Auswahl an barrierefreien Banken
Ob bauliche Maßnahmen, Geldautomaten oder Onlinebanking – die Gegebenheiten für Menschen mit Behinderung unterscheiden sich von Bank zu Bank. Einige Beispiele dafür, inwieweit Geldhäuser Betroffenen aktuell entgegenkommen:
Commerzbank
Viele Geschäftsstellen sind nach Angaben der Commerzbank bereits durch bauliche Maßnahmen barrierefrei gestaltet worden. Bei jedem Umbau prüfe man den Zugang zum Bankschalter und SB-Center. „Für Filialen, die bereits ebenerdig zugänglich sind, kommen möglichst leicht zu öffnende Türen, leicht befahrbare Rampen, Schwellen, die nicht höher als zwei bis drei Zentimeter hoch sind sowie spezielle Aufzüge für Rollstuhlfahrer zum Einsatz“, sagt ein Sprecher der Bank. In Filialen mit höher versetzter Ebene oder oberer Etage installiere man Rampen sowie Aufzüge, deren Bedienkomponenten auch Rollstuhlfahrer benutzen können und die auch Platz für Begleitpersonen bieten. In der Filialsuch-Funktion auf der Website der Bank zeigt ein Rollstuhl-Symbol an, ob ein barrierefreier Zugang zur Geschäftsstelle möglich ist.
Die Geldautomaten haben eine ergänzende Ausstattung. Dazu gehören laut Bank: optische Signale für Sehbehinderte, ertastbare Merkmale auf dem Tastaturfeld sowie Sprachausgabe bei Auszahlungen via Kopfhörer. Für Rollstuhlfahrer sei die seitliche Anfahrbarkeit gewährleistet.
Die Bankterminals verfügten über eine kontrastreiche Anzeige, um eine einfachere Lesbarkeit zu ermöglichen. Neue Terminals, die im Jahr 2022 die alten Geräte ersetzen werden, sollen weitere Lösungen haben wie Mehrsprachigkeit, akustische Menüführung und Kopfhöreranschluss.
Das digitale Banking steht per Telefon offen. „Im authentifizierten Telefonkanal des Digital-Bankings erhalten unsere Kunden Informationen zu Kontoumsatz sowie Kontostand im Gespräch mit Mitarbeitenden des Kundencenters“, erläutert der Banksprecher. Der Kontostand könne dabei automatisiert abgerufen werden. Zudem könnten über den Telefonkanal Überweisungen und Daueraufträge mittels Push-TAN beauftragt werden.
Was die Banking-App angeht, stelle man „in weiten Teilen sicher“, dass sie mit Voice Over und Talkback, den Systemfunktionen von iOS und Android zur Sprachausgabe, nutzbar ist.
Deutsche Bank
Auch die Deutsche Bank hat vielerorts für jedermann zugängliche Filialen. „Wir sind bestrebt, die Bedürfnisse etwa von mobilitätseingeschränkten und sehbehinderten Kunden so weit wie irgend möglich zu berücksichtigen“, sagt eine Banksprecherin. An allen Standorten aber sei die Bank lediglich Mieter und daher im Falle von Umbauten immer auf die Zustimmung des Vermieters angewiesen. Die Filial- und Geldautomaten-Suchfunktion auf der Website des Instituts berücksichtigt unter anderem die Kriterien „barrierefreier Zugang“, „Parkplatz“ und „Filiale mit Kassenservice“.
Die Geldautomaten haben laut Bank einen Kopfhörer-Anschluss und lassen sich per Audioführung nutzen. Der Geldausgabe- und Eingabeschacht ist in Brailleschrift mit „Eurobanknoten“ gekennzeichnet, der Kartenschacht mit „Karte“, der Ausgabeschacht für Quittungsbelege mit „Quittung“. Für die Bargeldauszahlung gibt es eine Ziffern-Lösung: Nach Eingabe der Bankkarte gilt es, die „4“ und „6“ zu drücken – danach ist die PIN einzugeben.
Auch die Kundenterminals sind mit Braille-Schrift bezeichnet: Der Schacht für die Ausgabe von Kontoauszügen heißt „Beleg“, der Schacht für die Abgabe beleghafter Überweisungsaufträge ist mit „Belegeingabe“ beschriftet, der Kartenschacht wieder mit „Karte“. Die Tastatur am Banking-Terminal hat – wie bei PCs üblich – Markierungen bei „F“ und „J“, am Ziffernblock ist die „5“ markiert. Kreuz, Kreis und Pfeil kennzeichnen als taktile Symbole die Funktionstasten „OK“, „Abbruch“ und „Hilfe“. Kontoauszüge spuckt der Terminal aus, wenn man nach Karteneingabe die „4“ und „6“ drückt.
„Bei der Entwicklung der Angebote für das Online- und Mobilebanking orientieren wir uns an einschlägigen Vorgaben zur Barrierefreiheit“, betont die Bank. Wesentliche Ansätze: die kontrastreiche Darstellung der Inhalte sowie die Programmierung für eine Sprachausgabe. Wer die Mobile App auf einem Apple-Gerät nutze, könne sich Inhalte beispielsweise vom Systemprogramm „Voice Over“ vorlesen lassen. Auch lasse sich die Schriftgröße beim Onlinebanking anpassen. Ferner stehe Kunden das Telefon-Banking als „alternativer Zugangsweg“ rund um Uhr offen.
Deutsche Kreditbank (DKB)
Das Internet-Banking DKB könne mittels Screenreader beziehungsweise Sprachsteuerung genutzt werden, teilt die Direktbank mit. Daneben sei darauf Zugriff über den Onlinebanking-Standard Financial Transaction Services (FinTS) und die PSD-API-Schnittstelle möglich, man sei daher offen für ein breites Spektrum an Drittanbieter-Software. Das Chip-TAN-Verfahren der DKB unterstütze verschiedene Lösungen für Kundinnen und Kunden mit kognitiven Einschränkungen. Das Geldhaus verweist etwa Chip-TAN-Geräte mit Sprachausgabe und Plug-ins, mit denen Sprachausgabe möglich ist.
Für die neue Banking-App hat die Direktbank ein sogenanntes „Accessibility Review“ – eine Überprüfung der Barrierefreiheit – mit einem externen Gutachter vorgenommen. Derzeit nimmt sie das Web-Banking unter die Lupe.
GLS Gemeinschaftsbank
Die genossenschaftlich organisierte Nachhaltigkeitsbank entwickelt ihre digitalen Lösungen gemeinsam mit dem IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken. Das Thema Barrierefreiheit stehe im Fokus, sagt ein Sprecher des grünen Geldhauses. Mit einer auf das Thema spezialisieren Agentur werde das Onlinebanking einer Prüfung unterzogen. Bei der Webprogrammierung schaue man etwa darauf, Texte und Menüelemente „nicht hinter Java-Skripten zu verstecken“, damit sie für Screenreader erkennbar sind. Regelmäßig werde geprüft, inwieweit Seiten für Menschen mit Sehschwäche lesbar sind.
„In der Kommunikation bei Social-Media Einträgen achten wir darauf, dass Hashtags eine Bildbeschreibung innehaben, soweit es geht. Außerdem werden die einzelnen Wörter innerhalb der Hashtags jeweils mit großem Anfangsbuchstaben formuliert. Sonst erkennen die Geräte der Menschen nicht, dass es getrennte Wörter sind“, schildert der Sprecher.
Anfang 2022 sollen die Kontraste bei der Farbdarstellung auf der Nutzeroberfläche erhöht werden. Auch die App soll entsprechend angepasst werden.
ING
Deutschlands größte Direktbank ING hat nach eigener Aussage die Bemühungen zum Abbau digitaler Barrieren in den vergangenen Jahren intensiviert und legt bei der Entwicklung von Website und Apps die internationalen Barrierefreiheitsstandards zugrunde. „Aus Kundenbefragungen und Tests wissen wir, dass Menschen mit Beeinträchtigung meist keine speziellen Produkte oder Lösungen wollen“, berichtet eine Unternehmenssprecherin. Es gehe darum, aktuell noch bestehende Barrieren in der Nutzung der Standardprodukte abzubauen. „Besonderen Fokus legen wir aktuell auf unsere App ,Banking to go‘, zum Beispiel, indem wir die Nutzung mit Voice Over und Voice Control verbessern“, sagt sie. Bei der Installation von Geldautomaten achten man auf die Einbauhöhe der Geräte, sodass auch Rollstuhlfahrer die Geräte bedienen können.
Postbank
Wie die Deutsche Bank schafft ihre Marke Postbank, wo es möglich ist, einen barrierefreien Zugang zu Geschäftsstellen. In einzelnen Filialen, die zum Beispiel aus baulichen Gründen nicht nachgerüstet werden können, stelle man Hilfsmittel bereit oder suche, mit „persönlichem Einsatz“ Betroffene zu unterstützen, erklärt der Finanzdienstleister.
Bedienelemente der Geldautomaten und Service-Terminals sind mit Blindenschrift und den gängigen taktilen Symbolen versehen. Der Internetauftritt sei mit verschiedenen Screenreadern lesbar. „Bei der Entwicklung der Angebote für das Online- und Mobile-Banking orientieren wir uns an einschlägigen Vorgaben zur Barrierefreiheit“, erklärt die Bank und nennt als Beispiele kontrastreiche Darstellung und individuelle Anpassung der Schriftgröße.
Kunden mit Sehbehinderung oder anderen Einschränkungen können ein Hardwaregerät erhalten, das eine Sprachausgabefunktion besitzt und hilft, Onlinebanking-Aufträge freizugeben. Die Mobile Banking App „Finanzassistent“ beinhaltet eine Funktion für Überweisungen per Sprache. Wie bei der Deutschen Bank ist Telefon-Banking möglich.
Sparkassen
Die Filial-Suchfunktion unter sparkasse.de enthält die spezifischen Auswahlkriterien: „weitgehend rollstuhlgerecht“, „automatischer Türöffner“, „Sehbehinderten-Unterstützung Geldautomat“ und „Sehbehinderten-Unterstützung SB-Terminal“. Der Trefferliste lässt sich für einzelne Filialen entnehmen, ob ein Geldautomat für Rollstuhlfahrer geeignet ist.
An Geldautomaten und Terminals findet sich Hinweise in Blindenschrift sowie taktile Symbole. Auch gibt es Geschäftsstellen mit Automaten mit einem „Audio-Kit“, der eine Sprachführung ermöglicht.
Ihr Onlinebanking haben die Sparkassen im Jahr 2017 nach Kriterien der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) testen lassen. Es erreichte damals 91,25 von 100 möglichen Punkten. Als Schwellenwert für die Barrierefreiheit gelten 90 Punkte. Seit 2019 sind die Vorgaben (siehe Abschnitt „Was heißt barrierefrei?“) strenger. „Die Sparkassen sind in der Umsetzung der Barrierefreiheit schon recht weit. Doch es ist schon so, dass gewisse Dinge auch da für mich nicht zugänglich sind“, sagt der Banker Markus Ertl.
Wesentliche Informationen über Produkte und Angebote hat der Sparkassen-Verbund für Menschen mit kognitiven Einschränkungen online in „leichter Sprache“ zusammengestellt. Erklärt werden beispielsweise Girokonto, Geldkarte und wie Überweisung, Dauerauftrag und Lastschrift funktionieren. Auch die Benutzung von Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern wird so vermittelt. Für gehörlose Menschen stellen die Sparkassen Gebärdensprache-Videos bereit.
Wo gibt es Beratung in Gebärdensprache?
Beratung in Gebärdensprache findet man in der Bankenlandschaft noch selten. Die Hamburger Sparkasse spricht von einem Glücksfall. Gemeint ist Petra Schäfer. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei der Haspa. Sie lernte Gebärdensprache und Lippenlesen schon als Kind, ihre Mutter ist gehörlos, ihr Vater schwerhörig. Als sie noch in der Ausbildung war, sprach sie „eher zufällig“ gehörlose Kunden in der Bank in Gebärdensprache an. Aus dem Zufall wurde ein festes Dienstleistungsangebot, mit steigender Nachfrage. „Ich habe inzwischen einen Bestand von 350 bis 400 Kunden, er wächst stetig“, sagt Schäfer. Wenn sie innerhalb der Haspa die Filiale wechselt, nimmt sie den Kundenbestand mit.
Die Mehrzahl kommt aus Hamburg und Umgebung. Doch auch in anderen Regionen Deutschlands hat Schäfer Kunden. Sie berät auch per Video-Call oder E-Mail. „Vieler meiner Kunden betreue ich schon seit Jahren“, berichtet die stellvertretende Leiterin der Filiale im Stadtteil Farmsen. Ihre Beratung deckt alle Themen ab – von der Kontoeröffnung über das Einrichten des Onlinebankings bis hin zur Altersvorsorge und Immobilienfinanzierung.