Zugriff auf Sberbank-Konten nicht mehr möglich
Sberbank-Kunden in Österreich und Deutschland haben nun überhaupt keinen Zugriff mehr auf ihre Konten. Das Onlinebanking ist deaktiviert. Betroffen sind laut Bundesverband deutscher Banken (BdB) mehrheitlich deutsche Einlegerinnen und Einleger, die ihr Geld bei der Zweigniederlassung „Sberbank Direct“ angelegt haben. Insgesamt hätten rund 35.000 Kunden bei der Sberbank Europe AG Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro. Davon seien 913 Millionen Euro von der ESA gesichert, so der Bankenverband.
Die operative Abwicklung der „Serbank Direct“ übernimmt die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB). Diese stehe in engem Kontakt mit der Einlagensicherung AUSTRIA (ESA). Einlagen bis 100.000 Euro pro Kunde sind gesetzlich über die ESA geschützt. In besonderen Fällen, zum Beispiel bei einem Verkauf einer privat genutzten Immobilie, kann die Entschädigung gemäß Paragraf 12 ESAEG auch bis zu 500.000 Euro betragen.
Auch Zinsen werden erstattet
Für Tagesgeld- und Festgeld-Anleger werden auch die Zinsen, die bis zur Feststellung des Entschädigungsfalls bei der Sberbank Europe AG aufgelaufen sind, im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung anteilig entschädigt. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob die Zinsen dem Kriterium der Marktüblichkeit entsprächen, sondern es würden immer die vertraglich vereinbarten Zinsen zugrunde gelegt, bestätigte ein ESA-Sprecher gegenüber biallo.de.
Wichtig für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer: Wer einen Ratenkredit bei der „Sberbank Direct“ aufgenommen hat, sollte seine Kreditraten auf jeden Fall weiter bedienen und nicht eigenmächtig einstellen. Die vertraglich vereinbarten Konditionen haben laut ESA auch bei Feststellung des Sicherungsfalls nach wie vor Gültigkeit, selbst wenn die Forderungen an einen neuen Gläubiger weiterverkauft würden.
Biallo.de warnte bereits am Freitag vor möglichen Schieflagen russischer Banken
Wir haben bereits am Freitag auf mögliche Schieflagen von EU-Töchtern russischer Banken hingewiesen und die „Sberbank Direct“ sowie die „VTB Direktbank“ von unserer Seite genommen – auch weil wir damit unsere Solidarität mit der Ukraine unterstreichen wollen.
Die VTB Bank (Europe) SE mit Sitz in Frankfurt am Main, die über die Zweigniederlassung „VTB Direktbank“ ihre Anlageprodukte vertreibt, steht derzeit in engem Kontakt mit der Bafin. Sie ist auch der freiwilligen Einlagensicherung des Bundesverbands deutscher Banken angeschlossen. Auszahlungen sind bei der VTB Direktbank nach aktuellem Stand weiterhin möglich, das gilt auch für den Robo-Advisor VTB Invest. Allerdings registriert die VTB Direktbank „aktuell ein erhöhtes Anruf- und Auftragsvolumen“, wodurch es zu längeren Wartezeiten komme.
Einlagensicherung: Deutsche und Österreicher arbeiten zusammen
Die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) werde sich im Namen der Einlagensicherung AUSTRIA (ESA) in Kürze mit den Einlegerinnen und Einlegern in Verbindung setzen, um die Entschädigung vorzunehmen, so der Bankenverband. Kundinnen und Kunden müssen nicht selbst aktiv werden.
Einleger können sich zum jeweils aktuellen Stand des Verfahrens im Internet auf einlagensicherung.at oder unter +49 (0)30 59 00 11 96-0 informieren.
So läuft die Entschädigung für Sberbank-Kunden ab
Die Auszahlung des Entschädigungsbetrags erfolge durch Überweisung auf ein Konto des Kunden bei einer anderen Bank, heißt es auf der Webseite der ESA. Barauszahlungen sind nicht möglich. Um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, bittet die ESA betroffene Einleger, von einer schriftlichen Anfrage abzusehen. Eine bevorzugte Bearbeitung sei nicht möglich.
„Grundlage für die Berechnung des Entschädigungsbetrags sind die uns von der Sberbank zur Verfügung gestellten Kunden- und Kontodaten, die wir derzeit evaluieren“, so die ESA. „Auskünfte über Kontostände oder andere kundenspezifische Auskünfte können wir im Hinblick auf den Datenschutz nicht geben.“ Sämtliche Fragen über Kontobewegungen vor dem 1. März 2022 seien ausschließlich an die Sberbank zu richten.
Kundinnen und Kunden der Sberbank erhalten „voraussichtlich Mitte nächster Woche einen Brief mit detaillierten Informationen zum weiteren Entschädigungsprozess“, informiert die ESA auf ihrer Seite. Österreichische Kunden bekommen einen persönlichen Login-Code für die Auszahlungs-Webseite. Kunden der „Sberbank Direct“ erhalten von der EdB per Post ein Formular, mit dem sie eine Bankverbindung für die Auszahlung des Guthabens übermitteln. In der Regel sollte das Geld dann innerhalb von sieben Tagen auf dem angegeben Referenzkonto sein.
Gelder auf Zwischenkonto geparkt
In den vergangenen Tagen haben wir zahlreiche Mails von besorgten Sberbank-Kunden erhalten, die über folgendes Problem berichten: Sie haben Ende vergangener Woche Geld von ihrem Sberbank-Konto auf ihr Referenzkonto überwiesen, der Geldtransfer ist aber noch nicht angekommen, obwohl Im Onlinebanking der Sberbank die Buchung bestätigt wurde. Laut ESA würden diese Gelder in der Regel auf einem Zwischenkonto geparkt. „Der von der Finanzmarktaufsicht eingesetzte Regierungskommissär hat unter anderem die Aufgabe, die mit der behördlichen Schließung der Bank de facto eingefrorenen Transaktionen auf Zwischenkonten zu prüfen und somit den betreffenden Konten zuzuordnen“, so die ESA.
Ein Biallo-Leser brachte durch die Sberbank-Kundenhotline in Erfahrung, dass die nicht ausgeführten Überweisungen bis spätestens Dienstag kommender Woche auf die jeweiligen Sberbank-Konten zurückgebucht werden. Erst dann werde die Einlagensicherung aktiv. Den Vorgang hat ein Sprecher der Sberbank gegenüber biallo.de bestätigt.
In den folgenden FAQ beantworten wir Ihnen die acht wichtigsten Fragen zur Sberbank-Pleite: