

Immobilienkäufer und Hausbauer müssen sich bis Jahresende 2025 auf höhere Zinsen bei der Baufinanzierung einstellen. Das macht eine Umfrage von biallo.de unter Expertinnen und Experten für Baufinanzierung bei 14 Banken und Kreditvermittlern deutlich.
Demnach rechnet die Mehrheit der Fachleute damit, dass die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen bis Ende 2025 steigen – zumindest leicht. Gleichzeitig gehen die Experten wegen der unsicheren wirtschaftlichen und geopolitischen Lage von anhaltenden Schwankungen bei den Zinsen aus. Kaufinteressierten raten sie überwiegend dazu, sich jetzt nach passenden Objekten und einer Finanzierung umzuschauen – auch mit Blick auf einen möglichen Zinsanstieg. Die Ergebnisse der Umfrage und die Empfehlungen der Experten im Einzelnen.
Seit Jahresanfang sind die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen um rund 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Im Schnitt liegen sie derzeit laut Biallo-Index bei 3,60 Prozent. Vom jetzigen Niveau aus rechnen die Experten zunächst mit einer Seitwärtsbewegung. Bis Jahresende jedoch hält eine Mehrheit der befragten Fachleute (neun von 14) auch einen Anstieg für möglich. Mit niedrigeren Bauzinsen rechnet bis Ende 2025 keiner der Befragten. „Ein nachhaltiger Rückgang ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten“, sagt etwa Alexander Baumann, Baufinanzierungs-Experte bei 1822direkt, einer Tochter der Frankfurter Sparkasse. Anfang 2025 waren einige Baufinanzierer noch von sinkenden Zinsen ausgegangen.
Ähnlich wie vor sechs Monaten rechnen die Experten aber auch jetzt immer wieder mit stärkeren Ausschlägen bei den Bauzinsen nach unten und oben. Grund ist die Unsicherheit über die weltweite wirtschaftliche und politische Entwicklung. Die „erratische US-Zollpolitik und anhaltende geopolitische Risiken bringen eine erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten mit sich“, heißt es etwa bei der Debeka.
Das schlägt auch auf die Bauzinsen durch. So erwartet etwa der Kreditvermittler Hüttig & Rompf eine stabile Zinsentwicklung – jedoch mit Schwankungen um das jetzige Niveau: „Kurzfristige Auf- und Abwärtsbewegungen sind möglich“, sagt Geschäftsführer Benjamin Papo. Beim Konkurrenten Dr. Klein heißt es: Die US-Zollpolitik werde die Baufinanzierer weiter beschäftigen. „Eine gewisse Volatilität bei den Zinsen ist daher wahrscheinlich“, meint Florian Pfaffinger, Mitglied des Expertenrats bei Dr. Klein. Die Tabelle fasst die Einschätzung aller befragten Expertinnen und Experten zur Entwicklung der Bauzinsen zusammen.
Bank/Kreditvermittler Expert/in | Entwicklung der Bauzinsen zweite Hälfte 2025¹ | Erwartete Zinsspanne Ende 2025 |
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1822direkt Alexander Naumann, Prokurist und Bereichsleiter | "Wir erwarten eine Tendenz zur Seitwärtsbewegung auf erhöhtem Niveau. Ein nachhaltiger Rückgang ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten. Vielmehr dürfte der durchschnittliche Zins für zehnjährige Baufinanzierungen gegen Jahresende leicht anziehen." | 3,60 - 3,70% |
Allianz Stefan Kohler, Leiter Baufinanzierung | "Wir rechnen mit einer Seitwärtsbewegung, gegebenenfalls auch leicht steigenden Zinsen." | 3,50 - 4,00% |
BBBank Oliver Lüsch, Vorsitzender des Vorstands | "Wir rechnen damit, dass die Bauzinsen im zweiten Halbjahr 2025 auf dem aktuellen Niveau verbleiben oder leicht steigen." | 3,20 - 3,60% |
Debeka | "Für die zweite Jahreshälfte gehen wir von einer Seitwärtsbewegung der Bauzinsen aus. Langfristig rechnen wir eher mit mit steigenden Bauzinsen." | 3,30 - 3,70% |
Deutsche Bank/Postbank Manuel Beermann, Leiter Produktmanagement Immobilie | "Das bessere Wachstumsumfeld dürfte die langlaufenden Zinsen anheben. Daher erwarten unsere Volkswirte im Laufe des Jahres Hypothekenzinsen in der Größenordnung von 4,00 Prozent." | 3,00 - 4,00% |
DKB | Mittel- bis langfristig (Zeitraum ein halbes Jahr bis zu einem Jahr) steigende Zinsen | k.A. |
Dr. Klein Florian Pfaffinger, Mitglied des Dr. Klein-Expertenrats | "Für die kommenden sechs Monate rechne ich mit Zinsen in einem Korridor von drei bis 3,5 Prozent für eine Baufinanzierung mit 10-jähriger Festschreibung." | 3,00 - 3,50% |
Hüttig & Rompf Benjamin Papo, Geschäftsführer | "Die Bauzinsen dürften in der zweiten Jahreshälfte um das aktuelle Niveau schwanken – kurzfristige Auf- und Abwärtsbewegungen sind möglich." | 3,30 - 3,70% |
Hypovereinsbank Jana Heeg-Rupprecht, Leiterin Baufinanzierung HypoVereinsbank | "Die Bauzinsen dürften im zweiten Halbjahr 2025 leicht ansteigen oder auf dem aktuellen Niveau verharren." | 3,30 - 4,00% |
ING Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung | "Aus unserer Sicht wird sich wenig bewegen, auch wenn die Senkung des EZB-Zinssatzes sicherlich die Stimmung am Markt weiterhin positiv stimulieren wird. Somit rechnen wir mit einem stabilen Niveau." | 3,50 - 4,00% |
Interhyp Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin | "Prognosen sind aktuell mit einer großen Unsicherheit behaftet. Wir gehen davon aus, dass wir bis Jahresende 2025 Bauzinsen in einer Spanne zwischen 3,5 bis 4 Prozent für 10-jährige Darlehen sehen werden." | 3,50 - 4,00% |
PSD Bank Nürnberg Jessica Tröger, Vorständin | "Aktuell ist davon auszugehen, dass die Bauzinsen im weiteren Jahresverlauf 2025 tendenziell leicht steigen werden." | 3,50 - 3,75% |
Sparda-Bank Hessen Bernhard Steurenthaler, Direktor Vertrieb Online | "Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung mit gelegentlichen, situativen Schwankungen – natürlich ohne Gewähr." | 3,70 - 4,00% |
Sparda-Bank Nürnberg Stefan Schindler, Vorstandsvorsitzender | "Für 2025 gehen wir von einer Erhöhung der Kapitalmarktzinsen aus. Im Hinblick auf die Nachfrage nach Baufinanzierungen ist es möglich, dass das prognostizierte moderate Wachstum durch die vorliegenden Entwicklungen abgeschwächt wird." | k.A. |
Die Tabelle zeigt auch, welche Spanne die Befragten für die Bauzinsen mit einer Zinsbindung von 10 Jahren und einer Beleihung von 80 Prozent am Jahresende erwarten: Sechs der befragten Expertinnen und Experten rechnen dabei mit Bauzinsen von bis zu 4,00 Prozent. Im Durchschnitt liegt die obere Grenze der erwarteten Zinsspanne bei 3,83 Prozent. Zum Vergleich: Zehnjährige Baufinanzierungen mit 80 Prozent Beleihung kosten derzeit im Schnitt knapp 3,50 Prozent. Die Experten halten im Durchschnitt also einen Anstieg der Bauzinsen um gut 0,3 Prozentpunkte bis zum Jahresende für möglich.
"Das bessere Wachstumsumfeld dürfte im Laufe des Jahres die langlaufenden Zinsen anheben."
Manuel Beermann, Leiter Produktmanagement Immobilie, Deutsche Bank/Postbank (Foto: Dt. Bank)
Die Zinsspannen, die die Baufinanzierer angeben, sind jedoch zum Teil groß. Bei der Deutschen Bank etwa beträgt sie einen vollen Prozentpunkt. Begründung: Einerseits könnten die Folgen der US-Handelspolitik und die geopolitische Unsicherheit die langfristigen Hypothekenzinsen bis auf 3,00 Prozent fallen lassen, meint Manuel Beermann, Leiter Produktmanagement Immobilie bei der Deutschen Bank und der Postbank: „Hellt sich der Wachstumsausblick aber weiter auf und ist ein kräftiges Wachstum für 2026 absehbar, könnten die Hypothekenzinsen sogar auf über 4,00 Prozent steigen.“
Als einen der Hauptgründe für einen möglichen Zinsanstieg nennen die Experten das geplante, schuldenfinanzierte Investitionspaket der Bundesregierung. Es könnte die Wirtschaft ankurbeln. Gleichzeitig werde es zu einem vermehrten Angebot an Staatsanleihen führen, sagt Oliver Lüsch, Vorstandschef der BBBank: „Das spricht für mittelfristig leicht steigende Bauzinsen.“ Über Staatsanleihen leiht sich der Bund Geld bei Investoren. Für die neuen Anleihen dürfte er dabei höhere Zinsen zahlen als bisher. Das lässt die Renditen der Staatspapiere steigen.
Auch Jessica Tröger, Vorständin der PSD-Bank Nürnberg geht davon aus, dass steigende Staatsverschuldungen in Europa zu höheren Anleiherenditen führen werden: Sie „treiben somit die Bauzinsen insgesamt nach oben“. Hintergrund: Die Bauzinsen orientieren sich an der Rendite deutscher Staatspapiere – insbesondere an der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe. Steigt diese, gehen auch die Bauzinsen hoch. Entscheidend sei daher, „wann die geplanten Sondervermögen am Markt aufgenommen werden“, sagt Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der Direktbank ING. Das dürfte dann „zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen führen“.
Was bedeutet das für Häuslebauer und Immobilienkäufer? Die Expertinnen und Experten sind sich da größtenteils einig: Angesichts der erwarteten Aufwärtstendenz bei den Zinsen rät die große Mehrzahl zum Kauf. „Auf fallende Zinsen zu setzen und deshalb mit einer Entscheidung zuzuwarten, erscheint uns aktuell nicht angeraten“, sagt Stefan Kohler, Leiter Baufinanzierung bei der Allianz.
Ähnlich sieht man es bei der Hypovereinsbank: Wer seine Traum-Immobilie gefunden habe, sollte sich die „aktuell noch moderaten Zinsen sichern“, rät Jana Heeg-Rupprecht, Leiterin Baufinanzierung bei der HVB: „Das Zinsniveau bewegt sich im Langzeitvergleich immer noch auf niedrigem Niveau“.
Auch der Baukredit-Vermittler Interhyp verweist darauf, dass die Zinsen für zehnjährige Darlehen derzeit moderat seien. Gleichzeitig lägen die Immobilienpreise unter den Höchstständen von 2021 und 2022. Daher biete sich Kaufinteressierten „gerade ein echter ,Sweet Spot‘“, sagt Interhyp-Vertriebsvorständin Miriam Mohr. Das gilt umso mehr, als die Tendenz bei den Immobilienpreisen eher nach oben geht. Gleichzeitig dürften die „Mieten weiter steigen“, meint Bernhard Steurenthaler, Direktor Vertrieb Online bei der Sparda-Bank Hessen.
"Wer seine Traum-Immobilie gefunden hat, sollte sich die aktuell noch moderaten Zinsen sichern."
Jana Heeg-Rupprecht, Leiterin Baufinanzierung Hypovereinsbank (Foto: Hypovereinsbank)
Dass Baufinanzierer ihren Kunden zum Kreditabschluss raten, ist freilich nicht überraschend. Schließlich machen sie damit ihr Geschäft. Drängen lassen sollten sich Kaufinteressierte aber nicht. Mindestens so wichtig wie die Zinsentwicklung sei, dass die Finanzierung zu den persönlichen Bedürfnissen passe, so die Fachleute. Ohnehin bestehe kein Grund zur Eile, meint Florian Pfaffinger von Dr. Klein. Er rät dazu, den Markt zu beobachten und gut vorbereitet zu sein. Dazu gehöre etwa das Ausloten, „was ich mir leisten kann und leisten möchte“, so Pfaffinger: „Ist die Immobilie dann gefunden, kann man schnell sein und einen guten Zinsmoment zum Kauf nutzen.“
Die folgende Tabelle fasst die Empfehlungen der Expertinnen und Experten für Hausbauer und Immobilienkäufer noch einmal zusammen.
1822direkt Alexander Naumann, Prokurist und Bereichsleiter | "Es spricht vieles dafür, Finanzierungsentscheidungen nicht unnötig aufzuschieben. Für Kundinnen und Kunden, die über den Erwerb oder Bau einer Immobilie nachdenken, könnte es lohnenswert sein, in den kommenden Wochen aktiv zu werden." |
Allianz Stefan Kohler, Leiter Baufinanzierung | "Auf fallende Zinsen zu setzen und deshalb mit einer Entscheidung zuzuwarten, erscheint uns aktuell nicht angeraten." |
BBBank Oliver Lüsch, Vorsitzender des Vorstands | "Wer eine Immobilienfinanzierung plant, sollte den Fokus auf eine fundierte, langfristig tragbare Finanzierungsstruktur legen und sich weniger mit kurzfristigen Zinsschwankungen beschäftigen." |
Debeka | "Aktuell sehen wir gute Bedingungen für eine Investition in Immobilien sehen. Dies zeigt auch die weiter gestiegene Nachfrage in diesem Jahr." |
Deutsche Bank/Postbank Manuel Beermann, Leiter Produktmanagement Immobilie | "Die Finanzierung muss den Bedürfnissen der Kunden entsprechen, also etwa bei (Laufzeit, Zinsbindung, Tilgungshöhe, Ratenhöhe oder Sondertilgungsoptionen, darf sie aber langfristig auch nicht überfordern. " |
Dr. Klein Florian Pfaffinger, Mitglied des Dr. Klein-Expertenrats bei Dr. Klein | "Wenn die Finanzierung passt und das Wunschobjekt gefunden ist, rate ich zuzugreifen. Grund zur Eile besteht nicht, denn die Voraussetzungen werden sich in den kommenden Monaten kaum ändern." |
Hüttig & Rompf Benjamin Papo, Geschäftsführer | "Nicht abwarten. Wer das passende Objekt und solide Finanzierungsmöglichkeiten hat, sollte handeln. Die Zinsen sind moderat, die Preise stabil. Baufinanzierungsberatung nutzen, Eigenkapital klären, Angebote vergleichen – und loslegen." |
Hypovereinsbank Jana Heeg-Rupprecht, Leiterin Baufinanzierung | „Wer seine Traum-Immobilie gefunden hat, sollte sich die aktuell noch moderaten Zinsen sichern. Das Zinsniveau bewegt sich im Langzeitvergleich immer noch auf einem niedrigen Niveau." |
ING Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung | "Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass eine Baufinanzierung in die individuelle (Lebens-)Situation einer Kundin und eines Kunden passt. Das sollte nicht allein abhängig gemacht werden von der Zinssituation." |
Interhyp Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin | "Es gibt keinen Grund zu warten für Kaufinteressierte. Die Zeit für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses ist im langjährigen Vergleich gut." |
PSD Bank Nürnberg Jessica Tröger, Vorständin | "Ich empfehle, die Baufinanzierung möglichst bald abzuschließen und nicht auf weiter sinkende Zinsen zu hoffen. Die aktuelle Zinslage ist aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen angespannt und könnte sich kurzfristig noch verschärfen." |
Sparda-Bank Hessen Bernhard Steurenthaler, Direktor Vertrieb Online | "Wir empfehlen, nicht zu zögern bei der Finanzierung guter, geeigneter Objekte, da die Mieten weiter steigen dürften. Voraussetzung ist, dass man sich die Rate leisten kann." |