Auf einen Blick
  • Eine aktuelle Auswertung von biallo.de zeigt: Knapp zwei Drittel aller Banken kassieren Gebühren am Schalter, an den Automaten oder im Verbund. Dabei will die Hälfte der Geldhäuser die Gebühren direkt bei der ersten Abhebung.

  • Darüber hinaus zeigt sich das eine oder andere Kreditinstitut besonders kreativ und macht die Gebühr vom Zeitpunkt der Verfügung abhängig.

  • Allerdings: Nach wie vor ist bei der Mehrzahl der regionalen Banken und Sparkassen das Abheben an den eigenen Automaten und denen im Verbund weiterhin kostenlos.
* Anzeige: Mit Sternchen (*) oder einem (a) gekennzeichnete Links sind Werbelinks. Wenn Sie auf solch einen Link klicken, etwas kaufen oder abschließen, erhalten wir eine Provision. Für Sie ergeben sich keine Mehrkosten und Sie unterstützen unsere Arbeit.

Einzig die Sparda-Banken bieten ihren Kunden einen Service, der vor Kurzem noch überall in Deutschland Standard war: Dass Bankkunden am Schalter, am Geldautomaten und bei anderen Sparda-Banken an ihr eigenes Geld kommen, ohne dafür extra zahlen zu müssen. Bei gut 800 von circa 1.300 Banken und Sparkassen ist das mittlerweile anders. Das zeigt unsere jüngste Marktuntersuchung.

Vor rund fünf Jahren setzte die Erosion dieser kostenlosen Dienstleistung bei den Geldabhebungen am Bankschalter ein. Kassierten dafür erst vereinzelt einige Banken und Sparkassen, breiteten sich diese Gebühren aus wie eine ansteckende Krankheit. Infiziert haben sich mittlerweile zwei Drittel von knapp 1.300 Geldhäusern. Schlimm hat es die Online-Kunden der Stadtsparkasse Cuxhaven erwischt. Sie zahlen im Kontomodell "GiroPc" 3,50 Euro dafür.

Kunden, die sich über diese Gebühren ärgerten, verwiesen die Herren des Geldes auf die Gratis-Versorgung an den Geldautomaten – nach dem Motto: "Bloß raus mit den Kunden aus den Schalterhallen." Sie hatten damit offensichtlich so großen Erfolg, dass die Einnahmen anderswie aufgefüllt werden mussten. Was ist da naheliegender, als den Kunden die gleiche Medizin zu verabreichen und diese Form der Bargeldversorgung auch mit Gebühren zu versehen. Das ging dann Schlag auf Schlag.

Waren es vor zweieinhalb Jahren gut 300 Geldhäuser, die eine Gebühr fürs Geldabheben am Automaten kassierten, sind es nun schon mehr als 500 der von uns untersuchten knapp 1.300 Institute. Jede vierte von knapp 400 Sparkassen geht so vor und 400 von rund 900 Volks- und Raiffeisenbanken (VR-Banken).

Verschont davon bleiben bei diesen Geldhäusern meist nur Girokonten für Schüler und Studenten sowie all jene Kunden, die sich für ein teureres Premiumkonto entschieden haben. Das sind Girokonten für Privatkunden, bei dem ein monatlicher Pauschalpreis zwischen acht und 30,00 Euro fast alle Bankdienstleistungen rund ums Gehaltskonto abdeckt, also auch Bargeldverfügungen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: So verlangt die Frankfurter Volksbank bei allen Kontomodellen eine Abhebegebühr von 1,02 Euro – also auch beim Premium- und Basiskonto.

Die VR Bank Lausitz behandelt fast alle Privatkunden in Sachen Bargeldversorgung gleich. Egal ob sie sich für ein Online-Girokonto zum Monatspreis von 2,50 Euro, ein Basiskonto für 3,50 Euro, das Komfortkonto für 8,00 Euro oder das Premiumkonto für 12,50 Euro entscheiden: Wer mit der Girocard am eigenen Automaten Bargeld zieht, zahlt nichts. Aber: Ab der sechsten Verfügung im VR-Service-Netz müssen alle Kunden einheitlich 4,50 Euro berappen. Lediglich Studenten bleiben außen vor.

300 Geldhäuser kassieren für Verfügungen am eigenen Automaten und im Verbund

Die meisten regionalen Geldhäuser, nämlich knapp 300, gehen so vor wie die Kasseler Sparkasse oder die Raiffeisenbank Frankenhardt-Stimpfach. Sie stellen Gebühren in Rechnung, gleich ob deren Kunden sich an den eigenen Geldautomaten bedienen oder im VR- oder Sparkassen-Verbund. Die Kasseler nehmen nach fünf Abhebungen im Monat 0,50 Euro je Verfügung im Kontomodell Klassik und 1,00 Euro beim Online-Konto. Die Frankenhardter VR-Banker verlangen einheitlich 0,30 Euro bei ihren Konten mit niedrigerem Grundpreis.

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Bei der Mehrzahl der regionalen Banken und Sparkassen sind Bargeldverfügungen an den eigenen Automaten und denen im Verbund weiterhin kostenlos. Dafür einige Beispiele.

Im "roten" Sparkassen-Lager sind das unter anderem:

  • Sparkasse Mainz
  • Städtische Sparkasse zu Schwelm
  • Sparkasse Fürth
  • Sparkasse Ulm
  • Kreissparkasse Kusel
  • Kreissparkasse Ravensburg

Im "blauen" VR-Banken-Lager sind es unter anderem:

  • Volksbank Dresden-Bautzen
  • Volksbank Vorpommern
  • VR Bank München Land

Bei den Münchnern können sich Kunden sogar noch an den Schaltern kostenlos Bargeld geben lassen. Genauso kundenfreundlich sind die Sparkassen in Fürth, in Esslingen-Nürtingen oder in Rhein-Nahe.

Kostenfreies Girokonto plus hohe Tagesgeldzinsen, Ehrenwort!

Für alle, die mit ihren Konten neue Wege gehen wollen: Girokonto ohne Kontoführungsgebühren und ohne Mindestgeldeingang sowie 3,55 Prozent Tagesgeldzinsen aus Deutschland (bis 100.000 Euro für sechs Monate garantiert). Diese bundesweit gültigen Angebote gibt es von der Raiffeisenbank im Hochtaunus. Auch einzeln abschließbar. Und: einfacher und schneller Kontowechselservice inklusive.  Da geht was!
Anzeige

"Fremdgehen" wird immer öfter bestraft

173 Geldhäuser richten ihre Preispolitik offensichtlich nach "moralischen Grundsätzen" aus: Wer "fremdgeht", der zahlt. Das heißt: Wer treu und brav an den Automaten seiner VR-Bank oder Sparkasse Bargeld zieht, zahlt nichts. Anders ist das bei fremden Sparkassen- beziehungsweise VR-Bank-Automaten

Hier ein paar Beispiele: Die Sparkassen aus Saarlouis, Heinsberg und Ansbach gehören zwar zu den insgesamt 173 regionalen Geldhäusern, bei denen die Kunden die eigenen Automaten unbeschränkt kostenlos nutzen können. Aber eben nur dort.

Bedienen sie sich bei fremden Sparkassen, werden Gebühren fällig. 1,00 Euro nimmt die Sparkasse Wittgenstein nach fünf freien Verfügungen – einer der höchsten Preise, die wir bei der roten Bankengruppe gefunden haben. Zum Vergleich: Die Stadtsparkasse Kaiserslautern gibt sich mit 0,10 Euro je Abhebung zufrieden. Im Durchschnitt aller Sparkassen sind es 0,36 Euro je Verfügung.

Deutlich mehr, nämlich 0,47 Euro, beträgt der Durchschnittspreis bei den VR-Banken für Fremdabhebungen. Das ist nur auf den ersten Blick verwunderlich. Was viele Leute nämlich nicht wissen: Geht ein VR-Bankkunde oder ein Sparkassenkunde "fremd", hebt also an einem Automaten im Geldverbund ab, werden dafür Gebühren von einer Bank zur anderen fällig. Die Sparkassen berechnen untereinander 0,76 Euro, VR-Banken jedoch jedes Mal 1,02 Euro. Und zwar unabhängig von der Höhe des Geldbetrages.

Das bedeutet: Kunden, die häufig kleine Beträge bei anderen VR-Banken oder Sparkassen abheben, verursachen durch dieses Verhalten höhere Kosten als jene, die nur ab und zu und dafür einen höheren Geldbetrag aus den fremden Automaten holen. Zahlt der Kunde nichts fürs Geldabheben an Fremdautomaten, liegt das also nur daran, dass die Bank oder Sparkasse diesen Betrag für ihn übernimmt.

Manche belohnen das "Fremdgehen"

Unverständlich: Während die einen Strafen fürs "Fremdgehen" verhängen, fördern andere genau das. Zum Glück sind das nur wenige – nämlich genau 60.

Die VR Bamberg beispielsweise nimmt 0,10 Euro am eigenen Automaten pro Abhebung, erhebt aber keine Gebühr fürs Abheben im VR-Verbund. Und die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin verlangt 0,39 Euro bei Nutzung der eigenen Automaten, aber nichts für Verfügungen im Sparkassennetz.

Das "Fremdgehen" ist zudem kostenlos bei unter anderem:

  • Volksbank Oldenburg
  • Volksbank Lahr
  • und Volksbank Kleverland

Geldhäuser mit "Erziehungsauftrag"

Offenbar um pädagogisch zu wirken, gönnt jede zweite der gut 500 Banken ihren Kunden ein paar gebührenfreie Abhebungen im Monat, bevor es dann ans Zahlen geht. Zwei "Freischüsse" hat man als Kunde der Sparkasse Vorpommern an deren Automaten. Dann werden 0,40 Euro fällig. Den gleichen Betrag zahlt man schon bei der ersten Abhebung bei einer fremden Sparkasse.

Rund 90 VR-Banken gehen ähnlich vor wie die Raiffeisenbank Ratzeburg. Die reicht die Fremdgebühren von 1,02 Euro an jene Kunden weiter, die eine bestimmte Anzahl von kostenlosen Abhebungen überschritten haben. Bei den Domstädtern sind es immerhin fünf Stück pro Monat. Nur zwei Freischüsse hat man bei der Volksbank Limbach. Danach stellt sie Fremdgebühren von 1,02 in Rechnung.

Etwas erstaunt waren wir über die Preisgestaltung der Volksbank Stutensee-Weingarten nördlich von Karlsruhe. Denn sie berechnet ihren Kunden für Barabhebungen am Schalter 1,00 Euro, nur 0,05 Euro an den eigenen Automaten und das Gleiche für die ersten vier Abhebungen im Verbund. Ab der fünften Abhebung sind es dann 1,02 Euro.

Man fragt sich: Lohnt es sich für so einen geringen Betrag, die Kunden zu verärgern? "Wir bepreisen das nach dem Verursacherprinzip", sagt Jürgen Gareiß, Marketingleiter bei der Volksbank Stutensee-Weingarten.

"Bei Abhebungen am Schalter entstehen uns viel höhere Kosten. Bei den Automaten geben wir zum Selbstkostenpreis das weiter, was wir ans Rechenzentrum selbst zahlen. Beim Flatkonto für vergleichsweise günstige 7,90 Euro im Monate sind auch diese Serviceleistungen im Pauschalpreis enthalten."

Staffelpreise zum Abgewöhnen

In die gleiche pädagogische Richtung zielt eine andere Preispolitik, die ab und zu betrieben wird und den Kunden das häufige Geldabheben an fremden Geldautomaten verleiden soll: die Einführung von Staffelpreisen. Dies ist besonders häufig bei kleineren VR-Banken zu finden, die damit die 1,02 Euro der Partnerbanken vermeiden wollen:

  • Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing: 0,35 Euro – ab der 5. Abhebung eine zusätzliche Gebühr von 1,49 Euro

  • Raffeisenbank Wyhl: 0,40 Euro – ab der 6. Abhebung 1,40 Euro

  • VR-Bank Ehningen-Nufringen: 0,40 Euro – ab der 5. Abhebung 1,42 Euro

Besser auf die Uhr sehen, um Geld zu sparen

Niedrigzinsen, Negativzinsen, Strafzinsen – schon bei mehr als 480 Banken. Das bringt manchen Banker offensichtlich ganz durcheinander. Um hier ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, erklären wir Ihnen in einem ausführlichen Beitrag was Negativzinsen genau sind. Welche Banken sich gegen das Verwahrentgeld stellen und wie Sie die Strafzinsen vermeiden können haben wir in den zugehörigen Artikeln erklärt.

So haben wir bei unseren Recherchen Banken gefunden, die ihre Gebühren fürs Geldabheben nach der Uhrzeit richten. Bei der VR-Bank Passau zum Beispiel sind Bargeldabhebungen von Montag bis Freitag zwischen acht und 17 Uhr kostenlos. Ansonsten werden 0,35 Euro in Rechnung gestellt.

Bei der Volksbank Sandhofen in Mannheim ist der zeitliche Rahmen kostenloser Bargeldverfügungen noch etwas enger gefasst. Danach sollte es über Mittag auch Geld kosten, wenn man an sein Geld will. Wir haben vom Vorstand wissen wollen, was ihn dazu antreibt. Er ist uns bislang eine Antwort schuldig geblieben.

Nachdem wir diese Dinge herausgefunden haben, berichtet die FAZ, dass diese Methoden "nicht neu" seien und beruft sich auf Veröffentlichungen der "Bild-Zeitung" von vor zwei Jahren. Was der FAZ-Kollege nicht mehr weiß oder sagt: Auch diese Berichterstattung beruhte auf unseren Recherchen. Die betroffenen und von uns genannten Banken haben daraufhin diese Praxis eingestellt.

Die VR-Bank Passau beruft sich aktuell gegenüber dem Bayerischen Rundfunk darauf, dass lange Zeit höchstrichterlich nicht geklärt war, ob Entgelte für Bargeldabhebungen während der Geschäftszeiten der Banken mit Gebühren belegt werden könnten. Daher habe man heute diese Regelung. Komisch ist nur, das seit Mai dieses Jahres geklärt ist, dass solche Regelungen zulässig sind (BGH-Urteil / AZ. XI ZR 768/17). Da hat die FAZ übrigens recht.

Die Bank hätte die Regelung also abschaffen können, aber nicht müssen. Dass einige Banken ihre Gebühren nach der Zeit steuern, ärgert die Kunden dieser Geldhäuser zu Recht. Es bleibt abzuwarten, ob die Passauer, die Sandhofener und die anderen sieben Banken dies nun auch ändern. Wir behalten das im Blick.

Unsere Berichterstattung hat schon oft zu kundenfreundlicherem Bankenverhalten geführt. So auch bei der Preisgestaltung von Basiskonten.

Biallo-Tipp

Immer mehr Menschen entscheiden sich, bargeldlos und ohne Portemonnaie zu zahlen – mobil mit ihrem Smartphone. Das funktioniert unter anderem mit Moneyou Go, dem kostenlosen Girokonto mit kostenloser Debit Mastercard.

So vermeiden Sie Gebühren fürs Geldabheben

  1. Vermeiden Sie Bargeld-Zahlungen, wann immer es geht und benutzen Sie lieber die Giro- oder Kreditkarte.

  2. Da sich Bargeldzahlungen nie ganz vermeiden lassen, sollten Sie grundsätzlich lieber größere Beträge auf einen Schlag abheben als viele kleine.
  3. Die Alternative zum Geldautomaten: Mit der Girocard können Sie an der Kasse beim Supermarkt, im Baumarkt oder in der Drogerie Geld abheben – in der Regel bis zu 200 Euro. Sowohl bei Aldi Süd als auch bei Lidl funktioniert das jetzt schon ab einer Einkaufssumme von fünf Euro. In den dm-Märkten ist das sogar mit dem ersten Produkteinkauf ohne einen Mindestwert möglich.

  4. Sie sind mit Ihrer Bank vor Ort zufrieden und wollen auf deren Serviceleistungen gerade auch in einer Filiale nicht verzichten? Steigen Sie doch auf ein Premiumkonto um. Der monatliche Pauschalpreis ist zwar höher. Dafür sind sämtliche Leistungen im Preis enthalten, natürlich auch das Geldabheben, manchmal sogar im Ausland.

  5. Wenn Sie ohnehin Onlinebanking machen und nicht auf die Beratung einer Bank vor Ort angewiesen sind, wechseln Sie zu einer Direktbank wie DKB, ING oder Consorsbank. Deren Konten sind nicht nur kostenlos, sondern sie bieten über die Gratis-Kreditkarten eine gebührenfreie Bargeldversorgung in der gesamten Eurozone oder sogar weltweit (DKB).

  6. Wenn Sie noch mehr über gebührenfreie Girokonten wissen wollen, lesen Sie doch einfach unseren Ratgeber zu den kostenlosen Girokonten.

  • Biallo-Tipp: Mit nur wenig Arbeit können Sie schnell Ihr Konto wechseln, denn Banken sind zur Unterstützung verpflichtet. Wie der Umzug problemfrei klappt, lesen Sie in unserem Ratgeber zum Thema Kontowechsel.

Teilen:
Über den Autor Horst Biallo
Jahrgang 1954, studierte Wirtschaft und absolvierte eine Ausbildung zum Wirtschaftsjournalisten bei der Tageszeitung Die Welt. Später machte er sich selbstständig, schrieb für Wirtschaftswoche, Stern und zahlreiche Tageszeitungen. Er ist Autor mehrerer Fachbücher, u.a. "Die geheimen deutschen Weltmeister" und "Die Doktormacher". Im Jahr 1999 gründete er das Verbraucherportal www.biallo.de, vier Jahre später www.geldsparen.de und 2009 www.biallo.at. Horst Biallo ist verheiratet und hat drei Kinder.
Beliebte Artikel