





US-Präsident Trump setzt die Militärhilfe für die Ukraine aus. Gleichzeitig kündigt die Europäische Union ein milliardenschweres Vorhaben zur “Wiederaufrüstung Europas” an. Der Fünf-Punkte-Plan sieht vor, die Schuldenregeln in der EU zu lockern und den Staaten mehr Anreize zu bieten, ihre Verteidigungsausgaben zu steigen. Insgesamt, so glaubt die EU-Kommision, könne Europa auf diese Weise “nahezu 800 Milliarden Euro” mobilisieren.
Hunderte Milliarden Euro für die Verteidigung: Das verspricht glänzende Geschäfte für die europäische Rüstungsindustrie in den kommenden Jahren. Was heißt das für Anleger: Sollen sie jetzt in den Sektor investieren? Was dafür spricht – und was dagegen.
Tatsächlich boomt die Verteidigungsbranche schon lange. Die anhaltenden weltweiten Krisen haben die Nachfrage nach Rüstungsgütern steigen lassen – und damit die Aktienkurse der Rüstungsfirmen angeheizt. Bestes Beispiel: der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall. Die Aktie des Unternehmens hat in den vergangenen Jahren an der Börse einen regelrechten Gipfelsturm hingelegt.
Wer vor drei Jahren 1.000 Euro in den Rüstungs- und Automobilzulieferer investierte, hat sein Kapital heute mehr als versiebenfacht. Alleine im vergangenen Monat legte der Rheinmetall-Kurs um fast 50 Prozent zu. Doch angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) von rund 60 (auf Basis des erwarteten Gewinns 2024) stellt sich für Anlegerinnen und Anleger die Frage, ob die aktuelle Bewertung noch Luft nach oben lässt. Derart hohe KGVs deuten auf eine starke Überbewertung der Aktie hin. Ohnehin sprechen manche Beobachter bereits von einem Hype, zumal die Kurse im gesamten Sektor innerhalb kurzer Zeit rasant gestiegen sind. Historisch betrachtet lag der beste Einstiegszeitpunkt oft lange vor einem solchen Boom.
Immerhin: Große Investmenthäuser korrigieren ihre Prognosen für Rheinmetall noch immer nach oben. So hat etwa die US-Bank Morgan Stanley jüngst ein Kursziel von 1.300 Euro ausgegeben, was den positiven Trend zusätzlich befeuert. Derzeit steht der Rheinmetall-Kurs bei gut 1.100 Euro (Stand 04. März 2025).
An der deutschen Börse zählt der Konzern derzeit zu den meistgehandelten Papieren – gemeinsam mit weiteren Rüstungsaktien wie Hensoldt oder Renk. Wie es weitergeht, dürfte vor allem von der geopolitischen Lage abhängen. Sollte sich die politische Unsicherheit über einen längeren Zeitraum fortsetzen, könnten zusätzliche Großaufträge folgen. Gleichzeitig bergen hohe Bewertungen ein erhöhtes Risiko: Entspannt sich die politische Situation, sind stärkere Kurs-Korrekturen möglich.
Anleger sollten daher das Thema Rüstungsaktien eher mit Vorsicht angehen. Wer in die Branche investieren will, sollte es nur mir einem begrenzten Anteil seines Kapitals tun. Neben einzelnen Papieren wie Rheinmetall bieten sich dabei auch ETFs an, die auf die Verteidigungsbranche setzen. Die größten sind der Van Eck "Defense ETF" (ISIN IE000YYE6WKS). Er investiert weltweit in knapp 30 Rüstungsfirmen. Doppelt so viele Unternehmen enthält der “Future of Defence ETF” des Anbieters “HANetf” (ISIN IE000OJ5TQP4). Rheinmetall hält darin derzeit mit einem Anteil von fünf Prozent die zweitgrößte Position.
Doch sollten Anlegerinnen und Anleger ihr Geld überhaupt in die Herstellung von Raketen, Panzern, Gewehren und Munition stecken? Fakt ist: Die weltpolitische Lage hat die moralischen Bedenken der Anleger bei Rüstungsaktien zuletzt deutlich in den Hintergrund treten lassen. Lange Jahre stand die Branche in der Dauerkritik. Auch jetzt gibt es noch immer viele kritische Investoren, die ausschließlich in Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodell sie ohne Bedenken unterstützen können. Angesichts anhaltender weltpolitischer Spannungen verweisen die Befürworter jedoch auf die sicherheitspolitische Notwendigkeit bestimmter Verteidigungssysteme. Letztlich müssen Anlegerinnen und Anleger selbst entscheiden, ob sie die Renditechancen über ethische Überlegungen stellen – oder wegen ethischer Bedenken auf eine Investition verzichten.