


Verkehrte Welt am Immobilienmarkt: Trotz höherer Zinsen für die Baufinanzierung ist die Nachfrage nach Bestands- und Neubauwohnungen im Februar und März dieses Jahres deutlich gestiegen. Das zeigt eine Untersuchung des Immobilienportals Immoscout 24. Als Folge der höheren Nachfrage zeigten auch die Immobilienpreise eine „klare Tendenz nach oben“, heißt es in einer Mitteilung des Portals.
Wegen des geplanten Schuldenpakets der Bundesregierung waren die Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt deutlich gestiegen. So lag laut Biallo-Index der Zins für zehnjähriges Baugeld zum Jahresanfang im Durchschnitt noch bei 3,3 Prozent. Derzeit sind es knapp 3,7 Prozent. Das macht Baufinanzierungen deutlich teurer.
Anders jedoch als beim heftigen Zinsanstieg im Jahr 2022 hätten die höheren Zinsen diesmal keinen Einbruch der Kaufnachfrage nach sich gezogen. Stattdessen habe man einen „regelrechten Schub im Februar und März erlebt“, sagt Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immoscout 24: „Viele wollen jetzt noch kaufen bevor die Zinsen weiter steigen.“
In den Städten legte deshalb laut dem “Wohnbarometer” von Immoscout 24 die Wohnungsnachfrage im Schnitt um 17 Prozent zu, in den Top-8 Großstädten waren es 12 Prozent. Auch im ländlichen Raum betrug der Zuwachs 12 Prozent.
Als Folge des Nachfrageschubs wurden Bestandswohnungen deutschlandweit um 1,4 Prozent teurer (siehe Tabelle). Den stärksten Preisanstieg gab es in Stuttgart mit 2,80 Prozent und Berlin (2,60 Prozent). Neubauwohnungen verteuerten sich in Berlin sogar um 4,60 Prozent. Danach folgt München mit einem Plus von 4,00 Prozent. Bundesweit liegen die Preise für Neubauwohnungen allerdings noch unter dem Vorjahresniveau.
Bestandswohnungen | Neubauwohnungen | |||
Preissteigerung zum Vorjahr | Quadratmeterpreis 1. Quartal 2025 | Preissteigerung zum Vorjahr | Quadratmeterpreis 1. Quartal 2025 | |
Deutschland | 1,10% | 2.518 € | -1,40% | 4.037 € |
Berlin | 2,60% | 4.685 € | 4,60% | 6.676 € |
Düsseldorf | 2,30% | 4.443 € | -1,00% | 6.498 € |
Frankfurt a.M. | -0,50% | 5.200 € | -1,90% | 6.610 € |
Hamburg | 2,70% | 5.205 € | 0,70% | 6.643 € |
Köln | 1,90% | 4.170 € | 1,20% | 6.086 € |
München | 2,10% | 8.611 € | 4,00% | 11.303 € |
Stuttgart | 2,80% | 4.925 € | -1,60% | 6.901 € |
Leipzig | 2,10% | 2.877 € | 1,70% | 5.086 € |
Am teuersten ist der Wohnungskauf in München: Eine Neubauwohnung kostet dort derzeit im Schnitt 11.300 Euro pro Quadratmeter. Für eine 70 Quadratmeter-Wohnung werden demnach durchschnittlich knapp 800.000 Euro fällig. Für Bestandswohnungen müssen Käufer in der bayerischen Landeshauptstadt gut 8.600 Euro je Quadratmeter hinlegen. Vergleichsweise teuer sind Bestandswohnungen auch in Hamburg und Frankfurt. Bei Neubauten sind neben München auch Stuttgart und Berlin ein teures Pflaster.
Der Anstieg der Zinsen sorgt dabei auch dafür, dass Käuferinnen und Käufer mehr Eigenkapital in ihre Baufinanzierung einbringen. So sei der Anteil des Immobilienwertes, der durch Darlehen finanziert werde, im März 2025 unter 86 Prozent gesunken, teilt der Baukredit-Vermittler Dr. Klein mit. Der Rückgang des sogenannten „Beleihungsauslaufs“ sei so stark wie seit drei Jahren nicht mehr.
Wie es in den kommenden Wochen mit den Bauzinsen weitergeht, ist offen. Wegen der jüngsten Börsenturbulenzen rechnen einige Experten wieder mit sinkenden Zinsen. Hintergrund: Taktgeber für die Bauzinsen ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen – und die war im Zuge des Kurssturzes an den Börsen deutlich gesunken. Dass die Bauzinsen diesem Abwärtstrend folgen, ist jedoch bislang noch nicht zu sehen: Der Biallo-Index zeigt seit Mitte März einen Seitwärtstrend. Wer nach günstigen Bauzinsen Ausschau halten will, kann den Biallo Baufinanzierungs-Vergleich nutzen: