Wie sieht es im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre aus?
Bandt: Hier haben wir ein ähnliches Bild. Der ETF auf den breiten Markt hat jährlich 12,8 Prozent erzielt, der SDY mit 12,3 Prozent etwas weniger. Die maximalen Verluste lagen bei 34 und 37 Prozent.
Warum sollten Anleger dann eine Dividenden-Strategie verfolgen?
Bandt: Ob eine Dividenden-Strategie Sinn ergibt, hängt nicht nur von deren Performance ab, sondern mindestens ebenso von den finanziellen Bedürfnissen der Anleger. Vor allem im Ruhestand kann eine solche Ausrichtung des Aktienportfolios sinnvoll sein.
Um damit die Bezüge der gesetzlichen Rente oder berufsständischen Versorgungswerke aufzubessern?
Bandt: Das wäre ein guter Grund. In diesem Fall kommt es darauf an, dass die Dividenden dem Anleger verlässlich in gleicher oder – angesichts hoher Inflationsraten – sogar in steigender Höhe zufließen.
Insofern wäre ein ETF nach dem oben genannten Anlageprinzip doch nicht verkehrt…
Bandt: Prinzipiell ja. Seit einigen Jahren können deutsche Anleger Dividenden-ETFs nach dem Muster des SDY erwerben, die auf die USA, Europa oder den globalen Aktienmarkt ausgerichtet sind. Jedoch wurde der Zeitraum, in dem die Dividenden gestiegen sein müssen, für manche Europa- und Welt-ETFs von 20 auf 10 Jahre reduziert. Die Resultate für diese ETFs stellen nicht wirklich zufrieden.
Was wären die Alternativen dazu – und wie kann man diese erkennen?
Bandt: Bei der der Auswahl einzelner dividendenstarker Unternehmen sollten Anleger nicht nur auf die Dividenden achten. Entscheidend sind neben den Dividenden daher Faktoren wie Marktposition, Bilanzstärke und Wachstumsaussichten. Wer sich das nicht zutraut, kann einen unabhängigen Vermögensprofi hinzuziehen.
Warum sind diese anderen Faktoren, die in den ETFs nicht berücksichtigt werden, so wichtig?
Bandt: Nur wenn Anleger in bilanziell starke Unternehmen mit einer starken Position im Markt investieren, werden sie sich auf Dauer über attraktive und kontinuierlich steigende Dividenden freuen können.
Wovon sollten Anleger unbedingt die Finger lassen?
Bandt: Es gibt Firmen, die durch hohe Ausschüttungen von Problemen im Geschäftsmodell ablenken wollen. Richtig kritisch wird es, wenn eine Firma zur Finanzierung der Dividende die eigene Substanz angreift. Hier heißt es: Finger weg!
Carmen Bandt, besten Dank für das Interview!