sind.