Der Bitcoin ist mit einer Marktkapitalisierung von 870 Milliarden US-Dollar (Stand 4. April 2022) die größte und bekannteste Kryptowährungen. Bereits in unserem Artikel “Bitcoin: Fakten und Mythen im Überblick” haben wir verschiedene Thesen über den Bitcoin untersucht und mittels Fakten bewertet. Eine weitere verbreitete Meinung ist in diesem Zusammenhang, dass der Bitcoin und die Bitcoin-Transaktionen anonym seien. In diesem Artikel erfahren Sie, wie anonym der Bitcoin wirklich ist, ob eine Verfolgung der Transaktionen stattfinden kann und ob andere Kryptowährungen ein höheres Maß an Anonymität bieten.
Ist der Bitcoin anonym?
Die Antwort ist nein, denn der Bitcoin kann als pseudoanonym beschrieben werden. Dies ist dadurch begründet, dass für die Einrichtung einer Wallet und somit für die Teilnahme am Bitcoin-Netzwerk zunächst keine Identifizierung nach dem “Know Your Customer (KYC) - Prinzip” erforderlich ist. Das heißt, dass im Gegensatz zu einer Bankkontoeröffnung kein Ausweisdokument als Nachweis über die Identität benötigt wird. Daher scheint es auf den ersten Blick so, als wäre eine anonyme Nutzung möglich, da ohne eine Identifizierung Bitcoin-Gutschriften auf die eigene Wallet und im weiteren Verlauf auch Bitcoin-Ausgaben durchführbar sind.
Trotzdem wird bei jeder Transaktion die Wallet-Adresse preisgegeben, die als Pseudonym für jeden Netzwerkteilnehmer steht und somit ein Identifizierungsmerkmal darstellt, aus denen sich verschiedene Informationen über den Nutzer ableiten lassen. Folglich wird von einer Pseudoanonymität gesprochen.
Einige Kryptobörsen wie Coinbase schützen aber auch hier die Anonymität, indem bei jeder Transaktion eine neue Wallet-Adresse generiert wird. Spätestens beim Kauf von Bitcoin wird bei den meisten Krypto-Börsen jedoch eine Verifizierung gefordert und somit werden bei dem jeweiligen Anbieter die persönlichen Daten (Ausweisdokument, Selfie et cetera) verwahrt und mit der Wallet-Adresse verknüpft. Folglich ist das klassische Bargeld anonymer als der Bitcoin.
Wer kann Bitcoin-Transaktionen nachverfolgen?
Das Bitcoin-Netzwerk zeichnet durch die Verwendung der Blockchain-Technologie alle Transaktionen auf. Dabei funktioniert die Blockchain wie ein digitales und öffentliches Kassenbuch, auf das jeder über den Blockchain Explorer Zugriff hat.
Welche Daten können ermittelt werden?
Über den Blockchain Explorer können alle transaktionsrelevanten Daten eingesehen werden. Hierzu zählen die Empfänger-Adresse, die Sender-Adresse, der Betrag, das Transaktionsdatum, die Uhrzeit und sogar die Höhe der gezahlten Gebühren. Außerdem kann gezielt nach Transaktionsnummern und Wallet-Adressen gesucht werden. Hierdurch lassen sich zu jeder Wallet-Adresse der Bitcoin-Bestand und die getätigten Transaktionen einsehen.
Werden Bitcoin-Transaktionen von Ermittlungsbehörden verfolgt und sind Kryptowährungen sicher vor Sanktionen?
Da alle Bitcoin-Transaktionsdaten öffentlich eingesehen werden können, bestehen diverse Anhaltspunkte für Ermittlungsbehörden, sofern ein Verdacht der illegalen Nutzung besteht. Einige Unternehmen wie beispielsweise PricewaterhouseCoopers (PwC) bieten bereits Lösungen für die Analyse von Bitcoin-Transaktionen an. Auch die EU beschäftigte sich gemeinsam mit Interpol mit dieser Thematik und hat das Projekt TITANIUM finanziert, in dem Analyse-Verfahren und verschiedene Instrumente entwickelt wurden.
Mittels künstlicher Intelligenz werden Transaktionsdaten analysiert und verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Hierzu zählt zum einen das Einordnen von Bitcoin-Adressen in verschiedene Kategorien (Nutzung zum Glücksspiel, Einkauf bei einem Unternehmen, Nutzung auf Handelsplätzen) und zum anderen das gezielte Suchen nach einer Verknüpfung mit einer Krypto-Börse. Sobald eine illegal genutzte Wallet-Adresse mit einer Krypto-Börse in Verbindung gebracht werden kann, besteht die Möglichkeit, den Nutzer durch die bei der Börse hinterlegten Informationen zu identifizieren.
Somit sind beispielsweise die Vermögen russischer Oligarchen, die zu Beginn des Ukraine-Krieges vermehrt in Kryptowährungen investiert wurden, nicht so sicher, wie zuerst vermutet wurde. Begründet ist das dadurch, dass der Transfer der Kryptowährungen in das normale Geldsystem wieder über eine Börse geschehen muss, die wie bereits beschrieben, meistens eine Legitimation fordert. Außerdem könnten Krypto-Börsen in Zukunft ebenfalls im Rahmen der Sanktionen verdächtige Konten sperren.
Hatten Ermittlungsbehörden bei forensische Analysen bereits Erfolg?
Im Jahr 2016 wurde die Krypto-Börse Bitfinex gehackt und somit um knapp 120.000 Bitcoins bestohlen. Durch mehrere forensische Analysen konnten die US-Behörden im Februar 2022 die Hacker identifizieren und somit beweisen, dass der Bitcoin kein Allheilmittel für Kriminelle ist.
Im Jahr 2019 wurden die Betreiber des ehemals zweitgrößten Darknet-Marktes namens Wall Street Market verhaftet. Das gelang unter anderem mithilfe der Analyse von öffentlich einsehbaren Bitcoin-Transaktionsdaten.
Gibt es anonyme Kryptowährungen, die nicht aufgelöst werden können?
Neben dem Bitcoin existieren tausende andere Kryptowährungen, von denen sich einige zum Ziel gemacht haben, die Anonymität zu steigern. Diese Kryptowährungen werden als Privacy-Token bezeichnet und verschleiern die Transaktionsdaten in der Blockchain. Folglich nutzen diese Währungen verschiedene Instrumente, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen und Informationen über deren Identität zu verstecken.
Der größte Privacy-Token namens Monero hat durch die vermehrte Nutzung im Darknet an Bekanntheit gewonnen. Bei Monero sind alle Transaktionen privat und somit besteht keine umfassende Transparenz, wie bei Bitcoin durch den Blockchain Explorer. Beispielsweise kann über den Monero-Explorer nicht einmal eingesehen werden, welche Beträge versendet wurden. Außerdem bleiben die verwendeten Sender-und Empfänger-Adressen verborgen.
In einem weiteren Artikel auf biallo.de erfahren Sie, wie Sie Kryptowährungen kaufen und verkaufen und was dabei zu beachten gibt. Außerdem haben alle aktuellen Infos zum derzeitigen Bitcoin-Crash für Sie zusammengefasst und beleuchtet.
Biallo.de im Interview mit einem Krypto-Professor: