Stoxx Europe 600: So investieren ETF-Anleger in Siemens, Nestlé und Co.
Andreas Jalsovec
Autor
Veröffentlicht am: 24.04.2024
Auf einen Blick
Der Stoxx Europe 600 enthält die 600 größten börsennotierten Unternehmen aus 17 europäischen Ländern.
Mit einem ETF auf den Index können Anlegerinnen und Anleger europäischen Firmen im Depot mehr Gewicht verleihen. Das kann einen weltweiten ETF ergänzen.
Anleger können zwischen verschiedenen ETFs auf den Index wählen. Wir sagen Ihnen, wie Sie den passenden Fonds finden.
Welche sind die besten ETF auf den Stoxx Europe 600 Index?
Gibt es nachhaltige ETFs auf den Stoxx Europe 600?
Fazit: Für wen sich der Stoxx Europe 600 eignet
Das erwartet Sie in diesem Artikel
Sie sind hier:
Was ist der Stoxx Europe 600 Index?
Wie hat sich der Stoxx Europe 600 entwickelt?
Wie setzt sich der Stoxx Europe 600 zusammen?
Die zehn größten Firmen im Stoxx Europe 600
Welche sind die besten ETF auf den Stoxx Europe 600 Index?
Gibt es nachhaltige ETFs auf den Stoxx Europe 600?
Fazit: Für wen sich der Stoxx Europe 600 eignet
Zum Anfang
An der Börse ist es manchmal wie im Supermarkt: Man kauft am liebsten das, was man kennt. Deutsche Unternehmen liegen deshalb so manchem Privatanleger näher als US-amerikanische. Und bekannte europäische Firmen wie etwa der Schweizer Lebensmittelhersteller Nestlé, der französische Luxuskonzern LVMH oder der deutsche Elektroriese Siemens sprechen hiesige Anlegerinnen und Anleger oft eher an als etwa asiatische.
Mehrere hundert europäische Firmen gleichzeitig sind im Aktienindex „Stoxx Europe 600“ enthalten. Mit einem ETF auf diesen Index können Sie Ihrem Depot daher einen ordentlichen Schuss Europa verleihen. Das kann auch dann sinnvoll sein, wenn Sie bereits einen weltweiten Aktien-Index wie den MSCI World haben. Denn der erhält zu 70 Prozent US-amerikanische Aktien (Stand: 24.04.2024). Wem dieser US-Anteil zu hoch ist, für den kann der Europa-Index eine gute Ergänzung sein. Wir sagen Ihnen, was der Stoxx Europe 600 ist, welche Firmen er enthält, welches die besten ETFs auf den Index sind – und wann eine Investition in den Stoxx Europe 600 ETF sinnvoll ist.
Was ist der Stoxx Europe 600 Index?
Der Stoxx Europe 600 enthält die 600 größten börsennotierten Unternehmen aus 17 europäischen Ländern. Die Größe wird dabei am Börsenwert oder der Marktkapitalisierung der jeweiligen Firma gemessen – also an der Zahl der am Markt frei gehandelten Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs der Aktie. Der Index umfasst damit jene 600 Firmen, die an den Börsen der jeweiligen Länder am höchsten bewertet werden. Je nach Land können dabei auch kleinere Unternehmen – sogenannte Small Caps – enthalten sein.
Der Stoxx Europe 600 bildet insgesamt fast 90 Prozent des frei verfügbaren Aktienkapitals in den Ländern ab und gilt daher als Referenzindex für die Entwicklung der Wirtschaft und der Aktienmärkte in Europa. Die Länderauswahl geht dabei über die Eurozone hinaus. So sind auch britische und Schweizer Firmen im Index enthalten. Herausgegeben wird der Stoxx Europe 600 vom Schweizer Indexanbieter Stoxx, einer Tochter der Deutsche Börse AG.
Eingeführt wurde der Index im Jahr 1998. Bis zur Finanzkrise im Jahr 2009 legte das europäische Kursbarometer unterm Strich kaum zu. Seitdem jedoch ging es – mit Ausnahme von Schwächephasen wie der Corona-Krise – stetig bergauf, wenn auch eher gemächlich. In den vergangenen fünf Jahren lag der Kursgewinn des Index bei knapp 28 Prozent. Der Chart zum Stoxx Europe 600 zeigt seine Entwicklung seit April 2019:
Entwicklung des Stoxx Europe 600 in den vergangenen fünf Jahren
Quelle: Trading View, Stand 19.04.2024
Das Kursplus des Index fällt deutlich geringer aus als etwa beim weltweiten MSCI World-Index: Dieser verzeichnete in derselben Zeit in Euro gerechnet einen Anstieg von fast 60 Prozent. Ein Grund dafür dürfte zum einen die bessere Entwicklung der Welt- und insbesondere der US-Wirtschaft im Vergleich zu Europa sein. Zum anderen spielt auch der Branchenmix eine Rolle: Im MSCI World Index dominieren große Technologiefirmen. Deren Aktienkurse nahmen in den vergangenen fünf Jahren deutlich zu. Im Stoxx Europe 600 stehen dagegen andere Branchen im Vordergrund.
Wie setzt sich der Stoxx Europe 600 zusammen?
Die Zusammensetzung des Stoxx Europe 600 lässt sich nach Ländern, Branchen und Firmen unterscheiden. Die aktuelle Aufteilung können Sie jeweils aus dem Factsheet des Index ersehen, den der Indexanbieter Stoxx auf seiner Internetseite veröffentlicht. Die Länder mit dem größten Gewicht im Index sind Großbritannien, Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Die Tabelle zeigt die zehn Länder, die am stärksten im Index vertreten sind.
Ländergewichtung im Stoxx Europe 600
Großbritannien
22,70 %
Frankreich
18,30 %
Schweiz
14,00 %
Deutschland
12,70 %
Niederlande
7,40 %
Dänemark
5,40 %
Schweden
5,10 %
Italien
4,60 %
Spanien
3,80 %
Finnland
1,70 %
Quelle: Stoxx, Factsheet Stoxx Europe 600, Stand: Februar 2024
Bei der Branchenaufteilung liegt die Gesundheitsbranche vorne, gefolgt von Industrie und Banken (siehe Grafik). Erst dann kommt die Informationstechnologie. Im Gegensatz zum MSCI World, bei dem die IT-Branche fast ein Viertel des Index-Börsenwerts ausmacht, dominieren im Stoxx Europe 600 damit eher traditionelle Sektoren.
Branchenaufteilung im Stoxx Europe 600
Unter den zehn größten Unternehmen des Index finden sich denn auch lediglich zwei Technologiefirmen (siehe Tabelle): das niederländische Unternehmen ASML, ein Technologielieferant für die Chipindustrie, und der deutsche Software-Konzern SAP. Ansonsten dominieren auch bei den größten Unternehmen die ‚“alten“ Branchen: Pharma (Novo Nordisk, Novartis, Astrazeneca, Roche), Konsum (Nestlé, LVMH) und Energie (Shell, Totalenergies). Der dänische Pharmahersteller Novo Nordisk hat dabei mit 3,40 Prozent das stärkste Gewicht. Es ist jedoch noch deutlich vom maximalen Indexanteil entfernt: Die Indexregeln schreiben vor, dass kein Unternehmen mehr als zehn Prozent im Index ausmachen darf.
Die zehn größten Firmen im Stoxx Europe 600
Unternehmen (Land)
Indexanteil
Novo Nordisk (Dänemark)
3,40 %
ASML Holding (Niederlande)
3,35 %
Nestlé (Schweiz)
2,45 %
LVMH Moet Hennessy (Frankreich)
2,08 %
Novartis (Schweiz)
1,83 %
Shell (Großbritannien)
1,82 %
Astrazeneca (Großbritannien)
1,72 %
SAP (Deutschland)
1,68 %
Roche (Schweiz)
1,63 %
Totalenergies (Frankreich)
1,36 %
Quelle: Stoxx, Factsheet Stoxx Europe 600, Stand: Februar 2024
Welche deutschen Unternehmen sind im STOXX Europe 600 enthalten?
SAP ist das einzige deutsche Unternehmen in den Index-Top Ten. Insgesamt sind im Stoxx Europe 600 jedoch rund 60 deutsche Firmen enthalten. Dazu zählt der größte Teil der Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) und einige Firmen aus dem Mittelstands-Index MDax. Die nach Börsenwert größten deutschen Firmen im Index sind neben SAP der Elektrokonzern Siemens, der Flugzeughersteller Airbus, die Deutsche Telekom, der Versicherungsriese Allianz und der Automobilhersteller Mercedes-Benz.
Welche sind die besten ETF auf den Stoxx Europe 600 Index?
Wenn Sie einen ETF auf den Stoxx Europe 600 kaufen möchten, haben Sie die Wahl zwischen mehreren Anbietern. Da die ETFs alle denselben Index nachbilden, ist auch die Performance der Indexfonds über verschiedene Laufzeiten ähnlich. Unterschiede bei der Rendite gibt es allerdings, wie die Tabelle zeigt.
Das bringen ETFs auf den Stoxx Europe 600
Thesaurierende ETFs
ISIN
Rendite 1 Jahr / 3 Jahre / 5 Jahre
laufende Kosten im Jahr
BNP Paribas Easy Stoxx Europe 600³
FR0011550193
9,85 / 22,32 / 46,94 %
0,20 %
Amundi Stoxx Europe 600¹
LU0908500753
9,74 / 22,11 / 46,32 %
0,07 %
Xtrackers Stoxx Europe 600¹
LU0328475792
9,86 / 22,06 / 45,72 %
0,20 %
Invesco Stoxx Europe 600³
IE00B60SWW18
9,78 / 21,63 / 44,92 %
0,19 %
Ausschüttende ETFs
BNP Paribas Easy Stoxx Europe 600³
FR0011550672
9,85 / 22,32 / 46,94 %
0,20 %
iShares Stoxx Europe 600¹
DE0002635307
9,72 / 22,41 / 45,86 %
0,20 %
¹vollständige Replikation, ²synthetische Replikation, ³Sampling, mehr zum Thema Replikation in einem weiteren Ratgeber; NAV-Kurse vom 18.04.2024; Performance in Euro; Rangfolge jeweils nach 5-Jahres-Performance; Quelle: Justetf, Fondsweb
Bei der Auswahl eines passenden ETFs, können Sie zum einen die Rendite des Indexfonds heranziehen. Zum anderen können Sie sich zwischen einem ausschüttenden oder einem thesaurierenden ETF entscheiden. Thesaurierende ETFs auf den Stoxx Europe 600 legen die Dividenden, die der ETF auszahlt, direkt wieder in Fondsanteilen an. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie mit dem ETF einen langfristigen Vermögensaufbau planen. Bei ausschüttenden ETFs bekommen Sie die Dividenden dagegen regelmäßig ausbezahlt und erhalten so während der Haltedauer des ETFs eine Art Zusatzeinkommen.
Außerdem können Sie bei der Wahl des ETFs auf die Kosten achten: Je geringer sie ausfallen, desto besser ist oft die Performance des ETFs. Die Tabelle zeigt allerdings, dass dies nicht zwingend der Fall sein muss.
Gibt es nachhaltige ETFs auf den Stoxx Europe 600?
Derzeit gibt es zwei nachhaltige ETFs, die den Stoxx Europe 600 nachbilden. Der erste Indexfonds ist eine ESG-Variante: der Amundi-ETF Stoxx Europe ESG (ISIN LU1681040223). Das Kürzel ESG steht dabei für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Der ETF schließt Unternehmen aus, die in den Branchen Tabak, Kohle, Öl, Gas oder in der Waffenproduktion aktiv sind. Der Fonds enthält rund 480 Firmen.
Noch strenger bei der Auswahl ist der SPDR Stoxx Europe 600 SRI ETF. Er enthält lediglich 199 Unternehmen. Auch bei dem ETF mit dem Kürzel SRI werden zunächst Firmen aus umstrittenen Geschäftsbereichen ausgeschlossen. Anschließend werden die nach ESG-Kriterien besten Firmen in jeder Branche ausgesucht – so lange, bis die Anzahl der ausgewählten Wertpapiere ein Drittel der 600 Wertpapiere im Stoxx Europe 600 erreicht. Die Wertentwicklung und Kosten der beiden Indizes zeigt die Tabelle:
Nachhaltige ETFs auf den Stoxx Europe 600
Thesaurierende ETFs
ISIN
Rendite 1 Jahr / 3 Jahre / 5 Jahre
laufende Kosten im Jahr
SPDR STOXX Europe 600 SRI³
IE00BK5H8015
13,26 / 25,93 / – %
0,12 %
Amundi Stoxx Europe 600 ESG¹
LU1681040223
9,20 / 21,01 / 43,90 %
0,18 %
¹vollständige Replikation, ²synthetische Replikation, ³Sampling, mehr zum Thema Replikation in einem weiteren Ratgeber; NAV-Kurse vom 22.04.2024; Performance in Euro; Rangfolge nach 3-Jahres-Performance; Quelle: Justetf, Fondsweb
Was ist der Unterschied zwischen Stoxx Europe 600 und Stoxx Europe 50?
Der Stoxx Europe 50 ist so etwas wie der kleine Bruder des Stoxx Europe 600. Er enthält die 50 größten Unternehmen des Ursprungsindex. Der Indexanbieter Stoxx bezeichnet den Index daher auch als „Europas führenden Blue-Chip-Index“. Er gilt als Indikator für die Entwicklung des Börsenwerts und der wirtschaftlichen Situation großer europäischen Firmen.
Auch hier stammen die Unternehmen aus 17 europäischen Staaten. Das heißt: Die Auswahl geht über die Eurozone hinaus. Wegen der Auswahl der Firmen nach dem Börsenwert stimmen die zehn größten Positionen mit denen des Stoxx Europe 600 überein. Insgesamt verteilt der Stoxx Europe 50 das Risiko der Aktienanlage allerdings auf deutlich weniger Firmen als sein großer Bruder.
Welche Europa ETFs gibt es sonst noch?
Bekannter noch als der Stoxx Europe 50 ist der „Eurostoxx 50“. Dieser Index setzt sich aus den 50 größten, börsennotierten Unternehmen des Euro-Währungsgebietes zusammen. Der Eurostoxx-Index dient damit als Indikator für die Börsenentwicklung im Euroraum. Auch auf den Eurostoxx 50 gibt es zahlreiche ETFs. Dabei werden die Unternehmen ebenfalls nach der Marktkapitalisierung ausgewählt. Da Firmen außerhalb des Euroraums nicht zum Index gehören, unterscheidet sich die Zusammensetzung der zehn größten Unternehmen von der des Stoxx Europe 50 und des Stoxx Europe 600. Unter den ersten zehn Firmen im Eurostoxx 50 finden sich unter anderem die beiden Elektrokonzerne Siemens und Schneider, die Kosmetikfirma L’Oreal oder der Versicherungskonzern Allianz.
Deutlich breiter aufgestellt als der Eurostoxx 50 ist der Index „MSCI Europe“. Ähnlich wie der Stoxx Europe 600 bildet er die Aktienmarktentwicklung in Europa ab. Mit 421 Firmen (Stand: 24.04.2024) enthält er allerdings weniger Unternehmen als der Stoxx Europe 600. Der MSCI Europe ist ein Ableger des Mutter-Index MSCI World. Der Index bildet nach Angaben des Indexanbieters MSCI rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung europäischer Industriestaaten ab. MSCI nimmt dabei allerdings nur 15 Staaten in den Index auf. Im Vergleich zum Stoxx Europe 600 fehlen die Staaten Luxemburg und Polen. Insgesamt gilt daher: Im Vergleich zum MSCI Europe ist der Stoxx Europe 600 breiter aufgestellt – und streut damit auch das Risiko der Anlage stärker.
Fazit: Für wen sich der Stoxx Europe 600 eignet
Verglichen mit weltweiten Indizes wie dem MSCI World oder dem noch breiter aufgestellten MSCI All Country World enthält der Stoxx Europe 600 vergleichsweise wenige Firmen. Dennoch kann ein ETF auf den Index eine sinnvolle Ergänzung zu einem weltweiten Basisinvestment wie dem MSCI World sein. Das ist dann der Fall, wenn Sie europäischen Firmen ein stärkeres Gewicht in Ihrem Aktien-Depot einräumen möchten. Mischen Sie etwa einen MSCI World-ETF mit einem ETF auf den Stoxx Europe 600 im Verhältnis 80 zu 20, dann erhöhen Sie ihren Europa-Anteil im Vergleich zu einem reinen MSCI World-ETF von etwa 17 auf rund 27 Prozent.
Mit dem Europa-ETF ändert sich dabei auch die Branchenzusammensetzung des Depots: Es wird weniger technologielastig. Stattdessen erhalten traditionelle Branchen wie Pharma, Energie oder Industrie mehr Gewicht. Die Aktien von Unternehmen aus solchen Branchen erzielen in Boom-Zeiten an der Börse in der Regel geringere Gewinne als Technologiewerte. Auf der anderen Seite verleihen Sie dem Depot mehr Stabilität, wenn es an der Börse einmal nicht so gut läuft. Je nachdem, auf welchen Effekt Sie als Anlegerin oder Anleger mehr Wert legen, kann ein mehr oder weniger hoher Anteil des Stoxx Europe 600 sinnvoll sein.
hat als Redakteur für mehrere (Wirtschafts-) Redaktionen gearbeitet – unter anderem für das Anlegermagazin Börse Online, die Münchner Abendzeitung, die Schwäbische Zeitung und die Nachrichtenagentur epd. Der promovierte Ökonom schreibt vor allem über Anleger- und Verbraucherthemen. Neben seiner Tätigkeit für Biallo.de arbeitet er für die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.