





Auf einen Blick
Der Aktienmarkt ist im Moment nichts für schwache Nerven. Nach der Pleite der US-Kreditinstitute Signature Bank, Silicon Valley Bank sowie Silvergate und der Schweizer Bank Credit Suisse, kam es am vergangenen Freitag zu einem starken Ausverkauf im Bankenbereich. Auch Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank kamen unter die Räder. Mittlerweile scheint sich die Lage zwar wieder etwas beruhigt zu haben, dennoch sind viele Anlegerinnen und Anleger am Kapitalmarkt verunsichert. In diesem Artikel gehen wir auf die Gründe der jüngsten Bankenpleiten ein, beleuchten die Auswirkungen auf die deutsche Finanzwirtschaft und erklären Ihnen, was Sie als Anlegerin oder Anleger beachten sollten.
Wir sind in unserem Artikel zur Pleite der Silicon Valley Bank bereits auf die Gründe für das Scheitern eingegangen. Besonders die Erhöhung der Zinsen, regulatorische Unsicherheiten, ein sehr homogener Kundenkreis und das Abziehen von Kundeneinlagen haben zu einer Vertrauenskrise geführt und somit die US-amerikanischen Banken ins Taumeln gebracht.
Sowohl die Signature Bank wie die Silicon Valley Bank als auch Silvergate waren bekannt für ihren sehr einheitlichen Kundenkreis, der aus Kryptounternehmen, Start-ups und Technologieunternehmen bestand. Nachdem durch regulatorische Unsicherheiten immer mehr Kundinnen und Kunden ihre Einlagen abgezogen hatten, sorgte dies für eine Kettenreaktion und führte schließlich zur Zahlungsunfähigkeit der genannten US-Banken. Liquide Mittel aus eigener Kraft mittels Abverkäufe von Zinsanleihen zu beschaffen, bescherte beispielsweise der Silicon Valley Bank einen enormen Verlust, da infolge des rapiden Zinsanstiegs die älteren Anleihebestände drastisch an Wert verloren.
Auch die Pleite der Schweizer Großbank Credit Suisse ist womöglich auf Liquiditätsprobleme zurückzuführen. Da das Schweizer Kreditinstitut in den vergangenen Jahren immer wieder in die Negativschlagzeilen geriet, war das Vertrauen der Kundinnen und Kunden in die Credit Suisse bereits angekratzt. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg haben Kundinnen und Kunden allein im vierten Quartal insgesamt rund 111 Milliarden Schweizer Franken abgezogen. Dieser Vertrauensverlust spitzte sich in den vergangenen Wochen weiter zu, als der größte Aktionär, die Saudi National Bank, erwähnte, die bestehenden Beteiligungen nicht mehr zu erhöhen. Schließlich konnte die Credit Suisse nur per Zwangsübernahme durch den größeren Lokalrivalen UBS und mit Milliardengarantien von Schweizer Nationalbank und Bund gerettet werden.
Sobald Banken scheitern, kann es schnell zu einer Kettenreaktion kommen. Besonders der Vertrauensverlust in Kreditinstitute spielt dabei eine wesentliche Rolle und wirkt sich auch auf die deutsche Finanzwirtschaft aus. In der Tagesschau hieß es am Freitag dazu: „Die Furcht vor einer unkontrollierbaren Fortsetzung der Bankenkrise schickt den DAX auf Talfahrt. Die Titel der Deutschen Bank geraten unter die Räder, auch andere Banken fallen tief ins Minus.“
Neben der Aktie der Deutschen Bank, die zu Beginn des Jahres noch bei über 11,00 Euro notierte und am vergangenen Freitag in der Spitze um bis zu fünf Prozent einbrach und zwischenzeitlich unter 8,00 Euro rutschte, verloren auch Papiere der Commerzbank stark an Wert und zogen den Dax mit nach unten. Mittlerweile sind die Verluste zum Teil wieder ausgeglichen.
Ein Auslöser für den Kurssturz könnte gewesen sein, dass die Prämien für Kreditausfallversicherungen, die sogenannten Credit Default Swaps (CDS), bei der Deutschen Bank innerhalb eines Tages sprunghaft in die Höhe schossen. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg beschäftigen sich jetzt Finanzaufseher mit dem Fall, ob es sich dabei womöglich um Kursmanipulation von sogenannten Leerverkäufern (Short Seller) handelt.
Dennoch ist der Bundesverband der deutschen Banken (BdB) der Meinung, dass die deutschen Banken robust, stabil und widerstandsfähig seien. Zudem sei die deutsche Einlagensicherung nicht gefährdet. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) beteuerte, dass die Banken in Deutschland keine Probleme hätten und die Ersparnisse sicher seien. Einige Experten und sogenannte Crash-Propheten, die einen Vergleich zur Finanzkrise 2008 ziehen, sehen dies jedoch anders, obwohl die Gründe für das jetzige Scheitern nicht deckungsgleich mit der Immobilienblase von damals sind. So gelten seit der Finanzkrise im Jahre 2008 in Europa deutlich strengere Auflagen in Bezug auf vorhandenes Eigenkapital und es werden nicht wie beispielsweise in den USA für einige kleinere Unternehmen Ausnahmen gemacht. Zudem sind noch zur bestehenden gesetzlichen Einlagensicherung die Kundengelder in Deutschland durch freiwillige Einlagensicherungsfonds und Schutzmechanismen zusätzlich abgesichert.
Trotzdem besteht auch bei den deutschen Banken ein Restrisiko. Zum einen wurde besonders in Niedrigzinszeiten in risikoreiche Wertpapiere investiert und zum anderen haben die meisten Kreditinstitute Anleihen zu niedrigen Zinsen im Bestand. Im Falle hoher Abzüge von Kundeneinlagen (Bank Run) und dem daraus resultierenden Liquiditätsbedarf müssten etwa einige durch Zinserhöhungen im Wert gesunkene Anleihen verkauft werden. Dies würde wiederum zu realisierten Verlusten führen.
Für Anlegerinnen und Anleger heißt es weiterhin Nerven bewahren, da die Unsicherheiten sich auf die verschiedenen Märkte auswirken können. Dies resultiert aus der Psychologie der Marktteilnehmer, im Fachjargon “Behavioral Finance” genannt. Durch Soziale Medien, Internetforen und sogenannte Crash-Propheten sollten Sie sich nicht beeinflussen lassen, da vermehrt mit Halbwissen argumentiert wird. Hinterfragen Sie immer die Motivation hinter den typischen Angst- und Panikbeiträge und nutzen Sie immer verschiedene Quellen und Fachinformationen.
Denken Sie auch immer daran, dass Sparerinnen und Sparer hierzulande durch die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Kunde und Institut geschützt werden. Dazu sind viele heimische Banken auch freiwillige Mitglieder im Einlagensicherungsfonds der Bundesverbands deutscher Banken, wodurch die zusätzliche Sicherungsgrenze je nach Bank bis zu fünf Millionen Euro pro Privatanleger beträgt.
Knapp 90 Prozent der deutschen Internet-Nutzerinnen und -Nutzer ab 16 Jahren greifen auf Soziale Medien zu. Für nahezu jeden Lebensbereich und jede Branche gibt es Beiträge, Gruppen und Influencer. Besonders die junge Generation nutzt auch beim Thema Finanzen gerne die Sozialen Medien als Informationsquelle. Dieses ist zunächst als durchaus positiv zu bewerten, da finanzielle Bildung leider kein Pflichtfach in der Schule ist. Dennoch tummeln sich auch vermehrt die bereits erwähnten Crash-Propheten, die teilweise unqualifizierte Finanztipps geben. Diese können besonders für unerfahrene Anleger gefährlich sein, da sie dazu verleitet werden können, riskante Investitionen zu tätigen, die am Ende ihr Kapital gefährden. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass einige Finanzgurus wirklich an ihre Theorien glauben und anderen Menschen helfen möchten. Allerdings gibt es auch Crash-Propheten, die das Ziel haben, mit Ihrer Angst Geld zu verdienen. Die Angst vor einer möglichen Finanzkrise ist eine treibende Kraft für viele Crash-Propheten, die oft ihre eigene Bekanntheit und Reichweite erhöhen wollen, um beispielsweise als Buchautoren mehr Einkommen zu generieren oder auf eigene Finanzprodukte zu verweisen. Hier verdienen sie oft an Provisionen oder an steigenden Kursen, die durch eine herbeigeführte Nachfrage entstehen sollen.
In Deutschland ist einer der bekanntesten Crash-Propheten Dirk Müller, der auch als “Mr. DAX” bekannt ist. Er behauptet oft, dass eine Finanzkrise bevorsteht und die Anleger sich vorbereiten müssen. Diese Aussagen sind oft nicht auf Fakten basierend, sondern reine Spekulation. Außerdem verweist Dirk Müller immer wieder auf seinen eigenen Fonds, was darauf schließen lässt, dass viele getätigte Panikaussagen eine Werbefunktion haben sollen. Wir haben für Sie bereits den Dirk Müller Premium Aktien-Fonds getestet und sind nicht überzeugt. Zudem fallen viele Internetbewertungen ebenfalls nicht positiv aus.
Ein weiteres bekanntes Beispiel ist der ehemalige Fondsmanager Max Otte. Er bezeichnet sich selbst als Crash-Prophet, ist Bestsellerautor und betreibt ebenfalls einen eigenen Fonds. Auch diesen eigenen Fonds haben wir für Sie getestet und im Vergleich zu anderen Anlageformen nicht gut befunden. Auch andere Magazine kritisieren die im Vergleich schwache Performance, der hohe Kosten gegenüberstehen.
Zusammenfassend gibt es viele Gefahren, die Soziale Medien im Zusammenhang mit Finanzen mit sich bringen. Zwar haben die Sozialen Netzwerke das Potenzial zu informieren und zu inspirieren, jedoch sollten Sie immer darauf achten, wer Ratschläge gibt und welche Motivation dahinterstecken könnte.