Jahrelang waren sie die Lieblinge der deutschen Fondsanleger: Von 2014 bis 2018 führten Mischfonds regelmäßig die Liste der in Deutschland von Anlegern neu gekauften Fonds an. Erst 2019 wurden sie knapp von den Immobilienfonds überholt, zeigt die jüngste Statistik des Deutschen Fondsverbands BVI. Dennoch entfällt noch immer fast ein Drittel des in Publikumsfonds verwalteten Anlagevermögens von gut 1,1 Billionen Euro auf Mischfonds.
Die Zusammensetzung und Anlagestrategie solcher Fonds ist jedoch höchst unterschiedlich. So gibt es neben herkömmlichen Mischfonds auch sogenannte Multi-Asset-Fonds. Sie versprechen vor allem krisensichere Renditen, indem sie das Vermögen des Anlegers auf unterschiedliche Anlageklassen verteilen – und dabei ein aktives Risikomanagement betreiben.
Die Unterschiede zwischen Mischfonds und Multi-Asset-Fonds
Klassische Mischfonds investieren fast ausschließlich in Aktien und Anleihen. Die Idee dabei: Die beiden Anlageklassen entwickeln sich oft unterschiedlich. Im Fachjargon nennt man das negative Korrelation. In verschiedenen Marktphasen kann damit das eine Investment das andere abfedern. Es ist allerdings keineswegs ausgeschlossen, dass Aktien und Anleihen gleichzeitig Schwächen zeigen. In einem solchen Fall drohen einem Mischfonds herbe Verluste.
Um dieses Risiko zu verringern, setzen Multi-Asset-Fonds neben Aktien und Anleihen auf weitere Anlageklassen ("Assets"). Das können Gold, Rohstoffe, Immobilien oder Währungen sein. Auch alternative Anlagen wie etwa Private Equity – also die Beteiligung von Anlegern an meist jungen, innovativen Unternehmen –, können zur Strategie eines Multi-Asset-Fonds gehören. Mit Derivaten, wie etwa Optionsscheinen, sichern die Fonds darüber hinaus oft Marktrisiken ab.
Biallo-Tipp
Das Ziel der Multi-Asset-Fonds
Ziel der Mischung verschiedener Assets ist es vor allem, das Verlustrisiko gering zu halten. Ihre erste Hochphase erlebten die Fonds daher auch nach der Finanzkrise 2008, als Anleger nach stabilen Anlagemöglichkeiten suchten, die gleichzeitig in unterschiedlichen Marktphasen passable Renditen versprachen.
In Zeiten niedriger Zinsen etwa werfen Rentenpapiere eher schlechte Erträge ab. Dafür jedoch steigen wegen der hohen Geldmenge im Markt die Aktienkurse. Boomt die Wirtschaft, legen die Preise der Rohstoffe zu. Gleichzeitig sinken dann meist die Notierungen von Gold. Und je nach Konjunkturentwicklung und wirtschaftlicher Stärke unterschiedlicher Länder sind auch die Wertentwicklungen verschiedener Währungen unterschiedlich hoch.
Mit Multi-Asset-Fonds kaufen Anleger daher ein ganzes Bündel an Anlagestrategien in einem Fonds. Idealerweise setzt sich der Fonds dabei so zusammen, dass sein Wert in günstigen Marktphasen steigt. In Schwächephasen sollte er dagegen zumindest stabil bleiben. Die Strategien der Fonds unterscheiden sich aber zum Teil deutlich – und damit auch deren Erträge (siehe Tabelle unten).
Die Kosten der Multi-Asset-Fonds
Multi-Asset-Fonds sind aktiv gemanagte Fonds. Je nach Marktphase schichten sie Vermögen in die verschiedene Anlageklassen um. Dieses Fondsmanagement ist mit Kosten verbunden. Mischfonds und Multi-Asset-Fonds sind daher oft vergleichsweise teuer. Die laufenden Kosten können durchaus bei zwei Prozent und mehr liegen. Zum Vergleich: Bei passiv gemanagten ETFs fallen im Schnitt nur 0,2 Prozent an – also etwa ein Zehntel.
Außerdem gibt es bei aktiven Fonds in der Regel einen Ausgabeaufschlag. Er liegt oft bei fünf, mitunter sogar bei sechs Prozent. Und: Viele Fondsgesellschaften erheben bei den Multi-Assets-Fonds eine sogenannte Erfolgsprämie ("Performance Fee"). Abhängig von der Entwicklung des Fonds kann sie die Kosten deutlich erhöhen. Eine solche Prämie fällt etwa bei dem in der Tabelle aufgeführten DWS-Fonds Concept Kaldemorgen an. Sie liegt dort bei 1,11 Prozent.
Da die Fonds verschiedene Anlageklassen vereinen, gibt es im Mulit-Asset-Bereich keine ETFs. Diese bilden stets einen Index ab – und damit einen bestimmten Marktbereich. Multi-Asset-Fonds spiegeln mit ihren unterschiedlichen Anlageklassen dagegen die Entwicklung verschiedener Märkte wider.
Die Renditen von Multi-Asset-Fonds
Die Anlage-Mischung von Multi-Asset-Fonds zielt vor allem darauf ab, Risiken gering zu halten. Die Fonds sind dagegen nicht unbedingt renditestark. Dies liegt zum einen an den relativ hohen Kosten. Auf der anderen Seite führt der Anlagemix mitunter dazu, dass zwar im Aufschwung Anlageklassen wie Aktien eine gute Rendite erzielen. Defensivere Assets dagegen bremsen dann die Renditeentwicklung eher.
Die Performance des Fonds hängt dann vor allem davon ab, in welchem Maße und mit welchem Erfolg der Fondsmanager das Vermögen im Fonds umschichtet. Im besten Fall gewichtet er die Anlageklasse am stärksten, die in der jeweiligen Marktphase den größten Ertrag erzielt. Ein solches "Market Timing" ist jedoch äußerst schwierig. Zahlreiche Studien zeigen, dass nur wenige Fondsmanager den Vergleichsindex auf Dauer schlagen können.
Hinzu kommt die unterschiedliche Zusammensetzung und Schwerpunktsetzung der Fonds: Sie bestimmt die Renditeentwicklung des Fonds mit. Anleger sollten daher bei der Auswahl der Fonds genau auf deren Anlageschwerpunkte und die im Fonds enthaltenen Produkte achten.
Ausgewählte Multi-Asset-Fonds im Vergleich
Fonds | Ausgabeaufschlag / Laufende Kosten |
Anlageziele | Performance 1 Jahr |
Performance 3 Jahre |
Performance 5 Jahre |
ACATIS Datini Valueflex Fonds A | 6,00 % / 1,65 % |
Bei dem Fonds steht der Value-Gedanke im Vordergrund. Er investiert weltweit in sämtliche Anlageklassen auf lange Sicht. Investments werden entweder auf Basis von Fonds oder eines Baskets an Einzeltiteln umgesetzt. | 32,98% | 28,46% | 107,54% |
EquityFlex P* | 5,00 % / 1,02 % |
Der Fonds versucht mithilfe von derivatbasierten Strategien eine marktgerechte Rendite über die der US-Aktienmärkte hinaus zu erwirtschaften. Um dies zu erreichen, investiert der Fonds überwiegend weltweit in Anleihen, Geldmarktinstrumente, Sichteinlagen, Zielfonds und Derivaten. | 28,01% | 54,76% | 115,44% |
LOYS Global MH B | 5,00 % / 1,73 % |
Anlageziel des Fonds ist die Erwirtschaftung einer jährlichen positiven absoluten Rendite. Hierzu investiert dieser stark auf Aktien fokussierte Mischfonds in möglichst signifikant unterbewertet erscheinende Unternehmen auf dem gesamten Erdball. | -5,45%** | -9,54%** | 27,12%** |
DWS Concept Kaldemorgen EUR LC | 5,00 % 1,55 % |
Der Fonds verfolgt eine Total Return Strategie. Das bedeutet: Er versucht auf bestimmte Zeitpunkte hin eine positive Rendite zu erzielen. Der Gewinn entsteht aus der Über- und Unterbewertung bestimmter Anlageklassen. Zur Absicherung werden Derivate verwendet. | -1,23% | 5,73% | 13,24% |
Flossbach SICAV Multiple Opportunities R | 5,00 % 1,63 % |
Der Fonds investiert sein Vermögen in Aktien, Anleihen, Gold, Geldmarktinstrumente, Zertifikate und andere Fonds. Bis zu 25 Prozent des Fondsvermögens können in Kapitalbeteiligungen angelegt sein, bis zu 15 Prozent direkt in Gold. | 4,46%** | 18,10%** | 30,87%** |
Quelle: biallo.de / Mountain-View Data GmbH; Performance zum Stichtag 3. Dez. 2020; *Performance in US-Dollar. **Performance zum Stichtag 4. Dez. 2020.