Was ist der Kauf-/Verkaufs-Spread?
In diesem Abschnitt befassen wir uns mit dem Kauf-Verkaufs-Spread – der Geld-Brief-Spanne. Zudem erläutern wir, welche Faktoren den Spread beeinflussen. Zunächst ordnen wir die Begrifflichkeiten ein. Somit erhalten Sie eine Übersicht. Anschließend erläutern wir die Zusammenhänge.
Geld und Brief (Bid und Ask) – Angebot und Nachfrage
Die beiden Preise beziehungsweise Kurse, die Ihnen beim Wertpapierhandel angezeigt werden, nennt man Geldkurs und Briefkurs. Die englischen Ausdrücke hierfür sind Bid und Ask. Im Börsenjargon werden teilweise auch die Kurzformen verwendet. Es kann also vorkommen, dass nur von Geld oder Brief die Rede ist. Die Differenz zwischen den genannten Kursen wird als Spread, Geld-Brief-Spanne oder Bid-Ask-Spread, bezeichnet. In der fachlichen Sprache bezeichnet man den ask-price (Briefkurs) auch als ’offer price‘ – der Angebotspreis.
Im ersten Moment sieht das nach einer Menge an Fachausdrücken aus. Es ist aber einfacher als zunächst vermutet. Nun kommen wir zur Bedeutung der Begriffe. Grundsätzlich können Sie sich Folgendes einprägen:
- Der Briefkurs (Ask) liegt über dem Geldkurs (Bid).
- Als Privatanleger zahlen Sie beim Wertpapierhandel den höheren Briefkurs, wenn Sie kaufen.
- Wenn Sie verkaufen, dann erhalten Sie den geringeren Geldkurs.
- Die Spanne zwischen den beiden Kursen ist der Spread.
Wir können also festhalten, dass Marktteilnehmer Aktien, ETFs oder sonstige Wertpapiere bei sofortiger Ausführung zum Ask-price erhalten. Bei sofortigem Abschluss der Order können Sie ihre Wertpapiere zum Bid-price verkaufen. Wenn Sie eine Aktie zum Briefkurs kaufen und direkt zum Geldkurs verkaufen, dann erleiden Sie einen Verlust in Höhe des Spreads zuzüglich Ordergebühren. Folglich sollten Anleger nicht nur auf die Handelsgebühren, sondern auch auf die Spreadkosten achten.
Diese Faktoren beeinflussen den Spread
Folgende Faktoren können den Bid-Ask-Spread beeinflussen:
Spreadkosten variieren je nach Broker
Selbstverständlich variieren die Spreads je nach Depotanbieter. Einige Onlinebroker haben sehr niedrige Spreads, dafür höhere Handelsgebühren und umgekehrt. Als Anleger sollten Sie stets darauf achten, dass bei Ihrem Broker zumindest marktübliche Spreads anfallen. Eine gute Orientierung bietet der Referenzmarkt Xetra.
Börslicher oder außerbörslicher Handel
Hier kommen wir auch schon zum nächsten Faktor – den Handelszeiten. In der Regel sind die Spreads während des Xetra-Handels, insbesondere am Nachmittag, am geringsten. Das liegt daran, dass ab 15:30 Uhr (MESZ) die amerikanischen Börsen den Wertpapierhandel eröffnen. Zu dieser Zeit wird unter Normalbedingungen am meisten gehandelt. Im außerbörslichen Handel beziehungsweise dem nachbörslichen Handel müssen Sie wahrscheinlich mit höheren Spreadkosten rechnen.
Standardwerte oder Nebenwerte
Selbstverständlich spielt auch die Art des gehandelten Wertpapiers eine große Rolle. Sie können davon ausgehen, dass beim Handel mit Nebenwerten oder exotischen Wertpapieren stets höhere Geld-Brief-Spannen anfallen als beim Handel mit Standardwerten, die eine hohe Liquidität aufweisen. Wenn Sie etwa die Aktie eines international renommierten und beliebten Konzerns handeln, können Sie von niedrigen Spreads ausgehen. Das Gleiche gilt für ETFs. Sobald Sie Nebenwerte von kleineren Unternehmen kaufen, werden Sie in der Regel mit höheren Spreadkosten konfrontiert. Je nach Wertpapier können diese Spreads sehr hoch sein.
Liquidität und Handelsvolumen sind entscheidend
Einer der wichtigsten Faktoren ist also die Liquidität des Wertpapiers. Je höher diese ist, desto einfacher kommt der Handel zustande. Ein hohes Handelsvolumen ist in der Regel von Vorteil. Je nach Marktsituation können auch turbulente Phasen entstehen. Wenn beispielsweise wichtige Meldungen anstehen, ist zum Teil eine erhöhte Volatilität zu beobachten. In diesen Phasen gibt es größere Kursschwankungen. Folglich schwankt der Markt und die Spreadkosten sind hoch.
Formel für die Berechnung des Bid-Ask-Spreads
Bisher haben wir erläutert, was ein Spread ist und welche Faktoren Einfluss nehmen auf die Bid-Ask-Spreads. Als Nächstes betrachten wir anhand eines einfachen Beispiels, wie die Geld-Brief-Spanne berechnet wird.
In der nachfolgenden Veranschaulichung berechnen wir den Spread von Aktie XY:
Angenommen, die Aktie XY notiert aktuell zu einem Geldkurs von 99,70 Euro und einem Briefkurs von 100 Euro. Wenn Sie nun direkt zum genannten Preis kaufen und kein Limit setzen, erwerben Sie die Aktie XY zum Kurs von 100 Euro. Ihre Spreadkosten betragen in diesem Fall 0,30 Euro bzw. 0,3 %.
Absolut ausgedrückt:
- Geld-Brief-Spanne = Briefkurs (Ask) - Geldkurs (Bid)
Relativ ausgedrückt:
- (Spread absolut / Briefkurs) * 100 = Geld-Brief-Spanne in Prozent.
Wenn Sie die Gesamtkosten kalkulieren wollen, müssen Sie noch die Handelsgebühren einbeziehen. Eine Kombination aus niedrigen Ordergebühren und marktüblichen beziehungsweise geringen Spreads ist optimal.
In diesem Szenario gehen wir von einer Market-Order aus, die sofort ausgeführt wird. Alternativ können Sie eine Limit-Order verwenden. Hierbei legen Sie ein Limit fest, das erreicht werden muss, bevor es zur Orderausführung kommt.
Für welche Vermögenswerte werden Spreadkosten berechnet?
Wie bereits erwähnt, variieren die Spreadkosten je nach Finanzinstrument und Broker. Ob Sie nun Aktien, ETFs, Investmentfonds, Rohstoffe, Anleihen, Kryptowährungen oder Derivate handeln – es fallen Spreadkosten an. Je nach Marktphase, Broker und Liquidität des Wertpapiers fällt der Bid-Ask-Spread jedoch kaum ins Gewicht. Bei sehr liquiden Aktien liegen Bid und Ask fast gleichauf – zumindest unter Normalbedingungen.
Bei Kryptowährungen sind die Spreadkosten teilweise sehr hoch. Grundsätzlich sollten Sie stets auf die Gesamtkosten achten, also auf die Kombination aus Ordergebühr und Spreadkosten.
Welche Alternativen gibt es für Händler zu den Spreadkosten?
Es gibt auch Anbieter, die keine Spreadkosten aufschlagen. In diesem Fall können Anleger direkt zum Marktpreis handeln. Diese Anbieter werden als Zero Spread Broker bezeichnet. Falls kein zusätzlicher Spread anfällt, verlangt der Broker jedoch eine Handelskommission (Provision beziehungsweise Handelsgebühr).
Diese Zero-Spread-Modelle begegnen uns oftmals im Forex-Bereich. Beim Forex-Trading, dem Handel mit Währungspaaren ( zum Beispiel Euro/US-Dollar), gibt es Anbieter, die ohne Spreadkosten agieren. Dafür fällt dann eine Handelskommission an. Für Daytrader sind möglichst geringe Gesamtkosten umso wichtiger, da sie in der Regel mehrmals täglich handeln.
Grundsätzlich können Sie sich merken: Entweder verdient Ihr Broker an den Handelsgebühren oder an den Spreads. Einen komplett kostenlosen Handel gibt es nicht.
Gibt es Anbieter, die ausschließlich Spreadkosten berechnen?
Wenn Sie als Anleger mit marktüblichen Spreads einverstanden sind und eher geringe Ordergebühren bevorzugen, dann könnten Neobroker eine Option sein. Die folgenden Anbieter verlangen (fast) keine Handelsgebühren:
Bei Trade Republic zahlen Sie aktuell eine fixe Kostenpauschale von einem Euro je Order. Die Ausführung von Aktiensparplänen ist sogar kostenfrei. Der Smartbroker bietet verschiedene Preismodelle an. Über den Handelsplatz Gettex ist der Handel von Aktien, Fonds, ETFs und Anleihen gebührenfrei – Voraussetzung ist hierfür eine Order ab 500 Euro.
Scalable Capital bietet ebenfalls einen preiswerten Wertpapierhandel an. Für den Aktienhandel verlangt der Broker eine Ordergebühr von 0,99 Euro. Aktien- und ETF-Sparpläne werden gebührenfrei ausgeführt. JustTrade bietet Ihnen Wertpapierhandel ohne Orderprovision, ihre einzigen Kosten sind also die marktüblichen Spreads. Allerdings beträgt das Mindestordervolumen 500 Euro.
Nun fragen Sie sich, wie diese „No-fee“- beziehungsweise „Low-fee“-Broker Geld verdienen. Durch die Vermittlung der Trades (Orders) an den sogenannten Market Maker erhalten die Neobroker Vergütungen. Neobroker wie Trade Republic erhalten also Vergütungen für die Weiterleitung der Order. In diesem Fall erfolgt der Handel ausschließlich über Lang & Schwarz. Dieses Modell ist auch bekannt als „Payment for Order Flow“.
Broker mit festen Handelsgebühren vs. Spread
Was nun tatsächlich besser beziehungsweise günstiger für Sie ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Warum nicht das Beste aus beiden Welten verbinden und auf mehrere Broker setzen?
Wenn Sie eher der Typ Buy-and-Hold sind, also kaufen und viele Jahre liegen lassen, dann stehen die Ordergebühren nicht so sehr im Vordergrund. Selbstverständlich sollten Sie bei jeder Order darauf achten, nicht unnötig hohe Gebühren oder Spreads zu bezahlen. Wer hingegen viel handelt, sogar täglich tradet, wird eher geringe Spreads bevorzugen und nach Möglichkeit direkt zum Marktpreis handeln.
So oder so gilt: Möglichst geringe Gesamtkosten (Orderprovisionen plus Spreadkosten) sind stets von Vorteil.
Lassen Sie sich weder von Zero-Spread-Angeboten noch vom Wertpapierhandel zum Nulltarif locken. Beides hat Vor- und Nachteile und in beiden Kategorien gibt es auch schwarze Schafe. Viel wichtiger ist, dass Sie einen seriösen Broker mit einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis wählen. Außerdem sollten Sie alle Finanzinstrumente handeln können, die Sie für Ihre Anlagestrategie benötigen.
Abschließend wollen wir noch auf eine Studie hinweisen, die zum Ergebnis gekommen ist, dass Kunden bei Neobrokern wie Trade Republic im Durchschnitt den gleichen oder sogar einen geringeren Spread als bei Xetra zahlen. Das bedeutet nicht, dass Sie bei Trade Republic zwingend günstiger handeln als direkt über Xetra.
Wenn Sie beispielsweise Nebenwerte handeln, dann sind andere Broker vermutlich die bessere Wahl. Daher ist es sinnvoll unterschiedliche Anbieter und deren Depots zu vergleichen.