Robo-Advisor haben laut einer Studie von Deutsche Bank Research in den vergangenen Jahren deutlich wachsen können. Im Klartext heißt das, dass rund 25 Robo-Advisor in Deutschland bis Ende 2019 ein Kundenvermögen von vier Milliarden Euro verwalteten. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 waren es gerade einmal 300 Millionen Euro. Im Fünfjahresausblick könnten es bis 2025 sogar etwa 25 bis 35 Milliarden Euro werden. Zu beachten ist jedoch, dass die Studie im Februar verfasst wurde, als das Ausmaß der Corona-Krise in der gegenwärtigen Form noch nicht abzusehen war.
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Dieses Wachstum setzen die Analysten der Deutschen Bank in einen engen Zusammenhang mit der zukünftigen Marktentwicklung von ETFs (Exchange Traded Funds). Denn im Vergleich zu den klassischen und in der Regel teuren Investmentfonds, passen die eher kostengünstigen ETFs ideal zur digitalen Ausrichtung der Robo-Advisor. Demnach dürfte der wachsende Privatanlegerstamm bei den Robos die passive Anlageform der ETFs in den kommenden Jahren in Deutschland befeuern. Im Gegenzug werde sich laut Deutsche Bank Research der Anteil der traditionellen Finanzberatung, die aktiv gemanagte Investmentfonds bevorzugt, voraussichtlich reduzieren.
Im Vergleich zu den USA hinke die Entwicklung hierzulande noch hinterher. Während in Europa nur vier von zehn Finanzberatern ihren Kunden ETFs anbieten, seien es in den USA bereits neun von zehn. Zwar konnte sich der europäische ETF-Markt wie der US-amerikanische in den vergangenen zehn Jahren mehr als verfünffachen. Allerdings lag das in ETFs angelegte Vermögen in den USA Ende 2019 mit rund 4,0 Billionen US-Dollar deutlich höher als in Europa, wo nur rund 1,1 Billionen US-Dollar in Indexfonds angelegt waren.
Der Markt der Robo-Advisor in Deutschland
Kaum ein Geschäftsbereich der Finanztechnologie (Fintech) war in den letzten Jahren so in Bewegung wie die digitale Geldanlage. Nach dem Start des ersten Robo-Advisors hierzulande – im Jahr 2013 mit dem Anlageassistenten der Sutor Bank – gab es im Laufe der Jahre bis zu 40 weitere Anbieter. Jedoch sind es heute nach Fusionen und Schließungen nur noch etwa 25 aktive digitale Vermögensverwalter, welche die Deutsche Bank für ihren Analystenbericht heranzieht.
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Betrachtet man diese Akteure hinsichtlich ihrer Vermögenswerte, erkennt man schnell eine ungleiche Verteilung. Dennallein Scalable Capital belege einen Marktanteil von circa einem Drittel des deutschen Robo-Marktes. Und: "Obwohl das absolute Volumen momentan noch relativ klein ist, besitzen Robo-Advisor ein exponentielles Wachstumspotenzial, da ihr digitales Geschäftsmodell leicht zu skalieren ist", so Deutsche Bank Research.
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Wer sind die typischen Kunden für Robo-Advice?
Für die soziodemografische Analyse nutzt Deutsche Bank Research einen repräsentativen Datensatz deutscher Robo-Advisor-Kunden. Der Beobachtungszeitraum ist das Jahr 2019. Auf dieser Grundlage erklärt Analyst Orçun Kaya, dass es längst nicht mehr vorwiegend die Generation der Millenials ist, die Robo-Advisor in Deutschland als Geldanlage nutzen. Jedoch ist die digitale Vermögensverwaltung mit 80 Prozent männlichen Nutzern eine Männerdomäne. Weibliche Investoren gelten aktuell noch als Zaungäste gegenüber Robo-Advice, aber ihr Anteil wird in Zukunft voraussichtlich zunehmen.
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Zudem zeigen die erhobenen Daten, dass Robo-Kunden größtenteils zur Gruppe der 45- bis 54-Jährigen gehören. Das lässt darauf schließen, dass Privatanleger mit zunehmendem Alter und steigendem Vermögen eher dazu tendieren, auf Robo-Berater zurückzugreifen. Für die älteren Generationen hingegen scheint es überwiegend nicht einfach, sich an derart neue Technologien heranzutrauen.
Interessant auch: Laut Deutsche Bank Research ist das durchschnittliche Einkommen eines Robo-Advisor-Kunden fast dreimal so hoch wie das eines typischen Bankkunden. Paradoxerweise könnten die kostengünstigen Robo-Advisor aber gerade für Menschen mit niedrigem Einkommen vorteilhaft sein.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass 65 Prozent der analysierten Anleger vorrangig sogenannte "digitale Investoren" sind, die während ihres gesamten Investment-Prozesses keinen aktiven Fondsverwalter einsetzen. Die Analysten schreiben diese Charakteristik vor allem der Generation Y – also den Millenials – aber auch der jüngeren Generation zu. Denn diesen Menschen ist Effizienz und Autonomie für ihre finanziellen Angelegenheiten sehr wichtig. So bevorzugen 37 Prozent der Robo-Kunden, Informationen über ihre Finanzen in Echtzeit durch E-Mails, Push-Mitteilungen etc. zu erhalten. Auf die persönliche Beratung in einer Bankfiliale wollen sie aber trotz ihrer Online-Affinität nicht verzichten. Gemäß dem Bericht der Deutschen Bank besuchen 40 Prozent der Robo-Advisor-Klientel Filialen in ihrer Nähe, um dort mit Mitarbeitern zu sprechen.
Biallo-Tipp: Den kompletten Bericht von Deutsche Bank Research können Sie hier abrufen. Außerdem erhalten Sie hier alle Informationen zum Robo Advisor Robin der Deutschen Bank.