Peter Putsch „ist rüber gemacht“. Er und seine Familie mit fünf Kindern haben ihre Koffer gepackt und sind 2015 umgezogen. Denn Putsch hat einen Traum oder besser gesagt einen Plan: Er will im großen Stil Kunststoffe aus Öl durch Bio-Kunststoffe auf Basis von Pflanzenresten wie Stroh ersetzen. Alles total ökologisch und damit ein großer Fortschritt für uns alle. Diese schöne Story von Steffen Höhne stand kürzlich in der Mitteldeutschen Zeitung.
Von Bayern ins Mitteldeutsche Chemiedreieck um innovative Kunststoffe herzustellen
Der bayerische Unternehmer aus Nürnberg zog ins Mitteldeutsche Chemiedreieck – genauer in die Kleinstadt Merseburg in Sachsen-Anhalt. „Das Chemiedreieck hier ist der ideale Platz, um neue, innovative Kunststoffe herzustellen“, sagt der Firmenchef. Sein Großvater, Heinrich Putsch, hat das Unternehmen vor genau 100 Jahren gegründet – zunächst als kaufmännischer Vertreter für Kunststoffprodukte. Später erweiterte die Firma das Geschäftsfeld. Das Unternehmen stieg ins sogenannte Compounding ein. Dabei werden verschiedene Kunststoffe unter hohen Temperaturen gemischt und Zusatzstoffe wie Mineralien beigefügt, damit die Produkte spezielle Eigenschaften erhalten.
Die Zeit erdölbasierter Kunststoffe sieht Putsch dem Ende zugehen. So ist die Förderung und Verarbeitung des Öls klimaschädlich. Kunststoffe lassen sich zudem biologisch nicht abbauen. Sie verschmutzen weltweit Meere und Böden. Der Unternehmer bündelte sämtliche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in der neu gegründeten Firma Exipnos.
Bio-Kunststoffe auf Basis von Pflanzenresten
Seit Jahren arbeiten er und sein Team mit dem Fraunhofer-Institut in Schkopau, Sachsen-Anhalt, zusammen. Das Ziel: Kunststoffe auch auf Basis von Pflanzenresten wie Stroh zu produzieren. Diese neuen Bio-Kunststoffe sind vollkommen biologisch abbaubar. Das heißt: Sie können ähnlich wie Holz von Mikroben zersetzt werden. Das ist neu. Denn bisher gängige Bio-Kunststoffe zersetzen sich nicht. Nur der Rohstoff war ökologisch.
Gemeinsam mit Fraunhofer hat er das Forschungsprojekt Rubio angestoßen. Zusammen mit 18 Partnern aus der Region, darunter Folienhersteller und Maschinenbauer, sollen 17 Millionen Euro investiert werden, um Produktionskapazitäten für Bio-Kunststoffe aufzubauen. „Wir planen eine Anlage, die 10.000 Tonnen herstellen kann“, so Putsch. So sollen die Kosten gedrückt werden. Denn noch sind Bio-Kunststoffe etwa viermal so teuer wie klassische Kunststoffe.
Der Mittelständer verkauft bereits erfolgreich Bio-Kunststoffe, etwa an Folien-Hersteller. Die machen daraus Lebensmittelverpackungen. „Die Hälfte unserer Profite machen wir bereits mit ökologischen Produkten“, sagt der Unternehmer. Doch das soll erst der Anfang sein. Aktuell arbeitet er mit einem süddeutschen Autobauer zusammen, der Bio-Kunststoffe für die Innenverkleidung der Fahrzeuge nutzen will. Auch Zahnbürsten oder Spielwaren sollen künftig aus Bio-Plastik hergestellt werden. Putsch ist sich sicher: „Bio-Kunststoffe werden nicht nur ein großer Markt, sondern sind auch ein großer Wurf für den Umweltschutz.“