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Zinsentwicklung

EZB-Leitzins: Notenbank senkt die Zinsen

Andreas Jalsovec
Redakteur
Aktualisiert am: 12.09.2024

Auf einen Blick

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer Sitzung am 12. September den Leitzins auf 3,5 Prozent gesenkt.
  • Die EZB rechnet damit, dass die Inflation im Laufe des Jahres 2024 zunächst ansteigen könnte, da starke Rückgänge bei den Energiepreisen aus den jährlichen Berechnungen herausfallen. Langfristig wird jedoch erwartet, dass die Inflation sich in Richtung des Zielwerts von 2 Prozent bewegen wird.
  • Über den Leitzins nimmt die Notenbank Einfluss auf die Inflation und die Entwicklung der Wirtschaft. Wir sagen Ihnen, was das für Sparer und Kreditnehmer bedeutet.
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Das erwartet Sie in diesem Artikel

  1. Wie hoch ist der Leitzins aktuell?  
  2. Wie sieht die Prognose für den Leitzins 2024 aus?  
  3. Was ist der EZB-Leitzins?
  4. Wie wird über den EZB-Leitzins entschieden?
  5. Welchen Einfluss hat der EZB-Leitzins auf unsere privaten Finanzen?  
  6. Wie hat sich der EZB-Leitzins seit 2010 entwickelt?
  7. Wie hoch ist der Leitzins in den USA?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag (12. September 2024) ihre Leitzinsen gesenkt. Die Entscheidung war erwartet worden. Bei Ihrer vergangenen Sitzung im Juni hatte die EZB die Leitzinsen erstmals seit fünf Jahren gesenkt. Seitdem haben auch viele Banken ihre Sparzinsen nach unten angepasst. Im Juli war der Leitzins nicht erneut angepasst worden.

Der EZB-Leitzins ist wichtig für die gesamte Wirtschaft. Seine Höhe betrifft Anleger, Sparer und Kreditnehmer auch direkt: Denn er entscheidet mit, wie hoch die Sparzinsen beim Tagesgeld und Festgeld sind, wie teuer der Ratenkredit ausfällt – oder wie attraktiv Aktien im Vergleich zu Zinsanlagen sind. Fallende Zinsen beflügeln normalerweise die Aktienmärkte.

 

Wie hoch ist der Leitzins aktuell?  

Der wichtigste EZB-Leitzins, auch der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte genannt, liegt aktuell bei 3,65 Prozent. Auf diesen Wert hatte ihn die EZB bei ihrer Sitzung am 12. September 2024 gesenkt. Es war die zweite Zinsänderung seit September 2023. Bis dahin hatte die Notenbank die Zinsen zehn Mal hintereinander erhöht. Danach blieben sie konstant – bis zur Senkung im Juni.

 

Wie sieht die Prognose für den Leitzins 2024 aus?  

Trotz der Senkung des Leitzinses betont die EZB, dass sie ihre Geldpolitik weiterhin flexibel anpassen wird. Die künftigen Entscheidungen hängen von der Entwicklung der Inflation und der Wirtschaftslage ab. Eine weitere deutliche Senkung der Zinsen wird nicht ausgeschlossen, aber die EZB wird die Lage weiterhin genau beobachten.

Von Mitte 2022 bis Herbst 2023 hatte die Notenbank den Leitzins im Rekordtempo angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Preisstabilität ist das wichtigste Ziel der EZB. Erst wenn die Inflation annähernd die Zielmarke von 2,0 Prozent erreicht hat, wird die Zentralbank die Zinsen stärker senken.

Was die EZB-Leitzins-Prognose für Zinssparer bedeutet

Sinkende Leitzinsen machen sich auch bei den Tages- und Festgeldzinsen bemerkbar. Etliche Banken haben ihre Festgeldzinsen bereits im Vorfeld des letzten Zinsentscheids gesenkt. Es gibt aber nach wie vor Banken, die gute Zinsen bieten. Wollen Sie daher einen bestimmten Betrag für längere Zeit – etwa fünf Jahre – sicher anlegen, sollten Sie sich jetzt noch umschauen. Bei kürzeren Laufzeiten gilt: Überlegen Sie am besten, wann Sie den Betrag wieder brauchen und suchen Sie sich einen guten Anbieter für diese Laufzeit. Beträge, die Sie ganz kurzfristig benötigen, legen Sie auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto. Gute Anbieter für einjähriges Festgeld finden Sie in der folgenden Tabelle. 

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Was ist der EZB-Leitzins?

Was aber ist genau gemeint, wenn man vom Leitzins der Europäischen Zentralbank spricht? Streng genommen gibt es nicht nur einen Leitzins, sondern drei. Sie legen fest, zu welchen Konditionen die sogenannten Geschäftsbanken – also die privaten Banken, die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen – bei der EZB Geld leihen und anlegen können.

Der Hauptrefinanzierungssatz ist dabei der wichtigste der drei Leitzinsen. Von ihm ist die Rede, wenn man vom "EZB-Leitzins" spricht. Zu diesem Zinssatz können sich die Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld für eine Woche Laufzeit leihen. Der Hauptrefinanzierungssatz beeinflusst damit etwa die Zinsen für Kredite, die die Banken an ihre Kundinnen und Kunden vergeben. 

Der Einlagensatz – der Leitzins für die sogenannte "Einlagefazilität" – ist derjenige Zinssatz, zu dem die Banken überschüssiges Geld über Nacht bei der Zentralbank anlegen können. Er ist damit eine Art Tagesgeldzins für die Geschäftsbanken. Damit entscheidet er über die Höhe der Tages- und Festgeldzinsen mit, die die Banken ihren Kundinnen und Kunden anbieten.

Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der dritte Leitzins der EZB. Zu diesem Zinssatz können sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld über Nacht leihen. Der Zins dient den Banken daher dazu, sich kurzfristig finanzielle Mittel zu beschaffen. Das soll helfen, mögliche Liquiditätsengpässe bei den Banken zu vermeiden.

 

Wie wird über den EZB-Leitzins entschieden?

Die Europäische Zentralbank ist unabhängig von politischen Entscheidungen und Gremien. Sie legt daher auch ihre Leitzinsen eigenständig und unabhängig fest. Wer genau bestimmt jedoch den Leitzins? Das macht der Rat der EZB: Er berät in seinen regelmäßigen Sitzungen über die Höhe der Leitzinsen. In der Regel trifft sich der Rat alle sechs Wochen. Die nächsten EZB-Leitzins-Termine sind der 17. Oktober und der 12. Dezember 2024. Die Termine der EZB-Zinsentscheidungen veröffentlicht die Zentralbank auf ihrer Internetseite

 

Welchen Einfluss hat der EZB-Leitzins auf unsere privaten Finanzen?  

Mit ihren Leitzinsen bestimmt die EZB die Konditionen, zu denen sich die Banken bei der Notenbank Geld leihen oder anlegen können. Damit beeinflusst sie indirekt die Zinsen, die Banken ihren Kundinnen und Kunden bei der Kreditvergabe und bei der Geldanlage gewähren – zum Beispiel bei Tagesgeld und Festgeld.

Was bedeutet der EZB-Leitzins für Sparanlagen?

Der Einlagensatz der EZB ist die Richtschnur für die Zinsen bei den Sparanlagen. Er liegt derzeit bei 3,50 Prozent. Für diesen Zins parken Banken, wie bereits erwähnt, über Nacht Geld bei der Notenbank. Bekommen sie also von ihren Kunden Einlagen für Tagesgeld oder Festgeld, können sie das Geld zu diesem Satz kurzfristig bei der EZB anlegen. Sinkt der Einlagensatz, bekommen die Banken für die Beträge, die sie bei der EZB angelegt haben, weniger Geld. Daher gehen dann in der Regel auch die Zinsen zurück, die die Institute ihren Kunden für Tagesgeld und Festgeld bieten. Steigt der Einlagensatz, geht es auch bei den Sparzinsen hoch.

Was bedeutet die Leitzins-Entwicklung für Baufinanzierung und Kredite?

Die Zinspolitik der EZB wirkt sich aber auch auf die Kreditkonditionen aus. Insbesondere die Zinsen für Konsumentenkredite orientieren sich am eigentlichen EZB-Leitzins, dem Hauptrefinanzierungssatz. Zu diesem Zins leihen sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld. Ähnlich wie der Einlagensatz bei den Sparzinsen ist er damit eine Art Mindestzins für die kurzfristige Kreditvergabe der Banken. Steigt der Leitzins, werden Kredite teurer. Sinkt er, können sich Verbraucher günstiger Geld leihen.

Langfristige Kreditzinsen wie etwa die Bauzinsen orientieren sich dagegen weniger am Leitzins. Sie richten sich eher nach den Renditen am Anleihenmarkt – und dabei vor allem nach den Renditen langfristiger Bundesanleihen und den Pfandbriefrenditen. Mit Pfandbriefen leihen sich Banken Geld bei Anlegern, um es als Baukredite weiter zu verleihen. Die Bauzinsen setzen sich daher aus den Pfandbriefrenditen plus einem Aufschlag zusammen.  

Wie beeinflusst der Leitzins die Inflation?

Über die Änderung bei den Spar- und Kreditzinsen nimmt die EZB Einfluss auf die Wirtschaft – und damit auf die Inflation. Was passiert dabei, wenn der Leitzins steigt? Ein hoher Leitzins dämpft die Teuerung, weil die Menschen mehr sparen. Der Konsum geht zurück. Gleichzeitig werden Kredite für Investitionen der Unternehmen teurer. Die Wirtschaft kühlt ab, das drückt aufs Preisniveau. Und was passiert, wenn der Leitzins sinkt? Niedrige Zinsen sorgen umgekehrt für mehr Investitionen und mehr Konsum. Die Nachfrage nach Gütern steigt – und damit auch die Preise.  

Ist ein hoher Leitzins also gut oder schlecht für die Wirtschaft? Das lässt sich nicht pauschal sagen. Hohe Leitzinsen bremsen einerseits die Konjunktur. Andererseits dämpfen sie die Teuerung. Aufgabe der EZB ist es dabei, die Inflation in Schach zu halten, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

 

Wie hat sich der EZB-Leitzins seit 2010 entwickelt?

Ein Leitzins von 3,65 Prozent liegt noch immer vergleichsweise hoch (siehe Grafik). Der Wert ist umso bemerkenswerter, da der Leitzins noch bis vor wenigen Jahren bei null lag.

Entwicklung des EZB-Leitzinses

Wie kam es zu dieser Leitzins-Entwicklung? Nach der Euro-Schuldenkrise in den Jahren 2010 und 2011 hatte die Notenbank den Zins Schritt für Schritt gesenkt. Das billige Geld sollte der Wirtschaft durch die Krise helfen. Bis zum März 2016 fiel der Hauptrefinanzierungssatz auf null Prozent. Auf diesem Niveau blieb er mehr als sechs Jahre lang bis zum Juli 2022. Dann sorgten steigende Energiepreise für so hohe Inflationsraten, dass die EZB die Leitzinsen mehr als ein Jahr lang bei jeder ihrer Sitzungen anhob, insgesamt zehn Mal in Folge.

 

Wie hoch ist der Leitzins in den USA?

Eine ähnliche Entwicklung gab es auch beim Leitzins der Fed. Die Abkürzung steht für die US-Notenbank "Federal Reserve". Er ist für Anleger neben dem EZB-Zins der wichtigste Gradmesser für die künftige Zinsentwicklung. Die Fed hatte 2022 mit ihren Zinssteigerungen schon vor der EZB-Zinserhöhung begonnen und den Leitzins in den USA noch stärker erhöht. Die sogenannte Federal Funds Rate liegt derzeit in einer Bandbreite von 5,25 bis 5,50 Prozent. Ähnlich wie bei der EZB erwarten Anleger, dass die US-Notenbank in diesem Jahr die Zinsen senken wird. Da die Inflation in den USA jedoch hartnäckiger ist, als die Fachleute zunächst angenommen hatten, wird die Zinswende in den USA erst später beginnen als in Europa.

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Sämtliche Angaben ohne Gewähr. Datenstand 09.10.2024

Über den Redakteur Andreas Jalsovec

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hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

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