





Der kommende September könnte zu einer Art Zinssenkungs-Monat werden – sowohl in den USA als auch in Europa. Die US-amerikanische Notenbank Fed ließ am Mittwoch (31. Juli 2024) ihren Leitzins zwar unverändert. Gleichzeitig deutet Fed-Chef Jerome Powell jedoch an, dass im September eine Zinssenkung möglich sein könnte. Eine Vorentscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen. Auch in Euroland halten Experten eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im September für wahrscheinlich.
Die US-Leitzinsen liegen weiter auf dem höchsten Stand seit 23 Jahren: Die Spanne reicht von 5,25 bis 5,50 Prozent. Das sind bis zu zweieinhalb Prozentpunkte mehr als die US-Inflationsrate, die im Juni von 3,3 auf 3,0 Prozent gesunken ist. Die Federal Reserve hatte eine Zinssenkung bisher stets mit Blick auf die Inflation abgelehnt. Hohe Zinsen sind das wichtigste Mittel, um die Teuerung nach unten zu drücken. Die Fed betonte bei ihrer Sitzung am Mittwoch, sie sehe Fortschritte auf dem Weg zum Inflationsziel von zwei Prozent. Die Inflationsprognose für das Gesamtjahr hatte die Fed im Juni von 2,4 auf 2,6 Prozent angehoben.
Dennoch ließ die US-Notenbank ihre künftigen Schritte offen. Denn zu schnelle oder zu viele Zinssenkungen bergen die Gefahr, dass die Teuerung wieder aufflammt. Umgekehrt könnten zu hohe Zinsen die US-Wirtschaft abwürgen. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. Das macht Zinssenkungen wahrscheinlicher. Anders als etwa die EZB hat die US-Notenbank neben der Teuerung auch die Vollbeschäftigung als Ziel.
Die Börsen in den USA reagierten am Mittwoch zunächst mit Kursaufschlägen auf die Andeutungen der Fed für mögliche Zinssenkungen. Der Technologieindex Nasdaq 100 legte um drei Prozent zu, der US-Leitindex Dow Jones gewann zwischenzeitlich mehr als ein Prozent, fiel danach aber wieder ab. Am Donnerstag folgte schließlich die Gegenbewegung, Nasdaq und Dow gingen mit Verlusten von 2,4 Prozent respektive 1,2 Prozent aus dem Handel. Der deutsche Leitindex Dax verlor 2,3 Prozent und sackte zum Handelsstart am Freitag deutlich unter die psycholgische 18.000-Punkte-Marke.
Sinkende Zinsen sind eigentlich gut für die Börse beziehungsweise die börsennotierten Unternehmen, weil sie Aktien gegenüber Zinsanlagen attraktiver machen. So sind die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen als auch Bundesanleihen auf Monatssicht bereits spürbar gesunken, sie liegen aber immer noch bei knapp vier respektive rund 2,2 Prozent (Stand: 2. August, 9:00 Uhr).
Solange die US-Zinsen noch hoch sind, können davon auch deutsche Zinsanlegerinnen und Zinsanleger profitieren. Möglich ist das mit einem sogenannten Fremdwährungskonto. So bieten einige Anbieter hier zu Lande Tages- und Festgeldkonten in US-Dollar an.
Der Liechtensteiner Anbieter „wiLLBe*“ etwa zahlt auf einem solchen Tagesgeldkonto in US-Währung einen Zinssatz von 4,75 Prozent für Guthaben bis 50.000 Euro. Wer bei bei den Liechtensteinern Festgeld in US-Dollar anlegt, erhält für eine Laufzeit von sechs Monaten 4,65 Prozent, bei zwölf Monaten sind es 4,28 Prozent (Stand 30.07.2024). Die Pbb Direkt (Deutsche Pfandbriefbank) ruft für einjähriges Festgeld in US-Dollar derzeit sogar 5,00 Prozent auf.
Zum Vergleich: Den besten Zins für eine normale Geldanlage in Euro im Tagesgeldvergleich von biallo.de gibt es derzeit bei der IKB* mit 3,80 Prozent. Für einjähriges Festgeld erhalten Anleger in der Spitze 3,60 Prozent von der Isbank*. Bei der SBI Frankfurt* sind – ebenfalls mit deutscher Einlagensicherung und zusätzlicher freiwilliger Sicherung über den Bankenverband – sogar 3,80 Prozent für zwölf Monate drin, allerdings mit einer Mindestanlage von 20.000 Euro.
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Anlegerinnen und Anleger müssen bei einer Anlage in US-Dollar allerdings das mögliche Währungsrisiko einkalkulieren. Verliert der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert, kann sich die Zusatzrendite durch den höheren Zins schnell schmälern. Denn für das in US-Dollar angelegte Geld bekommt man in Euro gerechnet dann weniger zurück. Umgekehrt profitieren Dollar-Anleger, wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert gewinnt.
Ein Beispiel: Für einen Euro erhalten Anleger derzeit 1,08 US-Dollar (Stand 1. August 2024). Ein US-Dollar ist damit etwa 92,6 Eurocent wert. Steigt der Eurokurs auf 1,10 US-Dollar, erhält man für einen US-Dollar nur noch knapp 91 Eurocent. Bei einer Anlage von 1.000 Euro sorgt der Wechselkurs so für einen Verlust von gut 17 Euro – das ist in Euro gerechnet ein Minus von 1,72 Prozent.
Hinzu kommt: Beim Umtausch der Währung fallen in der Regel Kosten an, die den Zinsertrag schmälern. So schlägt wiLLBe etwa beim Währungswechsel 0,1 Prozent auf den Wechselkurs auf. Bei der Pbb Direkt wird beim Umtausch für jeden Euro eine Marge von 0,30 US-Cent fällig.