





Trade Republic, der bekannte Neobroker mit Sitz in Berlin, steht derzeit unter massivem Druck. Trotz attraktiver Konditionen für den Handel mit Aktien und ETFs sowie der Einführung eines eigenen Girokontos, häufen sich die Beschwerden über den Kundenservice. In den vergangenen Wochen wurde das Unternehmen aufgrund dieser Probleme stark kritisiert.
Mit geschickten Marketing-Aktionen hat Trade Republic in den vergangenen Jahren viele neue Kundinnen und Kunden gewonnen. Mittlerweile nutzen mehr als vier Millionen Menschen die Plattform. Doch der rapide Kundenzuwachs brachte auch Herausforderungen mit sich. Wie die "Wirtschaftswoche" mitteilt, kämpfte das Unternehmen bereits im Herbst 2023 mit einer Flut an Kundenanfragen, die die Kapazitäten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Trade Republic übersteigen.
Um dem Ansturm Herr zu werden, bot Trade Republic laut Wiwo-Recherchen Servicemitarbeitern bis vor kurzem noch Überstunden mit einem Stundenlohn von bis zu 50 Euro an. Tausende aufgelaufenen Kundenanfragen konnten aber auch mit dieser Maßnahme offenbar nicht abgearbeitet werden.
Die Beschwerden der Kundinnen und Kunden sind vielfältig. Verzögerte Dividendenzahlungen, Schwierigkeiten bei der Ausführung von Sparplänen und Probleme beim Delisting von Kryptowährungen gehören neben dem fehlenden Support zu den häufigsten Kritikpunkten auf den gängigen Bewertungsportalen. Auch bei der Verbraucherzentrale und der Bafin gingen Beschwerden ein. Auf Nachfrage von Biallo bei der Finanzaufsicht heißt es: "Die Probleme sind der Bafin bekannt und die Bafin geht diesen nach."
Laut Wiwo hätten Insider berichtet, dass Trade Republic trotz der bekannten Probleme nur wenige neue Mitarbeiter eingestellt hat. Stattdessen seien Abgänge lediglich kompensiert worden. Die Firma erklärte jedoch gegenüber Wiwo, dass der Anteil der Anfragen im Verhältnis zur wachsenden Kundenbasis gesunken sei.
Anstatt den internen Kundenservice auszubauen, habe Trade Republic Ende Juni die Tochtergesellschaft geschlossen, die für diesen Bereich zuständig war. Der Kundenservice wird Unternehmensangaben zufolge nun an externe Dienstleister in ganz Europa ausgelagert. Diese spezialisierten Kundencenter sollen Hunderte Mitarbeiter bereitstellen, um die Anfragen zu bearbeiten. Ob durch diese Maßnahme das Vertrauen in den Neobroker bestehen bleibt, bleibt abzuwarten.
Inmitten der Umstrukturierungen hat Trade Republic offenbar nun Joachim Wuermeling, einen ehemaligen Vorstand der Bundesbank, in den Prüfungsausschuss berufen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Er soll im Spätsommer seinen Dienst antreten. Diese Personalentscheidung soll helfen, die internen Strukturen zu stabilisieren. Wie eine Sprecherin von Trade Republic gegenüber der SZ erklärte, seien die Probleme mittlerweile behoben und die Kommunikation mit der Finanzaufsicht zähle nicht zu Wuermelings Aufgaben.
Viele Kundinnen und Kunden teilen ihre Erfahrungen und Meinungen über Trade Republic online. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hatte ebenfalls Beschwerden von unzufriedenen Kunden erhalten und den Neobroker wegen irreführender Werbung abgemahnt. Trade Republic hatte daraufhin seine Werbung angepasst, um die Bedingungen klarer darzustellen.
Wie die "Bild" berichtet, versuchte Trade Republic in der Vergangenheit mehrfach durch geschickte Marketingstrategien, die Kunden von ihren Angeboten zu überzeugen. Diese Taktiken wurden jedoch von Verbraucherschützern und der Bafin kritisch betrachtet.
Wir haben bei Trade Republic bezüglich der Probleme und der Berufung von Joachim Wuermeling in den Prüfungsausschuss nachgefragt. Das Unternehmen hat sich bislang gegenüber biallo.de noch nicht geäußert.
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