





Auf einen Blick
Bei der Geldanlage fallen stets Gebühren und Kosten an. Kein Investment ist gebühren- oder kostenfrei. Zu den klassischen Kosten der Geldanlage gehören die Depotgebühren, die Order- und Transaktionskosten, die Geld-Brief-Spanne (Spread) und die produktspezifischen Gebühren.
Exchange Traded Funds (ETFs) gelten als besonders kostengünstig. Bei Investmentfonds, Vermögensverwaltern und Robo-Advisors gibt es dagegen neben den Verwaltungsgebühren mitunter noch eine weitere Gebühr: Manche Anbieter berechnen fixe jährliche Kosten und zudem eine erfolgsabhängige Gebühr – die sogenannte “Performance Fee”. In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen die Performance Fee und die damit verbundene “High Watermark” (Hochwassermarke).
Die High Watermark dient als Referenzgröße zur Berechnung der Performance Fee. Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Vergütung, die nur fällig wird, wenn Fonds, Robo-Advisor oder eine Vermögensverwaltung einen Gewinn für Anleger und Anlegerinnen erzielen. In der Regel ist die Performance Fee eine zusätzliche Gebühr. Für die Verwaltung und das Management kommen noch fixe Kosten hinzu. Diese Kosten werden meistens jährlich berechnet. Die Performancegebühr variiert je nach Anbieter. Sie liegt bei fünf bis 30 % des Gewinns. In der Vergangenheit verlangten hauptsächlich Hedgefonds eine erfolgsabhängige Zusatzgebühr. Mittlerweile ist die Performance Fee weit verbreitet.
Zur Berechnung der Performancegebühr gibt es verschiedene Methoden. Eine dieser Methoden ist das High Watermark-Prinzip oder auch die High Watermark-Methode. Bei der High Watermark-Methode geht es darum, einen neuen Höchststand des Anlagewerts zu erreichen. Die Differenz aus neuem und altem Höchststand dient als Grundlage für die Berechnung der Erfolgsgebühr.
Sobald ein Investmentfonds, eine Vermögensverwaltung oder ein Robo-Advisor einen neuen Höchststand erreicht, gilt diese Marke als neue High Watermark. Eine erfolgsabhängige Gebühr, die Performance Fee, darf erst dann berechnet werden, wenn diese High Watermark übertroffen wird. Dann zahlen Anleger und Anlegerinnen eine Erfolgsprämie.
Ein Beispiel: Zum Ende der vergangenen Abrechnungsperiode erreichte Investmentfonds X einen neuen Höchststand bei 120 € je Anteil. Das bedeutet, dass die Performance Fee lediglich für Gewinne anfällt, welche die alte High Watermark von 120 € übersteigen. Angenommen, in zwei Jahren steht die neue High Watermark bei 130 €. Dann dient die Differenz aus neuer und alter High Watermark als Berechnungsgrundlage für die Performancegebühr.
Berechnung: (Neue High Watermark - alte High Watermark) x Performancegebühr : 100 = Preis je Anteil. In unserem Beispiel hieße das: (130-120) x 15 : 100 = 1,5.
Falls der Fonds in der Zwischenzeit Verluste erzielt, sorgt das High Watermark-Prinzip dafür, dass diese erst durch Gewinne ausgeglichen werden, bevor wieder eine Erfolgsgebühr fällig wird. Ohne dieses Prinzip müssten Anleger bei jedem neuen Hoch, das vom gefallenen Kurs aus erreicht wird, erneut eine Gebühr zahlen.
Es gibt drei Modelle, die als Berechnungsgrundlage für die Performance Fee dienen können.
Eine erfolgsabhängige Vergütung mit einer Benchmark – also einem Vergleichsindex – ist nur dann möglich, wenn die Wertpapieranlage einen Anlageschwerpunkt hat. So muss etwa ein Aktienfonds mindestens 51 Prozent in Aktien investieren, ein Rentenfonds mindestens 51 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere.
Das Fondsmanagement versucht in solchen Fällen, die Benchmark zu schlagen und somit eine höhere Rendite zu erzielen. Wenn das Ergebnis besser als die Performance des Vergleichsindex ausfällt, bezeichnet man das als Outperformance.
Als Alternative zum Benchmark-Modell bietet sich die Hurdle-Rate an. Hurdle ist das englische Wort für Hürde. Bei dieser Methode muss das Fondsmanagement eine vorab definierte Mindestrendite oder Minimalverzinsung festlegen und diese Hürde übertreffen. Wird das Kapital also nicht mindestens in Höhe der Hurdle-Rate verzinst, erhält das Management auch keine Erfolgsgebühr.
Beim High Watermark-Prinzip besteht das Ziel darin, regelmäßig einen neuen Höchststand zu erreichen. Wichtig ist die Definition einer Abrechnungsperiode. Der Zeitraum beträgt mindestens zwölf Monate, beispielsweise vom 01.10. bis zum 30.09. eines Kalenderjahres. Die Wertentwicklung der Anlage wird dabei auf Grundlage der BVI-Methode ermittelt. Diese Methode wurde vom Bundesverband Investment und Asset Management e.V. (BVI) entwickelt. Dabei werden die Anteilswerte zu Beginn und zum Ende der Abrechnungsperiode verglichen. Der Anteilswert ergibt sich jeweils aus allen vom Fonds gehaltenen Anlagen abzüglich der Kosten. Man spricht daher von Netto-Performance.
Eine Kombination aus festen Gebühren und Performancegebühren ist möglich. Einige Investmentfonds und Vermögensverwalter erheben sowohl eine fixe Verwaltungsgebühr als auch eine erfolgsabhängige Performance Fee. Der Investmentfonds muss diese Erfolgsprämie im Verkaufsprospekt offenlegen. Das Verkaufsprospekt gehört neben dem Basisinformationsblatt und dem Jahresbericht zu den wichtigsten Unterlagen im Fondsbereich.
Wichtig ist, dass die Performance Fee auf Grundlage einer zuvor definierten Referenzgröße ermittelt wird. Für Anleger und Anlegerinnen muss ersichtlich sein, wie hoch die Performance Fee ist und wie sie berechnet wird.
Die Kontrolle der Anlagebedingungen ist wichtig, um unangemessene Kosten und Gebühren zu vermeiden. Auf europäischer Ebene findet deshalb eine Regulierung durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) statt. Hierzulande prüft die BaFin die Anlagebedingungen.
Das sind die wichtigsten Bedingungen für das High Watermark-Prinzip:
Ein Beispiel: Fonds XY hat eine Abrechnungsperiode vom 01.10. bis zum 30.09. des darauffolgenden Jahres. In den vergangenen fünf Abrechnungsperioden erzielte der Fonds folgende Ergebnisse:
Aktuell steht die High Watermark damit bei 110 € je Anteil. Zum Ende der nächsten Abrechnungsperiode beträgt der Wert eines Fondsanteils 120 €. Dieser Wert stellt die neue High Watermark dar. Fonds XY verlangt eine Performance Fee von 15 Prozent. Die Differenz aus neuer und alter High Watermark ergibt 10 € je Anteil. Somit beträgt die Performance Fee 1,50 € je Anteil.
Für die Gewinne während der vierten und fünften Abrechnungsperiode fällt keine Performance Fee an, da die alte High Watermark nicht übertroffen wurde.
In diesem Abschnitt folgt ein kurzer Überblick zu den Vor- und Nachteilen des High Watermark-Prinzips
Auch einige Robo-Advisor berechnen eine Performance Fee. Insbesondere arbeiten die digitalen Vermögensverwaltungen von Solidvest und Estably mit einer Erfolgsgebühr.
Solidvest ist die Online-Vermögensverwaltung der DJE Kapital AG. Der Robo-Advisor Solidvest* bietet Ihnen vier verschiedene Anlagestrategien, je nach Risikobereitschaft. Der wachstumsorientierte Solidvest 50/50 investiert zu 50 Prozent in Aktien und zu 50 Prozent in Anleihen. Bei einer Anlagesumme zwischen 10.000 € und 100.000 € beträgt die jährliche Servicegebühr 1,4 Prozent. Ab Beträgen über 100.000 € sinkt die Servicegebühr auf 1,1 Prozent. Diese Gebühr deckt alle Transaktionskosten und die Kosten für die Depotführung ab. Hinzu kommt noch eine erfolgsabhängige Performance Fee in Höhe von 10 Prozent. Die Performance Fee wird auf Grundlage des High Watermark-Prinzips berechnet.
Der Modern Value 60 von Estably* investiert 60 Prozent in Aktien und 40 Prozent in Anleihen. Die All-in Kosten (“All-in Fee”) betragen bei Estably 1,2 Prozent pro Jahr, wenn Sie als Depotbank die Baader Bank mit Sitz in Deutschland wählen. Wenn Sie sich für die Liechtensteinische Landesbank entscheiden, sind es 1,5 Prozent im Jahr. Bei der Baader Bank beträgt die Mindestanlagesumme 20.000 €, bei der Liechtensteinischen Landesbank sind es 50.000 €.
Die All-in-Kosten enthalten bei Estably Konto- und Depotführung, Bankspesen sowie die Transaktionskosten. Darüber hinaus verlangt Estably eine Performance Fee von 10 Prozent. Die Performancegebühr orientiert sich am High Watermark-Prinzip.
Der nachhaltige Value Green 60 von Estably hat das gleiche Gebührenmodell wie der Modern Value 60, eine Kombination aus fixer Servicegebühr und erfolgsabhängiger Prämie. Allerdings investiert der Estably Value Green 60 nur in Unternehmen oder Anleihen, die gemäß ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) die Vorgaben in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung erfüllen.
Bei Biallo finden Sie eine Übersicht mit den besten Robo-Advisors im Performance Vergleich.