





Der Blick ins eigene Aktien- oder ETF-Depot bereitet Anlegerinnen und Anlegern derzeit wenig Freude: Rote Zahlen, wohin man sieht – da hilft auch die Erholung nichts, die die Börsen zwischenzeitlich am Dienstag (08. April 2025) hinlegten. Das Börsenbeben, das US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung von Strafzöllen für fast alle Länder weltweit auslöste, hat Anleger Millionen gekostet. Viele fragen sich nun: Werden die Aktienmärkte diese Verluste wieder reinholen – und wie lange wird es dauern? Bei der Antwort darauf hilft ein Blick auf vergangene Crashs.
Die gute Nachricht: In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Aktienmärkte nach jedem noch so heftigen Absturz stets wieder erholt – und standen am Ende höher als zuvor. Die schlechte Nachricht: Es kann schon einmal etliche Jahre dauern, bis die Börsen die Kursverluste wieder drin haben.
Das zeigt unsere Tabelle am Beispiel des MSCI World (gerechnet in Euro). Der weltweite Index umfasst derzeit rund 1.350 Unternehmen aus 23 Industriestaaten. Er ist so etwas wie ein Leitindex für ETF-Investoren: Viele Anlegerinnen und Anleger haben ETFs auf den MSCI World im Depot.
Jahr | Maximaler | Depot war wieder | |
Ölkrise | 1972 | 52% | 1980 |
Schwarzer Montag | 1987 | 23%³ | 1988 |
Japankrise | 1989 | 36% | 1993 |
Dotcom-Blase und Finanzkrise | 2000 | 60% | 2013 |
Euro-Schuldenkrise | 2011 | 16% | 2012 |
Corona-Krise | 2020 | 34% | 2020 |
Russland-Ukraine Krieg | 2022 | 14% | 2023 |
Aktuelle US-Zoll-Krise | 2025 | 20% | ??? |
Die Beispiele großer Krisen seit den 1970er Jahren machen dabei deutlich: Anleger, die auf den MSCI World setzten, verloren im Extremfall mehr als die Hälfte ihres Vermögens. Die Zahlen zum maximalen Verlust basieren dabei auf Kalkulationen von "Zeit online“ und auf eigenen Berechnungen. Das größte Minus nach einem Börsencrash entstand nach dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase im Jahr 2000 – eine weltweite Krise, ausgelöst durch einen Kurssturz bei Technologie- und Internet-Aktien.
Noch bevor sich die Börsen davon wieder erholt hatten, folgte 2007 direkt die globale Finanzkrise und schließlich 2011 die Euro-Schuldenkrise. Der größte Verlust während dieser Periode lag bei 60 Prozent. Das ist das dickste Minus, das der MSCI World in einem Crash bislang einfuhr. Weil dabei mehrere Krisen hintereinander folgten, dauerte es fast 14 Jahre, bis der Index wieder sein ursprüngliches Niveau erreichte.
Eine lange Durststrecke mussten die Anleger auch nach der Ölkrise in den 70er Jahren aushalten. Sehr schnell erholten sich die Börsen dagegen nach dem Corona-Crash.
Die Dauer der jeweiligen Crashs haben wir an der durchschnittlichen jährlichen Rendite gemessen, die Anleger in Euro gerechnet mit einem thesaurierenden ETF auf den MSCI World erzielten. Die Frage dabei: Nach wie viel Jahren wird diese jährliche Rendite wieder positiv? Ablesen lässt sich das an den sogenannten Renditedreiecken, die etwa der Investor und Chefökonom des Vermögensverwalters Scalable Capital, Christian Röhl, für die Jahre von 1970 bis heute berechnet hat. Einen Ausschnitt daraus für den Russland-Ukraine Krieg zeigt die Tabelle:
Investition | ||||
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| 26,60% | 2024 | |
| 19,60% | 23,00% | 2023 | |
–12,8% | 2,10% | 9,70% | 2022 | |
Durchschnittliche Rendite bis Ende … | 2022 | 2023 | 2024 |
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Zur Erklärung: Wer Anfang 2022 einmalig in den MSCI World investierte, lag mit seinem Investment bis Ende 2022 mit 12,8 Prozent im Minus. Wer den ETF bis Ende 2023 hielt, erzielte im Schnitt eine jährliche Rendite von 2,10 Prozent. Wer erst Ende 2024 verkaufte, nahm seit Anfang 2022 pro Jahr im Schnitt 9,70 Prozent Rendite mit.
Insgesamt zeigt daher das Renditedreieck: Je länger Anleger mit dem MSCI World investiert blieben, desto eher ist die Rendite positiv. Tatsächlich habe man ab einem Horizont von 15 Jahren "im letzten halben Jahrhundert unabhängig vom Ein- und Ausstiegszeitpunkt kein Geld verloren", sagt Ökonom Röhl.
Seit seinem Hoch Mitte Februar 2025 hat der MSCI World in Euro gerechnet rund 20 Prozent verloren (Stand 8. April 2025). Wie es weitergeht, ist offen. Gut möglich, dass die Börsen noch tiefer fallen – denn die Unsicherheit über die weitere Handelspolitik der USA ist groß. Unsicher ist daher auch, wie lange es dauern wird, bis die Kurse wieder das vorherige Niveau erreichen.
Bei den oben aufgeführten Krisen dauerte es im Durchschnitt ein Jahr und vier Monate, bis die Börsen einen Kursverfall von 10 Prozent wieder aufgeholt hatten. Allerdings schwankt das durchschnittliche Tempo zwischen nicht einmal vier Monaten (Corona-Crash) und mehr als zwei Jahren (Dotcom-Blase).
Die bisherigen Crashs machen aber allesamt deutlich: Wer Geduld mitbringt, kommt mit seinem Depot irgendwann wieder in den grünen Bereich. Dass dies auch diesmal passiert, ist zwar nicht sicher – aber sehr wahrscheinlich. Anlegerinnen und Anleger sollten daher weiter investiert bleiben, auch wenn der Blick ins Depot derzeit für viele ein Härtetest ist.
Den MSCI World-Index gibt es seit März 1986. Werte, die vor diesem Datum liegen, lassen sich anhand seiner Zusammensetzung zurück berechnen. Der Index wird in US-Dollar notiert. Bei unserer Analyse wurde allerdings die für deutsche Anleger relevantere Index-Entwicklung in Euro verwendet.
Die Werte in der Tabelle zeigen dabei die sogenannte Netto-Variante des Index: Eingerechnet sind dort auch die versteuerten und anschließend wieder investierten Dividenden. Das entspricht der Entwicklung eines thesaurierenden ETFs auf den MSCI World. Solche ETFs benutzen viele Anlegerinnen und Anleger zum Vermögensaufbau.