Auf einen Blick
  • Mit der Momentum-Strategie setzen Anleger auf Aktien, die in der Vergangenheit besonders gut gelaufen sind. Studien zeigen, dass das oft rentabel ist.

  • Hinter der Idee steckt die Anlegerpsyche: Investoren folgen dem Herdentrieb. Sie setzen auf Aktien, die häufig gekauft werden – und gehen davon aus, dass diese auch künftig gut abschneiden.

  • Die Strategie birgt aber auch Risiken. Bei Kursstürzen trifft es Momentum-Aktien oft besonders hart. Anleger sollten daher auf breit streuende Momentum-ETFs setzen.
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Zu den Gewinnern möchte jeder gerne gehören. Das gilt für die Fans von Fußballclubs ebenso wie für die Teilnehmer an einer politischen Wahl. Ganz besonders jedoch trifft es auf Anleger an der Börse zu: Wer möchte nicht stets diejenigen Aktien besitzen, die besonders hohe Kursgewinne erzielen?

Es gibt dazu sogar eine eigene Anlage-Idee: Mit der Momentum-Strategie setzen Investoren auf Gewinner-Aktien – also diejenigen Titel, die in einem bestimmten Zeitraum besonders gut gelaufen sind. Die Annahme die dahinter steckt: Aktien, die längere Zeit besser abgeschnitten haben als der Markt, erzielen auch in Zukunft eine höhere Rendite – zumindest für eine bestimmte Zeit.

Es gibt immer Aktien, die gut laufen

Die Idee geht zurück auf den US-Amerikaner Robert Levy. Er verglich in den 60er Jahren die Kursentwicklung von rund 200 an der New Yorker Börse notierten Aktien. Seine Beobachtung: In einem Zeitraum von fünf Jahren gab es immer wieder Aktien, die für eine gewisse Zeit besser abschnitten als der Markt.

Levy suchte nach einem Maß, um die Dynamik dieser Aktien zu beschreiben. Er fand es in der „relativen Stärke“ der Papiere – dem „Momentum“. Um es zu berechnen, setzte er den aktuellen Schlusskurs einer Aktie ins Verhältnis zum durchschnittlichen Schlusskurs des Titels innerhalb des letzten halben Jahres (26 Wochen). Liegt diese Zahl über eins, ergibt sich ein positives Momentum.

Biallo-Tipp

Eine interessante Alternative zu Wertpapier-Dividenden sind die Ausschüttungen von Genossenschaftsbanken.  Es winken Dividenden von bis zu zehn Prozent – ganz ohne Kursrisiko.

"The trend is your friend"

Levys Strategie bestand darin, die Aktien mit der größten relativen Stärke über zu gewichten. Konkret empfahl er, die ersten fünf bis sieben Prozent einer Rangliste zu kaufen, die nach der relativen Stärke gebildet wird.

Bei den 30 Titeln im Deutschen Aktienindex (Dax) etwa wären das demnach die zwei Aktien mit der größten relativen Stärke: Zum Stichtag 16. Oktober sind das die Papiere des Chipherstellers Infineon und des Lieferdienstes Delivery Hero. Anschließend gilt es, diese Titel weiter zu beobachten. Rutschen sie in der Rangliste unter einen bestimmten Schwellenwert, werden sie wieder verkauft.

Hinter Levy’s Strategie steckt die Anlegerpsyche: Investoren folgen oft dem Herdentrieb. Sie setzen auf diejenigen Aktien, die in der Vergangenheit oft gekauft wurden und deshalb gut gelaufen sind. Verliereraktien dagegen meiden sie. Diese Tendenz, einem Trend am Aktienmarkt zu folgen, hat es bis zur Börsenweisheit gebracht: „The trend is your friend.“

Das Risiko: Der Momentum-Crash

Die Momentum-Strategie wurde über die Jahre in mehreren Studien untersucht – und häufig bestätigt. Demnach erzielen Momentum-Aktien oft eine Überrendite im Vergleich zur Performance des jeweiligen Index. So weist unter anderem eine Studie der Universität Mannheim aus dem Jahre 1999 die Vorteilhaftigkeit des Ansatzes für den deutschen Aktienmarkt nach.

Allerdings ist die Strategie auch mit Risiken verbunden. Da Momentum-Aktien in der Vergangenheit gut gelaufen sind, weisen sie in der Regel einen relativ hohen Kurs auf. Vielfach sind die Aktien sogar überbewertet.

Bricht der Aktienmarkt unerwartet ein, trifft es diese Aktien häufig besonders hart. Sie erleiden überproportional hohe Verluste. Die überdurchschnittliche Rendite, die sich mit Momentum-Aktien erzielen lässt, ist aus dieser Sicht auch eine Art Risiko-Prämie für einen möglichen „Momentum-Crash“.

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Auf breit streuende ETFs setzen

Um das Risiko der Anlage gering zu halten, sollten Anleger daher nicht auf einzelne Momentum-Aktien setzen. Stattdessen empfehlen sich breit streuende Momentum-ETFs. Sie bilden entsprechende Aktien-Indizes ab. Wegen des Rückschlag-Risikos sollten sie aber nur einen begrenzten Teil des Depots ausmachen.

Die Tabelle unten zeigt die Wertentwicklung von ETFs auf gängige Momentum-Indizes. So enthält etwa der MSCI World Momentum rund 350 Aktien, deren Kurse über die vergangenen sechs und zwölf Monate relativ stark gestiegen sind. Größte Positionen in den entsprechenden ETFs sind die US-Technologiefirmen Apple, Amazon und Microsoft. Auch der E-Auto-Hersteller Tesla gehört dazu und der Google-Mutterkonzern Alphabet.

Noch breiter aufgestellt ist der Vanguard-ETF. Er enthält mehr als 1000 Werte. Größter Wert ist hier Tesla. Er macht allerdings lediglich ein Prozent am gesamten ETF aus. Danach folgen insbesondere Werte aus der Gesundheits- und Pharma-Branche. Sie haben auch in der Corona-Krise häufig gut abgeschnitten.

Diese Rendite erzielten ausgewählte Momentum-ETFs:

ETF Wertentwicklung
1 Jahr
Wertentwicklung
3 Jahre
Wertentwicklung
5 Jahre
iShares Edge MSCI World Momentum Factor UCITS ETF 25,38%* 51,52%* 105,01%*
iShares Edge MSCI Europe Momentum Factor UCITS ETF 12,35% 21,15% 44,24%
Xtrackers MSCI World Momentum UCITS ETF 25,38%* 52,39%* ---
Vanguard Global Momentum Factor 17,21%* 26,63%* ---
Wertentwicklung herkömmlicher ETFs:
iShares Core MSCI World UCITS ETF 11,51%* 25,99%* 59,50%*
iShares Core MSCI Europe ETF -6,58% -0,67% 13,32%
Quelle: Biallo.de / Kurse werden bereitgestellt von Mountainview-Data GmbH / Performance zum Stichtag 20. Okt. 2020
*Performance in US-Dollar



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Über den Autor Andreas Jalsovec

hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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