Auf einen Blick
  • Die österreichische Finanzaufsicht FMA hat den Geschäftsbetrieb der Sberbank Europe AG gestoppt.

  • Auch deutsche Kundinnen und Kunden, die ihr Geld über die „Sberbank Direct“ angelegt haben, sind betroffen.

  • Einleger werden nun durch die österreichische Einlagensicherung (ESA) entschädigt.
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Der Liquiditätsabzug war offenbar doch zu groß: Die Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien hat ihren Geschäftsbetrieb eingestellt. Das hat die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) am 1. März kurz vor Mitternacht veranlasst.

Bereits zu Wochenbeginn verhängte der Abwicklungsausschuss – das Single Resolution Board (SRB) – ein Moratorium bis 1. März, 23:59 Uhr, und die EZB warnte zeitgleich vor einem Zahlungsausfall: Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine sei es zu erheblichen Abflüssen bei der Sberbank Europe AG gekommen. Kundinnen und Kunden durften innerhalb des Moratoriums nur noch „zur Sicherung des nötigsten täglichen Bedarfs“ maximal 100 Euro pro Tag abheben.

Hinweis: Laut Mitteilung vom 3. Mai 2022 schafft es die Sberbank Europe alle Spareinlagen vollständig und aus eigener Kraft zurück zu zahlen.

 

Zugriff auf Sberbank-Konten nicht mehr möglich

Sberbank-Kunden in Österreich und Deutschland haben nun überhaupt keinen Zugriff mehr auf ihre Konten. Das Onlinebanking ist deaktiviert. Betroffen sind laut Bundesverband deutscher Banken (BdB) mehrheitlich deutsche Einlegerinnen und Einleger, die ihr Geld bei der Zweigniederlassung „Sberbank Direct“ angelegt haben. Insgesamt hätten rund 35.000 Kunden bei der Sberbank Europe AG Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro. Davon seien 913 Millionen Euro von der ESA gesichert, so der Bankenverband.

Die operative Abwicklung der „Serbank Direct“ übernimmt die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB). Diese stehe in engem Kontakt mit der Einlagensicherung AUSTRIA (ESA). Einlagen bis 100.000 Euro pro Kunde sind gesetzlich über die ESA geschützt. In besonderen Fällen, zum Beispiel bei einem Verkauf einer privat genutzten Immobilie, kann die Entschädigung gemäß Paragraf 12 ESAEG auch bis zu 500.000 Euro betragen.

 

Auch Zinsen werden erstattet

Für Tagesgeld- und Festgeld-Anleger werden auch die Zinsen, die bis zur Feststellung des Entschädigungsfalls bei der Sberbank Europe AG aufgelaufen sind, im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung anteilig entschädigt. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob die Zinsen dem Kriterium der Marktüblichkeit entsprächen, sondern es würden immer die vertraglich vereinbarten Zinsen zugrunde gelegt, bestätigte ein ESA-Sprecher gegenüber biallo.de.

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Wichtig für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer: Wer einen Ratenkredit bei der „Sberbank Direct“ aufgenommen hat, sollte seine Kreditraten auf jeden Fall weiter bedienen und nicht eigenmächtig einstellen. Die vertraglich vereinbarten Konditionen haben laut ESA auch bei Feststellung des Sicherungsfalls nach wie vor Gültigkeit, selbst wenn die Forderungen an einen neuen Gläubiger weiterverkauft würden.

 

Biallo.de warnte bereits am Freitag vor möglichen Schieflagen russischer Banken

Wir haben bereits am Freitag auf mögliche Schieflagen von EU-Töchtern russischer Banken hingewiesen und die „Sberbank Direct“ sowie die „VTB Direktbank“ von unserer Seite genommen – auch weil wir damit unsere Solidarität mit der Ukraine unterstreichen wollen.

Die VTB Bank (Europe) SE mit Sitz in Frankfurt am Main, die über die Zweigniederlassung „VTB Direktbank“ ihre Anlageprodukte vertreibt, steht derzeit in engem Kontakt mit der Bafin. Sie ist auch der freiwilligen Einlagensicherung des Bundesverbands deutscher Banken angeschlossen. Auszahlungen sind bei der VTB Direktbank nach aktuellem Stand weiterhin möglich, das gilt auch für den Robo-Advisor VTB Invest. Allerdings registriert die VTB Direktbank „aktuell ein erhöhtes Anruf- und Auftragsvolumen“, wodurch es zu längeren Wartezeiten komme.

 

Einlagensicherung: Deutsche und Österreicher arbeiten zusammen

Die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) werde sich im Namen der Einlagensicherung AUSTRIA (ESA) in Kürze mit den Einlegerinnen und Einlegern in Verbindung setzen, um die Entschädigung vorzunehmen, so der Bankenverband. Kundinnen und Kunden müssen nicht selbst aktiv werden.

Einleger können sich zum jeweils aktuellen Stand des Verfahrens im Internet auf einlagensicherung.at oder unter +49 (0)30 59 00 11 96-0 informieren.

 

So läuft die Entschädigung für Sberbank-Kunden ab

Die Auszahlung des Entschädigungsbetrags erfolge durch Überweisung auf ein Konto des Kunden bei einer anderen Bank, heißt es auf der Webseite der ESA. Barauszahlungen sind nicht möglich. Um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, bittet die ESA betroffene Einleger, von einer schriftlichen Anfrage abzusehen. Eine bevorzugte Bearbeitung sei nicht möglich.

„Grundlage für die Berechnung des Entschädigungsbetrags sind die uns von der Sberbank zur Verfügung gestellten Kunden- und Kontodaten, die wir derzeit evaluieren“, so die ESA. „Auskünfte über Kontostände oder andere kundenspezifische Auskünfte können wir im Hinblick auf den Datenschutz nicht geben.“ Sämtliche Fragen über Kontobewegungen vor dem 1. März 2022 seien ausschließlich an die Sberbank zu richten.

Kundinnen und Kunden der Sberbank erhalten „voraussichtlich Mitte nächster Woche einen Brief mit detaillierten Informationen zum weiteren Entschädigungsprozess“, informiert die ESA auf ihrer Seite. Österreichische Kunden bekommen einen persönlichen Login-Code für die Auszahlungs-Webseite. Kunden der „Sberbank Direct“ erhalten von der EdB per Post ein Formular, mit dem sie eine Bankverbindung für die Auszahlung des Guthabens übermitteln. In der Regel sollte das Geld dann innerhalb von sieben Tagen auf dem angegeben Referenzkonto sein.

 

Gelder auf Zwischenkonto geparkt

In den vergangenen Tagen haben wir zahlreiche Mails von besorgten Sberbank-Kunden erhalten, die über folgendes Problem berichten: Sie haben Ende vergangener Woche Geld von ihrem Sberbank-Konto auf ihr Referenzkonto überwiesen, der Geldtransfer ist aber noch nicht angekommen, obwohl Im Onlinebanking der Sberbank die Buchung bestätigt wurde. Laut ESA würden diese Gelder in der Regel auf einem Zwischenkonto geparkt. „Der von der Finanzmarktaufsicht eingesetzte Regierungskommissär hat unter anderem die Aufgabe, die mit der behördlichen Schließung der Bank de facto eingefrorenen Transaktionen auf Zwischenkonten zu prüfen und somit den betreffenden Konten zuzuordnen“, so die ESA.

Ein Biallo-Leser brachte durch die Sberbank-Kundenhotline in Erfahrung, dass die nicht ausgeführten Überweisungen bis spätestens Dienstag kommender Woche auf die jeweiligen Sberbank-Konten zurückgebucht werden. Erst dann werde die Einlagensicherung aktiv. Den Vorgang hat ein Sprecher der Sberbank gegenüber biallo.de bestätigt.

In den folgenden FAQ beantworten wir Ihnen die acht wichtigsten Fragen zur Sberbank-Pleite:

Ich habe das Geld der Sberbank, bevor diese unter Moratorium gestellt wurde, auf mein Girokonto überwiesen. Das Geld ist nicht angekommen. Bei der Sberbank ist der Kontostand null Euro. Ist mein Geld jetzt weg?

Nein, das Geld ist nicht weg, sondern liegt auf einem Zwischenkonto. Grund: Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA hat in der Nacht zum 28. Februar 2022 alle Transaktionen der Sberbank eingefroren. Laut Sberbank sollen die nicht ausgeführten, aber bereits abgebuchten Überweisung bis spätestens Dienstag, 8. März 2022, zurückgebucht werden.

Ich habe einen Kredit bei der Sberbank. Muss ich diesen weiter zurückzahlen, nachdem die Sberbank pleite ist?

Ja, die Kreditraten sollten Sie auf jeden Fall vertragsgemäß weiter bedienen. Andernfalls riskieren Sie eine Kündigung und Sie müssen den ausstehenden Kreditbetrag auf einen Schlag zurückzahlen. Wie uns die Einlagensicherung AUSTRIA (ESA) versichert hat, haben die Vertragskonditionen auch bei einem eventuellen Weiterverkauf der Forderungen an einen neuen Gläubiger weiterhin Gültigkeit.

Ist mein Geld bei der Sberbank durch die österreichische Einlagensicherung sicher und bis zu welcher Höhe ist es abgedeckt?

Einlagen bis 100.000 Euro pro Person sind über die Einlagensicherung AUSTRIA (ESA) geschützt. Diese genießt einen sehr guten Ruf, daher müssen Sie sich um Ihre Einlagen keine Sorgen machen. Bei sogenannten „zeitlich begrenzten Einlagen“ kann die Einlagensicherung in bestimmten Fällen auch insgesamt 500.000 Euro betragen. Welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen, lesen Sie in den allgemeinen FAQ der ESA.

Muss ich nach der Pleite der Sberbank einen Antrag für die Einlagensicherung stellen, damit ich mein Geld bekomme?

Nein, Sie müssen nicht von sich aus aktiv werden. Die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) wird Sie im Auftrag der ESA per Post kontaktieren und über den Entschädigungsprozess und die weiteren Schritte detailliert informieren. Wichtig: Wenn sich Ihre Postanschrift geändert hat, müssen Sie Ihren Namen, Ihre Sberbank-Kundennummer sowie Ihre neue Anschrift mit einem Scan Ihres amtlichen Lichtbildausweise per Mail an [email protected] schicken.

Werden auch die Zinsen über die Einlagensicherung erstattet?

Ja, im Rahmen der Obergrenze der gesetzlichen Einlagensicherung werden auch die bis zur Feststellung des Entschädigungsfalls aufgelaufenen Zinsen anteilig erstattet.

Wie kann ich dir Sberbank aktuell kontaktieren?

Sie erreichen die Sberbank Direct über die Kundenhotline montags bis freitags von 7:30 Uhr bis 20:00 Uhr unter folgender Telefonnummer: 069 / 66 77 74 57 77.

Wer übernimmt die Abwicklung des Entschädigungsverfahrens?

Die operative Abwicklung der Sberbank Direct übernimmt die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) im Namen der ESA.

Wie lange dauert es etwa, bis die Entschädigungssumme auf meinem Referenzkonto eingegangen ist?

In der Regel dauert es nach Eintritt des Entschädigungsfalls sieben Arbeitstage, bis das Geld auf Ihrem Konto ist. Da es sich bei der Sberbank Direct allerdings um einen besonderen, grenzüberschreitenden Fall handelt, wird es wohl ein paar Tage länger dauern. Schließlich müssen die Zwischenkonten beziehungsweise die wegen des Moratoriums nicht ausgeführten Überweisungen erst von der ESA evaluiert werden. Die Redaktion von biallo.de geht davon aus, dass spätestens bis Mitte März alle betreffenden Sberbank-Kunden entschädigt sein sollten.

Biallo-Tipp:

Wenn Ihr Geld auf Ihrem Referenzkonto eingegangen ist und Ihre Bank darauf Negativzinsen berechnet, können Sie Ihr Guthaben auf ein verzinstes Tagesgeldkonto oder ein kurzlaufendes Festgeldkonto überweisen. Das beste Festgeld-Angebot mit deutscher Einlagensicherung bietet bei zwölf Monaten derzeit die Isbank mit 0,30 Prozent Zinsen. Bei der Pbb Direkt gibt es 0,15 Prozent. Beide Banken sind auch zusätzlich über die freiwillige Einlagensicherung des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) abgesichert. Die Sicherungsgrenze pro Einleger liegt zum Stichtag 3. März 2022 bei knapp 30 Millionen Euro (Akbank) und 503 Millionen Euro (Pbb Direkt). Das beste Tagesgeldkonto mit deutscher Einlagensicherung gibt es derzeit bei der Akbank (0,06 Prozent), die ebenfalls dem Einlagensicherungsfonds des Bankenverbands angeschlossen ist. Die Sicherungsgrenze pro Einleger liegt bei gut 108 Millionen Euro.
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Über den Autor Sebastian Schick

nach seinem Studium für das Lehramt an Gymnasien mit der Fächerkombination Deutsch/Latein/Geschichte in Würzburg und Berlin entschied sich Sebastian Schick für den Journalismus. 2005 absolvierte er die Ausbildung zum Rundfunkjournalisten an der Akademie für Neue Medien in Kulmbach. Direkt im Anschluss volontierte er beim Deutschen Anleger Fernsehen (DAF), wo er sich in seiner zehnjährigen Laufbahn ein umfangreiches Fachwissen zum Thema Geldanlage und Börse aneignete. 2014 baute er in Kooperation mit dem Kurier Medienhaus als Chefredakteur und Moderator den österreichischen TV-Sender DAF-Austria mit auf. 2016 wechselte er zur Biallo & Team GmbH und übernahm Mitte 2017 die Redaktionsleitung. 

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