Trendfolgefonds: Rendite mit prozyklischer Strategie
Peter Rensch
Autor
Veröffentlicht am: 20.08.2019
Auf einen Blick
Wertpapiere halten, solange die Kurse steigen, und rechtzeitig verkaufen, bevor es bergab geht: Die Trendfolgestrategie zielt darauf ab, immer den richtigen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg zu finden.
Investoren sollten bei Trendfolgefonds auf die Kurshistorie achten. Hat der Fonds die Signale für Trendwenden immer frühzeitig erkannt?
Konservative Fonds fokussieren auf Anleihen, spekulative verfügen über eine höhere Aktienquote.
Die meisten "Trendfolger" stützen sich auf quantitative Handelssysteme. Es existieren unterschiedliche Ansätze und Strategien.
Nicht selten werden die Kurse an den Börsenmärkten von emotionalen Entscheidungen geprägt. Verlustangst, Gewinnstreben, gute oder schlechte Nachrichten aus Politik und Wirtschaft – all das beeinflusst Handlungen. Abwärts- oder Aufwärtsentwicklungen können schnell zu einer unaufhaltsamen Spirale werden.
Das gilt es bei einem Direktinvestment in Wertpapiere oder Rohstoffe zu berücksichtigen. Problem: Die Volatiltät von Kursen ist oft schwer vorhersehbar.
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Anlagestrategie orientiert sich an Algorithmen
Trendfolgefonds dagegen setzen auf Algorithmen, die auf computergestützte Handlungssysteme reagieren. Trends werden analytisch erkannt, die Anlagestrategie wird entsprechend angepasst. Verkaufs- oder Kauforders werden aktiviert, um den errechneten Trend umzusetzen. Das Fondsmanagement reagiert dabei auf die Signale der Software und entscheidet, in welchen Zyklen Umschichtungen vorgenommen werden.
Das kann je nach Strategie täglich, wöchentlich oder monatlich passieren. Je kurzfristiger, desto flexibler kann sich der Fonds entwickeln. Achten Sie deshalb bei Ihrer Fondsauswahl auf die Vorgehensweise des Managements.
Beispiel:Die Ausrichtung des Trendfolgefonds ist flexibel und die Aktienquote wird auf die erwartete Entwicklung angepasst. Sukzessive wird der Anteil der Aktien in den Branchen und Ländern erhöht, in denen die höchsten Kurssteigerungen erwartet werden. Umgekehrt wird bei sinkenden Börsentrends in Anlagen investiert, bei denen das Verlustrisiko geringer ist.
Dies macht die Strategie von Trendfolgefonds deutlich: Mit Hilfe von Kurs- und Marktkennzahlen errechnet die Handelssoftware aus der bestehenden Datenbank Trendsignale. Durch die Anpassung der Aktienquote und der Fondsmischung sollen Verluste vermieden werden.
Kurs- und Marktdaten werden herangezogen, um Umschichtungen und Investitionen vorzunehmen.
Das Ziel: Bei starken Börsenphasen Gewinne einstreichen, bei schwachen die Verluste eingrenzen. Die Software reagiert erst dann, wenn ein Trend nachhaltig beziehungsweise nicht mehr realistisch ist. Im letzteren Fall werden die Investitionen aus dem sich negativ entwickelten Markt herausgenommen oder mit Futures abgesichert.
Setzen Sie auf einen langfristigen Anlagehorizont
Der Erfolg dieser Strategie zahlt sich vor allem dann aus, wenn der jeweilige Trend deutlich ausgeprägt ist. Bei hoher Volatilität kann das Anlagekonzept jedoch an seine Grenzen stoßen, da dies schnelle Reaktionen erfordert.
Volker Schilling, Mitglied des Vorstands bei Greiff Capital Management AG, weist auf den Nachteil einer bevorzugten Strategie hin: "Trendfolger sind in großen Teilen Strategien, die versuchen, mit Timing Performance zu erzielen. Aus der Performanceattribution wissen wir allerdings, dass Timing die schwierigste Komponente ist, um Mehrwert zu erzielen. Es droht selbst bei einer positiven Performance stets die Gefahr, dass eine künftige Timingentscheidung den zuvor erzeugten Mehrwert wieder vernichtet."
Biallo-Tipp
Je nach Börsenphase sollten Sie bei Trendfolgefonds einen langfristigen Anlagehorizont einplanen, da Sie mit Durststrecken rechnen müssen, falls die Kurse nicht kurzfristig in die Höhe treiben.
"Im Zuge der Finanzkrise 2007 und 2008 hatten Trendfolger oft eine gute Entwicklung, weshalb einige Anbieter auf den Markt getreten sind. Leider haben Trendfolger in der darauffolgenden Phase 2009 bis 2012 weniger gut abgeschnitten, weshalb die Produktgattung gelitten hat", berichtet Volker Schilling.
Viele Trendfolgemodelle hatten in den Jahren 2009 bis 2012 größere Probleme, da rasante Anstiege nach Krisen verpasst wurden und der darauffolgende Sägezahnmarkt mit permanenten Trendwechseln einen Abschwung auf Raten bescherte.
Volker Schilling weiter: "Trendfolge erlebt seit einigen Jahren wieder eine Renaissance und wird jetzt häufig mit dem gängigeren Begriff des Momentums beschrieben. Insbesondere auch deshalb, weil Momentum-Strategien als einer der Faktoren erforscht sind, die Alpha erzeugen können", erklärt der Experte im Hinblick auf mögliche überdurchschnittliche Renditen.
Beispiele für Trendfolgefonds
Name
Man AHL Trend Alternative IN H EUR Acc
Patriarch Classic TSI B
KBC Equity Funds Trend C EUR Acc
ISIN
LU0428380124
LU0967738971
BE0167243154
Auflagedatum
13.10.2009
13.1.2014
4.05.1998
Wertentw. (kum.) 1 Jahr
20,78%
-6,97%
+0,51%
Wertentw. (kum.) 3 Jahre
25,01%
+24,62%
29,02%
Wertentw. (kum.) 5 Jahre
49,96%
+73,72
53,08%
Ausgabeaufschlag
–
5%
3%
Lauf. Kosten
1,73%
1,74%
1,80%
Performance-Gebühr
20% (High-Water-Mark)
bis zu 10%
keine
Quellen: eigene Recherche, onvista.de; Performance zum Stichtag 19. August 2019.
Mischfonds bieten eine breitere Risikostreuung
Je nach Risiko- und Anlageaffinität stehen Ihnen unterschiedliche Trendfolgefonds zur Auswahl. Konservative Fonds fokussieren sich auf Anleihen, spekulativere verfügen über eine höhere Aktienquote. Auch Rohstoffe oder Devisen können Basis eines Trendfolgefonds sein. Mischfonds wiederum bieten sich an, wenn Sie auf eine breite Risikostreuung setzen.
Biallo-Tipp: Bei der Auswahl des Fonds sollten Sie nicht auf die kurzfristige Wertentwicklung achten, sondern eine langfristige Performance im Auge behalten. Entscheidend ist, inwieweit der Fonds auf Entwicklungen der letzten Jahre reagiert und die unterschiedlichen Kursphase bewältigt hat.
Volker Schilling rät Investoren vor der Anlageentscheidungen auf folgende Punkte zu achten:
Wie definiert sich ein "Trend" für die jeweilige Strategie. Kurzum: Worauf beruht die Entscheidung zu investieren oder deinvestieren?
Welche Marktphasen sind gut für den Trendfolgeansatz, welche Marktphasen eher schwierig?
Welcher Anteil ist regelbasiert, wo werden Entscheidungen nach Ermessen getroffen?
Kann der Kursverlauf in der Vergangenheit hinreichend mit dem Trendfolgeansatz erklärt werden?
Vor Ihrer Investition lohnt sich zudem ein Kostenvergleich, da bei einigen Trendfolgefonds hohe Verwaltungsgebühren anfallen, die zudem erfolgsabhängig sind, was Ihren Gewinn schmälern kann.
Lesen Sie auch: Fondskosten – Renditekiller Nummer eins
Leo Willert, CEO und Head of Trading bei der Arts Asset Management GmbH, weist auf weitere wichtige Kriterien hin: "Frei nach dem Motto the trend is your friend versuchen Fondsmanager, Trendrichtungen auf den Kapitalmärkten zu erkennen und diesen bestmöglich zu folgen. Obwohl die meisten Trendfolger quantitative Handelssysteme einsetzen, existieren viele unterschiedliche Ansätze und Strategien."
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Sämtliche Angaben ohne Gewähr. Datenstand 06.10.2024
Investoren sollten bei der Auswahl eines Fonds vor allem darauf achten, dass das Wertpapier eine längere Kurshistorie hat – im Fachjargon Realtime-Track-Record genannt. Dadurch wird ersichtlich, inwieweit das Fondsmanagement in der Vergangenheit auch mit schwierigen Marktsituationen umgehen konnte.
"Bestmöglich sollte der Fonds bereits sämtliche Marktphasen, wie starke Auf- und Abwärtsbewegungen, durchlebt haben", sagt Leo Willert.
Der Experte rät, auf die konsequente Beibehaltung des Handelsansatzes zu achten, da bei Trendfolgern, deren Strategie laufend geändert werde, Rückschlüsse auf die Qualität des Managements nur begrenzt zulässig seien.
"Für welche Investition sich ein Anleger entscheidet, hängt natürlich von seiner individuellen Risikobereitschaft und Ertragserwartung ab, aber Kontinuität und qualitativer Realtime-Track-Record sollten bei Fondsauswahl sicherlich eine entscheidende Rolle spielen", sagt Leo Willert.
Fazit: Trendfolgefonds eignen sich durchaus für eine Beimischung für eine solide Vermögensanlage. Sie sind jedoch auf einen langfristigen Anlagehorizont ausgerichtet. Die Gebühren sollten Sie unbedingt im Auge behalten.
Biallo-Tipp
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ist gelernter Bankkaufmann und war zuletzt sieben Jahre Chefredakteur bei Springer Fachmedien in Wiesbaden. Dort war er verantwortlich für die Print- und Online-Objekte Bankmagazin, Bankfachklasse und SalesBusiness. Seit 2011 ist er freier Journalist und hat sich auf Finanz- und Verbraucherthemen spezialisiert.