Gegen den Trend: Diese Banken haben die Sparzinsen erhöht

Nach dem letzten Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 17. Oktober kannten die Sparzinsen in Deutschland nur eine Richtung: abwärts. So ist beispielsweise bei über der Hälfte aller überregional verfügbaren Festgeldkonten der Zinssatz gesunken. Im Durchschnitt ging es dabei von 2,73 auf 2,51 Prozent nach unten. Bei den weitgehend regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken war die Entwicklung ähnlich: Die Sparkassen zahlen im Durchschnitt aktuell noch 1,82 Prozent, die Genossenschaftsbanken 1,89 Prozent.

Während Zinssenkungen in den letzten Monaten also fast schon normal waren, gab es allerdings auch einige Banken, die ihre Sparzinsen erhöht haben. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von biallo.de zu den Tages- und Festgeldzinsen in Deutschland. Wir stellen die bemerkenswertesten Zinserhöhungen vor.

Illimity: Italienische Bank verdreifacht die Festgeldzinsen

Die deutlichste Zinserhöhung unter allen von biallo.de erfassten Festgeld-Angeboten auf dem deutschen Markt gab es bei der illimity Bank, deren Angebot über die Plattform Weltsparen vermittelt wird. Das italienische Geldhaus zahlt jetzt 3,45 statt zuvor 1,00 Prozent Zinsen für ein Jahr. Das ist einer der besten Zinssätze für diese Laufzeit.

Anleger sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass die italienische Einlagensicherung nicht zu den zuverlässigsten in Europa gezahlt werden kann. S&P Global bewertet Italien aktuell mit "BBB", was einem moderaten Risiko entspricht. Die Bank muss daher vermutlich auch höhere Zinsen zahlen, um Kunden zu gewinnen.

OLB: höchste Zinsen nur über Vermittler

Auch die Oldenburgische Landesbank (OLB) hat ihre Festgeldzinsen erhöht, allerdings nur für Kunden, die das Festgeld über das Portal Check24 abschließen. Dort und auf dem Portal Weltsparen gibt es für ein Jahr aktuell 2,81 Prozent jährlich. Über ihre eigene Website bietet die Bank nur 2,20 Prozent. Die 2,81 Prozent gelten laut Check24 für ein Jahr ab einem Anlagebetrag von 5.000 Euro. Dies seien laut dem Portal "die aktuell die höchsten Zinsen aus Deutschland". Das kann biallo.de allerdings nicht bestätigen. So zahlt etwa die ebenfalls deutsche Grenke Bank* 2,95 Prozent für ein Jahr und das ebenfalls ab 5.000 Euro Anlagebetrag (siehe Tabelle unten). Das Angebot ist auf den Zinsportalen allerdings nicht gelistet.

ING: 3,50 Prozent Tagesgeldzinsen für vier Monate

Die ING* hat ihre Aktionszinsen auf dem Tagesgeldkonto im Zuge einer Black-Friday-Aktion zuletzt von 3,30 auf 3,50 Prozent erhöht. Das Angebot ist allerdings nur befristet bis zum 15. Dezember erhältlich. Es gilt für das jeweils erste neu eröffnete Extra-Konto und für Beträge bis 100.000 Euro. Die ING bietet auf diese Weise den derzeit bestmöglichen Tagesgeldzins mit deutscher Einlagensicherung. Nach den ersten vier Monaten gilt aber der variable Zins von derzeit unverändert 1,25 Prozent.

Meine Bank: Höhere Aktionszinsen

Auch die Meine Bank, die Online-Marke der Raiffeisenbank im Hochtaunus*, hat ihre Aktionszinsen angehoben, von 2,70 auf 3,00 Prozent. Wie bei der ING* gilt der Zins für das jeweils erste neu eröffnete Tagesgeldkonto in den ersten vier Monaten nach Eröffnung und bis 100.000 Euro. Leider hat die Bank im selben Zeitraum die Zinsen für ihre Bestandskunden gesenkt – von 2,00 auf 1,70 Prozent. Damit liegt sie aber immer noch über dem Bestandskundenzins der ING.

IKB: Neuer Aktionszins und gute Zinsen für Bestandskunden

Ein zusätzliches Angebot für Tagesgeld-Neukunden bietet jetzt die IKB*. Das Geldhaus zahlt ihren Bestandskunden bereits seit Langem einen variablen Bestandskundenzins von 2,00 Prozent aufs Tagesgeld. Wer in den vergangenen zwölf Monaten kein IKB-Kunde war, kann sich jetzt darüber hinaus für die ersten drei Monate 3,35 Prozent auf bis zu 100.000 Euro sichern. Das Angebot ist in der Form aber nicht ganz neu. Bis Anfang August zahlte die IKB ihren Neukunden in den ersten Monaten sogar 3,80 Prozent jährlich.

Fazit: Sparzinsen sinken, Neukundenangebote bleiben attraktiv

Bei den Zinserhöhungen der vorgestellten Banken handelt es sich um seltene Ausnahmen. Beim Tagesgeld profitieren praktisch ausschließlich Neukunden. So hat beispielsweise keine einzige der von biallo.de erfassten Sparkassen oder Genossenschaftsbanken im Untersuchungszeitraum die Zinsen für ihre Bestandskunden erhöht. Befristete höhere Aktionszinsen wiederum dienen den Banken hauptsächlich dazu, neue Kunden zu gewinnen.

Die gute Nachricht für Sparerinnen und Sparer: Solange einzelne Banken immer wieder mit erhöhten Aktionszinsen werben, kann es sich lohnen, das Tagesgeldkonto gelegentlich zu wechseln. Auf diese Weise lassen sich Zinsen erzielen, die deutlich über dem Marktdurchschnitt liegen. Außerdem sind sie zumindest für einige Monate vor Zinssenkungen geschützt. Wer diesen Aufwand scheut, sollte Tagesgeld vor allem nach der Höhe der Bestandskundenzinsen auswählen. Auch hier hilft der Vergleich von biallo.de:

Quelle: Die im Artikel verwendeten Zahlen zur Zinsentwicklung in Deutschland beruhen auf einer Auswertung von biallo.de. Untersucht wurden die Festgeldzinsen für ein Jahr Laufzeit und 10.000 Euro Anlagebetrag. Bei Tagesgeld wurden Aktions- und Basiszinsen für 10.000 Euro untersucht. Ausgewertet wurden 215 überregionale Festgeldangebote, 312 von Sparkassen und 416 von Genossenschaftsbanken sowie 120 überregionale Tagesgelder, 284 von Sparkassen und 331 von Genossenschaftsbanken. Verglichen wurden jeweils die Zinssätze vom 21. November mit denen vom 17. Oktober 2024, dem Tag des letzten EZB-Zinsentscheids.