Kryptowährungen

Ist Bitcoin ein sicherer Hafen in Krisenzeiten?

Tim Stockschläger
Autor
Veröffentlicht am: 31.07.2020

Auf einen Blick

  • Sichere Häfen gab es während der Pandemie wenige, selbst der Goldpreis verlor zwischenzeitlich.
  • Bitcoin erlitt herbe Verluste, konnte sich aber schnell vollständig erholen.
  • Auch andere Kryptowährungen wie Ethereum markierten zuletzt neue Jahreshochs. 
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Kryptowährungen machen weniger als ein Prozent der weltweiten Investitionen aus. Dennoch schaffen sie es im Vergleich zu den traditionellen Finanztiteln in den Medien und sozialen Netzwerken überproportional viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wie hat sich Bitcoin während der Corona-Krise geschlagen und stimmt die oft zitierte Behauptung “Bitcoin ist das neue Gold”?

Als die weltweiten Finanzmärkte Anfang März abstürzten, zog es auch den Kryptomarkt und allen voran Bitcoin runter. Einige Vermögenswerte, wie beispielsweise Öl, litten besonders unter der Corona-Krise, da etwa der weltweite Flugverkehr fast vollständig zum Erliegen kam, aber auch allgemein die Mobilität stark zurückgegangen war. Sogar der Goldpreis, eigentlich der “sichere Hafen” in Krisenzeiten, sank zwischenzeitlich kräftig.

Wie haben andere Kryptowährungen auf die Corona-Krise reagiert?

Auch die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum musste schlagartig herbe Verluste einstecken und sackte von Mitte Februar bis Mitte März in US-Dollar gerechnet um fast 70 Prozent ab. Zum Vergleich: Beim Bitcoin bliefen sich die Kursverluste im gleichen Zeitraum auf gut 60 Prozent. Zuletzt haben beide Kryptowährungen allerdings selbst wieder neue Jahreshochs markiert. Seit Jahresanfang liegt Ethereum rund 150 Prozent im Plus. Beim Bitcoin stehen dagegen "nur" 50 Prozent auf der Uhr.

Die drittgrößte Währung Tether wies nur minimale Schwankungen auf, was allerdings dadurch zu erklären ist, dass diese Kryptowährung an den US-Dollar gekoppelt ist. Die Bindung zeigte sich auch recht stabil während der Krise. Aufgrund dieser Kopplung waren allerdings wenig Kurssprünge zu erwarten gemessen am US-Dollar.

Die ebenfalls beliebte Währung Ripple, die sich insbesondere als Alternative zu den traditionellen Banken etablieren möchte, ist ebenfalls um rund Zwei-Drittel eingebrochen. Im Gegensatz zu Bitcoin und Ethereum konnte sich Ripple aber bis heute nicht von dem Schock erholen und notiert immer noch rund 30 Prozent unter dem Vorkreisen-Niveau. Seit Jahresanfang steht immerhin ein Plus von knapp 25 Prozent zu Buche.

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Ist Bitcoin wirklich das neue Gold?

Schon lange vor Corona wurde Bitcoin als das neue "digitale Gold" bezeichnet, als eine Anspielung auf den Status der krisensichere Anlage von Gold. Jetzt folgte der erste Praxistest für die Kryptowährung. Jedoch erlitt selbst der Goldpreis zunächst Verluste. So verlor das Edelmetall beispielsweise am 12. März 2020 4,90 Prozent seines Wertes, während der S&P 500-Index einen Verlust von rund zehn Prozent erlitt. Der Goldpreis hat sich danach jedoch schneller erholt und konnte wenige Tage später bereits die Verluste wieder ausgleichen. Seit dem Corona-Tief Mitte März belaufen sich die Kursgewinne auf rund 35 Prozent. Davon ist der Bitcoin noch ein gutes Stück entfernt. Das Rekordhoch datiert vom 23. Februar 2017 bei rund 19.890 US-Dollar. Im Vergleich dazu beläuft sich der Abschlag immer noch auf 44 Prozent.

In der Tat kratzt der Goldpreis inzwischen an der 2.000 US-Dollar-Marke und ist bereits auf einem neuen Allzeithoch. Die große Frage bleibt, wie stabil Gold langfristig ist. Nach der Finanzkrise 2007 kletterte Gold zwar bis September 2011 auch auf ein Rekordhoch von rund 1.920 US-Dollar. Wer jedoch bis Anfang 2016 im Bärenmarkt gefangen.

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Wie hat sich der Finanzmarkt nach der Coronakrise entwickelt?

Der Aktienmarkt, beispielsweise der Dax, startete zwar auch eine unerwartet frühe und starke Erholungsphase. Die wichtigsten Leitindizes nähern sich allerdings erst jetzt in den Sommermonaten dem Vorkrisenniveau wieder an. Allerdings war das auch das Rekordhoch.

Kryptowährungen wie Bitcoin haben damit eine starke Resilienz während dieser Krise gezeigt. Zwar konnte sich Bitcoin nicht als sicherer Hafen neben Gold etablieren, dennoch bleiben die Anleger der digitalen Währung treu.

Auch befürchten viele Investoren einen zweiten Crash am Finanzmarkt, weil der Abschwung und die negativen Ertragszahlen wohl erst im zweiten Halbjahr oder sogar erst zum Jahresende deutlich werden. Dies könnte für eine böse Überraschung statt einer Jahresendrally am Finanzmarkt sorgen. Für Bitcoin hingegen steht diesbezüglich wenig zu befürchten. Trotzdem wäre auch für die digitale Währung natürlich bis zu einem gewissen Grad ein Kollateralschaden bei einem weiteren Crash denkbar. 

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Einfluss von Krypto-Krediten auf den Bitcoin Preis

Natürlich gibt es nie einen genauen Grund für den Kurssturz, jedoch sind einige Ereignisse wahrscheinlicher als andere. In diesem Fall war es insbesondere die Angst der Marktteilnehmer und eine Kettenreaktion. Das erklärt unter anderem auch die schnelle Erholung. Jedoch scheinen auch Kredite auf Basis von Kryptowährungen eine Rolle bei dem kurzfristigen Preisverfall von Bitcoin gespielt zu haben.

Unmittelbar vor dem 12. März schätzen Experten die Höhe der mit Bitcoin besicherten Kredite auf einem Allzeithoch. Das sind Kredite an Privatpersonen oder Firmen, die mit Kryptowährungen hinterlegt sind. Sollte jemand seinen Kredit nicht zurückzahlen können, dienen die digitalen Münzen als Sicherheit.

Nun ist es jedoch so, dass wenn die Kryptowährung an Wert verliert, die Kreditnehmer mehr Sicherheiten leisten müssen. In der Regel bedeutet das, mehr Bitcoins oder andere Kryptowährungen zu hinterlegen. Dies muss manchmal sehr schnell erfolgen, sonst wird der Kredit aufgelöst.

Dieser Prozess wird in der Fachsprache auch als "Margin Call oder Nachschusspflicht bezeichnet. Wenn also nicht mehr Sicherheiten geliefert werden, was manchmal nicht so einfach ist in der kurzen Zeit, wird der Kredit zurückgefordert. Das erhöht zusätzlich den Verkaufsdruck auf die Kryptowährung und entsprechend fällt der Preis weiter. Leider gibt es keine verlässlichen Zahlen, wie viele Bitcoin besicherte Kredite im Umlauf sind, das Volumen könnte aber mehrere Milliarden US-Dollar umfassen. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass Kredite auf Basis von Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin zu dem kurzfristigen Preisverfall beigetragen haben.

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Bitcoin, Gold, Fremdwährungen – Wo waren die sicheren Häfen?

Die Autoren der Studie “The influence of the COVID-19 pandemic on safe haven assets” erklären: “Wir kommen zu dem Schluss, dass traditionelle Vermögenswerte wie Gold und Silber das Vermögen der Anleger in den Tagen, in denen sie es am meisten brauchten, nicht schützen konnten.” Sie stellen ferner fest, dass “Bitcoin eindeutig nicht das ‘neue Gold’ ist, da es während eines Ausverkaufs aufgrund von COVID-19 an einem Handelstag fast die Hälfte seines Wertes verloren hat.”

Dass man vorsichtig sein sollte, unterstreicht auch ein Experte aus der Branche. Immer wenn es am Aktienmarkt zu Verwerfung kommt, “werden viele Leute, die in Kryptowährungen investiert haben, viel Geld verlieren,” erklärt Changpeng Zhao in einem Interview mit Bloomberg. Er ist CEO von Binance, einer der größten Krypto-Handelsplattformen weltweit.

“Die Investoren wollen dann diese Investitionen in Bargeld umwandeln. Das wirkt sich negativ auf die Anlageklassen aus und zieht den Kryptomarkt nach unten", erklärt er weiter. Er empfiehlt: "Die Menschen sollten die Behauptung von Bitcoin als einen sicheren Hafen nicht zu wörtlich nehmen." Denn wirklich sicher scheint Bitcoin nicht zu sein. Aber was ist schon sicher während einer Krise. 

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Quellen

https://voxeu.org/article/influence-covid-19-pandemic-safe-haven-assets
finanzen.net

Über den Autor Tim Stockschläger

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Tim Stockschläger ist im Münsterland aufgewachsen und hat in Augsburg, Leipzig und Binghamton (New York State) Wirtschaftswissenschaften und Finanzen studiert. Schon im Studium haben ihn die internationalen Aktienmärkte und Produkte gereizt. Er ist seit 2007 Consultant und freiberuflicher Journalist für diverse Medien und Magazinen, insbesondere zu Finanz- und Blockchain Themen. Er arbeitete bis Ende 2017 als Analyst bei der Deutschen Bank. Seit 2018 berät und unterstützt er insbesondere Startups beim Marketing und bei der Finanzierung mit Security Token Offerings und Crowdfunding. Tim Stockschläger hat 2018/19 einen der ersten Security Token Sales in Europa begleitet und die Erfahrung davon inzwischen in einem Buch veröffentlicht. 

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