Das erwartet Sie in diesem Artikel
- 1.Bei welchen Banken gibt es nachhaltige Girokonten?
- 2.Bargeldversorgung bei nachhaltigen Banken
- 3.Was bieten nachhaltige Girokonten?
- 4.Wie sieht es mit den Kosten bei nachhaltigen Girokonten aus?
- 5.Welche kostenlosen Girokonten mit nachhaltiger Ausrichtung gibt es sonst noch?
- 6.Wie findet man das passende nachhaltige Girokonto?
- 7.Nachhaltige Banken mit einem Girokonto im Kurzporträt
Mittlerweile kann man bei fast jeder Bank mit gutem Gewissen Geld anlegen: Die meisten Institute bieten ihren Kunden zumindest nachhaltige Fonds oder ETFs an. Das heißt aber nicht, dass die Bank auch bei ihren eigenen Geschäften auf Nachhaltigkeit achtet. Mit dem Geld der Kunden, das etwa auf Girokonten, Sparbüchern oder Festgeldkonten liegt, arbeiten die Institute. Sie vergeben also beispielsweise Kredite an Firmen. Herkömmliche Banken finanzieren damit häufig problematische Bereiche wie Rüstung, die Ölindustrie oder die Atomkraft. Nachhaltige Banken tun das in aller Regel nicht. „Sie haben ethische und ökologische Kriterien, die sie ihrem gesamten Bankgeschäft zugrunde legen“, sagt Anke Behn, Expertin für nachhaltige Geldanlagen bei der Verbraucherzentrale Bremen. Wer daher ein nachhaltiges Girokonto sucht, muss zuerst nach einer nachhaltigen Bank Ausschau halten.
Bei welchen Banken gibt es nachhaltige Girokonten?
Die Verbraucherzentralen zählen auf ihrer Internetseite zu nachhaltigen Geldanlagen derzeit 14 Geldhäuser auf, die bei ihren Geschäften konsequent ökologische und soziale Ziele verfolgen. Zwölf davon bieten auch ein Girokonto an. Einige davon haben einen ökologischen Schwerpunkt wie GLS, Triodos oder die Ethikbank. Andere sind kirchliche Geldhäuser, die neben der Umwelt vor allem auch das Soziale im Blick haben.
Sie alle folgen bei der Verwendung ihrer Mittel strengen ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien. Das heißt: Sie schließen bestimmte Firmen und Branchen bei der Vergabe von Krediten oder der Anlage eigener Finanzmittel aus. Neben Rüstung, fossilen Energien oder Atomkraft sind das etwa Bereiche, in denen Menschen- oder Arbeitsrechte verletzt werden. Auch Tabak, Glücksspiel oder Pornografie sind tabu. Auf der anderen Seite fördern die Banken mit ihren Krediten gezielt Projekte oder Unternehmen, die soziale oder ökologische Standards einhalten. Das Geld auf dem Sparbuch finanziert dann etwa ein Krankenhaus, ein Pflegeheim, einen Biobauernhof oder ein Klimaschutzprojekt. Wohin das Geld fließt, können Kunden in der Regel öffentlich einsehen.
Es gibt aber Unterschiede zwischen den Banken. So zeigt eine Übersicht der Verbraucherzentrale Bremen: Nicht alle schließen bei der Kreditvergabe und der Anlage eigener Mittel fossile Brennstoffe wie etwa Kohle konsequent aus. Auch die industrielle Tierhaltung ist nicht immer tabu – vor allem bei kirchlichen Banken. Verschieden sind außerdem die Schwerpunkte, die die Institute bei der Kreditvergabe setzen. So legen öko-soziale Banken wie GLS oder Triodos ihr Augenmerk etwa auf erneuerbare Energien oder ökologisches Bauen. Die kirchlichen Institute engagieren sich eher im Bereich Gesundheit, Pflege oder Entwicklungspolitik. „Bankkunden sollten sich daher anschauen, welche Ausrichtung ein Institut hat, bevor sie sich für ein Girokonto dort entscheiden“, sagt Jörg Weber vom Branchendienst Ecoreporter, der regelmäßig nachhaltige Geldanlagen analysiert.
Kostenlose und nachhaltige Girokonten – TOP 2
Bank | Top-Leistungen |
DKB |
|
Bank im Bistum Essen |
|
Bargeldversorgung bei nachhaltigen Banken
Die Bargeldversorgung ist in der Regel kein Problem: Die allermeisten Institute sind Genossenschaften und damit an das „Bankcard-Servicenetz“ der Volks- und Raiffeisenbanken angeschlossen. Es umfasst rund 17.300 Geldautomaten in Deutschland. Allerdings erlauben einige Banken nur eine bestimmte Zahl kostenfreier Abhebungen im Monat oder im Quartal. Danach kostet das Geldziehen jedes Mal etwas. Die Gebühr beträgt dabei zwischen einem und zwei Euro.
Kostenfreies Girokonto plus hohe Tagesgeldzinsen, Ehrenwort!
Was bieten nachhaltige Girokonten?
Nachhaltige Banken unterscheiden sich in ihrer Produkt-Palette in der Regel kaum von herkömmlichen Instituten. Sie bieten die üblichen Bankgeschäfte an, wie Tagesgeld, Geldanlage in Fonds oder Baufinanzierungen. Auch wer ein nachhaltiges Girokonto eröffnet, bekommt dieselben Dienstleistungen geboten wie bei anderen Banken. Das Konto wird dabei in der Regel online geführt: Die wenigsten nachhaltigen Banken haben ein ausgeprägtes Filialnetz. Der Kontakt zur Bank findet meist über Mail oder Telefon statt. „Wer sich für ein nachhaltiges Girokonto entscheidet, sollte also überlegen, ob ein Online-Konto auch zu ihm passt“, sagt Verbraucherschützerin Anke Behn.
Die Banken werden alle von der Finanzaufsicht Bafin kontrolliert und gehören der gesetzlichen Einlagensicherung an. Darüber sind pro Person bis zu 100.000 Euro an Einlagen abgesichert. Außer der Triodos Bank sind alle Banken überdies noch freiwilligen Sicherheitssystemen angeschlossen.
Wie sieht es mit den Kosten bei nachhaltigen Girokonten aus?
Es lohnt sich in jedem Fall, die Konditionen der Konten zu vergleichen. Denn die Tabelle zeigt: Beim Grundpreis unterscheiden sich die Banken deutlich. Die Kosten reichen von 0 Euro jährlich bei der Bank im Bistum Essen oder dem DKB-Cash bis zu mehr als 100 Euro bei der Ethikbank oder der GLS. Der hohe Preis bei der GLS kommt dabei vor allem durch den sogenannten GLS-Beitrag von 60 Euro im Jahr zustande. Den Beitrag verlangt die Bank von allen Kunden – unabhängig, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen.
Zur Grundgebühr kommen bei der Mehrzahl der Banken noch jährliche Kosten für die Girokarte hinzu. Für die Kreditkarte zahlt man bei fast allen Instituten: zwischen 20 und knapp 40 Euro im Jahr. Die Dispozinsen liegen verglichen mit herkömmlichen Instituten eher am unteren Rand. Die GLS verlangt bis zu einer Überziehung von 10.000 Euro gar keine Zinsen.
Welche kostenlosen Girokonten mit nachhaltiger Ausrichtung gibt es sonst noch?
Auch herkömmliche Banken legen immer mehr Wert auf eine nachhaltige Ausrichtung. Anhaltspunkte dafür, wie ernst es die Banken dabei mit der Nachhaltigkeit meinen, bietet der Fair Finance Guide der Organisation Facing Finance. Er überprüft anhand von 280 Kriterien die Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen auf deren Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Bei nachhaltigen Banken wie der GLS oder der Ethikbank etwa beträgt die Übereinstimmung 95 und 94 Prozent. Untersucht wurden bislang 16 Kreditinstitute.
Darunter ist auch die Direktbank DKB. Sie liegt mit 44 Prozent im Mittelfeld. Allerdings hat das Kreditinstitut eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es darauf hinweist, dass sie sich selbst nachhaltiger sieht. So finanziere man mit dem Geld der Kunden „nur das, was die Menschen zum Leben brauchen“. Die Bank beschränkt ihre Kreditvergabe auf Wohnungsgesellschaften, Pflegeheime, Krankenhäuser oder Landwirte. Sie schließe damit Rüstungskonzerne, Bergbaufirmen oder Erdölförderer „implizit aus“, heißt es im Fair Finance Guide. Mit dem Modell „DKB Cash“ bietet das Institut ein kostenloses Girokonto an. Zum Konto gibt es eine gebührenfreie Visa-Kreditkarte, mit der Kunden europaweit kostenlos Geld abheben können. Für Einlagen von mehr als 50.000 Euro auf dem Konto wird ein Negativzins von 0,5 Prozent fällig.
Der Verband Forum Nachhaltige Geldanlagen zählt in seinem Marktbericht 2021 die Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing zu den „Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus, die für das gesamte Bankgeschäft strenge Nachhaltigkeitskriterien anlegen“. Die Genossenschaftsbank nutzt ihre Einlagen unter anderem, um Projekte in der Region zu fördern. Das kann die Schaffung von Wohnraum sein, die Finanzierung von Kindergärten oder von Solar- und Photovoltaik-Anlagen. Das Girokonto der Bank ist kostenlos, wenn darauf Gehalt oder Rente eingeht und der Inhaber fünf „Treuepunkte“ sammelt. Das bedeutet: Kontoinhaber oder Ehepartner müssen weitere Produkte bei der Bank abschließen, etwa ein Darlehen oder eine Baufinanzierung.
Wie findet man das passende nachhaltige Girokonto?
Bankkunden sollten sich zunächst die Kriterien anschauen, nach denen die Bank Geschäftsfelder ausschließt und ihr eigenes Geld anlegt. „Diese sollten zu den eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit passen“, sagt Jörg Weber von Ecoreporter. Nachhaltige Banken machen dabei in der Regel ihre Anlagegrundsätze auch transparent. Weber rät außerdem dazu, den Service der Bank zu testen. Das könne man etwa tun, indem man sich zu einem bestimmten Produkt beraten lasse. „Dann merkt man schnell, ob die Bank einem zusagt“, sagt Jörg Weber.
Verbraucherschützerin Anke Behn empfiehlt, sich auch die Produktpalette der betreffenden Bank anzusehen. „Je nachdem, welche Lösungen ich von der Bank haben will, muss ich darauf achten, dass diese für mich passen“, sagt Behn. So haben zwar die meisten nachhaltigen Banken ein Tagesgeldkonto, Festgeld dagegen bieten längst nicht alle an. Darüber hinaus sollten Kunden auch bei nachhaltigen Banken die Kosten im Blick behalten. Das gilt nicht nur fürs Girokonto. Auch bei Wertpapier-Depots etwa gibt es Unterschiede. „Bei Kunden, die öfter mit Aktien handeln, kann das eine Menge ausmachen“, sagt Jörg Weber
Der Wechsel zu einer nachhaltigen Bank ist mittlerweile vergleichsweise einfach. Seit 2016 schreibt das Zahlungskontengesetz den Banken vor, die Kunden dabei zu unterstützen. Wer also ein Konto nach seinem Bedarf gefunden hat, sollte sich bei der neuen Bank erkundigen, welche Hilfe sie beim Wechsel anbietet und sie damit beauftragen. Die neue Bank muss den Wechsel dann in zwei Geschäftstagen bei der vorherigen Bank anstoßen. Nach insgesamt zwölf Geschäftstagen muss der Wechsel laut Gesetz erledigt sein. Das alte Konto sollte aber noch zwei, drei Monate weiterlaufen, um zu prüfen, ob alle Buchungen übertragen sind.
Sicher investieren: Genossenschaftsanteile als Geldanlage
Nachhaltige Banken mit einem Girokonto im Kurzporträt
Nachhaltige Banken sind in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Nach Angaben des Verbands „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ haben sich die Kundeneinlagen nachhaltiger Institute seit 2010 mehr als verdoppelt. Sie machen insgesamt aber noch immer kaum drei Prozent an allen Bankeinlagen aus.
GLS Bank
Die „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ gibt es seit 1974. Sie ist die älteste sozial-ökologische Bank in Deutschland. Ihre Gründer standen dem Anthroposophen Rudolf Steiner nahe. Mit 280.000 Kunden ist die in Bochum ansässige GLS die größte nachhaltige Bank hierzulande. Die Bilanzsumme lag 2020 bei 8,1 Milliarden Euro.
Triodos
Die Bank wurde 1980 in den Niederlanden gegründet. Sie ist in fünf europäischen Ländern vertreten und gilt als größte sozial-ökologische Bank Europas. Der Name „Triodos“ steht für „drei Wege“: Mensch, Umwelt und Wirtschaft sollen in Einklang kommen. Die Bilanzsumme der Bank lag 2020 bei 13,9 Milliarden Euro. In Deutschland hat das Institut etwa 30.000 Kunden.
Evangelische Bank
Das Geldhaus ist 2014 aus der Fusion zweier kirchlicher Kreditgenossenschaften hervorgegangen. Das Institut mit Sitz in Kassel unterhält deutschlandweit mehr als ein Dutzend Filialen – mehr als jede andere nachhaltige Bank. Die Bank hat derzeit rund 91.000 Kunden. Bilanzsumme 2020: 8,4 Milliarden Euro.
Bank für Kirche und Diakonie: Die Geschichte der Bank reicht bis 1925 zurück. Sie ist aus einem Zusammenschluss mehrerer kirchlicher Finanzinstitute entstanden. Bei den Firmenkunden vergibt die KD-Bank Kredite nur an kirchliche und diakonische Einrichtungen. Sie steht aber sonst Privatkunden offen. Davon hat sie derzeit etwa 34.000. Die Bilanzsumme lag 2020 bei 6,9 Milliarden Euro.
Bank im Bistum Essen
Das katholische Bankhaus gibt es seit 1996. Es sieht sich als Finanzdienstleister für Kirchen, Sozialwirtschaft und Hilfswerke. Sie nimmt jedoch auch Privatkunden auf. Die Bank verwendet die Einlagen ihrer rund 16.000 Kunden unter anderem dafür, Kleinkredite in Schwellenländern zu vergeben. Bilanzsumme 2020: 5,3 Milliarden Euro.
Darlehenskasse Münster: Die DKM ist eines der kirchlichen Institute, die ihren Kundenkreis auf Mitarbeiter kirchlich-karitativer Einrichtungen beschränkt. Davon gibt es allerdings eine Menge: Alleine Diakonie und Caritas haben bundesweit mehr als 1,5 Millionen Beschäftigte. Das in Paderborn ansässige Institut hat gut 28.000 Kunden. Die Bilanzsumme lag 2020 bei 4,8 Milliarden Euro.
Das kosten nachhaltige Girokonten
Bank | Kontoname | Grundpreis pro Monat (in €) | Girokarte pro Jahr (in €) |
Kreditkarte pro Jahr (in €) |
Dispozinsen pro Jahr |
Verwahrentgelt |
Bank für Kirche und Caritas |
Girokonto Komfort | 4,00 | 5,00 | 20,00 | 5,45 % | |
Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) |
Privat Giro Online | 2,90 | 5,00 | 20,00 (1) | 6,20 % | 0,5 % ab 100.000 Euro |
Bank für Orden und Mission |
Privatkonto | 5,00 | 12,00 | 30,00 | 9,96 % | |
Bank im Bistum Essen |
BIB Giro Online | 0,00 | 0,00 | 25,00 | 6,70 % | |
DKM Darlehnskasse Münster |
Privatkonto | 2,00 | 0,00 | 20,00 | 6,05 % | |
EthikBank | Girokonto | 8,50 (2) | 15,00 | 35,00 | 7,50 % | 0,5 % ab 50.000 Euro |
Evangelische Bank | Girokonto EB-Lebenswert | 7,95 | 0,00 | 36,00 | 7,00 % | |
Evenord Bank |
e-Onlinekonto | 2,90 | 12,00 | 35,00 | 8,75 % | |
GLS Gemeinschaftsbank | GLS Privatkonto | 3,80 + 5,00 (3) | 15,00 | 30,00 | 0,00 % (4) | 0,5 % ab 50.000 Euro |
Pax Bank |
PaxGiro | 2,50 | 5,00 | 30,00 | 6,58 % | |
Steyler Bank | Fair4 Girokonto | 7,00 | 12,00 | 30,00 | 8,00 % | 0,5 % ab 50.000 Euro |
Tomorrow |
Tomorrow Now |
3,00 | 0,00 | kostenlose Visa-Card |
kein Dispokredit | 0,5 % ab 50.000 Euro pro Kunde, ab dem 01.11.21 |
Triodos Bank | Girokonto | 5,50 | 15,00 | 39,00 | 6,46 % | 0,5 % ab 50.000 Euro |
(1) Kreditkarte im ersten Jahr kostenlos; (2) Im 1. Jahr: Grundpreis 2 €/Monat und Giro-/Kreditkarte frei; (3) 5 Euro im Monat entsprechen 60 Euro GLS-Beitrag im Jahr; (4) 7 % Dispozins ab 10.001 €;
Quellen: eigene Recherche, Verbraucherzentrale Bremen, www.ecoreporter.de; Stand: 30. September 2021
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