





Auf einen Blick
Ärgern Sie sich auch über die Knöllchen für falsches Parken? Die Strafzettel am Scheibenwischer des Autos sind oft schon von Weitem zu sehen. Doch längst nicht jeder Strafzettel ist echt. Immer häufiger verteilen Betrüger gefälschte Knöllchen im Namen der Stadt oder der örtlichen Polizei. Wenn Sie den geforderten Betrag bezahlen, überweisen Sie das Geld direkt an Kriminelle.
Die Masche mit der Amtsanmaßung ist nicht neu. Wir haben in der Vergangenheit schon häufiger vor falschen Polizisten, Ärzten oder BKA-Beamten gewarnt, die entweder per Telefon oder persönlich Kontakt mit potenziellen Opfern aufnehmen. Da sind die Fake-Strafzettel noch relativ unpersönlich. Schließlich gibt es in der Regel zwischen dem Opfer und den Betrügern keinen persönlichen Kontakt. Die Ganoven nehmen einfach einen echten Strafzettel und versehen diesen mit ihrer eigenen IBAN oder verfassen ein eigenes Knöllchen. Und schon geht das Geld an die Kriminellen. Tätig sind die Kleinkriminellen in ganz Deutschland, weshalb Sie generell sehr wachsam sein sollten.
Ein einheitliches Design für die Fake-Strafzettel gibt es nicht. Vermutlich handelt es sich auch um unterschiedliche Täter, die oft nur regional unterwegs sind. Einige Strafzettel sehen wirklich täuschend echt aus und werden deshalb von vielen Falschparkern bezahlt.
Falsches Knöllchen aus Geldern (Quelle: Presseportal.de)
Andere Strafzettel sind eher plump gestaltet, verfehlen jedoch trotzdem nicht ihre Wirkung. Auch diese Zahlungsaufforderungen werden von den Empfängern bezahlt. Hier ein Beispiel aus dem Jahr 2020, welches an vielen unterschiedlichen Orten verteilt wurde. Offensichtlich handelte es sich um eine gut organisierte Bande.
Bild der Bundespolizei München von dem falschen Strafzettel (Quelle: Presseportal.de)
Auch im Raum Dortmund wurden gefälschte Bußgeldbescheide hinter Scheibenwischer geklemmt. Besonders gut sind diese nicht gestaltet, da einige Schreibfehler enthalten sind. Trotzdem überweisen viele Falschparker das Geld und füllen damit die Taschen der Betrüger.
Diese gefälschten Strafzettel veröffentlichte die Polizei Dortmund auf Facebook
Die Betrüger verwenden in der Regel eine deutsche IBAN. Diese gibt jedoch keinerlei Aufschluss über die Identität der Kriminellen, da die Konten mit falschen Identitäten eröffnet wurden.
Das die falschen Knöllchen immer wieder mal insRampenlicht rücken, zeigt eine Polizei-Meldung vom 12. Oktober. Laut bild.de hat ein Busfahrer aus Leipzig falsche Knöllchen verteilt, nachdem er selber eines auf dem Aldi-Parkplatz bekommen hatte. Der Ärger darüber war so groß, dass er sich dachte, selber etwas Geld einzusammeln. Mit einem Thermodrucker druckte er seine nachgemachten und mit der eigenen Kontonummer versehenen Knöllchen aus und klebte sie hinter die Scheibenwischer an den Autos, die die Parkscheibe vergessen hatten.
Herausgekommen ist das Ganze nur, weil ein echter Polizist den falschen Knöllchenverteiler bei seiner Arbeit beobachtet und dies zur Anzeige brachte. Nun muss der Busfahrer zahlen. Nicht nur den Geschädigten das Geld zurück. Sondern auch die vom Gericht verordneten 150 Tagessätze zu je 16 Euro. 420 Euro hatte der Leipziger mit seinem Knöllchentrick derweil erbeutet.
Bei Strafzetteln mit direkter Aufforderung zur Überweisung eines Betrages sollten Sie grundsätzlich vorsichtig sein. Denkbar ist zwar, dass Sie von einem privaten Unternehmen ein Knöllchen für falsches Parken bekommen, auf dem auch gleich die IBAN für die Überweisung aufgedruckt ist. In vielen Fällen wird der eigentliche Bußgeldbescheid jedoch dem Halter per Post zugestellt. Schauen Sie sich deshalb die Strafzettel sehr genau an. Rechtschreibfehler oder ungelenke Formulierungen deuten auf eine Fälschung hin.
Sollten Sie auch nur den geringsten Verdacht auf eine Fälschung haben, fragen Sie beim Aussteller, also dem ausstellenden Dienstleister, der Stadt oder der Polizei nach. Der Absender des Knöllchens muss immer angegeben sein. Handelt es sich tatsächlich um eine Fälschung, sollten Sie in jedem Fall eine Strafanzeige bei der Polizei stellen.
Ungewöhnliche Strafzettel werden in Zukunft wohl keine Ausnahme sein. Denn auch die Polizei ist bestrebt, die Strafzettel zu digitalisieren. Seit Ende 2021 wird beispielsweise bei der bayerischen Polizei der alt bekannte Strafzettel durch eine neue digitale Version mit QR-Code abgelöst. Das neue Verfahren erklärt das Polizeipräsidium Mittelfranken so:
„Die Polizeibeamten stellen mithilfe der "mOwi-App" über das dienstliche Smartphone eine Verwarnung aus. Diese wird dann mit einem QR-Code, welcher sich auf einer sogenannten Bürgerbenachrichtigung befindet, zusammengeführt und unmittelbar in das Polizeidatennetz gespeichert. Die Polizeibeamten bringen diese Bürgerbenachrichtigung am Fahrzeug an oder übergeben diese situationsbedingt persönlich. Die so Verwarnten können nun durch das Scannen des QR-Codes den vorgeworfenen Tatbestand auf einem entsprechenden Gerät (zum Beispiel auf dem Smartphone) selbst ansehen. Anschließend besteht die Möglichkeit, einen entsprechenden Überweisungsträger aufzurufen und das Verwarnungsgeld sofort zu bezahlen.”
Kompliziert wird es, wenn Sie als Bürger den QR-Code auf der Benachrichtigung nicht scannen können. Dann bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, das Verwarnungsgeld unter Vorlage der Bürgerbenachrichtigung bei einer Polizeidienststelle zu begleichen und sich dort auch über den vorgeworfenen Tatbestand zu informieren.
Ob das die Knöllchen sicherer macht oder es in Zukunft noch mehr Betrugsfälle aufgrund des digitalen Knöllchens gibt, bleibt abzuwarten. Schließlich müssen Sie als Betroffener jetzt auch noch prüfen, ob Sie auf die echte Webseite der Stadt, Kommune oder Polizei geleitet werden. Das ist erfahrungsgemäß gerade auf dem Handy für viele Nutzer fast unmöglich, wie die vielen Fakeshops im Internet zeigen.
Kennen Sie schon den neuen Bußgeldkatalog mit massiven Erhöhungen der Strafen. Auch Falschparker müssen seit November 2021 deutlich mehr Strafe bezahlen. Sehen Sie gleich nach, was sie die Missachtung des Parkverbots kosten könnte und wann es sogar einen Punkt in Flensburg gibt.