Es gibt wieder Zinsen – und das nicht zu knapp: So hoch wie jetzt war der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) seit fast 15 Jahren nicht mehr. Bei 3,75 Prozent liegt er derzeit, und er dürfte bis zum Sommer noch weiter steigen. Das macht sich auch bei Tages- und Festgeld bemerkbar. Dort gibt es ebenfalls wieder gute Konditionen. Für Tagesgeld zahlen einige Banken mittlerweile drei Prozent und mehr im Jahr.
Das bietet aber längst nicht jedes Institut: Manche Banken knausern nach wie vor beim Tages- oder Festgeldzins. So liegt der Biallo-Tagesgeld-Index – ein Durchschnittswert von gut 60 ausgewählten Tagesgeldangeboten – mit 1,72 Prozent (Stichtag 11.05.2023) deutlich unter dem sogenannten Einlagenzins der EZB von 3,25 Prozent. Das ist der ZInssatz, zu dem Banken über Nacht bei der Notenbank überschüssige Liquidität parken können. Nach wie vor gibt es etliche Institute, die für Tagesgeld noch immer Nullzinsen zahlen.
In solchen Fällen können sogenannte Geldmarktfonds eine Alternative für Sparer sein. Auch deren Rendite hängt vor allem von der Entwicklung der Leitzinsen ab: Steigt der Zins, bringen auch Geldfonds mehr. Wir erklären Ihnen, wie Geldfonds funktionieren, welche Rendite sie bringen – und worauf sie bei der Geldanlage in solchen Fonds achten müssen..
So funktionieren Geldmarktfonds
Geldmarktfonds sind Investmentfonds, die die Mittel der Anleger in Geldmarktpapiere mit einer Laufzeit von weniger als einem bis zwei Jahre stecken. Dazu zählen Staatsanleihen und Finanzderivate, aber auch spezielle Geldmarktinstrumente wie etwa Schatzwechsel oder kurzfristige Schuldscheindarlehen, also Kredite, die Banken oder Versicherungen für kurze Zeit gegen einen Schuldschein an Firmen oder Staaten vergeben.
Geldmarktfonds gibt es seit den 70er Jahren. Erstmals wurden sie in den USA aufgelegt. Damals wurde die Verzinsung, die die Banken für ihre Einlagen zahlen durften, gesetzlich gedeckelt. Geldmarktfonds entwickelten sich so als Alternative zu herkömmlichen Einlagen.
Die Fonds werden vor allem von institutionellen Investoren wie Banken, Versicherern, Unternehmen oder Staaten genutzt. Diese parken darin frei gewordenes Kapital, um es zu einem späteren Zeitpunkt rentabler anlegen zu können. Geldmarktfonds werden an der Börse gehandelt. Das Geld ist damit durch einen Verkauf der Anteile börsentäglich verfügbar. Über den Kauf solcher Anteile können auch Privatanleger in den Geldmarkt investieren.
So viel Rendite bringen Geldmarktfonds
Da Geldmarktfonds ihre Mittel in Zinspapieren anlegen, hängt auch ihre Rendite von der Zinsentwicklung ab. Entscheidend ist dabei in Europa der Leitzins der Europäischen Zentralbank. Der liegt seit Mai bei 3,75 Prozent. Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins Im Mai auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent erhöht. Steigen die Leitzinsen, geben Geldmarktfonds das in der Regel schnell an die Anleger weiter.
Allerdings bestimmen nicht nur die Leitzinsen die Rendite, sondern auch die Kurs- und Zinsentwicklung der Papiere innerhalb des Fonds. Die Renditeentwicklung dreier ausgewählter Geldmarktfonds zeigt die Tabelle. Alle drei haben im laufenden Jahr wegen des Zinsanstiegs bereits ein deutliches Plus erzielt. Rechnet man diese Rendite aufs Jahr hoch, kommt man auf Werte von rund 2,5 bis 2,7 Prozent. Sollte es allerdings mit den Zinsen in der zweiten Jahreshälfte wieder runter gehen, können auch die Renditen sinken.
Die Tabelle macht außerdem deutlich: Auf ein und drei Jahre gesehen sind die Zinsen der Fonds nicht gerade üppig. Das liegt unter anderem daran, dass Geldmarktfonds im vergangenen Jahr wegen sinkender Anleihenkurse deutliche Kursrückgänge verzeichneten. Auch wenn Geldmarktfonds als vergleichsweise sichere Geldanlage gelten, sind sie daher nicht risikolos. Außerdem fallen bei den Fonds Kosten an, die die Rendite schmälern.
Fonds (ISIN) |
Anlageschwerpunkt | Rendite laufendes Jahr |
Rendite 1 Jahr |
Rendite 3 Jahre |
Allianz Euro Cash A (LU0052221412) |
Der Fonds investiert in Bankeinlagen und Geldmarktinstrumente mit einer Restlaufzeit von höchstens zwei Jahren. | 0,84% | 1,12% | 0,59% |
HANSAdefensive (DE0009766212) |
Der Fonds investiert in verzinsliche Wertpapiere und Geldmarktinstrumente in Euro. Die durchschnittliche Zinsbindung ist auf 18 Monate begrenzt. | 0,93% | 0,54% | 1,74% |
Swiss Life Funds (F) Money Market Euro P (FR0010540385) |
Der Fonds investiert in Anleihen und in Schuldverschreibungen mit hoher Kreditwürdigkeit. Die mittlere Laufzeit des Portfolios beträgt höchstens 12 Monate. | 0,83% | 1,02% | -0,03% |
Quelle: fondsweb.com, biallo.de / kumulierte Renditen in Euro / NAV-Kurse vom 04.05.2023
Das kosten Geldmarktfonds
Ähnlich wie bei Aktienfonds wird auch beim Kauf von Geldmarktfonds einmalig ein sogenannter Ausgabeaufschlag fällig. Dieser kann bei Geldmarktfonds bis zu zwei Prozent des Anlagevolumens betragen. Außerdem kommen auf Anleger laufende Kosten wie etwa die Verwaltungskosten für den Fonds hinzu. Verglichen mit Aktienfonds sind diese jedoch vergleichsweise gering. Weil für den Kauf des Fonds außerdem ein Depot nötig ist, müssen Anleger auch Depotkosten berücksichtigen.
Die Kosten beeinflussen die Rendite des Fonds. Anleger sollten daher auf geringe Ausgabeaufschläge achten. Dies gilt vor allem dann, wenn das Geld nur kurzfristig in einem Geldmarktfonds geparkt werden soll. Denn je höher der Ausgabeaufschlag ist, desto länger müssen einmalig gekaufte Fondsanteile gehalten werden, damit sich der Aufschlag beim Kauf der Anteile amortisiert. Längere Haltedauern sind bei Geldmarktfonds vor allem dann von Vorteil, wenn die Zinsen steigen. Damit steigt in der Regel auch die Rendite des Geldmarktfonds.