Es wäre ein Paukenschlag in der privaten Altersvorsorge gewesen: Der ehemalige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) plante eine Reform und brachte ein kapitalgedecktes, staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot auf den Weg. Doch bevor die Pläne umgesetzt werden konnten, zerbrach die Ampel-Regierung. Was planen die Parteien, die in Kürze unsere neue Bundesregierung stellen, stattdessen? Wir haben uns die Regierungspläne in Bezug auf die Altersvorsorge und die Rente angesehen.
Das steht in den Wahlprogrammen von Union, AFD, SPD, Grünen, BSW, FDP und Linken!
Union (CDU + CSU)
CDU und CSU bauen Lindners Vorschlag zum staatlich geförderten Altersvorsorgedepot an manchen Stellen noch aus und schenken Kindern bis zum 18. Geburtstag jährlich 120 Euro. Das verspricht die Union in ihrem Wahlprogramm außerdem:
- Die Union möchte am aktuellen Renteneintrittsalter festhalten. Rentenkürzungen lehnt sie ab.
- Sie setzt es sich zum Ziel, das Rentenniveau langfristig zu stabilisieren und die Rente weiterhin zu steigern.
- Die Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung möchten CDU und CSU stabil halten.
- Um das Arbeiten über das Renteneintrittsalter hinaus attraktiver zu machen, will die Union die "Aktivrente" einführen. So können ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen.
- Die Hinzuverdienstgrenze bei der Witwenrente soll ebenfalls deutlich steigen.
- Die Union hat es sich zum Ziel gesetzt, Betriebsrenten auch für kleine und mittlere Unternehmen attraktiver zu machen.
- Die Parteien planen, eine verbindliche Altersvorsorge für Selbstständige einzuführen, die über keine sonstige Absicherung verfügen.
- Das wohl größte Novum des Parteien-Verbunds: Die Union plant die "Frühstart-Rente". Dabei handelt es sich um eine kapitalgedeckte Altersvorsorge. Die Union verspricht, für jedes Kind vom sechsten bis 18. Lebensjahr zehn Euro pro Monat in ein Altersvorsorgedepot einzuzahlen. Ab dem 18. Lebensjahr sollen junge Menschen dann die Möglichkeit haben, selbst in das Altersvorsorgedepot einzuzahlen. Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei bleiben. Das Startkapital sei vor staatlichem Zugriff geschützt und wird erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt, so die Union.
Alternative für Deutschland (AfD)
Die AfD möchte die private und betriebliche Altersvorsorge mit Hilfe von Kapitalmarktanlagen fördern und schenkt Kindern bis zum 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro. Das steht zum Thema Rente außerdem im Wahlprogramm für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 geschrieben:
- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen nach 45 beitragsberechtigten Arbeitsjahren abschlagsfrei in Rente gehen können.
- Das Rentenniveau soll schrittweise auf gut 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens erhöht werden. Finanziert werden soll das durch Steuersenkungen für Beschäftigte und Unternehmen.
- Die AfD möchte der Rentenversicherung mehr Beitragszahler zuführen. So sollen auch Politiker in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
- Verbeamtung sollten der Partei zufolge nur noch für all jene vorgesehen werden, die mit Hoheitsaufgaben betraut sind. Alle anderen Staatsbediensteten sollen ebenfalls in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Wo genau die AfD die Grenze zwischen Staatsdienern und Hoheitsträgern sieht, ist in dem Wahlprogramm nicht vermerkt.
- Die Partei setzt sich dafür ein, dass die individuelle private wie auch betriebliche Altersvorsorge mit Aktien, ETFs und Fonds steuerliche gefördert wird. Die bisherigen Modelle der Vorsorgeförderung sollen dabei abgelöst werden. Welche genau damit gemeint sind, schreibt die AfD nicht, jedoch ist davon auszugehen, dass sie damit Sparprodukte wie Riester-Verträge anspricht.
- Zusätzlich soll ein "Junior-Startdepot" eingeführt werden, in das der Staat "für jedes neugeborene Kind mit deutscher Staatsangehörigkeit und dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland" bis zum vollendeten 18. Lebensjahr monatlich 100 Euro in einen Aktienfonds- oder ETF-Sparplan einzahlt. Mit Beginn der Volljährigkeit soll der Sparplan mit eigenen Beiträgen weitergeführt werden. Ab dem 65. Lebensjahr wird das Kapital mit Hilfe eines Auszahlplans ausgeschüttet. Vorher kann das Kapital nicht verwendet werden.
- Es sollen Anreize für eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit gesetzt werden. Dafür plant die AfD einen zustätzlichen Steuergrundfreibetrag in Höhe von 12.000 Euro pro Jahr für Rentnerinnen und Rentner.
- Elternschaft möchte die AfD bei der Rente höher vergüten. Bei der Geburt jedes Kindes soll eine Rückzahlung in Höhe von 20.000 Euro an Rentenbeiträgen erfolgen, sofern bereits Rentenbeiträge in derselben Höhe eingezahlt worden sind. Alternativ solle eine entsprechende Freistellung von künftigen Zahlungen erfolgen. Diese Prämie soll aus Steuermitteln finanziert werden und in der Rente nicht gekürzt werden.
- Die Partei fordert, die Zuverdienste von Witwen und Witwern nicht auf die Hinterbliebenenrente anzurechnen.
- Die AfD möchte "das Fremdrentenrecht in Anbetracht der systematischen Benachteiligungen von Spätaussiedlern reformieren."
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Die SPD setzt sich in ihrem Wahlprogramm für eine stärkere finanzielle Unterstützung von Geringverdienern ein. Von einem Altersvorsorgedepot ist hingegen keine Rede. Was plant die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), um den Menschen einen sorgenfreien Ruhestand zu garantieren? Das steht in ihrem Regierungsprogramm:
- Die Partei möchte das Rentenniveau in Höhe von 48 Prozent beibehalten.
- Das Renteneintrittsalter soll nicht angehoben werden.
- Beitragszahler sollen weiterhin nach 45 Arbeitsjahren mit 65 Jahren abschlagsfrei in Renten gehen können.
- Arbeitnehmerinnen und -nehmer sollen nach Erreichen des Rentenalters weiterarbeiten können, wenn sie dies wünschen. Das Vorbeschäftigungsverbot soll abgeschafft werden, damit nach Erreichen des Rentenalters ein neuer befristeter Arbeitsvertrag mit demselben Arbeitgeber geschlossen werden kann. Der Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung soll an die Arbeitnehmer, die über die Regelaltersgrenze hinaus weiterarbeiten möchten, ausgezahlt werden.
- Perspektivisch strebt die SPD an, dass alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Zunächst sollen alle Selbstständigen einbezogen werden.
- Die Hinterbliebenenrenten möchte die Partei verbessern, indem sie die Anrechnung von Einkommen anpasst. In welcher Form und Höhe dies geschehen soll, steht nicht im Wahlprogramm.
- Im Rahmen von Tarifverträgen soll die betriebliche Altersvorsorge stärker gefördert werden. Der Fokus liegt hier auf Angeboten ohne Beitragsgarantie, aber mit höherer Renditeerwartung. Dabei plant die SPD, insbesondere die steuerliche Förderung der Betriebsrente für Geringverdiener auszubauen.
- Die Partei plant, nur solche Altersvorsorgeprodukte staatlich zu fördern, deren Kosten transparent und gedeckelt sind. Gefördert werden sollen kleine und mittlere Einkommensbezieher. Details nennt die SPD an dieser Stelle nicht.