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Interview

Dividenden-Aristokraten: Schlechter als ihr Ruf?

Redaktion
Redakteur
Veröffentlicht am: 16.12.2022

Auf einen Blick

  • Zu den sogenannten Dividenden-Aristokraten zählen Unternehmen, die ihre Dividendenausschüttungen über mindestens 20 Jahre kontinuierlich erhöhen.
  • Langfristige Untersuchungen zeigen jedoch, dass der Dividendenadel nicht besser performt als der Gesamtmarkt. Hier gilt es die Spreu vom Weizen zu trennen.
  • Investmentprofi Carmen Bandt, Geschäftsführerin der Kidron Vermögensverwaltung in Stuttgart, erklärt im Biallo-Interview, welche Möglichkeiten es gibt, an dividendenstarken Aktien zu partizipieren und was Anleger dabei nicht außer Acht lassen sollten.
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Frau Bandt, dividendenstarke Aktien haben bei vielen Anlegerinnen und Anlegern den Nimbus, nicht nur mehr Rendite zu bringen als andere Aktien, sondern auch weniger risikoreich zu sein. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung als Vermögensverwalterin bestätigen?

Carmen Bandt: Mehr Rendite und weniger Risiko, ohne dass Anleger sich dafür anstrengen müssten – das gleicht einem „free lunch“, der an der Börse bekanntlich nicht existiert. Der Blick in die Geschichte bestätigt, dass es eine solche dauerhafte Outperformance nicht gibt.

Woran machen sie das fest?

Bandt: Die Amerikaner haben vor Jahren den Dividenden-Aristokraten-Index für den S&P 500 ins Leben gerufen. Darin sind ausschließlich Aktien enthalten, die in jedem der vergangenen 20 Jahre die Dividende erhöht haben. Wir haben es also mit Unternehmen zu tun, die eine solide Dividenden-Politik machen. Seit 2005 gibt es einen ETF auf den Index (Kürzel: SDY), der die Kursentwicklung widerspiegelt und die Dividenden reinvestiert.

Carmen Bandt im Interview.

Carmen Bandt, Geschäftsführerin der Kidron Vermögensverwaltung in Stuttgart

Und wie fallen die Ergebnisse dieses Dividenden-ETF im Vergleich zum breiten Markt aus?

Bandt: Das ist es eben. Es lässt sich nicht feststellen, dass dieser Dividenden-ETF besser abschneidet als der bekannteste ETF auf den S&P 500 (Kürzel: SPY). Beide haben seit der Auflage des SDY eine annualisierte Rendite von 9,2 Prozent erzielt. Der maximale Verlust, der für Anleger das beste Maß für das Risiko ist, betrug während der Finanzkrise in beiden Fällen gerundet 55 Prozent. Offenbar bringen die Dividenden-Aristokraten weder bei der Rendite noch beim Risiko Vorteile.

Wie sieht es im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre aus?

Bandt: Hier haben wir ein ähnliches Bild. Der ETF auf den breiten Markt hat jährlich 12,8 Prozent erzielt, der SDY mit 12,3 Prozent etwas weniger. Die maximalen Verluste lagen bei 34 und 37 Prozent.

Warum sollten Anleger dann eine Dividenden-Strategie verfolgen?

Bandt: Ob eine Dividenden-Strategie Sinn ergibt, hängt nicht nur von deren Performance ab, sondern mindestens ebenso von den finanziellen Bedürfnissen der Anleger. Vor allem im Ruhestand kann eine solche Ausrichtung des Aktienportfolios sinnvoll sein.

Um damit die Bezüge der gesetzlichen Rente oder berufsständischen Versorgungswerke aufzubessern?

Bandt: Das wäre ein guter Grund. In diesem Fall kommt es darauf an, dass die Dividenden dem Anleger verlässlich in gleicher oder – angesichts hoher Inflationsraten – sogar in steigender Höhe zufließen.

Insofern wäre ein ETF nach dem oben genannten Anlageprinzip doch nicht verkehrt…

Bandt: Prinzipiell ja. Seit einigen Jahren können deutsche Anleger Dividenden-ETFs nach dem Muster des SDY erwerben, die auf die USA, Europa oder den globalen Aktienmarkt ausgerichtet sind. Jedoch wurde der Zeitraum, in dem die Dividenden gestiegen sein müssen, für manche Europa- und Welt-ETFs von 20 auf 10 Jahre reduziert. Die Resultate für diese ETFs stellen nicht wirklich zufrieden.

Was wären die Alternativen dazu – und wie kann man diese erkennen?

Bandt: Bei der der Auswahl einzelner dividendenstarker Unternehmen sollten Anleger nicht nur auf die Dividenden achten. Entscheidend sind neben den Dividenden daher Faktoren wie Marktposition, Bilanzstärke und Wachstumsaussichten. Wer sich das nicht zutraut, kann einen unabhängigen Vermögensprofi hinzuziehen.

Warum sind diese anderen Faktoren, die in den ETFs nicht berücksichtigt werden, so wichtig?

Bandt: Nur wenn Anleger in bilanziell starke Unternehmen mit einer starken Position im Markt investieren, werden sie sich auf Dauer über attraktive und kontinuierlich steigende Dividenden freuen können.

Wovon sollten Anleger unbedingt die Finger lassen?

Bandt: Es gibt Firmen, die durch hohe Ausschüttungen von Problemen im Geschäftsmodell ablenken wollen. Richtig kritisch wird es, wenn eine Firma zur Finanzierung der Dividende die eigene Substanz angreift. Hier heißt es: Finger weg!

Carmen Bandt, besten Dank für das Interview!

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